des Jahres 1913 und in diesem Jahre würde sie schäl zungsweise nicht mehr als die^Halste derjenigen von 1913 betragen. Vor dem Kriege würde niemand prophezeit haben, daß das Land bei einer ossenbar ganz geringen Einschränkung mit etwa der Hälfte der Einfuhr vor dem Kriege aus- konnnen könne. Dies sei eine wertvolle Lehre und sollte nach dem Kriege nicht vergessen werden. Wir sollten cs uns nicht wieder erlauben, für einen so großen Teil unserer tägliche» Bedürfnisse uns von fremden Hilfsquellen abhängig zu machen. Es sei eine völlige Wandlung des gan- >zen industriellen Lebens des Landes cingetreten, aber heute im 4. Kriegsjahre sei die Eesamterzeugung der Industrie jnur ein ganz klein wenig niedriger, als vor dem Kriege. Stanley hob dann die von den Offizieren und Mannschaften der Handelsmarine bewiesene Tapferkeit hervor, von welcher 12 500 seit Kriegsbeginn das Leben verloren hätten. Aber trotzdem gäbe es keinen Mann oder Offizier, der nicht fahren wollte, wenn das Schiff klar sei.
Belgische Ansprüche.
" Berlin. 17. Mai. Wie dem „B. L.-A." aus Haag mitgeteilt wird, veröffentlicht die englische Zeitschrift „Tadlet" einen Bericht über eine Londoner Sitzung der Kgl. Gesellschaft für Kunst. Auf dieser Versammlung gab der belgische Unterrichtsminister Lambott einen Ueberblick über die Verluste von Kunstgegenständen, die Belgien infolge des Krieges erlitten hat. Der Redner forderte schließlich die Regierungen der Verbündeten auf, beim Friedens- schluß von Deutschland Ersatz für diese Verluste zu ^fordern.
Bon den Neutralen.
Die Schweiz unter dem Druck der Entente.
(WTB.) Berlin, 16. Mai. Die Verhandlungen der deutschen und schweizerischen Unterhändler über den Abschluß eines neue« Wirtschaftsabkommens hatten zu einer für beide Teile befriedigenden Lösung geführt. Die Bedingungen und die Annahme des Vertrages waren vom schweizerischen Bundesrat am Dienstag abend einstimmig genehmigt worden,! so daß der Vertrag von den beiderseitigen Delegierten am Mittwoch den 15. Mai endgültig aufgesetzt werden konnte. Es war darin den durch die französische Kohlenofferte bereits verursachten Schwierigkeiten in der Weise Rechnung getragen, daß deutscherseits auf die Kohlenverwendungskontrolle solange verzichtet wurde, als Frankreich seine Zusage auch nur annähernd in demselben Verhältnis erfüllen würde wie Deutschland. Auf das plötzliche Dazwischentreten des französischen Geschäftsträgers tst in letzter Stunde das schon genehmigte Abkomme» zurückgezogen worden. Die französische Regierung hat der Schweiz die Forderung gestellt, den Vertrag nicht zu unterzeichnen, widrigenfalls das Kohlenängebot hinfällig werden würde. Für diesen Fall hat der französische Geschäftsträger der Schweiz Len Wirtschaftskrieg seitens der Entente in Aussicht gestellt. Gegenüber den unabsehbaren Folgen des von der französischen Regierung angedrohten Wirtschaftskrieges hat die Schweiz sich eine Ueberlegungs- frist bis zum 2 2. Mai erbeten. Damit ist vom heutigen Tag an der vertragslose Zustand zwischen Deutschland und der Schweiz eingetreteu. für dessen Folgen Deutschland die Verantwortung ablrhnt.
Englisch« Minen an der schwedische» Küste.
(WTB.) Stockholm, 16. Mai. Vergangenen Sonntag fuhr ein schwedischer Dampfer an der schwedischen Westküste auf eine Mine und sank. Dabei sind acht schwedische Seeleute umgekomqien. Nachdem entöntefreundliche Blätter, wte „Dagens Nyheter", zunächst behauptet hatten. Laß die in letzter Zeit vor der schwedischen Westküste trei
benden zahlreichen Minen deutschen Ursprungs seien, veröffentlichen heute die Zeitungen eine amtliche Erklärung des Marineamts, wonach es sich um englische Minen handelt. Im Anschluß hieran bemerkt „Stockh. Dagbladet": Das fürchterliche Miiisnunglück, das acht Schweden das Lebeg kostete, ist die Folge der Auslegung eines für die schwedische Schiffahrt und Fischerei äußerst gefährlichen Minenfeldes unmittelbar vor unserer Küste, wen« nicht sogar innerhalb der schwedischen Gewässer. In Eothenburg und an der ganzen Küste von Bohus hat diese Minierttng tiefste Verstimmung hervorgerufen. Es ist zum mindesten auffallend, daß man in London dieses Minenfeld nicht angesagt hat, sondern ohne Warnung auslegte. Man kann nicht umhin, an die Minierung der Schrldcmiindung zu denken, die ein holländisches Schiff und seine nichtsahnende Besatzung ins Unglück stürzte. Die Maßregel ist ein neuer Beweis für die Verwilderung der Kriegführung.
Vermischte Nachrichten.
Besuch des Kaisers Karl in Soft« und Konstantinopel.
(WTB.) Wien, 17. Mai. Der Kaiser und die Kaiserin sind gestern vormittag nach Sofia und Konstan- tinopel gereist, um dem Zaren der Bulgaren und dem Sultan ihren Antrittsbesuch abzustatten. Im Gefolge der Majestäten befinden sich die obersten Hofchargen» der Minister des Aeußern, Graf Burian, der österreichische Handelsminister Freiherr v. Wieset, der ungarische Minister a latere Graf Zichy und der Chef des Generalstabs, Freiherr v. Arz.
Reuterschwindrl.
(WTB.) Berlin, 16. Mai. Die „Rordd. Allg. Z." schreibt: Keine Unruhen in Moskau. Nach einer Reutermeldung, die auch von der deutsche» Presse gebracht worden ist, solle es in Moskau zu hartnäckige» Kämpfen zwischen Bolschewiki und Anarchisten gekommen sein. Wie wir von zuständiger Stelle aus Moskau hären, ist diese Meldung gänzlich unzutreffend. In Moskau herrscht völlige Ruhe.
Aus Stadt und Land.
Calw, den 17. Mai 1918.
DaZ Eiserne Kreuz.
Ernst Straile aus Althengstett» Lei einem Infanterieregiment, ist zum Gefreiten befördert worden und hat zur Silbernen Verdienstmedaille das Eiserne Kreuz erhalten. —
Verwundetenabzeichen.
(Kr. M.) Nachdem nunmehr die Ausfiihrungsbestimmun- gen betreffend das am 3. März gestiftete Verwundetenabzeichen erschienen sind, wird besonders darauf hingewiesen, daß die Verleihung des Abzeichens an bereits entlassene Heeresangchörige durch die Bezirk-Kommandos erfolgt, daß also etwaige Anträge Entlassener auf Verleihung an das zuständige Bezirkskommando zu richten sind. (SCB.)
Vom Rathaus.
* Unter dem Vorsitz von Stadtschultheißenamtsverweser G.-R. Dreiß fand gestern eine öffentliche Sitzung beider Kollegien statt. Der Vorsitzende begrüßte das zurzeit im Urlaub vom Felds hier anwesende Mitglied des Biirger- gusschusses Rechtsanwalt Rhsinwald. — Die Besitzer der Leichenwagen der Stadt wünschen entsprechend den Kriegsverhältnissen eine Erhöhung der Belohnung für das Leichenführen. Sie schlagen vor, die Gebühren für die 1. Klasse von 12 auf 15 -ll, für die 2. Klasse von 1ü auf 12 oll, für die 3. Klasse von 8 auf 10 oll zu erhöhen, für Kinderbeerdigungen in 1. Klasse von 6 auf 7 -ll, in 2. Klasse
von 5 auf 6 Kl. Die Erhöhung wurde genehmigt. — Dem Gesuch der Mehgeri nnuug um Nachlaß des Pachtzinses für die Ueberlassung der städtischen Grundstücke, auf denen Schlachthaus und Kühlhalle erstellt sind, weil die Schlachthausgebühren infolge des Zurückgangs der Schlachtungen wesentlich zuriickgcgangen sind, wurde insoweit entsprochen, als von dem Pachtzins von 309 -ll von jetzt ab 100 dt über die Kriegszeit nachgelassen werden sollen. Die Schlcicht- hausgebühren sollen von Isisi auf erhöht werden. —
Für den Monat Februar wurden 1562 °4t, für den Monat März 2530 oll für städtische Wohlfahrtspflege als staatlicher Beitrag genehmigt. — Im Zusammenhang mit einer Anfrage des Oberamts, wie nach der amtlichen Mitteilung des Todes von Stadtschultheiß Eonz die Stadtverwaltung die Frage der Wiederbesetzung der Stadtvorstandsstelle erledigen will, erklärte der Vorsitzende, er würde vorschlagen, die Stelle auszuschreiben, damit er sich jetzt nrehr seinem eigenen Geschäft widmen könne, und weil er dis Stellvertretung doch lediglich nur für Herrn Stadtschultheiß Eonz übernommen habe. G.-R. Stauden- meyer und G.-R. Bäuchle trugen Bedenken, die Stadtvorstandsstelle jetzt im Kriege zu besetzen, weil die 200 bis 300 im Felde stehenden Wähler diese Zurücksetzung nicht verstehen könnten, und auch die etwaigen Bewerber berücksichtigt werden sollen, dis jetzt im Felde stehen oder militärische Stellen bekleiden, die sie nicht sofort verlassen können. Amtsverweser Dreiß habe die Geschäfte bisher zur allgemeinen Zufriedenheit mit Unterstützung seiner Beamten gut durch- geführt, und die beiden Mitglieder sprachen deshalb die Ansicht aus. Zerr Dreiß möge die Stellvertretung noch weiterhin, möglichst bis Fricdensschlutz, übernehmen. Es wäre etwas anderes, wenn eine Persönlichkeit gefunden würde, von der man sicher wäre, daß sie die große Mehrzahl der Wähler befriedigen würde. — BAO. Wagner meinte dagegen, das Provisorium sollte doch nicht zulange hinausgerückt werden, man wisse nicht, wie lange der Krieg noch dauere. — Nach Erwägung aller in Betracht kommenden Fragen kamen die Kollegien zu dem Beschluß, die Besetzung der Stelle definitiv erst nach Friedensschluß vorzunehmen, weil jetzt im Krieg doch keine größeren Maßnahmen für dis Stadt zu treffen sind, und in geheimer Wahl wurde Herr Dreiß wieder zum stell». Stadtvorstand gewählt. Sein Gehalt wurde von 2100 auf 3000 -ll erhöht. — Die Staatsstraßenbauverwaltung braucht zur Verbesserung der Staatsstraße Calw — Teinach auf der Markung Calw einen schmalen Streifen der städtischen, sogen. Hummel- schen Wiesen von der Brücke im Gewand Öländerle linksseitig bis Tanneneck, und zwar im Eesamtumfang von 12 Ar. Ls handelt sich lediglich um die Böschungsfläche entlang den Wiesen, die auf 30 pro Quadratmeter geschätzt wurde. Die Straßenbauverwaltung, in deren Auftrag Kanzleirat Höchel (Stuttgart) und Regierungsbaumeister Geiger von hier an den Beratungen teilnahmen, machte nun den Vorschlag, die Stadt möchte dieses Gelände zur Verbesserung der auf ihrer Markung laufenden Staatsstraße, die dem Staat einen Kostenaufwand von etwa 12 000 dt verursacht, unentgeltlich abtreten, und außerdem noch die Wiese links vor der Kentheimer Steige von der Öländerlcsbriicke her. Die Wiese umfaßt ein Gelände von 8 Ar; sie soll einerseits dazu verwendet werden, das Aufsiillmaterial für dir Straßenverbesserung zu liefern, andererseits soll dort ein Eeräte- magazin der Straßenbauverwaltung in Form eines 11,7 m langen und 7,7 m liefen Blockhauses erstellt werden. Als Ersatz für den Wegfall der längs der Straße sichenden Bäume wurden 750 oll geboten. Die jeweils anzubringenden Sicherheitsrandsteine würden sitzen Aufwand von insgesamt 1600 verursachen, der nach der staatlichen Wegeordnung von der Stadt zu tragen wäre. Nach eingehender Behänd-
Die EiMMmg M Politik E»gMs. ->
Historische Streiflichter.
Von A. Weiß, Pfarrer a. D. in Hirsau.
(Fortsetzung.)
S» hatte sich die Weissagung erfüllt, die schon 1759 d'er dänische Staatsmann Bernstorfs «ussprach: „Alles, was man heute unternimmt, um zu verhindern, daß sich inmitten Deutschlands eine ganz kriegerische Monarchie-erhebe, deren eiserner Arm die kleinen Fürsten zermalmen wird — das alles ist verlorene Arbeit".
So war das Ergebnis des Siebenjährigen Krieges für Preußen selbst außerordentlich wertvoll, nicht minder aber für die Neubildung von ganz Deutschland. Denn die Glocken, welche den Friedensschluß von Hubertusburg einläuteten, verkündigten zugleich die Geburtsstunde Neudeutschlands.
Dreißig Jahr hatte es im Dreißigjährigen Kriege gebraucht, um das alte Deutsche Reich, das unter der Vorherrschaft Oesterreichs stand, zu zertrümmern, nur sieben Jahre bauerte es, um die Grundmauern des neuen Deutschen Reiches unter der Führung Preußens zu legen, und Friedrich ist der große Baumeister, der dies zustande brachte. Um sich der habsburgischen Uebermacht im Dreißigjährigen Kriege zu erwehren, bedurfte man fremder Hilfe und mußte dazu noch schmählichen Helferlohn zahlen; aber jetzt war es
, *) Ist auf der Geschäftsstelle dieses Blattes in Buch
form erhältlich; geheftet 1.30 dt. gebunden 2.^ oll.
Friedrich allein, der Oesterreich aus dem Sattel hob; denn das treulose England kam nicht in Betracht. Nur deutsche Kraft entschied den Sieg und brachte den großen Umschwung zuwege.
Dies entsprach dem kerndeutschen Wesen Friedrichs. Denn obgleich man sich am Berliner Hof teils nach damaligem Brauch, teils aus Unbeholfenheit des Französischen bediente, hat Friedrich doch immer als guter Deutscher gesuhlt und gehandelt So wenig wie Bismarck hat er je einem fremden Staate auch nur einen Quadratzoll deutschen Landes versprochen oder verpfändet, was man dem Wiener Hofe allerdings nicht nachrühmen konnte. Denn ihm mußte Friedrich vorwerfen, daß er die Thermopylen Deutschlands, nämlich die Vogesen, dem Fremdling geöffnet und Lothringen an Frankreich preisgegeben habe.
In Friedrichs Seele lebte überhaupt ein schroff abweisender Nationalstolz. Daß fremde Nationen auf deutschem Boden Herren sein sollten, erschien ihm als eine Beleidigung, und darum war er bestrebt, den neuen deutschen Staat „durch die Schrecken der Waffen" auf eine solche Stufe emporzuheben, daß ec gegen jede Nachbarmacht seinen freien Willen behaupten durfte. So hat er den Grund gelegt zur deutschen Freiheit im edelsten Sinn. Deutschland sollte frei sein von der Knechtung des Auslands und in seinen eigenen Angelegenheiten sein eigener Herr.
Was nützt denn einzelnen eine noch so weitgehende persönliche Freiheit, wenn das Vaterland in tausend Fesseln liegt und vor den gewalttätigen Eingriffen neidischer und giftiger Nachbarn sich nicht rühren und zu keinem Gedeihe*.
und Wohlstand gelangen kann und sich immer ». >n Schmach und Armut zurückwerfen lassen muß, w.r es >. .ch jetzt wieder unsere mißgünstigen Feinde beabsichtigen. Aber das neue Deutschland, dessen Grundlinien Friedrich der Große mit der Spitze seines Degens auf die Karte von Europa eingezeichnet und dem er mit der Schärfe seines Geistes Bahn gebrochen hat, läßt sich nicht wieder unterdrücken von der Menge seiner Seelenwärter, noch seine freien Entschließungen im Jnnem beeinträchtigen durch die aufdringliche Weisheit eines transatlantischen „Monroe"-Prästdenten.
Erst durch das Auftreten Friedrichs des Großen hat endlich der Deutsche selbst sein längst verloren gegangenes Nationalbewußtsein wiedergefunden. Vorher galt die Regel, daß, wer nicht gut österreichisch war, gut schwedisch- sein mußte, wie so mancher begeisterter Verehrer des Schwedenkönigs Gustav Adolf, des Löwen von Mitternacht, oder gut französisch oder englisch; aber niemand besaß den Ehrgeiz, sich einen Deutschen zu nennen. Man schämte sich seiner eigenen Nation. Ein Deutscher zu sein galt damals zwar nicht als Sünde, aber beinahe als Schande. Durch Friedrich den Großen fing das an anders zu werden. Der Tieferblickende konnte schon damals merken, daß in Preußen die nationale Ehre und damit die nationale Zukunft Deutschlands gewahrt und verbürgt lag. Und tatsächlich hat sich auch mit der Zeit an das „Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben?" das „Deutsche Grenadiere tragen schwarz-weiß-rot" in engem Anschluß angereiht. Auf dem Hohenzolleru stand Deutschlands Wiege.
Fortsetzung folgt.