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Amtsblatt

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M. 118 j

Donnerstag, den 6. Oktober tuil>

46. Jahrgang

WurröscHcrir

Stuttgart, 3 Okt. Die Arbeiten am neuen Hoftheater schreiten rasch voran. Das Opernhaus hat bereits die Höhe von etwa 12 Meter erreicht und das nebenan l egende Verwaltungs- und Maga- jingebäude ist schon bis zur Dachhöhe im Rohbau ßrtiggestellt, so daß mit der Eindachung in der Höchsten Zeit begonnen werden kann. Beim neuen Schauspielhaus ist mit den Fundamentierungsar­beiten begonnen worden. Im ganzen sind bei den Theaterbauten 400 Arbeiter beschäftigt. Mit Abbruch der Entreß-Fürsteneck'schen B'lla an »er Ecke der Kriegsberg und Bahnhofstraße, auf de- mAcealdas neue Generaldirektionsgebäude errichtet rd, ist jetzt begonnen worden.

Regierungsdirektor Dr. v. Hieber, der lang- ssige 1. Vorsitzende des württ. Evang. Bundes/ ) dieses Amt niedergelegt. An seine Stelle ist tr seitherige 2 Vorsitzende, Stadtpfarrer Traub- :Mgart, getreten, der seinerseits wieder durch »» bisherigen Schriftführer, Schulrat Dr. Mosapp, chht wird.

Stuttgart, 3. Okt. Eine sonderbare Ansicht »landeten beim Cannstatter Volksfest zuweilen nieder Reisende über die Pflichten der Eisenbahn, Dorderst ihr vermeintliches Recht auf Beförderung Ä einem bestimmten Zug. Ein derartiges Recht ist niemanden zu. Durch solche Ansprüche würde ganze Fahrplan über den Haufen geworfen sd der Betrieb überhaupt lahmgelegt. Vielfach igle sich auch der Anspruch auf einen Sitzplatz, -ist ebenfalls hinfällig. Nur soweit Platz vor- Äen, steht dem Reisenden das Recht darauf zu. Än Reisender besitzt einen Anspruch, in einer ^stimmten Klasse oder in einem bestimmten Abteil «fördert zu werden. Ein Recht, sich in einer stheren Klasse Platz zuverschaffen,wenndieniedrigere besetzt ist, besteht vollends nicht. Dagegen kann beispielsweise bei Platzmangel vom Zugpersonal erklärt werden: Es ist in I., II., III. Klasse alles besetzt und nur noch Platz in IV. Klasse vorhanden. Es steht nun bei dem Reisenden selbst, ob er diese Aasse benützen will. Er kann dann Rückvergütung iber Fahrpreisdiffereuz beantragen.

Cann statt, 4. Okt. Im Alter von 76 Jahren »hier der Reichsgerichtsrat a. D. Dr. G. Friedrich Lenz gestorben. Er hat von 1870 bis 1886 Bezirk Urach in der württembergischen Zweiten nner, ferner von 1874 bls 1876 und 1884 , 1886 den 5. württembergischen Wahlkreis im bkichstag vertreten. 1882 war er Vizepräsident ir Zweiten Kammer. Er gehörte der deutsch- 'Evnalen Partei an.

Calw, 4. Okt. In vergangener Nacht hat sch in Unterceichenbach auf der Schwarzenburger -fräße eine Bluttat abgespiell. Man vermutet, stf der Goldardeiter Goche zuerst seine 20jährige «liebte und hernach sich selbst erschossen hat.

wurden als Leichen, der Liebhaber mit 'A Revolver in der Hand, gefunden , Liebenzell 3.Okt. DasDiakonissenerholnngs- W dieSchlayerburg". ging um die Summe von E>00o Mk. jn tzen Besitz der Frau General von «st über. Dieses burgartige Gebäude auf dem 8> Klosterbuckel ließ die Tochter des Staats- Mters von Schlager im Jahr 1888 erbauen. Mch Schenkung ging es später in den Besitz des Stuttgarter Diakonissenhauses über und diente seit- / zahlreichen Schwestern als Erholungsheim. ^ die Räumlichkeiten aber für die große Zahl -Muiigsbedürftiger Schwestern nicht mehr aus- Wen, so hat das Diakonissenhaus beschlossen.

ein großes Erholungsheim am Weg zumKaffeehof" zu erstellen, mit dessen Bau in nächster Zeit be­gonnen werden wird. Ueberhaupt ist die Bautätig keit zur Zeit hier eine äußerst rege. Nicht weniger als 7 Landhäuser sind gegenwärtig im Bau be- ' griffen. Dazu kommt noch das Bahnhotel, zu dessen !Bau die Grabarbeiten in letzter Zeit in Angriff ! genommen wurden.

j Kirchheim-Teck. Bei der im Lauf des September in Stuttgart vor der Kgl. Komission abgehaltenen Einjährigen-Freiwilligen-Prüfung hat die hiesige Handelsschule zwar nicht, wie schon oft in letzter Zeit, einen vollen Erfolg erzielt, aber doch ganz befriedigend abgeschnitten. Von den von der Direktion zur Prüfung bestimmten Zöglinge haben nämlich zehn dieselbe bestanden, während es zwei Schülern, teilweise infolge Kränklichkeit, noch nicht gelungen ist, den Berechtigungsschein zu erhalten. Besonders hervorzuheben ist, daß unter den Be­standenen einige sind, die in verhältnismäßig sehr kurzer Zeit, trotz geringer Vorbildung, ihr Ziel erreicht haben.

Untertürkheim, I.Okt. Heute abend erfolgte in den Daimler Motorwerken die angekündigte Kündigung von 60 Prozent der Arbeiter. Die Zahl der Betroffenen beläuft sich auf ca. 1200.

Kornwestheim, 3. Okt. Die Eisengießerei von Karl Stotz, die ungefähr 900 Arbeiter be­schäftigt, hat am Samstag ca. 75 Prozent ihrer Arbeiterschaft gekündigt. Der Rest der Arbeiter hat heute früh seine Kündigung eingereicht.

Ellwangen, 3. Okt. Wegen erschwerter Amts- unterschlaguvg hatte sich vor den Geschworenen der vormalige Polizeiamtmann Stadelmeier aus Gmünd zu verantworten. Die Geschworenen sprachen ihn im Sinne der Anklage schuldig, billig­ten ihm aber mildernde Umstände zu. Das Urteil lautet auf 1 Jahr Gefängnis unter Anrechnung von 3einhalb Monaten Untersuchungshaft.

Rottweil, 1. Okt. Die Fabrik» beiters- Eheleute Hampp in Schwenningen hatten vor 6 Jahren ihr Mobiliar bei einer Berliner Gesell­schaft in Höhe von 3000 Mk. versichert. Am 1. Mai brach in dem Gebäude, in dem sie zur Miete wohnten, ein Brand aus, wobei der größte Teil ihrer Habe vernichtet wurde. Von. der Ver­sicherungsgesellschaft zur Angabe ihres Schadens aufgefordert, berechneten sie diesen zunächst auf 2362 Mk-, von denen sie 2000 Mk. entschädigt verlangten. In einer weiteren Aufstellung, die auf Verlangen der Gesellschaft gefertigt wurde und in der jeder einzelne Gegenstand aufgesührt war, erhöhten sie den Schaden auf 2742 Mk. und ihren Anspruch gegen die Gesellschaft auf 2500 Mk. Die letztere wollte jedoch nur einen Schaden in! Höhe von 285 Mk. anerkennen, da der Verdacht betrügerischer Manipulationen vorlag; außerdem erstattete sie gegen die Versicherten Strafanzeige. Die Untersuchung ergab, daß die Versicherten nicht! allein den Wert der verbrannten Gegenstände, trotz eingehenderBelehrung seitens des Versicherungs­inspektors, viel zu hoch angegeben, sondern auch > eine ganze Anzahl Gegenstände als verbrannt! bezeichnet Hutten, die sie zurzeit des Brandes > überhaupt mcht mehr besaßen. Nach den Aussagen ^ der Zeugen war die ganze Haushaltung der Ehe- > eute beim Brand nur noch einige hundert Mar^ wert. Wegen versuchten Betrugs erkannte die. Strafkammer gegen den Ehemann auf eine Ge- > fängnisstrafe von 2 Monaten, gegen die Ehefrau ! auf eine solche von 1 Monat. j

Bad Mergentheim,4.Oktober. DerHaupt-; treffer bei der letztem Ziehung der Braunschweiger

"20 Talerlose mit 81000 Mark ist hieher gefallen. Eine Ueberraschung, die sich der Betroffene gefallen lassen kann.

Die Silberwarenfabrik P. Bruckmann und Söhne in Heilbronn a. N. erhielt in Brüssel für ihre reichhaltige Ausstellung von modernen Silber- i geräten den Grand Prix. Zugleich wurde bei der Firma der 100 000 Fr.-Preis für die Lotterie angekauft.

Pforzheim, 3. Okt. In dem benachbarten Ort Eutingen wurde in einem Gastzimmer der Wirtschaft zumWaldhorn" heute vormittag um 11 Uhr eine 30 Jahre alte Spitzenhausiererin ermordet ausgefunaen. Die Hausiererin war gestern abend in Begleitung zweier Schirmflicker in dem genannten Gasthaus angekommen, wo man sie für die Frau des einen Vieser Schirmslicker hielt. Ver­dächtig, den Mord verübt zu haben, sind die beiden Schirmflicker, die sich schon in der Frühe des heutigen Tags entfernt haben. Da die Frau so lange nicht erschien, begab man sich in das von ihr bewohnte Zimmer, wo sie tot aufgesunden wurde. Ob ein Raubmord oder eine Eifersuchtstat vorliegt, steht noch nicht fest.

Pforzh eim,4. Okt. Der Mörder der gestern vormittag in Eutingen tot ausgefundenen Hausiererin, die als eine Luise Hofmann aus Winzerhausen, OA. Marbach, 24 Jahre alt und ledig, ermittelt wurde, hat sich heute nachmittag gegen 4 Uhr der Staatsanwaltschaft freiwillig gestellt, nachdem schon heute vormittag sein Bruder in Stuttgart festgenommen und sofort hierher gebracht worden war. Der Täter ist der 27 Jahre alte Hausierer und Bürstenmacher Alwin Wittich aus Großbottwar (OA. Marbach), er jat die Hausiererin, mit der er intime Beziehungen unterhielt, aus Eifersucht durch einen Stich in die Schlagader gelötet und g ng dann flüchtig. '-Us er erfahren hatte, daß seine Angehörigen sistiert worden sind, um sie über ihn und seinen Bruder, sowie über die Tote zu vernehmen, faßte er den Entschluß, sich zu stellen, und gab dann hier seine Tat zu.

Pforzheim,4.Okt. Der hiesige Polizeihund Hassan" hat dieser Tage einen merkwürdigen Fall aufgeklärt. In einem Hause der Maximilianstraße waren 350 Mk. und ein Eheringweggekommen". Der Polizeihund verbellte nun anhaltend einen Schrank und eine darinhängende Frauenbluse. Als man diese näher untersuchte, fand man das Geld und den Ring in dem Aermel eingenäht. Es war nicht gestohlen, sondern von dem betreffenden Familienmitglied auf diese schlaue Art dem lieben Nächstenaus den Zähnen getan" worden.

Pforzheim, 4. Okt. Bei einem Möbel­wagenumzug gah ein Fuhrknecht einem dem Trunk ergebenen Kameraden für seine losen Reden eine Ohrfeige, sodaß der Bezechte rücklings unter den Möbelwagen fiel. Die Räder gingen ihm über die Brust und töteten ihn auf der Stelle. Es ist der von seiner Frau geschiedene, 43 Jahre alte Karl Rühle von Conweiler.

Oppenau, 1. Oktbr. Von hier wurden über 1800 Zentner Heidelbeeren versandt Der Erlös betrug etwa 22 000 Mk. Das Kirchspiel Peterstal dürfte eine Einnahme vo» rund 50 000 Mk. aus dem Verkauf von Heidelberen erzielt haben.

Der Fürst von Fürstenberg errichtet in Berlin unter den Linden einen großen Bier­palast, in dem nur sein Donaueschinger Fürsten­berg-Bräu zum Ausschank kommen wird.

Berlin, 5. Okt. Der berühmte Kliniker Wirkl. Geh. Rat Prof. v. Leyden ist heute im 79. Lebens­jahr gestorben.