Amtsblatt

für die Stadt Witödad-

Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags Bestellpreis vierteljährlich 1 Mk. 10 Pfg. Bei allen würt- iember gischen Postanstalten und Boten im Orts- und Nach­barortsverkehr vierteljährlich 1 Mk. 15 Pfg.; außerhalb desselben 1 Mk. 20 Pfg.; hiezu 16 Pfg. Bestellgeld.

Anzeiger

für WMöba ö u. Mmgevirng.

Die Einrückungsgebühr

beträgt für die einspaltige Zeile oder deren Raum 8 Pfg. auswärts 10 Pfg., Reklamezeile 20 Pfg. Anzeigen müssen den Tag zuvor aufgegeben werden. Bei Wiederholungen entsprechender Rabatt.

Hie;u: Illustriertes Sonntagsblatk und während der Saison: Amtliche Fremdenlistq.

Nr. 1t 4

Donnerstag, den 30. September 1909

45. Jahrgang

'Rundschau.

Gestorben: 28. Sept. zu München Friedrich Stock, Teilhaber der Firma Friedr. Stock z. Linde, Freudenstadt, 40 I. a.

Se. Maj. der König hat am 26. d. M. ans die'Oberkontrolleurstelle bei dem Kameral- amt Eßlingen den Steuerinspektor Häußler in Neuenbürg seinem Ansuchen entsprechend versetzt.

Se. Maj. der König hat am 23. Sept. dem Kais. Ottomanischen Generall. Mahmud Schefket-Pascha das Großkreuz des Friedricks­ordens verliehen.

Stuttgart, 27. Sept. Zu dem angeb­lichen Raubmord, den der zur Zeit hier ver­haftete Gürtler Paul Götzelt aus Niederplanitz im Jahre 1903 in der Gegend von Stuttgart an einem unbekannten Engländer begangen zu haben behauptet, erfährt man, daß Götzelt, ein vielbestrafter Dieb, sich im Jahre 1903 in Dresden eines von ihm. angeblich im Herbst 1897 bei Friedöichshafen ebenfalls an einem Engländer verübten Raubmords bezichtigt hat. Die damaligen Nachforschungen ergaben, daß Götzelt diesenRaubmord" frei erfunden hatte. Sein neuester Selbstbezicht dürfte wohl ebeoso grundlos sein.

Stuttgart, 29. Sept. An den 4 Volks- sesttagen wurden von den Stuttgarter Straßen­bahnen auf ihrem gesamten Netz 613 301 Fahrgäste befördert; 1908 waren es 556 416, 1907 569 524. Die höchste Frequenz brackte auch Heuer wieder der Volksfest-Sonntag und War: 198 513; 1908 waren es 165385,

1907 174628.

Der Württembergische Landes­verein vom Roten Kreuz unter dem Protektorate I. M. der Königin Charlotte, beabsichtigt am 13. November d. I. hier in Stuttgart einen allgemeinen Mitgliedertag unter Mitwirkung des Vereins für Kranken­pflegerinnen vom Roten Kreuz und des Württ. Frauenvereins vom Noten Kreuz für die Kolo­nien abzuhalten, der den Zweck hat, die ganze Tätigkeit des Vereins einheitlich zu beleben und immer weiter dahin auszubauen, daß die großen Aufgaben, die dem Roten Kreuz'im Kriege zufallen, nach jeder Richtung die gebührliche gründliche Vorbereitung finden, daß aber auch nn Frieden schon die verfügbaren Kräfte nicht brachliegen, sondern in wohl erwogener, geeig­neter Weise sich zielbewußt betätigen können, üeber diese Aufgaben, Pflichten und Ziele werden im ersten Teile in der öffentlichen lPit.glieder-Versammlung im Festsaal bes Landesgewerbe-Museums allgemeine Vor­lage und Aussprachen neben den geschäftlichen Verhandlungen stattfinden, für die eine reich- wltige Tagesordnung vorgesehen ist. Hieran E ein gemeinschaftliches Mittagessen ich anschließen; bei beiden Zusammenkünften werden Freunde und Gönner der guten Sache aho auch Nichtmitglieder, sehr willkommen sein. Als fernerer geselliger Teil der Tagung wird Abends in dem von S. M. dem König zur 'Verfügung gestellten Kgl. Jnterimstheater ein ^esellschaftsabend arrangiert mit Vorstellung A Kgl. Hoftheaters und daran anschließend Theaterabend mit Konzert und künstlerischen

Darbietungen in den verschiedenen Räumen des Jnterimtheaters einschließlich der Bühne. Für diesen Abend findet die Abgabe der jEintritt- billets in der Weise statt, daß alle Plätze zum Einheitspreise von 5 Mark zur Auslosung kommen. Für auswärtige Mitglieder können BilletS resp. nummerierte Bezugsscheine bis zu einem noch bekannt zu gebenden Termine vor­gemerkt werden. Der Reinertrag des Theater- Abends ist für den im Werden begriffenen Charlotten-Bau" des hiesigen Karl-Olga-Kran- kenhauses bestimmt, und es steht zu hoffen, daß die ganzen Veranstaltungen, mit deren Vorbe­reitungen das Komitee und die verschiedenen Kommissionen bereits eifrig beschäftigt sind, in Anbetracht des schönen Zwecks die ergiebigste Beteiligung und Förderung aus Stadt und Land erfahren werden.

Von der Enz, 28. Sept.. Im Enztal und seinen Seitentälern ist das Auftreten der Kreuz­otter ein seltenes. Dieser Tage wurde nun ein Schüler der Lateinschule in Vaihingen, Sohn des Gutspächters Bader von Riet auf dem Weg von Enzweihingen nach Riet von einer Kreuzotter gebissen. Er liegt schwer krank dar­nieder; doch gelang es ärztlichem Eingreifen, Lebensgefahr zu beseitigen.

Calw, 27. Sept. Die Korrigierung der Stuttgarter Straße bringt der Stadt eine Aus­lage von zunächst 70 000 Mk. Da keine Mittel zur Ausführung vorhanden sind, sieht sich die Stadtverwaltung genötigt, bei der Württember- gischen Sparkasse ein Anlehen von obigem Be­trag aufzunehmen. Das Anlehen soll in 40 Jahren zurückbezahlt sein und ist zu 4"/» zu verzinsen. Das Elektrizitätswerk Gemeinde­verband Calw wird nun in Angriff genommen. Die Arbeiten sind jetzt ausgeschrieben. Das ganze Werk wird auf etwa 2'/- Millionen Mark zu stehen kommen. Die Kreisregierung hat zur raschen Förderung des Werkes die Aufnahme einer Schuld genehmigt.

Vom Calw er Wald, 27. Sept. Auch Heuer lieferten die Imker von Nagold ihre Bienenvölker in unsere Gegend, um die Heide­blüte auszunutzen. Das Ergebnis der Wan­derung ist Heuer kein ungünstiges. Ausgiebig honigten die Heideblüten bis Mitte August, so daß die Völker einen schönen Vorrat einsam­melten. Die zweite Hälfte des Augusts und der ganze September waren für die Tracht nicht besonders lohnend, und es sammelten die Bienen kaum ihren täglichen Bedarf. Ist der Erfolg Heuer auch nicht gerade rosig, so werden die Imker es sich doch nicht verdrießen lassen, auch künftighin wieder zu wandern. Ein alter Jmkerspruch lautet: Wers mit der Biene ange- fahn. Dem hat sie's gründlich angetan.

Heilbronn, 29. Sept. Der 29 Jahre alte verheiratete Eisenbahnhilfswärter Gottlob Jäger von Walheim, OA. Besigheim, ist wegen fahr­lässiger Körperverletzung von der hiesigen Straf­kammer zu einer Gefängnisstrafe von einem Monat und zur Tragung der Kosten des Ver­fahrens verurteilt worden. Jäger hat am 9. Mai die Entgleisung des von Heilbronn nach Stuttgart fahrenden Eilzuges Walheim ver­schuldet, durch die ein Materialschaden von 25000 Mk. entstanden ist und ca. 12 Personen verletzt worden sind, die teilweise bei der Eisen- j

bahnverwaltung Ansprüche erhoben haben. Er hat, als der Zug auf der Weiche sich bereits befand, diese umgestellt, so daß die Entgleisung entstand. Sich rechtzeitig von dem Stand der Weiche zu überzeugen, hatte er versäumt und das Versäumte wollte er nachholen in dem Augenblick, als die Maschine mit den vorderen Achsen die Weiche schon passiert hatte.

Heidenheim, 28. Sept. Der die Ober­ämter Aalen, Gmünd, Heidenheim, Neresheim und Welzheim umfassende Brauerbund beab­sichtigt, infolge der Steuererhöhung die Bier­preise vom 1. Oktober ab wie folgt festzusetzen: 0,4 Liter 10 Pfg., '/r Liter 12 Pfg. und 1 Liter 24 Pfg. Es ist mit Sicherheit anzu­nehmen, daß das gesamte Publikum gegen eine derartige Preisregelung, wenn der Stoff mund­gerecht und der Gesundheit zuträglich bleibt, keine Einwendung erhebt.

Friedrichshafen, 25. Sept. An2 III" sollen in nächster Zeit eine Reihe von Ver­besserungen und Neuerungen erprobt werden, die sich aus den Erfahrungen auf den Fahrten nach Berlin, Frankfurt und dem rheinisch-west­fälischen Industriegebiet ergeben haben. Zunächst wird die neue Kraftübertragung durch Stahl­bänder verbessert werden. Ferner wird zur Erzielung größerer Eigengeschwindigkeit und zur Erreichung größerer Betriebssicherheit ein dritter Daimlermotor von 115 Pferdekräften in das Luftschiff eingebaut. Die Lustschiffbaugesellschaft Zeppelin hat bei den Daimlerwerken in Unter­türkheim bereits diesen Motor bestellt und Ingenieur Stahl befindet sich zurzeit dort zur Abnahme des Motors. Die Gesamtstärke der Motoren wird also in Zukunft 345 Pferdekräste betragen, anstatt der bisherigen 230. Die Ver­suche mit Funkentelegraphie, die in der letzten Zeit mit III" ängestellt worden waren, sollen wiederholt und eingehend geprüft werden. Der im Bau befindliche2 IV" wird wesentlich größere Ausmessungen als alle vorhergegangenen Zeppelinschiffe erhalten. Während21" 13000 Kubikmeter hält und2II" und2III" je 15 000 Kubikmeter Inhalt haben, soll2 IV" 20 000 Kubikmeter fassen.

Freiburg, 25. Sept. Eine Flugmafchinen- gesellschaft ist hier in Gründung begriffen. In einem Prospekte wird die Hoffnung aus­gesprochen, schon in einigen Wochen eine Bleriot-Flugmaschine über Freiburg stiegen lassen zu können. Die Kosten des Apparates mit sonstigen Auslagen sind auf 30 000 Mk. berechnet. Eine führende Persönlichkeit ist Herr Callenberg, Mitglied des Breisgauvereins für Luftschiffahrt und des Aeroklubs de France.

Mühlheim (Rhein), 24. Sept. Bedeu­tenden Unterschlagungen, die in einem hiesigen Mühlenbetriebe seit einer Reihe von Jahren verübt wurden, ist man mit Hilfe der Polizei jetzt erst auf die Spur gekommen. Nach den bisherigen Ermittelungen sind von Angestellten des Betriebes Mehlvorräte im Werte von über 100000 Mk. heimlich weggeschafft worden. Bis jetzt 15 Personen, Angestellte, sowie Bäcker­meister von hier und aus der Umgegend ver­haftet, jedoch stehen weitere Verhaftungen bevor.

Ettlingen, 19. Sept. Wie verlautet, soll der durch den Einspruch der Residenz Karls-