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Nr. 87 /

Donnerstag, den 29- Juli 1909-

45- Jahrgang

Wunöschau

Stuttgart, 23. Juli. Die stattliche Summe von annähernd 10000 Mann hat im Herbst dieses Jahres allein der Beurlaubten­stand der Infanterie des württembergischen Armeekorps zu stellen und einen Zeitraum von 14 bis zu 35 Tagen umfassen die im nächsten Monat beginnenden militärischen Hebungen dieser Mannschaften. Rund 3000 Mann treten am 24. September auf dem Truppenübungs­platz Münsingen zusammen zu einem Reserve- infanterieregiment, dessen Hebungen nach ^tä­giger Dauer am 17. Oktober endigen werden. Während sich diese Sonderformation aus den älteren Jahresklassen der Reserve zu ungefähr einem Drittel, zu zwei Drittel aber schon aus den jüngsten Jahresklassen der Landwehr 1. Aufgebots zufammensetzt, werden- die jüngsten Jahrgänge der Reserve sämtlich zum Kaiser­manöver einberufen, soweit ihre Angehörigen noch keine oder nur eine 14tägige Uebung ab­geleistet haben. Nur der allerjüngste Jahr­gang der Reservisten, die im Herbst 1908 aus dem aktiven Dienst entlassenen, ist von jeder Uebung ausgenommen. Die Zahl derer, die zum Kaisermanöver die Ausrückstärken der 9 württ. Infanterieregimente! erhöhen sollen, be­trägt rund 7000 Mann. Ihre Höhe wird dadurch erklärt, daß jedes Bataillon mit 700 Mann zum Waffengang antritt und bei den Jnfanterieregimentern 127 (Ulm) und 180 (Tübingen) jeweils die fehlenden dritten Ba­taillone aufgestellt werden. Ulm, als der größte heimatliche Standort, sieht dadurch seine Garni­son um rund 2400, Stuttgart die seine um rund 1400 Köpfe vermehrt.

Stuttgart, 24. Juli. DerSchwäb. Merk." schreibt: Auf dem Platz des alten Hos- theaters soll bekanntlich auf Vorschlag des Künstlerbundes ein großes Kunstausstellungs­gebäude errichtet werden. Die Pläne hiezu wurden in die Hände des Professors Theodor Fischer gelegt. Als Bausumme wird eine Mil­lion angenommen. Davon übernehmen der König und die Stadt Stuttgart je ^/s und der Staat lls, demnach der König und die Stadt Stuttgart je 400000 Mk., der Staat 200 000 Mark.

Stuttgart, 27. Juli. Gestern fand im Stadtgarten eine Sitzung des Landesausschnsses des Württ. Bundes für Handel und Gewerbe statt. Es wurden wiedergewählt zum 1. Vor- stbenden Carl Frobenius, zum 2. Vorsitzenden G. Kienzle jr., zum Schriftführer und Kassier "wdtagsabg. Hiller-Stuttgart. Ferner wurde nachstehende Erklärung einstimmig angenommen: »Der Hansabund für Gewerbe, Handel und Industrie ist eine Gründung des Zentralver­bands des deutschen Bank- und Bankiergewerbes und des Zentralverbands deutscher Industrieller. Diese Kreise haben ihren maßgebenden Einfluß m den Handelskammern und beim Deutschen Handelstag jederzeit dazu benützt, die Forderungen bes kaufmännischen und gewerblichen Mittelstands mederzustimmen. Auch der Verlauf der Berliner Gründungsversammlung und der Stuttgarter Ver­sammlung des Hansabundes hat mit wünschens- werter Deutlichkeit gezeigt, daß es sich bei diesen Bestrebungen im wesentlichen um den Schutz

und die Bewegungsfreiheit des mobilen Kapitals und der Großbetriebe aller Art (Warenhäuser, Konsumvereine, Großmühlen, Wanderlager, Hausierer usw.) handelt. Eine Förderung der Interessen des Detailhandels und des Handwerks kann hiebei als ausgeschlossen gelten. Es liegt daher eine Stärkung des Hansabundes nicht im Interesse der Detailkaufleute und Handwerks­meister, diese tun vielmehr gut daran, ihre eigenen Berufsorganisationen durch ihren Bei­tritt zu unterstützen.

Stuttgart. (Württ. Schwarzwaldverein.) Der Ausflug vom 18. d. M. galt dem Schwarz­wald abseits von Landstraßen, Eisenbahnen und Autos. Eine beinahe 7stündige Wanderung führte von Wildberg durch den Buhlerwald nach Martinsmoos und Neuweiler, dann hinunter ins Tal des Kleinenzbächles, an der Agenbacher Sägmühle vorbei hinauf zum Meistern und Riesenstein nach Wildbad in das Hotel zum Goldenen Ochsen." Etwas über 40 Personen beteiligten sich an der Wanderung; es war ein schöner Ausflug, der hauptsächlich Fußwege, liebliche Fluß- und Wiesentäler im Schwarz- waldinnern berührte und das schöne Wildbad.

Zur Stuttgarter Wasserversor­gung geht demSchwäb. Merkur" von der Schw. Alb eine Zuschrift zu, der wir nach­stehendes entnehmen: Die Stuttgarter Denk­schrift über die Neugestaltung der Wasserver­sorgung der Stadt Stuttgart enthält bezüglich der Wasser der Schwäb. Alb mancherlei Un­stimmigkeiten. Es wird da betont, daß das Wasser der großen Wimsener Quelle unrein sei, daß von den Quellen der Zwiefalter Aach nur 350 S.-L. genommen werden könnten und daß, um auf die erforderlichen 500 S.-L. zu kommen, im Tal der Münsinger Lauter weitere 150 S.-L. geigßt werden müßten. Jeder der die Verhältnisse kennt, weiß aber, daß gerade das Gegenteil den Tatsachen entspricht. Das Wasser der Zwiefalter Aach ist äußerst rein, klar, färb-, und geruchlos und wegen seiner Weichheit und weil es völlig frei von Am­moniak und Salpetersäure ist, zu Trink- und Nutzwasser hervorragend geeignet. Weiter ist es auch Tatsache,' daß die Zwiefalter Aach beim Austritt aus der Wimsener Höhle, selbst in wasserarmer, trockener Jahreszeit, mindestens 500 S.-L. zutage fördert, es wäre deshalb eine Ergänzung der Wassermenge durch Lauter- waffer für die Zwecke der Stadt Stuttgart gar nicht nötig. In der Denkschrift wird weiter betont, daß eine bakteriologische Untersuchung in wasserarmer Jahreszeit hohe Keimziffern ge­liefert habe; ja, Wasser, das direkt der Fels­spalte entnommen worden sei, habe noch im Sommer über hundert Keime aufgewiesen. Aber von einer in ordnungsmäßiger Weife er­folgten Probe-Wasserentnahme zur bakteriolo­gischen Untersuchung weiß niemand im ganzen Aachtal etwas. Sodann ist gegenüber dem Hinweis, bei Regenweiter färbe sich das Wasser trüb, in sich selbst, darauf aufmerksamzu machen, daß heute, nach mehrwöchentlicher Regenzeit und ebenso nach sonstigen großen Niederschlags­perioden von einer Trübung des Wassers nicht die geringste Spur zu entdecken ist. Der Kenner der bestehenden Verhältnisse muß auch erstaunt sein über den Vorwurf ungenügender natürlicher

Filtration des Wassers. Dem gegenüber kann außer dem schon angeführten nur noch bemerkt werden, daß dann auch das Quellwassrr, mit dem s. Zt. die Albgemeinden der Gruppe VII versorgt wurden, ebenfalls ungenügend filtriert sein müßte, denn dieses Wasser wird aus gleicher Formatton, unter gleichen Verhältnissen und in allernächster Nähe der Zwiefalter Aach ent­nommen.

Stuttgart, 25. Juli. Aus Göppingen hat dieSchwäb. Tagw." im Anschlüßen die Berichterstattung über den ständischen Ausflug nach dem Bodensee eine Zuschrift der Leiter der dortigen sozialdemokratischen Organisation erhalten, in welcherganz entschieden dagegen protestiert wird, daß sich sozialdemokratische Abgeordnete zum König in dessen Garten be­geben, in dem sie doch sicherlich nichts zu suchen haben". Ferner wird dann gesagt:Die Mo­narchie ruht auf den Schultern der heutigen Gesellschaftsordnung und wird und muß fallen mit dieser; daß sich aber Sozialdemokraten, die die heutige Gesellschaftsordnung und mit ihr die Monarchie bekämpfen, dazu herbeilassen können, sich bei einem von einem Minister aus­gebrachten Hoch auf den König von den Sitzen zu erheben, ist einfach unbegreiflich." Die Schwäb. Tagw." bemerkt dazu:Die Zu­schrift schießt übers Ziel. Die sozialdemokra­tischen Abgeordneten können sich dem gesell­schaftlichen Verkehr mit den Mitgliedern anderer Parteien nicht entziehen. Täten Sie es, so würden sie der Sache, die sie zu vertreten haben, keinen guten Dienst leisten. Nur die Frage kann aufgeworfen werden, welche Grenzen sozialdemokratische Abgeordnete in diesem Ver­kehr einzuhalten haben. Wenn die Parteige­nossen, ^die an dem Ausflug teilnahmen, diese Grenzen weiter gesteckt haben, als das seither in der Partei üblich war, so werden sie dafür ihre Gründe haben, die ffie der parteigenössi- schen Kritik gegenüber natürlich vertreten werden."

Bad Tein ach, 27. Juli. Am letzten Sonntag, den 25. d. M. fand hier unter sehr großer Beteiligung von nah und fern bei schön­stem Wetter das Jacobifest, der Hahnen­tanz statt. Wie bekannt, trägt zu den Kosten des Festes eine Stiftung der Königin Charlotte Mathilde (ft 1828) Witwe des Königs Fried­rich von Württemberg 50 Gulden bei. Der wirklich sehr hübsche bunte Festzug, in dem die schmucken Gäu- und Waldtrachten erfreulicher Weise überaus zahlreich vertreten waren, nahm um 3 Uhr beim Rathaus Aufstellung und bewegte sich mit 2 Abteilungen Musik unter Vortrab von 4 Reitern in Volkstracht und unter Führung des 80jährigen Polizei­dieners a. D. Seeger, durch die beflaggten Straßen des Ortes zum Festplatze. Hier begannen die Volksbelustigungen: Wettlaus der Knaben und Mädchen und der Trachten, letztere mit Hindernissen, Sacklaufen, Sack­hüpfen, Schuhwechseln, Klettern u. s. w., denen das Eselwettrennen folgte, welches allgemeine Heiterkeit hervorrief. Den Schluß bildete der Hahnentanz, an dem 5 Paare in hübscher Gäu­tracht teilnahmen. Für die hiesigen Vereine Verein zur Erhaltung der Volkstrachten in Schwaben, Schwarzwaldbezirksverein und Ver­schönerungsverein ist es eine erfreuliche Genug-