kraft auf den alten Soldaten ausübt, der an diesem Abend alle möglichen Scenen und Erlebnisse aus dem Soldatenleben zu schauen bekommt, teilweise sie auch mitdarstellen Hilst und der dabei gerne Erinnerungen an seine eigene Militärzeit auffrischt. Diesmal wurde wieder Vieles und Prächtiges geleistet. Auf ein einleitendes Musikstück folgte die Begrüßung der Versammelten seitens des Vorstands, Hotelbesitzer Schmid, dessen kernige Ansprache in einem mit aufrichtiger Begeisterung aufge­nommenen Hoch aus die Majestäten ausklang. Das mit Schneid und Exaktheit durchgeführte Programm brachte des Guten und Genuß­reichen fast zu viel und viel Fleiß, Talent und Mühen gehörten bei den Leitern und Mitwir­kenden dazu, in der zur Einübung der Auf­führungen zur Verfügung gestellten Zeit in allen Teilen so effektvolle Resultate zu er­zielen, wie es durchweg der Fall war. Männerchöre darunter der schwierige, herrliche Mendelssohn'sche ChorLied der Deutschen in der Fremde", der immer gern ge­hörte liebliche ChorAus der Jugendzeit" von Schumann, das äußerst stimmungsvolle DoppelquartettDie Abendglocken" von Abt, humoristische Darbietungen köstlichster Art und die übliche Gabenverlosung alles war vom besten Klang und von vorzüglichster Wirkung. Verdienten Beifall erzielte Fräulein Thekla Schmid mit dem LiedUeber Nacht" von Burkhardt, das sie mit großer Wärme, gutem Ausdruck und sympathischer Stimme, wie auch mit unverkennbarer Schulung sang, diskret be­gleitet von Musiklehrer Wörner. Letzterem gebührt wieder die Palme des Abends. Es ist zu bewundern, was alles er an solchen Abenden leistet, sei es in den Männerchören, sei es in der Begleitung und Leitung der Ge­sangsstücke überall zeigt sich der Meister. Die komische OperetteFidelia", welche an die Mitwirkenden Fräul. E. Kappel mann, Fritz Treiber, Wilhelm und Josef Eitel und I. Krimmel große gesangliche und mimische An­forderungen stellte, denen sie alle in über­raschender Weise gerecht wurden, gefiel ungemein: großen Heiterkeitserfolg hatte die lustige Duo­szeneSchuster Sohle und sein Ideal", in welcher Robert Bausert und Robert Schmid sehr gut sangen und mimten. Ausgezeichnetes leisteten Fräul. Wacker, Aug. Treiber, Fr. Schmelzte und Horkheimer in der humo­ristischen EnsembleszeneDer rausbugsierte Bräutigam", ein Stück vortrefflicher, wenn auch derber Komik. Das Original-CoupletRodel­heil", in welchem Josef Eitel wiederholt Gelegenheit hatte, sein Talent zu entfalten, fand freudigste Aufnahme; der das Lokale streifende Vers, von Eitel selbst verfaßt, gefiel so gut, daß man gerne noch mehr gehört hätte. Aeußerst dankbar und von durch­schlagendem Humor warDie Soldatemnutter" von Fräulein E. Kappelmann, Fr. Bechtle, Josef Eitel, Robert Schmid und Georg Gall brillant wiedergegeben und mit ungeheurem Jubel ausgenommen. Alle Achtung vor den gesanglichen Leistungen der Mitwirkenden, ins­besondere (die Kameraden werden wohl ent­schuldigen) von Fräulein Kappelmann, die über einen klangvollen, ausgiebigen Sopran verfügt und sicher singt. Angenehm ausge­füllt waren die Pausen durch Vorträge der Kapelle Asch aus Pforzheim. 4 Mitglieder des Vereins wurden durch Diplome für 25jäh- rige treue Pflichterfüllung im Verein ausge­zeichnet: Wilhelm Fischer, Johann Müller, Heinrich Jahn, Jakob Wacker. Stadtschult­heiß Baetzner überreichte die Urkunden mit ansprechenden, markigen Worten und brachte ein Hoch aus auf die Jubilare. Lange noch hielt die festliche Stimmung bei fröhlicher Unterhaltung und bei flottem Tanz an u. Küche u. Keller des Herrn Schäffler boten ihr Bestes. Wohl jeder Teilnehmer ging befriedigt von der schönen Feier nach Hause. Zum Schluß noch dem Vorstand, Herrn G. Schmid ein aufrichtiges Dankeswort für seine große Mühe­waltung, das ganze Arrangement, sund für sein vortreffliches Verständnis für die umsichtige Leitung der vielseitigen Veranstaltung. Das an die Protektorin des Vereins, Ihre Maje­stät die Königin, abgesandte Ergebenheitstele­gramm fand andern Tags huldvollste Beant­wortung.

herrlos.

Erzählung von S. CH. von Sell.

(Fortsetzung) (Nachdruck verboten)

Da standen Weinflaschen und blanke Konserven- > büchsen in Reih und Glied, Blechkisten mit ^ Zwieback, mit Kaffee, Kakao und Tee, Fleisch- ^ extrakt und allerlei Dinge, welche Soferl noch nie gesehen hatte. Wieder nach etlichen Tagen , kamen Koffer mit Kleider und Büchern, welche !die Wirtsleute in München noch in Verwahr­ung gehabt. Dann begann der Landbriefträger regelmäßig seinen Weg nach dem Hause der Mitleitnerin zu nehmen. Er brachte Zeitungen

sie mit demKaplau darüber. Der meinte: Der Touristenverkehr bringe seine Uebelstände mit sich. Aber es sei doch nur noch eine Frage der Zeit, wenn er hierher gelenkt werde und für die fast durchgehends armen Bewohner des Ortes könnte er in vieler Hinsicht segensreich werden. Dem Luisl und der Soferl wünsche er alles Gute, denn sie seien es wert.

Hätt' ich nur einen, der mir den Kosten­anschlag machte, .seufzte , Kitty bei sich. Sie hatte einen Grundriß des Hauses, wie sie es sich praktisch dachte, gezeichnet. Manchmal zuckte es in ihren Fingern, das Blatt an Mansuetos senden und um seine Hilfe, seinen

zu lenven und um seine Hilfe, feinen Rat zu und illustrierte Blätter, welche die Baronesse Mitten. Wie gern würde sie einmal seine Bau­bestellt hatte. Und nachdem so die Kultur- Arm sein! Aber sie wagte nicht, ihm zu

Menschen wiederum ein Stückchen der Welt, der sie entfliehen wollten, in die ländliche Ein­fachheit und schlichte Großheit der Natur hin­eingetragen, hielt Frau von Langfeld ihren Einzug in einer Mietskutsche aus der Stadt.

Sie war zunächst nicht wenig chokiert über die Wohnung im Bauernhause, die kleinen Fen­ster, die niedrigen Stuben. Aber ihre Herrin hatte nun einmal beschlossen, den Sommer hier zu verbringen, also ziemte es ihr, sich hineinzu­finden. Und Kitty selbst schien vollauf zufrie­den. Bei schönem Wetter speisten die Damen draußen unter den schattigen Bäumen hinter dem Hause, wo sich gelegentlich am Zaun ein paar Dorfkinder als Zuschauer einfanden. Kitty kannte bald jedes beim Namen. Ihre stete Freundlichkeit und ihre in einzelnen Notfällen wahrhaft großartige Hilfe überwanden das Miß­trauen der Leute allmählich ganz. Mit Soferl stand sie auf bestem Fuße. Sie lehrte sie Kon­servenbüchsen öffnen und den Inhalt je nach seiner Art verwerten. Sogar feine Mehlspeisen mußte das Dorfkind machen lernen. Bald ge­lang es Soferl auch, die von der jungen Dame bevorzugten weißen Kleider regelrecht zu plät­ten. Kitty war nicht umsonst auf dem Lande groß geworden und besaß allerlei häusliche Kenntnisse, die ^n ihrem vornehmen Berliner Hanshalte nie zur Anwendung kamen. Frau von Langfeld staunte darüber fast ebenso sehr wie Soferl und Notburga.

Bald merkte Kitty, daß der Loisl gern einen Vorwand suchte, um in das Mitleitnersche Haus zu kommen und die Soferl schien ihn nicht un­gern zu sehen.

Einst, als Fräulein von Thingen auf einem ermüdenden Weg an grasbewachsenem Abhang rastete und der Loisl ihr zur Seite stand.

schreiben. Die Aufgabe war sicherlich zu un­bedeutend für den Herrn Professor und dann, wie mochte er über sie denken nach allem, was Frau Reichmann ihm gesagt hatte? Ver­urteilte auch er es. daß sie Heinz nach München gebracht hatte? -- Uebrigens gab sie, wenn sie ihm schrieb, ihr Inkognito hier auf

Im Juli erhielt Kitty endlich über Berlin zwei Briese von Heinz. Er schrieb im ersten sehr betrübt über ihr plötzliches, unerklärtes Verschwinden aus München. Er war möglichst bald nach Leonie übergesiedelt. Nun lebte er den ganzen Tag im Freien und verspürte be­reits den guten Einfluß auf seine Gesundheit. Der zweite Brief meldete weitere Fortschritte, Heinz plante sogar mit dem Vetter einen Aus­flug nach dem Eibsee. Ferner berichtete er, daß Willibald der Mutter vor einigen Tagen Mitteilung von seiner Verlobung gemacht habe. Die Braut sei die Tochter eines wohlhabenden deutschen Faktoreibesitzers in Deutschland er­zogen und nach der Photographie recht hübsch. Willy scheine sehr glücklich und seine Mutter schwimme natürlich in einem Meer von Wonne. Die Hochzeit solle bald stattfinden.

Kitty atmete tief auf, als sie die Lektüre beendet hatte. Ihr Blick wandte sich zum Fenster, oeben durchdrang die Sonne sieg­reich den Nebelschleier, mit denen sich die Berge seit Tagen verhüllt gehalten, Baumwollflocken gleich zerflatterten sie au den grauen Felswänden, der Himmel blaute und schimmernd im reinen Weiß des frisch gefallenen Schnees schauten die Häupter des Gebirges herab. Ihr aber war's, als entschwebte auch ein Schatten, der seit langer Zeit über ihrem Gemüt gelagert hatte.

Nun hat '»der Herr Kaplan auch einen Gast/' berichtete Soferl eines Mittags, als sie

»annte sie ziemlich unvorbereitet den Namens Damen die Zeitungen in den Grasgarten

der schckucken. jungen Mitleitnerin. Hei, wie dem Burschen die Röte in die braunen Wangen ^ stieg! Da fragte ihn Kitty, warum er die Soferl! nicht heimführe; er habe sie doch augenschein-! lich gern. j

Gern haben?" wiederholte er.Rein när-! risch könnte' ich werden wegen dem Dirndl.' Aber warum wir nil zusammen heiraten? Ja,'

brachte, wo sie nach einem heißen Spaziergang im Schatten der großen Bäume ausruhten.

Wir müssen eine Notiz über den ^hiesigen Touristenverkehr an die Zeitungen schicken," scherzte Kitty.

Wer ist es denn?" forschte Frau von Lang­feld, die nachgerade eine brennende Sehnsucht wenn wir zwei allein wären auf der Weltl!"^ zivilisierten Menschen empfand.

Zwei junge und gesunde Leut' die schlagen sich i »Die Notburga sagt: ein Baron aus Mün-

schon durch. Aber nun hat jedes von uns eine ^ chen. Ich glaubs aber nit, er trägt einen ganz

alte Mutter. Die Mitleitnerin kann halt gar-, simplen Lodenanzug."

nix mehr schaffen unv mein Mutterl ist haltNun, deswegen"

auch schon kümmerlich. Grad', daß sie noch >Ach, sie will sich nur aufspielen! Der Herr

ein wenig nach dem Kochen schaut, wenn ich auf Kaplan darf doch nichts geringeres haben, als

Arbeit bin. Wenn aber die Soferl für zwei! wir."

alte, kranke Weibsleut' zu sorgen hät' und her- ^ Die Damen lachten und Soferl kehrte zu nach vielleich noch für so und so viel Kleine ihrer Arbeit zurück. (Fortsetzung folgt.)

ich allein könnt' wohl kaum das Brot her- schaffen für so viele Mäuler." j

Sie ging weiter. !»

Wißt Ihr was?" begann die junge Dame ^ wieder. »Ihr könntet ein hübsches Stück Geld verdienen, wenn Ihr das der Mitleitnerin, umbautet und vergrößertet und im Sommer an Fremde vermietetet. Drüben in Sankt Florian finden die zuströmenden Reisenden kaum noch Unterkommen. Es kommt nur darauf an, daß einer die Sache in die Hand nimmt, so werden die Gäste sich schon herziehen. Eigentlich hat die Mitleitnerin schon einen Anfang gemacht."

Schon recht, Baroneß. Wenn wir's Geld hätten, hernach ließ sich die Lache schon richten. Aber wenn wir selbst wollten wer leiht uns Geld, wenn keine Sicherheit vorhanden ist?"

Kitty ließ das Thema fallen, aber ffie sann ihm oft in stiller Stunde nach. Endlich sprach

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