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Amtsblatt

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Hiezu; Illustriertes Sonntagsblalk und während der Saison: Amtliche Fremdenlistq.

Nr. 77

45. Jahrgang

Wunöfchcru

Se. Maj. der König hat au 2. Juli dem Württ. Staatsangehörigen Wilh. Klumpp, Direktor der Zuckerfabrik Frankental (Teilh. des Hotel Klumpp-Wildbad), die nachgesuchte Erlaubnis zur Annahme und Anlegung der ihm von dem Prinzen Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser, verliehenen Prinzregent- Luitpold-Medaille in Bronze verliehen.

Se. Maj. der König hat den Bezirks­notar Lay er in Teinach seinem Ansuchen ge­mäß auf eine Bezirksnotarstelle bei dem Bezirks­notariat Ebersbach versetzt.

Stuttgart, 2. Juli. (Strafkammer.) In dem Prozeß wegen des Hauseinsturzes auf dem Legionskasernenplatz wurde heute das Ur­teil gesprochen. Die Strafkammer verurteilte Fohrmann zur vier und Buhl zu zwei Monaten Gefängnis. Die Angeklagten Woltz und Schatte wurden freigesprochen.

Die Gerichtsferien beginnen am 15. Juli und dauern bis 15. September. Während der Ferien werden nur in Feriensachen Termine abgehalten. Feriensachen sind 1. Strafsachen, 2. Arrestsachen, 3. Meß- und Marktsachen, 4. Streitigkeiten zwischen dem Vermieter und dem Mieter und Untermieter, 5. Streitigkeiten zwischen Dienstherrschaft und Gesinde, zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern, des Dienst- und Arbeitsverhältnisses, 6. Wechselsachen, 7. Bau­sachen, sofern über die Fortsetzung eines ange­fangenen Baues gestritten wird. Das Gericht kann auf Antrag auch andere Sachen, soweit sie besonderer Beschleunigung bedürfen, als Feriensachen bezeichnen. Auf das Mahn-, Zwangsvollstreckungs- und Konkursverfahren sind die Ferien ohne Einstuß.

Calw, 1. Juli. Die vom hiesigen Schwarz­waldverein für diesen Monat geplante Floß­fahrt kann nicht ausgesührt werden. In den letzten Jahren wurden hiezu Flöße benützt, welche von der Firma Gebr. Teurer in Alten­steig in entgegenkommendster Weise durch ge­nügend Oblast (Bretter) mit Sitzgelegenheiten versehen worden waren. Heuer übt nun diese Firma ihr Floßrecht nicht aus. Die wenigen Flöße, die dieses Jahr unser Tal passieren, gehören einem Dillsteiner Geschäft, das vom oberen Nagoldtal keine Bretter mitzunehmen hat und als Oblast nur einzelne Stämme ver­wenden kann. Solche eignen sich aber absolut nicht als Sitzgelegenheit für eine größere Zahl Mitfahrer, zumal bei den nicht unbedenklichen Floßfallen unserer Gegend. Der Schwarzwald­verein mußte daher von einer Vereinsstoßsahrt absehen. Im Hinblick auf die in den letzten Jahren so gelungenen Fahrten werden diesen Ausfall viele bedauern.

Vaihingen a. F., 2. Juli.. Im hiesigen Postgebäude wurde heute nacht der Kassenschrank gestohlen. Die Diebe luden ihn auf einen Wagen und führten ihn in der Richtung auf Untereichenbach aus das Feld, wo er dann in einer leerstehenden Scheuer erbrochen und seines In­halts im Betrag vom 898 Mark beraubt wurde, -oon den Tätern hat man noch keine Spur.

. Reutlingen, 28. Juni. In welch' einschneidender Weise die Lehrlingshaltung von der Reform des Fortbildungsschulwesens beein­

flußt wird, zeigt sich geradezu auffallend bei der hiesigen Handelswelt. So zählte der 1. Jahrgang der kaufmännischen Fortbildungs­schule bisher durchschnittlich 50 bis 60 Schüler; in diesem Frühjahr nun, wo der Tagesunter­richt eingeführt wurde, ist die Zahl der neuein- getretenen Lehrlinge auf 30 gesunken. Dieser Rückgang ist nur die Folge der Tagesschule, da viele Kausteute erklären, sie nehmen lieber gar keinen Lehrling, als einen, den sie tags­über zur Schule schicken müßten.

Heilbronn, 2. Juli. Ein wirksames Strafmittel gegen Milchpantscherei hat das Amtsgericht ins Weinsberg ergriffen, nämlich die Veröffentlichung des Urteils in der Presse. In der heutigen Nummer derNeckarzeitung" wird im Namen des Königs und beglaubigt von der Gerichtsschreiberei des K. Amtsgerichts Weinsberg ein derartiges heilsames Exempel an der Weingärtnersehefrau Maria Emma Baum u. an der ledigen Johanna Susset, beide in Winnental wohnhaft, statuiert, die in der Sitzung vom 28. April 1909 wegen Milchpantscherei zu je 100 M. Geldstrafe bezw. 20 Tage Gefängnis verurteilt worden sind.

Giengen a. Br., 29. Juni. Die Stadt hat in letzter Zeit 5 Doppelwohnhäuser mit anstoßenden Gärtchen gebaut und gibt sie zum Selbstkostenpreis an Arbeiter ab, die die er­worbenen Häuser auf Annuitäten abzahlen können.

Friedrichshafen, 2. Juli. Der König und die Königin trafen gestern nach­mittag 12.53 Uhr mittels Sonderzuos von Bebenhausen kommend zu ihrem alljährlichen Sommeraufenthalt hier ein. Zum Empfang am Stadtbahnhof hatten sich die Spitzen der staatlichen und städtischen Behörden eingefunden Stadlschultheiß Mayer entbot den Majestäten den Willkommengruß und brachte ein Hoch aus das Königspaar aus, in das von den überaus zahlreichen Anwesenden begeistert ein­gestimmt wurde. Nach längerer Unterredung im Bahnhof fuhr der König und die Königin, nachdem sie noch ein Bukett einer Schülerin vom Institut St. Antonius entgegengenommen hatten, unter Glockengeläuts und Salutschüssen durch die Spalier bildende Schuljugend dem Schloß zu. Der Hafen und die Stadt sind beflaggt.

Schutterwald, 30. Juni. Fräulein Al- bertine Elble dahier, Besitzerin einer Bäckerei, Konditorei und Kaffee-Wirtschaft, hat die Mei­sterprüfung für das Bäckerhandwerk mit Aus­zeichnung bestanden.

Duisburg, 2. Juli. Als der Metzger­meister Krämer heute die Senkgrube seines Hauses reinigen wollte, wurde er von giftigen Gasen betäubt und stürzte in die Grube, eben­so seine Frau und ein Verwandter, die ihn retten wollten. Alle drei erstickten. Zwei Maurer die sich an den Rettungsarbeiten beteiligt hatten, mußten ins Krankenhaus gebracht werden, wo einer hoffnungslos darniederliegt.

In der konservativenSchlesischen Zeitung" veröffentlicht ein deutsch-konservativer Wähler kritische Betrachtungen, in denen u. a. ehrlich gesagt wird, das Zentrum habe am Reichskanzler Rache nehmen wollen und auch genommen. Dann werden den Konservativen

folgende bittern Wahrheiten verabreicht:Den Sturz des Fürsten Bülow als notwendige Folge ihrer Politik nicht vorausgesehen zu haben, ist Schuld der konservativen Parteilung und steht ihr zu Buche. Man mag noch so sehr Gegner der Erbanfallsteuer sein, so kann man doch zu der Meinung kommen, daß das hart­näckige Festhalten am Parteistandpunkt un­politisch und unzeitgemäß war. . . Wie die Verhältnisse jetzt lagen, angesichts einer Um­arbeitung, die alle ernsten Bedenken beseitigt hatte, war die Zeit der Ablehnung vorüber. Die schönen Worte von der Untergrabung des Familiensinns und andere sentimentale Be­trachtungen hatten überzeugend nicht gewirkt. Es ist ja ganz schön zu sagen, man wolle keine Witwen- und Waisensteuer; aber man hat die Kotierungssteuer eingebracht, die das Erbe der Witwen und Waisen, wenn es auch in Pfand­briefen und ähnlichen Werten nach Meinung des Erblassers noch so sicher angelegt ist, überhaupt vermindert. Nach den klaren und sachkundigen Ausführungen des Reichsbankpräsidenten kann darüber ja kein Zweifel sein. Hier ist der Parteigeist der Berater gewesen. Man mag sagen, daß die Freisinnigen fast alle indirekten Steuern abgelehnt und eine sachliche Mit­wirkung versagt haben; wir haben auf ihre Arbeit nie viel Hoffnung gesetzt; sie haben sich zu lange von dem politischen Leben ausgeschaltet um eine andere als die Parteibrille zu tragen. Aber daß die konservative Parteileitung nicht auf einer höheren Warte stand als die der Freisinnigen, daß sie einem Reichskanzler, der in den wichtigsten Lebensfragen auf ihrer Seite gestanden und um das Ansehen des Vater­landes große Verdienste hat, die Gefolgschaft verweigerte und sich in der entscheidenden Stunde keiner freieren Auffassung hinzugeben vermochte, kurz, daß sie nicht besser war als die andere, das ist das ihre Anhänger und Mitglieder betrübende Ergebnis dieser Tage.

Berlin, 30. Juni. Die rein politischen Gründe des Rücktritts des Fürsten Bülow sucht man in gewissen Kreisen durch allerlei Personal­klatsch zu verdunkeln. So wird erzählt und ' gedruckt, daß die Fürstin Bülow starken Anteil an dem Rücktrittswunsch des Kanzlers habe. Wer den persönlichen Verhältnissen näher steht, weiß ganz genau, daß es sich um eine absolut unbegründete Ausstreuung handelt. Die Fürstin Bülow denkt nicht daran, den Reichskanzler in der einen oder anderen jRichtung zu beein­flussen und ist mit allem einverstanden, waS er im Interesse des Landes und im Interesse seiner eigenen Würde für richtig hält. Gleich­zeitig wollen wir auck die Angaben berichtigen, die in einigen Blättern über den künftigen Wohnort des Kanzlers gemacht werden. Es wird von seiner Absicht gesprochen, den großen Teil des Jahres in seiner römischen Villa und nur einige Monate in Deutschland zu verbringen. Das ist falsch. Fürst Bülow gedenkt vielmehr, den größten Teil des Jahres in Deutschland und zwar in Kleinflottbeck und Norderney zu verleben, und nur einige Wintermonate in Rom Man weiß, daß diese Einteilung seiner Muse einem längst bestehenoen Plan entspricht, von dem er oft genug gesprochen hat. (Stuttg. Mpst.)

Paris, 3. Juli. König Alfons von