W rri e r H a tt <? nöes.
Der schwarze Koffer.
Autorisierte Uebersetzung aus dem Englischen von Emmy Becher.
(Nachdruck verboten.) , (Forts.)
Auf der andern Seite war dieser Koffer unter all ihrem Reisegepäck das einzige Stück, das sie nicht mit einer Aufschrift versehen hatte, und die Erklärung die sie über diesen auffallenden Umstand abgegeben hatte, konnte kaum befriedigend genannt werden.
Ich war sehr verwirrt und gänzlich aus dem Konzept gebracht. So hübsch die Annahme der Koffer gehöre Fräulein Simpkinson gar nicht, auch in meinem Plan gepaßt hätte, ich konnte nicht daran festhalten, sie war zu unvernünftig. Und doch gaben mir der Schlüssel, das zerbrochene Schloß, die Buchstaben U. ll. immer wieder zu denken, und vergebens suchte ich mir einzureden, daß diese Buchstaben gar nichts zu bedeuten hätten und nur von einem Dienstmann oder Schaffner aus irgend welchen Gründen hingekritzelt worden seien.
Schließlich war es mir doch Halb und halb gelungen, mir selbst diese Annahme einleuchtend zu machen, und ich fing schon an einzunicken, als mir blitzartig der Ausruf der Jungfer, den ich im Protokoll gelesen hatte wieder einfiel!
„Lassen Sie doch Herrn Harvey kommen?"
H — Harvey. Reiner Zufall, dies Zusammentreffen natürlich. Und doch — Harvey, Harvey. ?. ll. Paul Harvey. Peter Harvey. Wer war dieser Herr Harvey?
Ein sehr naher Freund, das versteht sich.
Daraufhin war von Schlaf für mich nicht mehr die Rede.
Siebentes Kapitel.
Austin.
Am andern Morgen machten mir ineine Liebesleutchen zu schaffen. Aergerlicherweise kamen sie auf den Einfall, nach Fontainebleau zu fahren, und, was noch viel ärgerlicher war, sie begeisterten sich für den Ort und sahen sich nach möblierten Zimmern um. Glücklicherweise fanden sie nicht, was ihnen zngesagt hätte, und fuhren wieder nach Paris, wo sie überdies, so hörte ich das verliebte junge Ding
sagen, weit sicherer waren, da in der Riesenstadt ihre Spur weniger leicht anfzufinden sei. Hütte sie das doch vorher schon bedacht!
Es war sechs Uhr abends oder noch später, als ich wieder in meine Wohnung gelangte. Meine jungen Leute gingen ins CHLtelet-The- ater, um sich einen vergnügten Abend zu machen, und ich nahm hastig in einem Düvalschen Speisehaus meine Mahlzeit ein und machte mich dann nach Löon Düberts Bürau auf den Weg, denn ich brannte vor Ungeduld, die etwaigen Fortschritte, welche die Polizei gemacht haben konnte, kennen zu lernen. Den ganzen Tag war mir die Geschichte im Kops herumgegangen.
Leon Dübert wußte nichts Neues über die Sache und verwies mich sofort an seinen Vetter, da er selbst sehr durch einen in seinem Bezirk vorgekommen Raub in Anspruch genommen war, und ich fuhr allein zu Francois Dübert.
Diesen fand ich ganz aufgeregt, nervös und gereizt. Man hatte an die englische Polizeibehörde telegraphiert, und diese schickte einen von ihren Leuten herüber. Einstweilen war nichts Wesentliches zu Tage gefördert worden. Frau Simpkinson war immer noch nicht in der Verfassung, verhört zu werden, und aus der Tochter, die nicht sprechen wollte, und der Jungfer, die nichts wußte, war nichts herauszubringen. Man hatte Mutter und Tochter aus der strengen Haft entlassen und ihnen gestattet, in einem kleinen Haus neben dem Gefängnis, das in Wirklichkeit ein Teil davon war, Wohnung zu nehmen. Es trug den vielversprechenden Namen einer „Familienpension", stand unter Leitung einer Frau, die dafür verantwortlich war, daß die Gefangenen ihre Zimmer nicht verließen, und man erfreute sich darin derselben Preise, wie in einem Gasthof ersten Rangs.
Mir lag alles daran, dem Londoner Fahndenden Rang abzulaufen und vor seiner Ankunft die richtige Fährte aufzustöbern. Den ganzen Tag über hatte ich all« Einzelheiten des Falls hin und her erwogen — ich war gar nicht im stand gewesen, mich mit andrem zu beschäftigen — und je mehr ich mir den Kopf zerbrach, desto fester hatte sich bei mir die Ueberzeugung eingewurzelt, daß Fräulein
Simpkinson minder schuld war, als sie erschien. Die Anhaltspunkte dafür waren freilich klein bei einander, und vielleicht hatte Leon recht damit, daß ich minder großen Anteil an ihr genommen haben würde, wenn sie älter und häßlicher gewesen wäre.
Ich fragte Francois, ob ich nicht die Erlaubnis bekäme, sie zu sprechen. Den ganzen Tag hatte ich mir überlegt, ob ich diesen Schritt tun sollte, der unfehlbar zu Verwicklungen führen mußte, mich aber eben durch das Wagnis reizte. Ich war gefaßt, bei Francois auf entschiedenen Widerspruch zu stoßen — er zögerte — ich stellte ihm".vor, daß ich als Landsmann von der Gefangenen vielleicht manche Mitteilung erlangen könnte, die sie ihnen verweigerte.
„Hat niemand Zutritt zu ihr?" fragte ich.
„O — doch," erwiderte er unschlüssig, „doch, doch, eine oder zwei Personen, auf besondere Erlaubnis. Verboten ist es nicht, mit ihr zu verkehren."
„Könnten Sie mich hinführen?"
„Allerdings, aber —"
„Dann gehen wir sofort. Je mehr Sie herausgebracht haben, ehe der Londoner Fahnder kommt, desto mehr Anerkennung wird es Ihnen eintragen."
Nun gut, er ließ sich überreden und wir fnhren in einer Droschke nach einem trübseligen Haus in einer engen Gasse, deren Namen ich vergessen habe. Das Haus sah mit der Rückseite nach der Straße und lag im Schutz des Gefängnisses. (Forts, folgt.)
Ktanöesbuch-KHronik
vom iS. Dez. 1908 bis 2. Januar 1909.
G eb urteN:
23. Dez. Kraus. Christian Friedrich, Sch mied Meister hier, i Tochter.
Aufgebote:
31. Dez. Stein, Jakob Josef, Schuhmacher hier, und Stegmaier, Mathilde in Dorizdors.
Gestorbene:
19. Dez. Kuch, Christiane Friede ike, oeb. Nollmer, Witwe ! des verstorbenen Zimmermanns Gottfried Friedrich Kuch hier, 71 jJahre alt-
26. Dez. Haag, Oskar Jakob, Sohn des Holzhauers Adolf Fried ich Haag in Sprollenhaus, 1 Jahr alt
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