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Nr. 81

Donnerstag, den 15- Juli l909-

45. Jahrgang

Wunöschcru

Die Zweite Kammer erledigte in ihrer heutigen Sitzung zunächst das Eisenbahn­baukreditgesetz. Sie bewilligte für die Erweiter­ung der Lokomotivwerkstätte in Eßlingen 300 000 Mark, für die Erwerbung des Anwesens der Maschinenfabrik Eßlingen, das man zur Aus­dehnung der Eßlinger Bahnhofanlagen und der rechtsufrigen Bahn braucht, 1500000 Mk. und für die Vermehrung der Fahrzeuge der Staats­eisenbahnen 7 350000 Mark. Der Gesetzent­wurf betr. Gewährung von Darlehen an Be­amtenbaugenossenschaften wurde nach den An­trägen der Kommission gegen einige Stimmen des Bauernbundes und nachdem Finanzminister von Geßler sich wohlwollend dazu geäußert hatte, angenommen. Abg. Graf (Ztr.) hatte einen Antrag gestellt, wonach Darlehen gegen Zahl­ung einer Annuität von 4 Proz. gewährt werden sollten, da auch in anderen Bundesstaaten dieser Satz Geltung erlangt hätte. Für diesen Antrag stimmten Zentrum und Sozialdemokraten. Die Mehrheit, Deutsche Partei, Volkspartei und Bauernbund stimmten dagegen und so blieb es bei dem Kommissionsantrag, der 4,5 Prozent vorsieht. Eine Resolution, worin die Beding­ungen für Gewährung von staatlichen Baudar­lehen und Darlehensgarantien an Baugenossen­schaften niedergelegt sind, wurde mit großer Mehrheit angenommen.

Stuttgart, 8. Juli. (Oberlandesgericht). In dem Erbschaftsprozeß über die Herausgabe des Fürstlich Wurzachschen Stammguts wurde heute vor dem Oberlandesgericht verhandelt. Der Fürst Georg von Waldburg-Zeil-Trauch- burg wurde bekanntlich von dem Landgericht Ravensburg zur Herausgabe des Stammguts an den Kläger, den Grafen Maximilian von Waldburg-Zeil-Lusternau-Hohenems, verurteilt. Die Standesherrschast Wurzach repräsentiert einen Wert von über 2 Millionen. Der durch den Ravensburger Gerichtsspruch als recht­mäßiger Besitzer erkannte Graf Maximilian ist 1870 geboren und wohnt in Prag. Sein Stammvater war der Graf Maximilian Clemens, geboren 1799, gestorben 1868, jüngerer Sohn des ersten Fürsten Waldburg-Zeil-Trauchburg. Fällt die Entscheidung in den weiteren Instan­zen gleichfalls zugunsten des Grasen Maxi­milian aus, so erhält er Sitz und Stimme in der Ersten Kammer. Die Angelegenheit lag bekanntlich so, daß nach dem Tod des Fürsten Eberhard von Waldburg-Zeil-Wurzach im Jahre 1903, womit diese Linie im Mannesstamm er- losch, der Vater des Fürsten Georg von Wald- burg-Zeil-Trauchburg, der inzwischen auch ver­storbene Fürst Wilhelm, die Hand auf das Wurzachsche Erbe legte.

Stuttgart, 10. Juli. Um das große dos der diesjährigen Stuttgarter Geld- und Pferdelotterie, das bei der Ziehung am 23. April auf die Nummer 108 573 fiel, ist bekanntlich sin Streit entbrannt. Das Los befand sich uu Besitz eines Arbeiters, der es zugleich im Rainen von drei anderen Kollegen gekauft zu haben behauptet. Als die Gewinner die 40Doo Mk. auf der Bank erheben wollten, war die Stummer gesperrt. Inzwischen hatte M ein Bäckermeister von Bückingen gemeldet.

der das Los bei dem Agenten gekauft haben wollte und behauptete, er habe es verloren oder es sei ihm entwendet worden. Der Bäcker­meister erwirkte eine einstweilige Verfügung der Zivilkammer, die die Auszahlung des Gewinnes an die Inhaber des Loses auf drei Monate verbot. Von beiden Parteien wurden Zeugen zum Beweis dafür benannt, daß sie die recht­mäßigen Besitzer des Loses seien. Die Zeugen wurden vernommen. Die Zivilkammer ver­kündete heute das Urteil dahingehend, daß den Arbeitern der Anspruch auf den Gewinn zusteht. Der beklagte Bäckermeister hat die Einwilli­gung zu geben, daß den Arbeitern, der auf der Bank hinterlegte Gewinn den Inhabern des Loses ausgefvlgt wird. Das Urteil ist gegen Hinterlegung von 41000 Mk. vorläufig vollstreckbar.

Neuenbürg, 10. Juli. Die von Pforzheim aus geführte Untersuchung wegen der Goldschnipflerei in Ottenhausen geht nun ihrem Ende zu. Neben dem Kieferschen Ehe­paar sollen noch weitere Ottenhauser als Hehler verwickelt sein, die den Verkehr zwischen Kiefer und den beiden Goldhändlern Zimmer in Stutt­gart vermittelt haben.

Calw 13. Juli. Am nächsten Sonntag feiert Schultheiß Scholl in Unterreichenbach sein 40jähriges Amtsjubiläum. Schultheiß Scholl wurde als junger Schreinermeister von 25 Jahren zum Ortsvorsteher von der damals noch kleinen Gemeinde Unterreichenbach erwählt. Mit großer Tatkraft, Energie und Umsicht, da­bei aber mit äußerst wohlwollender Gesinnung für seine Bürger, hat er seit dieser Zeit sein Amt geführt und die Gemeinde in hervorragender Weise geleitet. Für seine hervorragende Tätig­keit auf allen Gebieten des Gemeindewesens erhielt er schon früher eine königliche Aus­zeichnung; anläßlich seines Jubiläums ist ihm nun die goldene Medaille des Kronordens ver­liehen worden. In voller Rüstigkeit des Körpers und des Geistes begeht Scholl im Alter von 65 Jahren sein Dienstjubiläum.

Schwäb. Hall, 8. Juli. In Hall wurde dieser Tage die 66. Jahresversammlung des Gustav-Adolf-Vereins gehalten. Er hat sich zum letztenmal im Jahr 1887 in Hall ver­sammelt und wieder wie damals hat ihm die alte Reichsstadt eine gastliche Stätte bereitet. Am Mittwoch vormittag halb 11 Uhr war Ver­sammlung der Abgeordneten im Brenzhaus. Der sorgfältig ausgestellte Verteilungsplan wurde von dem Vorsitzenden, Hofprediger Hoff- mann und Oberkonsistorialrat Römer vorge­tragen und einhellig genehmigt. Es konnten die verschiedenen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern mit 50000 Mk., auswärtige Gemeinden mit rund 22000 Mk. bedacht werden. Sodann wurden Mitteilungen über den sog. Dreiervorschlag gemacht. Drei Gemeinden: Gundelsheim, Unterrombach und Wälde-Winter- bach waren für die große Liebesgabe im Vor­schlag. Es siegte Unterrombach mit 56 Stim­men; die unterliegenden Gemeinden Gundels­heim und Wälde-Winterbach erhielten je ein Schmerzensgeld von rund 500 Mk. Nach einem gemeinsamen Mahle im Adler fand die öffent­liche Hauptversammlung in der Katharinenkirche statt, welche Hofprediger Dr. Hoffmann er-

öffnete durch Gebet und Ansprache; dann kamen die verschiedenen Begrüßungen. Stadtschultheiß Hauber sprach namens der Stadtverwaltung Prälat Braun der Oberkirchenbehörde, Freiherr von Seckendorf der Landessynode, Pfarrer Schnitzer-Kirchberg im Auftrag des Evang. Bundes, Pastor Braunschweig für den deutschen Gustav-Adolf-Verein usw. Grüße hatten ge­sandt der Präsident der Landessynode, Zeller, der durch seine landständische Tätigkeit und ge­sundheitliche Gründe am Erscheinen abgehalten war, Konsistorialpräsident v. Sandberger, Prof. I). Schlatter, die Geheimräte v. Kübel, v. Soden u. a. Dekan Lang übergab mit humorvollen Worten das Festangebinde mit 13110 Mk. Abends fand eine gesellige Vereinigung im großen Saal des Gasthofes zur Eisenbahn statt, bei der der Zustrom ein so gewaltiger war, daß eine zweite Feier unter Vorsitz des Stadt- pfarcers Schopf abgehalten werden mußte. Der Verlauf war glänzend; der Leiter, Dekan Lang von Hall, sprach voll Humor, die Mit­teilungen der Redner waren interessant und fesselten die Aufmerksamkeit bis zum Schluß.

Rotten bürg, 10. Jult. Infolge der schlechten Hopfenpreise hat man in den städt. Besitzungen Heuer ca. 260 000 Hopfenstöcke ausgehauen. Im ganzen Bezirk wurden ca. 798000 Hopfenstöcke ausgehauen. Vielfach geht man zum Ersatz für Hopfen züm Zucker­rübenbau über, der mehr Einnahmen verspricht und für den der Boden hier auch geeignet er­scheint.

Friedrich sh äsen, 7. Juli. Nach Dar­legungen des mit dem Grafen Zeppelin ver­wandten Frhrn. v. Gemmingen in auswärtigen Blättern hat die Nachricht viel Wahrscheinlich­keit für sich, dcP bald ein neues Z.-Schiff den Z. 1" in Metz ersetzen soll, der dann als Schul-Lustschiff sein Dasein beschließen würde. Die Einrichtung eines solchen Fahrzeuges für die Armee ist ein unbedingtes Erfordernis. Da die Reichs-Luftschiffe an der Grenze wegen der steten Kriegsbereitschaft und wegen der Gefahr, bei falscher Bedienung durch ungeübte Mannschaften auf fremdes Gebiet zu geraten, nur durch vollkommen geschulte Besatzungen geführt werden dürfen, ist die Forderung eines Luftschiffes für Uebungsfahrten in das Binnen­land, wo ungeübte Führer keine diplomatischen Zwischenfälle durch unfreiwillige Grenzver­letzungen Hervorrufen können, kaum zu umgehen, sofern man der Ansicht ist, daß auch die Füh­rung und Bedienung großer Luftschiffe nur durch Uebung zu erlernen ist.

Zeppelinbund. Soeben hat sich in Stuttgart eine freie Vereinigung zusammenge­schlossen, die mit ausdrücklicher Autorisation des Grafen Zeppelin als Zeppelinbund an die Oeffentlichkeit tritt. Der Zeppelinbund bezweckt: Errichtung eines Zeppelin-Museums, Förderung des Luftschiffwesens und Erforschung des Luft­meeres, insbesondere zunächst Förderung des großen Zeppelin-Hergesellschen Nordpolunter­nehmens unter dem Protektorat Sr. Maj. des Kaisers; Herausgabe eines Zeppelin-Jahrbuches, in dem über die jährlichen Fortschritte auf dem Gesamtgebiete des Luftschiffwesens hervor­ragenden Autoritäten berichtet werden soll; als besondere Hauptaufgabe: Tatkräftiges Eingreifen