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Nr. 112.

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

93. Jahrgang.

SrschelnungSweise: « mal wöchnitlich. vnzeigenprei«: Im Obcramt-bezirk Lalw für die einspaltige Zeile IL Psg., außerhalb desselben IS Psg., Reklanicn M und SS Pfg. Schluß der Anzeigenannahme S Uyr voruutlagS. Fernsprecher S.

Mittwoch den 18. Mai 1S18.

Bezugspreis, In der Stadt mit Lrägerlahn Mk. 1.SS uierteljShrlich. PvstdezugSpreiS im Orts» mrd NachbarortLveriehr Mk 1.86, kn Fernverkehr 1.S5, Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg.

Ein erfolgreicher Borstoß südlich Albert.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutsche amtliche Meldung.

Englische Angriffe nördlich vom La Basse^kanal abgewiesen.

(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 14. Mai. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz: An den Kampffronten ließ die in den Morgenstunden gesteigerte Ärtillerietätigkeit im Laufe des Vormittags nach, am Abend lebte sie wieder vielfach auf. Nach heftiger Feuerwirkung nördlich vom La BäflLe- Kanal versuchten die Engländer am Abend starke Teilangriffe gegen unsere Stellungen nördlich und südlich Givenchy. Sie wurden verlustreich zurück- geschlagen. Die Erkundungstätigkeit blieb rege.

Von den andern Kriegsschauplätzen nichts Neues.

Der erste Generalquartiermeister Ludendorff.

Die gestrige Abendmeldung.

Ein erfolgreicher Vorstoß südlich der Straße AmiensAlbert.

(MTB.) Berlin, 14. Mai, abends. Amtlich wird mlt- geteilt: Erfolgreicher örtlicher Vorstoß in di« englische Linie auf dem Nordnfer der Somme an der Straße Bray Eorbie. Heftig« Gegenangriffe des Feindes scheiterten. Sonst nichts Neues.

Bon der Westfront.

(WTB.) Berlin, 14. Mai. Die Schachtanlagen «nd Stahlwerke »m Bethune wurden von den Deutschen mit schweren Kalibern wirkungsvoll beschossen. Im Kesselhaus des Stahlwerks Bully-Erenai wurde ein Volltreffer erzielt, ein weiterer Volltreffer im Kesselhaus des Schacht S von Roeux. Dort wurde eine Explosion unter starker Feuer- und Rauchentwicklung hervorgerufen.

(WTB.) Berlin, 14. Mai. Dem starken Feuer, das im Laufe des ganzen 13. Mai auf der Front vom Ppern- kanal bis nördlich Vailleul lag, sind feindliche An­griffs nicht gefolgt, doch wurden mehrfach starke feindliche Ansammlungen unter wirksames deutsches Vernichtungsfeuer genommen und zerstreut. Am späten Abend und nachts ver­stärkte sich das feindliche Feuer von neuem, besonders gegen das Kemmelgebiet und westlich bis nach Bailleul. Nach schlagartig eiufetzendem feindlichen Artilleriesener auf die deutschen Stellungen bei Givenchy folgte ei« starker eng­lischer Teilangriff, der mehrfach wiederholt wurde. Der Feind hatte dabei außerordentlich schwere Verluste. Die deutschen Stellungen find restlos gehalten.

Die italienischen Verluste in den IS Jsonzoschlachten.

(WTB.) Wien, 14. Mai. (W. Korr.-Bur.) Den Blättern zufolge haben nach vorsichtiger Schätzung maßgebender Stel­len die italienischen Armeen in den zwölf Jsonzo schlachten 270 00» Tote, 230 000 invalid Gewordene und 134 000 Gefangene verloren. Das find insgesamt S34 000 Mann Dauerverluste. Dazu kommen noch 1200 000 Ver­wundete, die wieder an die Front einrücken können. Wäh­rend unserer Herbstoffensive 1917 hatten die Italiener 800 Offiziere und 36000 Mann an Toten, 8200 Offiziere und 120 000 Mann an Verwundeten, 10 000 Offiziere und 285 000 Mann an Gefangenen. Die Eesamteinbußs des Feindes feit Beginn des Krieges beträgt rund 2 250 000 Menschen. An italienischen'. Kriegsgcrät wurden bis Ende März von uns 2000 Geschütze geborgen,' davon die Hälfte von über 10,2-Zelitimcter-Kalibcr, 3000 Maschinengewehre, 150 000 Jnfantcricgewchre mit 52 Millionen Patronen, 400 000 Minenwerfer, eine Million Handgranaten, 1)4 Mil­lionen Artilleriegeschosse. Das Gesamtgewicht der sonstigen Beute beträgt 4531 Waggonladungen zu je 10 000 Kg. Einen Haupiteil davon bilden Automobilen, Trains, Tele­graphen, Telephon und sonstiges technisches Material, Mon­turen und Ausrüstungsstücke, sowie Flugzeuge. Durch unsre Herbstoffensive wurden bei Beginn des Krieges von uns fteiwisiig arifgegebenes Gelände Ivz Ausmaß von 2240,

Der Kaiser in Aachen.

(WTB.) Aachen, 14. Mai. Vor einigen Tagen weilte der Kaiser, vom Großen Hauptquartier kommend, auf der Durchreise in Aachen «nd stattete dem Münster und dem Rathaus einen längeren Besuch ab. Im Münster hielt sich der Kaiser über eine Stunde auf. Dann begab er sich in Begleitung des Oberbürgermeisters zum Rathaus, wo gerade eine Sitzung der Stadtverordneten stattsand. Der Kaiser erinnerte hier an das Festmahl, das bei seiner frü­heren Anwesenheit in der alten Kiserstadt stattfand, worauf der Oberbürgermeister erwiderte:Wenn Eure Majestät nach siegreichem Friedensschluß wiederum in die alte Kaiserstadt kommen, dann werden wir hier in diesem Raum das herrlichste Festmahl halten." Hierauf erwiderte der Kaiser:Ja, das wollen wir!" Sodann begab sich der Kaiser in den Sitzungssaal der Stadtverordneten und hielt an die Herren, denen der Besuch völlig unerwartet kan», etwa folgende Ansprache:Von der Westfront kom­mend, freut es mich, die Herren hier begrüßen zu können. Im Westen habe ich das halbverwüstete Frankreich besich­tigt. Da gewinnt man erst den richtigen Eindruck von dem Grausigen, von dem unser Vaterland verschont geblieben ist. Wer etwa kleinmütig werden sollte, der möge einmal einige Tage an die Front gehen und sich die Verwüstungen anfehen. Dann wird er nicht mehr klagen und wird mit seinem Los zufrieden sein, dann wird er die Mühseligkeiten, Entbeh­rungen und Schrecknisse des Krieges mit Geduld tragen. Wenn die Herren sich hier in sicherer Ruhe zur Fricdens- arbeit zusammenfinden, so verdanken sie das unserem un­vergleichlichen Heer. Die Offensive geht gut vorwärts. 600 000 Engländer find bereits außer Gefecht gesetzt. 1600 Geschütze erbeutet. Die Franzosen müssen überall Einsprin­gen. Hart werden die Gegner mitgenommen. Sie haben j auch nichts Besseres verdient. Die Sache im Weste« wird ge­macht, aber wir müssen Geduld übe«. Millionenheere könne« nicht an einem Tag erledigt werden. Wir werde» unser Ziel erreiche«. Schwere Arbeit ist zu leisten, aber dafür haben wir ja auch tüchtige Schmiede. Den Osten haben wir ge­öffnet, in der Krim geht es auch vorwärts. Aus der Ukraine find die ersten Lebensmittelziige in Berlin «iugetros- fe». Dadurch wird unsere Lebensmittelversorgung gebessert. In Sewastopol habe« wir «ine starke, reich beladene Han­delsflotte erbeutet. Dort werden wir uns den Verkehr aus dem Schwarzen Meer wieder ermöglichen. Also es steht gut. Ich freue mich über das nationale Verhalten hier an des Reiches Grenze. Die Stimmung der Truppen ist vorzüglich. Viele Rheinländer und auch viele Aachener habe ich in Lazaretten an der Front gesprochen und ihnen Aus­zeichnungen überreicht. Nun meine ich, ist es auch Zeit, alles Fremdländische abzuftreifen. Alles französische Parliere« muß aufhören. Sprechen wir lieber unser deutsches Platt." Unter den begeisterten Hochrufen der Stadtverordneten ver­abschiedete sich der Kaiser hieraus, um im Kraftwagen zum Lousberg und dann zum Ehrenfriedhof zu fahren. In der Stadt hatte sich die Nachricht von der Anwesenheit des Kaisers mit Blitzesschnelle verbreitet. Auf dem Markte harrte eine tausendköpfige Menge, die den Kaiser mit Jubel- rufen begrüßte.

Quadratkilometern, wozu in 27 Kampfmonatcn im ganzen nur noch 355 Quadratkilometer kamen, nicht nur fast voll­ständig wiedergenommeu, sondern dazu noch rund 12 000 Quadratkilometer italienisches Gebiet erobert.

Kühne Taten eines deutschen U-Bootes.

(WTB.) Berlin. 14. Mai. (Amtlich.) In kühnem Draufgehett vernichtete Kapitänkeutnant Eteinbauer mit seinem bewährten U-Boot im Sperrgebiete des west­lichen Mittelmeers neuerdings innerhalb weniger Tage sieben wertvolle Dampfer, meist unter erheblicher Gegen­wehr und mehrere kleinere Fahrzeuge von zusammen rund 3Z VV0 Brutto«gisiectennen und mit ihnen etwa 10 Ge­

schütze. Im Morgengrauen des 29. April drang Kapitän­leutnant Eteinbauer in die stark befestigte Durchfahrt von San Pietro (Sardinien) ein und griff die in dem Hasen von Tarlofote zu Anker liegenden Schiffe an. Er versenkte tm Feuer von mehreren Landbattericn den englischen be­waffneten DampferKiilgstonian" (KS64 Vrt.) durch Torpedotresier, vernichtete mit seiner Artillerie zwei große bewaffnete Seeschlepper, schoß einen französische» Biermast- schuner in Brand und bekämpfte das feindliche Artillerie- feucr. Alsdann erzwang sich das Boot trotz Sperrfeuers der Landbatterien «nd der Angriffe eines bewaffneten gro­ßen Motorbootes die Ausfahrt^ Im Ablauf von Carlofote führte das U-Boot ein halbstündiges Artilleriegesecht gegen einen starken bewaffneten Bewacher und beschoß die F. T. und Eignalstation von Kap Sporoni (Insel Antioro) miß beobachteter Trefferwirkung.

Der Ehef des Admiralstabs der Marine.

Dem Drängen der öffentlichen Meinung, vielleicht auch der Einsicht in die offenbare Unzulänglichkeit ihrer bis­herigen Wochenberichte über Schiffsverluste hat die britische Admiralität nicht länger standgehalten und veröffentlicht jetzt nach deutschem Muster monatliche Mitteilungen über die durch kriegerische Maßnahmen der Mittelmächte herbei­geführten Bruttotonnageverluste. DieTimes" vom 2S. April bringen zum erstenmal «ine solche Zusammenstellung, die bis auf den Januar 1917 zurückgeht, aber abweichend von den deutschen Monatsmeldungen auch die durch Seegefahr verursachten Verluste einschließt. Demnach umfaßt di« seit 1917 bis Ende März 1918 vernichtete feindliche und neutrale Bruttolonnage 7749133 Tonnen. Rach amtlichen deutsche« Zahlen beläuft sich das Gesamtergebnis des Unterseeboot­krieges ohne Verluste Lurch Seegefahr in derselben Zeit aus 11398 500 Tonnen. Aus dem Unterschied zwischen den deut schen und den englischen Angaben ist mithin zu schließen, daß die englische Handelsflotte außer dem von der britischen Admiralität eingestandenen Verluste mindestens weitere 3 649 567 To. Bruttoverluste erlitten hat, wenn sie Schiffs betreffen, die im Dienste der Marine und des Meeres fah­ren, also Munitions- und Truppentransportdampfer, Laza­rettschiffe, Wachtfahrzeuge und andere. SchonDaily Tele­graph" vom 21. Marz wies darauf hin, daß die amtlichen englischen Verlustangaben diese sogenannten Marineverlust« nicht enthalten.

Japanische Dampfer für den Mittelmrervrrkehr.

(WTB.) Bern, 14. Mai. Wie die in Rom erscheinende Jtalia" mitteilt, vollzog sich seit dem Beginn des Unter­seebootskrieges im Mittelmeer der Handel Japans mit de« Mittelmeerhiife« dergestalt, daß in Suez alle Frachten dev japanische« Dampfer auf europäische Dampfer umgeladen werde« mußte«. Der Schiffsverkehr soll aber künftig direkt erfolgen. Auch Italien hat ein Abkommen für diese,, viel rascheren direkten Dienst getroffen.

Die Ablehnung des gleichen Wahlrechts für Preußen.- Die Mehrheitsparteien im Reichstag für stärkere Heranziehung der direkten Steuern.

Wie man es gestern schon mit annähernder Wahrschein­lichkeit voraussehcn konnte, ist also das gleiche Wahlrecht trotz des verpfändeten Königsworis, trotz der Kundgebung der Regierung, unentwegt daran als Grundlage der ganzen Wahlrechtsvorlage festzuhalten, abgelehnt worden, und zwar mit 236 gegen 185 Stimmen. Damit die Konservativen und Freikonservativen ihren Willen durchsetzen konnten, mußte also noch die Hälfte der nationalliberalen Fraktion und ein Bruchteil der Zentrumsfraktion gegen das gleiche Wahlrecht stimmen. Und so erleben wir die politische Satire, daß es ausgerechnet der rechte Flügel der Nationalliberalen Preu­ßens gewesen ist, der das gleiche Wahlrecht zum Fall ge­bracht hat. Diese Tatsache wird für die nationalliberale

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