von Kindheit an meine liebste Gefährtin und begleitete meine Mutter und mich öfters auf Reisen. So kam sie auch einmal nach Gastein. Dort lernten wir Egon von Mansuetos und seinen Vater kennen und waren viel zusammen in den sechs Wochen. Der Graf wünschte, sein Sohn möge heiraten. Aber er müßte eine reiche Frau haben und das widerstrebe seinem stolzen Sinn. Er hätte wohl eine gefunden .... Er war schon damals unbefriedigt, nach anderem strebend. Er wollte frei werden von den äußeren Scheindingen, wie er die Verpflichtung nannte, die sein vornehmer Name ihm auferlegte. Er empfand sie als Zwang. Wie oft stritt ich mit ihm über diese Dingel „Bekehren Sie ihn", sagte mir sein Vater. „Wir wollen Ihnen alle danken!" Aber das war mir nicht beschieden. Beate verhielt sich still bei solchen Gesprächen. Nur ihre blauen Augen leuchteten seltsam, wenn er seine Theorien über die Gleichheit aller Menschen und über die hohen Aufgaben der Kunst entwickelte.
„Wir schieden alle mit dem Wunsche: Aus Wiedersehen! Beate hatte rotgeweinte Augen, als wir nach Lend fuhren. Ich schob es auf die schlechten Nachrichten, die sie am Morgen von einem seit lange kränkelnden Bruder erhalten hatte. Wir trennten uns am nächsten Tage. Meine Mutter und ich reisten zur Nachkur nach Ischl, Beate kehrte naä Berlin zurück. Im Herbst starb ihr Bruder. Beate hatte sich bei seiner Pflege sehr angestrengt und schien einer Erholung dringend bedürftig zu sein. Als wir daher nach Neujahr nach Rom gingen, machte meine Mutter ihr den Vorschlag, uns iviedermn zu begleiten. Sie nahm ihn mit tausend Freuden an. Schon auf der Reise schien sie förmlich aufzublühen. In Rom angelangt, zeigte sie eine seltsame Unruhe. Ausgehen, Sehenswürdigkeiten aller Art besuchen, schien ihr einziger Gedanke früh und spät. Eines Morgens trafen wir in der Peterskirche den jungen Baron Mansuetos. Beate erglühte wie eine Rose, schien aber kaum überrascht zu sein, während wir unserem Erstaunen laut Ausdruck gaben. — „Ich bin schon seit November hier, um zu malen," erzählte er. — „Ah, ein längerer Urlaub! Das ist recht!" sagte meine Mutter. — „Ich habe meinen Abschied genommen, ich werde Künstler:" — „Und Ihr Vater?" fuhr es mir heraus. — Er erblaßte. „Gegen den Willen meines Vaters", erwiderte er hart und seine dunklen Augen flammten. Wie er mir später sagte, war ihm die Heimat gänzlich verschlossen; mit Zustimmung des Kaisers hatte der Vater seinen zweiten Sohn zum Erben der Güter bestimmt; selbst den Adel hatte der Erstgeborene abgelegt und nannte sich schlicht- weg Egon Mansuetos. Er mochte ja darin recht haben: es war leichter so für ihn. Daß aber jetzt sein Sohn, der auf dem Wege ist, ein wohlhabender Mann zu werden, an diesem Verzicht, den nie jemand gefordert, festhält, ist eine Marotte, die ich bei dem sonst so verständigen Joachim nicht verstehe. Er sagte, er lege keinen Wert auf den Adel, und die Familie Mansuetos lege keinen Wert darauf, den schlichten Architekten zu den Ihrigen zu zählen. Ich habe ihn tüchtig abgekanzelt; auf ch» kann jede Familie stolz sein und wenn er erst einmal Söhne hat. . . Aber er ist noch nicht einmal verheiratet und macht auch gar keine Anstalt, obwohl es Zeit wird, hohe Zeit."
Der Wagen hielt vor dem Hotel. Die Damen stiegen aus. In ihren Zimmern angelegt, ruhte Kitty nicht bis die Tante ihre -aeugier befriedigte und ihr „die schrecklich in- keressante Geschichte" fertig erzählte.
„Du fängst an, mich zu tyrannisieren."
»Oh nein, Großtante. Wenn man etwas Mfangt, so muß man es auch beenden."
sind Ulrike fügte sich.
»Viel ist nicht mehr zu berichten. Wir sahen ^ säst täglich in Rom. Ich zürnte bitter Mt Egon ; ich machte ihm heftige Vorstellungen, ?aß er die ihm zugewiesenen Pflichten hintan- ichte, um seine Träume zu verwirklichen. Ich räumte auch wohl und machte Pläne, wie ich M wieder mit den Seinen versöhnen könne. ssMw man jung ist, macht man gern Pläne, -amte beteiligte sich, wie in Gastein nie an »streu Streitigkeiten und war nur immer be
müht, Egon zu erheitern. Erst als wir nach Ostern Rom verließen, erfuhr ich, wie eng sie mit allen diesen Dingen verknüpft war, die mich so sehr erregt hatten. Schon in Gastein hatte Egon Gelegenheit gesunden, Beate seine Liebe zu gestehen nnd die ihre zu erbitten. Und sie verweigerte ihm diese nicht. Aber sein Vater verweigerte dem Bunde ein für allemal den Segen. Beate war nicht nur Protestantin — sie war auch arm! Egon erkannte, daß der Graf nicht nachgeben wollte, vielleicht auch nicht konnte. Es hatte ihn ja immer nach einem anderen Wirkungskreis verlangt. Beate, die so fest an des Geliebten hohe Begabung glaubte, war bereit, zu warten, bis er im Stande sein würde, sie als einfache Künstlersfrau heimzuführen. Ach Gott, er hatte ja Talent — zum Dilettanten zu viel, zum Künstler zu wenig. Die ersten Bilder, die er ausstellte, wurden vielversprechend genannt. Die späteren aber haben dies Versprechen nicht erfüllt."
„Doch er heiratete Beate?"
„Nach Jahren des Hangens und Bangens. Beate war die einzige, die bis ans Ende an ihres Gatten Künstlerschast, an seinen kommenden Ruhm glaubte, als er es selbst längst nicht mehr tat. Immer blieb sie bemüht, ihm die Wahngebilde eines nie sich selbst genügenden Genies — wie sie sein allmähliches an sich Verzweifeln nannte — auszureden."
„Und dennoch war sie glücklich?"
„Dennoch — wie sie's in gewissem Sinne noch heute ist in dem festen Glauben, wie nur Neid und Mißgunst es verhindert haben, daß Egon Mansueto's Name neben Rafael und Tizian genannt wird. Er siechte langsam dahin — immer wieder, zum Pinsel greifend, denn er mußte ja arbeiten für Weib und Kind, wenn seine Bilder auch nicht genug einbrachten. Und immer wieder sagte seine Frau: Diesmal wird er ei» Bild schaffen, daß es der Welt beweisen wird, was er ist! — Vor seiner Staffelei, den Pinsel in der Hand, fand sie ihn einst, nach kurzer Abwesenheit heimkehrend tot im Sessel lehnend. Ein Herzschlag hatte ihn von seinem unbefriedigten Dasein erlöst. Entbehrungen aller Art hatte Beate an der Seite ihres Mannes getragen. Freudig legte sie sich größere auf, um ihrem Sohne eine gute Erziehung geben zu können. Er hat ihr alles reichlich vergolten. Es ist, als habe sich in ihm die künstlerische Begabung des Vaters erst voll entwickelt und ausgereift. Das sieht seine Mutter freilich nicht ein. Du hörtest ja, wie sie sich darüber aussprach."
Der nächste Tag verlief programmmäßig.
Kitty betrachtete uud beobachtete ihre Gastgeber heute mit erhöhtem Interesse. Beim Mittagsmahl erzählte Joachim seiner jungen Nachbarin, als Vorbereitung für ihre bevorstehende Besichtigung der Schackgalerie, von dem schönen und unglücklichen Anselm Feuerbach, von dem humoristischen Romantiker Schwind und dem farbenfreudigen Schweizer Böcklin. Er sprach so anschaulich und herzlich, daß Kitty's Augen zu leuchten begannen.
Forts, folgt.
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— Die Herbstzeitlose hat sich aus den Wiesen wieder eingestellt und hie und da sieht man Kinder einen Strauß von Wiesenblumen gemischt mit der unschuldig aussehenden Herbstzeitlose nach Hause tragen. Vor der Herbstzeitlose muß aber dringend gewarnt werden. Manches Kind nahm schon den Stiel einer solchen Blume in den Mund und mußte diese Unvorsichtigkeit schwer büßen. In allen Teilen der Blume, besonders aber in der lies braunroten Zwiebel ist ein überaus scharfes Gift enthalten, das Kolchocin. Es genügt schon, daß man ein paar Herbstzeitlosen pflückt und dann mit ungewaschenen Händen etwa Obst oder Brot verzehrt, um sich eine Erkrankung zuzuziehen. Es ist besser, die gefährliche Blume auf den Wiesen stehen zu lassen, als sie in ähnlicher Weise wie den Krokus zum Zimmerschmuck zu verwenden.
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