zur Förderung der Volksbildung, namentlich zur populären Erschließung der Naturwissenschaft, Nutzbarmachung der Naturkrüfte zur eingehenden Kenntnis der engeren Heimat, wie des ganzen Vaterlandes und seiner Stammeseigenart, zur geistigen Hebung des Manderns und Reifens, der Heimat- und Volkskunde. Jede politische oder religiöse Stellungnahme soll im Zeppelinbunde strengstens ausgeschlossen bleiben. Anmeldungen werden durch alle Buchhandlungen und Zeitungsexpeditionen, sowie von der Geschäftsstelle des Zeppelin b undes: Stuttgart, Sonnenbergstraße 9, entgegenge- nommeu.
Pforzheim, 13. Juli. In der gestrigen Bürgerausschußsitzung wurde einstimmig der Ankauf des Benckiserschen Hammerwerkes und der Weiherwiesen (80 933 gm und für eine halbe Million Mk. Gebäude) für 2 Millionen Mark beschlossen. Wegen der Uebernahme eines Teils der umfangreichen Einrichtungen und Weiterbetriebs der Gießerei und Maschinenfabrik schweben gegenwärtig Verhandlungen, die eine Erhaltung der Fabrik am Ort hoffen lassen.
Freiburg i. Br., 13. Juli. Chefredakteur- Herzog von der Badischen Presse, der wegen Beleidigung des Fräuleins Olga Molitor zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt worden war, ist heute nachmittag, nachdem er einen Teil seiner Strafe (4 Monate) verbüßt hatte, aus dem Landesgefängnis entlassen worden. Der Rest der Strafe wurde ihm im Gnadenwege erlassen.
Berlin, 15. Juli. Eine Extra-Ausgabe des Reichsanzeigers gibt die nachgesuchte Entlassung des Fürsten Bü low unter Verleihung des Schwarzen Adler-Ordens mit Brillanten; die Ernennung des Staatssekretärs des Innern v. Beth mann-Hollweg zum Reichskanzler, Präsidenten des Staatsministeriums und Minister des Aeußern; ferner die Ernennung des Ministers Delbrück zum Staatssekretär des Innern; die Ernennung des Reichsschatzsekretärs Sydow zum preußischen Handelsminister; des Unterstaatssekretärs des Innern Wermuth zum Staatssekretär im Reichsschatzamt; die nachgesuchte Dienstentlassung des Kultusministers Holle; die Ernennung des Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg v, Trott zu Solz zum preußischen Kultusminister und schließlich die Ernennung des Unterstaatssekretärs in der Reichskanzlei v. Löbell zum Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg bekannt.
— Dr. Theobald v. Beth man-Hollweg wurde am 29. November 1856 zu Hohenfinow geboren. Er studierte in den Jahren 1875 bis 1879 in Straßburg, Leipzig und Berlin die Rechts- und Staatswissenschaften. Im Jahre 1879 wurde er Kammergerichtsreferendar; drei Jahre später trat er zur Verwaltung über, worin er es 1886 zum Landrat des Kreises Oberbarnim und 1896 zum Oberpräsidialrat in Potsdam brachte. Von da ab ist die Laufbahn v. Bethmann-Hollwegs eine rasche und glänzende. Lm Juli 1899 wuroe er Regierungspräsident in Bromherg und 3 Monate später Oberpräsident von Brandenburg. Schon lSOI stand er auf der Ministerliste. Er sollte damals bereits Minister des Innern werden, stellte aber für seinen Eintritt in das Kabinett Bedingungen, die nicht erfüllt werden konnten. Im Januar 1905 erhielt er den Charakter als Wirklicher Geheimer Rat. Im März 1905 wurde er zum preußischen Minister des Innern ernannt. Gestern erfolgte seine Ernennung zum Reichskanzler.
Berlin, 13. Jul:. Ein namhafter konservativer Politiker hat seine Empfindungen über den Sturz Bülows diesem in folgenden Zeilen ausgedrückt: „Seit den Hohenstaufen wird in Deutschland jeder, der einen nationalen Flug hat, durch di« Kirchturmsinteressen der Parteien in den Staub gezogen. Seit Cäsar bekämpft Rom Deutsche mit Deutschen." Ein Politiker, der den Liberalen, nahesteht, ohne eigentlich Parteimann zu sein, hat den Fürsten Bülow seine Anstauungen nach dem 24. Juni in folgenden Worten kundgegeben: „Sie sind gestürzt durch den Haß des Zentrums, die Treulosigkeit der Konservativen und die Kurzsichtigkeit der Liberalen." (St. Alpst.)
— Aus allen Teilen der Schweiz wird fortwährend Hochwasser gemeldet, namentlich der Rhein ist längs der österreichisch-schweizerischen Grenze über die Ufer getreten und hat große Gebiete unter Wasser gesetzt. In den Voralpen schneit es unaufhörlich bis aus 1400 Meter herunter. Auf dem Säntis liegt der Schnee 2 Meter hoch. Seit Menschengedenken haben um diese Zeit nie solche Schneemassen gelegen. Davos, Andermatt und andere bekannte Winterkurorte melden Schneesportwetter im Hochsommer. Die andauernden Regengüsse verursachten im Zillertal große Verheerungen. Der angeschwollene Altbach riß eine Brücke weg, zerstörte die erst im Vorjahr errichteten Schutzbauten und überschwemmte Wiesen und Felder.
— Mit dem in voriger Woche in Paris verstorbenen General Marquis de Gallifet ist eine der interressantesten Persönlichkeiten Frankreichs von der Bühne der Oeffentlichkeit abgetreten. Marquis de Gallifet war 1830 geboren. Seine ersten militärischen Lorbeeren erwarb er sich im Krimfeldzuge, in dem er vor Sewastopol die Ehrenlegion erhielt. Dann wurde er Ordonnanzoffizier Napoleons III. und spielte, überall wegen seines eleganten Auftretens und seines oft beißenden Witzes geschätzt, eine Rolle in den Tuilerien. Später machte er den Feldzug in Mexiko mit und wurde bei Puebla schwer verwundet; ein Granatsplitter riß ihm den Leib auf, und er trug seitdem einen eigenartigen silbernen Apparat, der das Bauchgewebe ersetzte. Im Jahre 1870 erhielt Gallifet die 2. Brigade der Division Marguorite. Seine Teilnahme an der Durchbruchs-Attacke in der Schlacht bei Sedan, die auch Kaiser Wilhelm I. mit Bewunderung erfüllte, ist bekannt. Bei der Uebergabe von Sedan geriet er dann in Kriegsgefangenschaft und wurde in Koblenz interniert. Nach dem Friedensschluß nach seiner Heimat zurückgekehrt, übernahm er wiederum eine Kavalleri-Brigade. In hervorragender Weise war er an der Niederwerfung der Kom- munards beteiligt. Er befehligte später das 9. Korps in Tours und nachher das 12. in Limoges. Als Boulanger Kriegsminister wurde, entfernte er Gallifet aus dem obersten Kriegsrat. Später aber wurde Gallifet Kriegsminister im Ministerium Waldeck-Rousseau. — Der Verstorbene hat verfügt, daß die Leichenfeier in der denkbar einfachsten Weise und ohne militärische Ehrenbezeugung stattfinden soll.
Lokales.
— Mit Schreiben des Staatsministers der Finanzen vom 10. Juli d. Js, ist dem Präsi- ium der Zweiten Kammer ein zweiter Nachtrag zu dem Entwurf des Hauptfinanzetats für 190910 übergeben worden. Derselbe enthält, den Entwurf des Art. 10 des Finanzgesetzes für die Finanzperiode l. April 1909 bis 31. März 1910, nach welchem zur Erstellung eines Kurhausbaues in Wildbad 2 5 0 0 0 0 Mark bestimmt werden die aus dem Betriebsfonds der Badanstalt Wildbad zu bestreiten sind.
jptrrl erkaltendes.
Er soll dem Herr sein.
Erzählung von C. Aulepp-Stübs.
(Forts.) (Nachdruck verboten.)
Der Geheimrat sieht ihre ine Weile zu, er hat noch kein Wort weiter gesprochen, denn das Gewissen schlägt ihm ein wenig. Sie hatte wirklich nicht wie andere erst lamentiert und geklagt, daß sie nun um ganze vierzehn Tage des wunderschönen Aufenthaltes hier kommt Sie haben doch gerade zu morgen eine Wagenpartie mit lieben Bekannten verabredet — aber davon erwähnt sie keine Silbe und hatte sich doch so auf die herrliche Fahrt gefreut. Und schließlich— die Hilde und der Richard waren doch nicht einmal ihre eigenen Kinder, sondern die einer armen, unglücklichen Schwester, deren Herz vor Kummer gebrochen war.
„Ja, gut war seine Agnes, sein Neschen, wie er sie gern mrnnte, das mußte man ihr lassen! Er spürt so etwas wie Rührung in sich aufsteigen und als die Frau Geheimrätin, bei dem Hin- und Herlaufen zwischen Koffer
und Kommode, einmal wieder in seine Nähe kommt, faßt er sie plötzlich um die noch immer schlanke Taille, zieht sie an sich und küßt sie herzhaft ab.
Ganz erschrocken läßt die Dame diesen zärtlichen Erguß ihres Ehemannes über sich ergehn, sie hält ganz still, denn sie weiß aus Erfahrung, sich wehren hilft da nichts. Sie glüht wie ein junges Mädchen, als Onkel Helm sie endlich losläßt und sie vor dem Spiegel ihre ganz zerdrückte Figur wieder in Ordnung bringt. Ihrem Gatten mit dem Finger drohend sagt sie:
„Helmchen, Helmchen, was machst du für Streiche, küßt mich ab, als ob wir in den Flittterwochen wären."
„Sind wir auch, mein Schatz, und zwar in zweiter Auflage derselben," lacht der Geheimrat.
„Ach, geh, wir alten Leute!"
„Wie heißt — alt? Du vierundvierzig, ich fünfzig, ist das ein Alter ? Kann man da nicht noch ein bischen zärtlich sein? Guckmal da," er stellt sich neben sie vor den Spiegel und zeigt auf das Glas, „sehen wir nicht noch ganz passabel aus? Du hast noch kein einziges graues Haar und die Fältchen hier an den Augeu wollen doch nichts sagen. Bist ja hier ordentlich aufgeblüht und gesund — gelt, das ist fein?"
„Aber ich! — Du lieber Gott, ich kriege wirklich eine ganze Menge weiße Haare, schau hier! Kannst mir eigentlich ein paar ausrupfen, jaSchatzel? Komm her — tu's doch! Bitte hier!"
Mit einen: kleinen Schrei flüchtet Frau Agnes hinter den Sofatisch und streckt abwehrend die Hände gegen ihren Mann aus.
„Ums Himmelswillen, laß das, Helmchen! Du weißt, das kann ich nicht!"
„Na, so ein paar Haare ausrupfen, ist doch nicht schlimm! Warte, dann erzähle ich der Hilde, du hättest mich hier so viel geärgert und davon wäre ich so grau geworden."
„Ach, das glaubt sie dir ja gar nicht,' erwidert die Geheimrätin, ihren geschützten Standpunkt hinter dem Tisch vorsichtshalber noch immer beibehaltend. „Dazu ist die Hilde viel zu vernünftig, könntest dir manchmal ein Beispiel an ihr nehmen, denn du bist doch zuweilen recht ausgelassen für deine Jahre, nicht einmal deine Frau hat Ruhe vor dir!" Trotz des Scheltens sieht die schlanke, noch immer hübsche Geheimrätin aber gar nicht böse aus. Ihr Mann nutzt das auch sofort aus. Er faßt mit zwei Fingern ein schneeweißes Haar aus seinem Bart an und führt ganz harmlos, just als wollte er Abbitte tun und dabei ihre Hand küssen, sich niederbeugend, dieselbe an das Haar. Er niest — wupps, ist's heraus und in ihrer Hand. Sie stößt einen kleinen Entsetzungsschrei aus, während er sich die Backe hält.
„Au, das hat weh getan! Na, erst willst du nicht, und nun ziehst du auf einmal so drauf los! Ja, lehr' mir einer die Weiber kennen, erst zieren sie sich und tun zimperlich, dann — na, ich sag's ja —!"
Die gute Frau Geheimrat macht erst ein ganz verblüfftes Gesicht, dann aber wird sie ärgerlich.
„Ach, Helmchen, nun laß endlich die Dummheiten sein! Bist doch sonst gar nicht so; das kommt aber von dem faulen Leben hier, ja! S' ist Zeit, daß Du deine Beschäftigung wieder aufnimmst, wirst mir noch ganz übermütig. Komm, kannst mir ein bischen beim Packen helfen."
Frau Agnes geht an die Kommode und schließt einen anderen Kasten auf. „So, nun reich mir mal Deine Kragenschachtel, dann den Krawattenkasten. Nein, nicht den Manschetten-, sondern den Krawattenkasten, sagte ich, der paßt nämlich hier so hübsch an die Seite."
Sie packt eifrig ein und er reichte geduldig das Gewünschte zu. So geht das eine kleine Weile, da stöhnt er plötzlich auf.
„Uff — ist das aber eine Hitze hier!" .
„Finde ich gar nicht, inir ist es nicht >o warm."
„Ja, Du! Dein kühles Temperament kühlt ja die Luft um Dich herum gleich ab."
„Helmchen, sei nicht unartig," mahnt sie.