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Nr- 49
Dienstag, den 27. April t909-
45 Jahrgang
Wunöfctzciu
— Se. Maj. der König hat aus Anlaß der am 25. April ds. Js. in Stuttgart gehaltenen Frühjahrssitzung des Gesamtpräsidiums des württ. Kriegerbundes u. a. die nachstehende Auszeichnung verliehen: das Ritterkreuz 2. Kl. dieses Ordens dem Bezirksobmann sür Neuenbürg, Christ. Loos, Fabrikdirektor daselbst.
Stuttgart, 24. April. Prof. I)r. Fraas hat sich infolge seiner schweren Erkrankung einer Operation unterziehen müssen, die, wie von St. Pauli-Hamburg gemeldet wird, wo Pros. Fraas zur Zeit weilt, gut verlaufen sein soll.
Stuttgart, 21. April. Bei der heute fortgesetzten Ziehung der. Geld- und Pferdelotterie fielen die 25 Pferdegewinne auf folgende Nummern: 81087, 10104, 38549, 20998, 86374, 83828, 84708, 2342, 69707, 10887, '47787, 91127, 39852, 87908, 23637, 68592, 12281, 88587, 68716, 118736, 68234, 38867, 30817, 56310, 23869. (Ohne Gewähr.)
Stuttgart, 20. April. Der den Ständen zugegangene Gesetzentwurf betreffend die Beschaffung von Geldmitteln für den Eisenbahnbau und für außerordentliche Bedürfnisse der Verkchrsanftaltenverwaltung in der Finanzperiode 1909,10 bestimmt für die im Bau befindlichen staatlichen Nebenbahnen 8146 000 Mk. und zwar jeweils als dritte Rate für die Bahnen Tübingen — Herrenberg 1300 000 Mk., Schorndorf — Welzheim 1000000 Mk., Göppingen — Gmünd 2 750 000 Mk., ferner als zweite Raten für die Bahnen Böblingen — Dettenhausen 800 000 Mk., Balingen— Schömberg 900 000 Mark, Jsny — Seltmans 455000 Mk. und Weikersheim — Nöttingen bezw. Bieberehren— Creglingen 940 000 Mk. Vorgesehen ist u. a. der Bau einer Nebenbahn von Breiten nach Kürn- back und vom Bahnhof Maulbronn nach der Stadt Maulbronn. Für den viergleisigen Ausbau der Strecke Untertürkheim — Plochingen werden als 5. Rate 18000 000 Mk. bestimmt, für die Bahnhoferweiterungen in Mühlacker (5. Rate) 450000 Mk., in Asperg (1. Rate) 50000 Mk.. in Feuerbach (5. Rate) 200 000M. Zur Vermehrung der Fahrzeuge der Staatseisenbahnen ist vorgesehen die Beschaffung von: 19 Lokomotiven mit 15 Tendern, 96 Personenwagen, 90 Gepäckwagen, 650 Güterwagen, 8 Bahnpostwagen, 14 Schmalspurwagen und 3—4 Kleinlokomotiven.
Altensteig, 25. April. Im nahen Ett- mannsweiler war gestern Schultheißenwahl. Bon den abgegebenen Stimmen fielen 33 auf Hirschwirt Kübler (im Bezirk und der weiteren Umgebung hauptsächlich bekannt durch seine Berschindlungsarbeiten), der somit gewähltest. -Wie versichert wird, dürfte der Wirtschaftsbetrieb kein Hindernis für die Bestätigung bilden. Auffallend dagegen ist es, daß die Bestätigung bes zum Ortsvorsteher im Enztal gewählten Metzgers Stieringer so lange auf sich warten
— Der Verein „Psorzhermer Hundesport" veranstaltete am letzten Sonntag in der Reithalle wieder eine Hundeausstellung. Da auch Archtmitgliedern gestattet war, ihre Hunde aus- Mellen, war die Beschickung groß. Man sah Hunde vom kleinsten Zwergspitz bis zum großen
Leonberger.und Bernhardiner. Alle Rassen und Abarten waren vertreten, z. B. Schäferhunde, Doggen, Rottweiler, Dachse, Pudel, Spitzer, Airedale, Vorsteh- und Hühnerhunde, ein russischer Steppenhund, Bulldoggen usw. Mittags wurden die Tiere den Preisrichtern vorgeführt. Eine größere Anzahl Ehrenpreise und Diplome kam zur Verteilung. U. a. erhielt Herr A. Groß mann z. „Löwen" in Wildbad für feinen Vorstehhund „Teil" ein Diplom mit 1. Preis, sowie einen Ehrenpreis.
Herrenalb, 22. April. Mit dem Hinscheiden des Geh. Justizrats Metz-Darmstadt verliert unser Kurort einen hochangesehenen Ehrenbürger, der im Laufe von 35 Jahren regelmäßig zur Kur hier anwesend war; im kommenden Sommer wollte er im Hotel zur Post, seinem Stammquartier, die Feier des 80. Geburtstags begehen. Der Verstorbene war langjähriger Vorsitzender der Anwaltskammer. Zur Beerdigung, welcher auch der hessische Ministerpräsident anwohnte, begab sich in Vertretung des Stadtvorstandes Stadtrat K. Mönch nach Darmstadt, um mit einer ehrenden Ansprache eine Kranzspende als letzten Gruß vom Schwarzwald am Grabe niederzulegen.
Freudenstadt, 24. April. Herzog Albrecht von Württemberg ist zur Ausübung der Auerhahnjagd gestern nachmittag 4 Uhr hier angekommen und hat sich alsbald nach dem Kniebis (Lamm) begeben, wo er in Begleitung des Oberjägermeisters Frhrn. v. Gaisberg gestern abend noch die Balzplätze auf dem Hechleskopf aufsuchte. Zur Frühbalz begab sich Se. Kgl. Hoheit auf den Kienberg (Kniebis), von wo er heute vormittag direkt nach Stuttgart zurückkehrte. Für die nächste Woche sind auf dem Kniebis verschiedene hohe Jagdgäste angemeldet.
Tübingen, 21. April. Am 28. Februar waren im „Waldhorn" in Birkenfeld junge Leute von Brötzingen und Birkenfeld; darunter auch der ledige Maurer Gustav Claus von Brötzingen. Einer der Brötzinger Bmschen nahm ein Zündholz von dem Tische der Birkenfelder, ohne vorher um Erlaubnis hierzu zu bitten. Hierdurch kam es zu einem Wortwechsel, welcher dann später in Tätlichkeiten ausartete. Die Birkenfelder waren die Angreifer, und als Cl. eine ordentliche Tracht Prügel bekommen hatte, gab er einen Schreckschuß ab, welcher niemand traf. Cl. mußte fliehen, unterwegs gab er einen zweiten Schuß ab. Diesesmal durchschlug die Kugel dem ledigen Steinhauer Denzinger die Nieren, Leber, Bauchwand und blieb im Magen sitzen. Dieselbe konnte bis heute noch nicht entfernt werden. D. wurde in der chirurgischen Klinik in Tübingen operiert, ist noch längere Zeit arbeitsunfähig, auch sind noch später eintretende schädliche Folgen der Verletzung nicht ausgeschlossen. Als die Birkenfelder sahen, daß einer der ihrigen verletzt war, lynchten sie den Cl., hetzten zwei Hunde auf ihn, welche ihm den Ueber- zieher zerrissen, und überbrachten ihn dem Landjäger. Cl. wurde, weil er sich in berechtigter Notwehr befand, unter Uebernahme sämtlicher Kosten auf die Staatskasse freigesprochen.
—Die Eßlinger Ztg. schreibt: Es ist eine alte Klage des Handwerkerstandes, daß bei Abgabe von Offerten auf öffentlich ausgeschriebene Arbeiten nur allzu oft eine genaue Kalkulation seitens einzelner Offerenten vermißt wird, sodaß der Unternehmer, welcher für seine sachgemäße Arbeit einen angemessenen Gewinn zu erzielen hofft und darnach seine Offerte einrichtet, meistens keine Berücksichtigung findet, da in den überwiegendsten Fällen leider noch immer das Moment der Billigkeit und nicht das der Leistungsfähigkeit und Güte für die Vergebung ausschlaggebend ist. Daß bei solchen Zuständen weder der sogenannte „billige Mann", noch die Gesamtheit der betreffenden Branche gut fährt, ist eine Tatsache, auf die auch wir schon des öfteren hingewiesen haben. In dieser Erkenntnis haben sich schon manche Berufsklassen zu einer Interessengemeinschaft oder wenigstens zu einer Organisation mit Preisberechnungsstellen zusammengeschlossen, um auf diese Weise eine Gesundung der oft schwierigen Lage des Handwerkerstandes anzustreben. Daß aber auf diesem Gebiete noch sehr viel fehlt, beweisen fast täglich neu bekannt werdende Vorfälle. Auf einen solchen aus Eßlingen weist auch die „Süddeutsche Malerzeitung" hin, nach der auf die Anstreicharbeiten zum Neubau des Eßlinger Gymnasiums, welche laut Ueberschlag eine Gesamtsumme von Mk. 9500.— betrugen, Abgebote abgegeben wurden, welche sich von 12 Prozent als niederstem bis zu 42 Prozent als höchstem Abgebot bewegten. Dazu bemerkt dasselbe Blatt, daß das Sonderbare an den Schundabgeboten darin liege, daß die Billigst- nehmenden erst vor kurzem die Meisterprüfung ablegten und diese auch bestanden. Nur dadurch, daß man immer und immer wieder auf die Schädigungen hinweist, welche dem Handwerk aus diesen Zuständen erwachsen, kann wohl, wenn auch nur langsam, eine Besserung erzielt' werden.
Vom Lande. Die Rosenzüchter machen dieses Frühjahr betrübte Augen. Ein großer Prozentsatz der Rosenstämmchen ist teils erfroren, teils kümmerlich auferftanden. Der Wechfelsturz im letzten Oktoberdrittel hatte die Königin der Blumen schon schwer geschädigt und vor dem strengen Frost den Winter über half alle Vorsorglichkeit wenig oder nichts. Die Rosenstämmchen für den diesjährigen Frühjahrssatz sind bedeutend im Preis gestiegen, auch ist nicht gerade viel Vorrat vorhanden. Eine Lehre wird der strenge Winter den Rosenfreunden gegeben haben. Sobald die Blüte im Herbst vorbei ist, sind die Bäumchen, wenn auch nicht gleich hinunterzulegen, so doch jedenfalls mit Stroh oder Moos einzubinden.
— Gegen den Wegfall des Ankunftsstempels auf den Briefen hat eine große Anzahl Handelskammern entschieden Protest eingelegt mit der Begründung, daß damit eine für den Adressaten sehr wichtige und namentlich, wenn der Aufgabestempel unleserlich ist, die einzige Kontrolle der Briefbestellung wegfällt. Die Handelskammern gaben der Hoffnung Ausdruck, daß, nachdem das Briefporro durch die Erhöhung der Taxen im Orts- und Nahverkehr verteuert worden ist, die Postverwaltung nicht auch noch zu einer Verschlechterung der Zustellung die