„Ein Zitat von Goethe paßt meistens — hier >' sogar ausgezeichnet."
„Du bist ewig stoffhungrig und witterst überall Romanmotive."
„Dies wäre jedenfalls ein schon tausendmal behandeltes Thema! Freilich, alle Konflikte setzen sich aus denselben Urstoffen zusammen."
Norbert zog den Freund mit sich. „Für dich ist heut nach deinem vielen Herumwandern das Bett der beste Platz. Aber ich bleibe bei dir sitzen, bis du schläfst. Du bist imstande nochmals fortzurennen. Weißt du, daß ich heute deinetwegen viele Arbeitsstunden versäumt habe?"
„Warum läufst du hinter mir her? Laß mich in Frieden! Geh lieber der kleinen Nadine Holzinger „ach. Helfen würde das zwar auch nichts, denn «er sich hängen will, findet immer einen Strick - und wer in sein Unglück rennen will, hats meist sehr eilig."
Norbert sagte nichts darauf. Sein Gesicht sah mdem graublassenLichtdes langsam verschwimmenden Frühlingsabends hart und gespannt aus. Statt der Antwort seufzte er nur ein paarmal tief auf.
* In dem Palasthotel unter breitblätterigen Musas, schlank aufstrebenden Palmen und bunten Azaleenstrüuchern jauchzten und schluchzten die Geigen.
DieZigeuner, elegante Gestalten in rotverschnürten Röcken, spielten meisterhast. Wie ein Strich, eine jubelnde, klagende Geigenstimme klang die Musik.
An den zierlich gedeckten, mit Blumen reich geschmückten Tischen saß die elegante Welt von Paris. Damen in schicken, oft etwas extravaganten Toiletten, Herren in tadellosem Gesellschaftsanzua, t meist eine weiße Blüte im Knopfloch. Ein Neger I in buntseidenem Gewände reichte jeder eintretenden R Dame das Programm auf einem kleinen Papier- Msächer. Die Kellner bedienten geräuschlos. Der »schwüle Duft von Peau d'Espagne und Chypre Durchzog die vornehmen Räume und verdeckte fast rn süßen Geruch der vielen frischen Blumen.
Georg bemerkte mit Stolz, daß sogar hier in diesem auserwählt eleganten Kreise die reizende Erscheinung seiner Begleiterin auffiel.
Nadine sah erstaunend alles an.
„Waren Sie wirklich noch niemals hier?" sragte Georg. „Trotz Ihres zweijährigen Aufenthalts in Paris?"
Er bestellte ein leichtes Abendessen — ein wenig Hummer, kaltes Huhn und eine Flasche Champagner, die bald in einem silbernen Eiskühler neben ihnen fror.
„Wie sollte ich wohl hierherkommen?" lachte sie. — „Aber heute will ich es genießen! Das ist ja das Recht der Künstler, jede Stunde voll md ganz auszukosten. Wir genießen und leiden » mtensiver wie andere Menschen, denn mit feineren I Sinnen, mit jeder Faser unseres Seins leben wir!" » Georg hob das schäumende Glas hoch. „Auf
k die Kunst und ihre schönste Jüngerin I"
Unwillkürlich mußte er plötzlich an i den letzten! Wsrmischtes.
Tonst denken, den er ausbrachte in dem stillen!
ernsten Speisesaal von Lehmin, an die strahlend' " Inder „Nordd. Allg. Ztg." werden Winke
> glücklichen Gesichter seiner alten Eltern und Anne- für das nach Italien reisende Publikum veröffent- Maries blonden Kopf, den sie mit königlicher sicht. In dem Artikel heißt es: In Italien ist Herablassung für seine Ovationen dankend neigte, das Tragen von Waffen (Revolver, Stockdegen, Er schüttelte sich. Das reine Sibirien — diese größere Messer, Scheren» ohne zuvorige Lösung Lehminer Atmosphäre! Hier war's anders. Wärme, eines Waffenscheines verboten. Bei^Verletzung Schönheit, Grazie umgalen ihn und verkörpenen dieses Verbots muß nach italienischen Strafbestim- sich in der verführerisch reizenden Mädchengestalt »rungen auf Gefängnisstrafen erkannt werden, neben ihm. Geldstrafen sind dagegen ausgeschlossen. Wieder-
Von den Nebentischen klangen die Gläser, holt sind infolge dieser Vorschriften Reisende bereits Lachen, Scherzworte herüber. Georg griff nach verhaftet worden oder sonst in die größten Unge- Nadines Glas, um es neu zu füllen. ' legenheiten gekommen. Die Mitführung einer
„Nadine — sagte er leise und noch einmal: Waffe sollte daher unterbleiben, oder zuvor der „Nadine!" Waffenschein besorgt sein. Es wird ferner darauf
Sie senkte die Wimpern. Ihr Mund blühte aufmerksam gemacht, daß die italienischen Postan- so rot wie die Rosen in ihrem Gürtel. stalten Wertsendungen und Postanweisungen nur
Die Geigen jauchzten und sangen immer wilder hei Vorlage eines Passes aushändigen. Es kann ihre nervenausreizenden Walzer. dahernichtdringend genugempfohlenwerden,diekleine
Um ihre Verwirrung zu verbergen, nahm Mühe und Ausgabe für die Beschaffung eines Nadine den Papierfächer und las die Nummer Reisepasses von seiten der heimatlichen Ortsbe- des eben begonnenen Musikstücks. „Liebe verzeiht Hörde nicht zu scheuen, um Geldverlegenheiten und — Walzer von Roos", sagte sie halblaut vor dre daraus erwachsenen unübersehbaren Folgen sich hin.' zu vermeiden.
„Liebe verzeiht!" wiederholte Georg. „Ob das Das Prozessieren wird vermutlich teurer wohl wahr ist? Verzeiht Liebe wirklich alles, werden als bisher, denn die Gebühren des Rechtsoder trifft jede Kränkung so tief, daß sie unser- Anwälte sollen erhöht werden. Im Reichsjustizamt zeihlich wird?" .. ^ ist beabsichtigt, kommissarische Beratungen stati
sch weiß es nicht", antwortete Nadrne lang- finden zu lassen, die sich mit dieser Gebühren- sam. „Ich habe noch nie jemand geliebt außer echöhung der Rechtsanwälte befassen. Bevor jedoch meinem Vater und meiner Kunst." derartige Verhandlungen zwischen den beteiligten
„Wenn -sie für mich „Mutter" statt „Vater" Ressorts stattfinden, wird das Ergebnis einer Erjagen, trifft das auch bei mir zu - bis jetzt." — Hebung abgewartet werden müssen, das einen ge- Seine heißen Augen gaben den Worten eure be- naueren Ueberblick über die tatsächlichen Einnahmesondere Bedeutung. „ . quellen der Anwälte gestattet. Zu diesem Zweck
Der Walzer verklang mit einem wehmütigen werden Fragebogen ausgearbeitet, die den Rechts- Akkord, der wie ein schmerzliches Nachschluchzen Anwälten vorzulegen sind. Seitens der Regierung weiter zitterte. . wird anerkannt, daß die eingeführten Gebühren den
„Es ist spät und ich wohne weit", mahnte heutigen Zeitverhältnissen nicht mehr entsprechen. Nadine. ^^
Georg stand sofort auf. „Sie denken doch nicht, - .
daß ich Sie allein gehen lasse?" . Obstprelszettel.
„Warum nicht? Ich benütze die Straßenbahn. > Stuttgart, 4. Okt. (Mostobstmarkt auf dem Sie wohnen in dieser Gegend, weshalb chllten Nordbahnhof.) Stand: 28 Wagen. Neu zuge-
VSie sich so unnütz müde machen?" führt waren 17 Wagen und zwar: 3 aus Würt-
„Was kümmert mich der lange Weg? ent- temberg 850 Mk., 2 aus der Schweiz 750—770
gegnete er. „Uebrigens suche ich mrr nun doch Mark, 2 aus Oestereich-Tirol 840 Mk., 8 aus
eine Wohnung im Quartier Latin. Ich vertrödele Hxsft,, 820—840 Mk., 2 aus Bayern 820-840 zu viel Zeit durch die große Entfernung, denn Mark. Nach auswärts wurden 12 Wagen ver-
ich habe mir vorgenommen, auch noch un Gips- simdt. Kleinverkauf 4.40—4.60 Mark,
saal zu zeichnen. Mir ist korrektes Zeichnen nach Stuttgart, 5. Okt. (Mvftobstmarkt auf dem Gipsabgüssen ebenfalls sehr nötig." Nordbahnhof). Stand: 29 Wagen. Neu zugeführt
„Haben Sie das selbst herausgesunden / Oder waren 27 Wagen und zwar: 4 aus Württemberg weshalb wollen Sie sich sonst diese -strafe aus- 900 —940 Mk., 13 aus der Schweiz 700—940 erlegen?" ^ „ Mark. 1 aus Oestreich-Böhmen, 9 aus Hessen
„Um da zu lem, wo Sie sind. 900 — 960 Mk. Nach auswärts wurden 17 Wagen
Eme zarte Röte stieg m ihr Gesicht. Ohne versandt. Kleinverkauf 4.70 bis 5.20 Mk. Markt
Antwort verließ sie mit ihm den heißen, dust- lebhaft.
durchzogenen Raum. ._
(Fortsetzung folgt.)
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