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Erscheint Dienstag. Donnerstag. SamStag und Sonntag milder GrariS-Beilage Der Sonntags- Gast.

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Ar. 181.

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ün-MterhaltunAFblatt

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Amtliches.

Die mathematisch-naturwissenschaftliche Vorprüfung im Hoch­baufach hat u. a. bestanden: Erich Finckh von Nagold; im Bauingenieur- fach: Emil Bernhardt von Freudenstadt.

Bestätigt wurde die Wahl des praktischen Arztes Dr. Eber- hardt Metzger in Calw zum Oberamtswundarzt.

In den Ruhestand versetzt wurde seinem Ansuchen entsprechend Zollinspektor Burger in Calw.

Das Graulichmachen vor den Dingen im nene« Reichstag.

(Nachdruck verboten.)

Der deutsche Reichstag, der im Rosenmonat neuge- wählte, wird erst in einigen Wochen zusammentreten, ater schon beginnt die Arbeit der politischen Pessimisten, den deutschen Bürger vor den Dingen graulich zu machen, die die Volksvertretung beschäftigen sollen. Warum das nur? Weder liegt ein triftiger Grund dafür vor, noch ist jetzt die Zeit für solche Schwarzmalereien. In den Wochen zum Ausgang des Jahres will der deutsche Nährstand in den Städten verdienen, sich aber nicht ängstlich gemacht sehen oder aber das große Publikum, welches zu Weihnachten das Geld ins Rollieren bringen soll, ängstlich gemacht wissen.

Was qibt's denn, was so graulich unter den Aufgaben des neuen Reichstages erscheint? Die Handels-Verträge? Ja, es soll dock: mcht schlimmer, sondern besser werden. Und Obacht müssen wir dabei walten lassen, denn wir dürfen doch nicht glauben, daß wir nur die Wahl zwischen aus­gezeichneten und miserablen Verträgen haben. Ohne einen steifen Nacken kommen wir nicht zurecht; wir haben bis heute nur gehört, daß eine ganze Reihe von Auslandstaaten viel von uns haben, niemand aber aus freien Stücken uns viel geben will. Wer in dieser Beziehung ängstlich ist, versteht die Lage nicht; zu gewinnen ist! aber man muß aushalten können, es geht im großen Staats-Wirtschaftsleben, wie in dem des einzelnen, die solide Festigkeit, ein bestimmter Wille und ein bestimmtes Ziel find die Hauptsache. Gerade weil man im Auslande annimmt, daß wir im deutschen Reichs­tage eine ganze Reihe nachgiebiger Politiker haben, glaubt man, den Mund weit aufmachen zu können. Mit Energie snd Aushalten erreichen wir schon das Erforderliche, und wir glauben, Deutschland kan« etwas aushalten, wenn ein großes Ziel winkt, das zu erlangen dann fast sicher ist.

Das Dreiblatt neue Steuern, neue Armee- und Marine-Vorlagen ist ja nicht gerade angenehm, aber daß es unangenehm ausschaut, muß erst noch bewiesen werden. Nene Steuern, das heißt, weitere indirekte Steuern können kommen, wenn die Reichs-Einnahmen stocken; der deutsche Bürger mag aber einmal Nachdenken, wie lange Jahre es schon her ist, daß keinerlei neue Volksabgaben eingeführt find, und wie doch geklagt ist, daß so manches teurer wurde? Welche gewaltigen Mehrausgaben hat z. B. die Bauspekulation in den Großstädten mäßig bemittelten Leuten gebracht, welche Mehraufwendungen die Ringe für notwendige Verbrauchs- Artikel? Wie wird u. a. dem deutschen Hause das Petroleum durch einen Federstrich des nordamerikanischen Petroleum- Königs in die Höhe geschraubt? Wenn das Reich neue Gelder braucht, wohlgemerkt, dann werden sich auch Mittel finden, welche die Bevölkerung nicht so belasten, wie die er­wähnten Preisschraubereien. Und die neuen Militär- und Marineforderungen, deren Gelder in Form von Arbeits­löhnen zum allergrößten Teil in die Bevölkerung zu- ruckflteßen würden, müssen doch erst da sein. So überaus erlig daß wir nichts Besseres tun können, als uns von jetzt ab schon die Angsttränen ans den Augen zu wischen, sind sie nicht; nach seiner bisherigen Amtstätigkeit können wir doch vom deutschen Reichskanzler Grafen Bülow wahrhaftig nicht sagen, daß er ein Unmensch ist oder werden wird.

LcrndesnacHvicHten. "

* Kltenkeig, 20. Nov. In welcher Weise der Zu­sammenhang zwischen Industrie und Landwirtschaft besteht and wie die Industrie, wenn sie auch einerseits der Land- die Arbeitslöhne verteuert, ihr auch wieder regel- und höhere Einnahmen sichert, das sehen wir aus der Milchversorgung Pforzheims, das immer weitere Kreise m ung beansprucht, während vor Eröffnung der

Nagold-Altensteiger Bahn keine Milch nach Pforzheim kam. Wie gewöhnlich ist das Bedürfnis gegen Weihnachten be- ^ und es sollen auch in letzter Zeit die Preise, welche die Produzenten für die Milch von seiten der Händ- ^stiegen sein, so daß aus dem Verkauf der Mitch eine gute Einnahme erzielt wird. Bei dem Preis ^ 14 Pfennig pro Liter, der hier so ziemlich der

gewöhnliche ist nnd mit denjenigen anderer Städte überein- stimmt, ist die Milch immer noch das billigste Getränk und

Samstag, 21. WovemSer.

je mehr diese Ueberzeugung in weitere Bolkskreise dringt, desto mehr wird sich auch ihr Verbrauch steigern. In diesem Jahr nun, mit den billigen Futterpreisen, kann es demjenigen Landwirt, der über die nötigen Stallungen und das verfügbare Kapital zum Ankauf des freilich teuren Nutz­viehs verfügt, nur augeraten werden, die Milchproduktion zu erhöhen, da es an Absatz nicht fehlt.

L. Korn Lande, 18. Nov. In derguten alten Zeit" gab es eine Brotschau, welche ihre Untersuchung auch auf das Gewicht des Brotes auszudehnen hatte. Manchen wird cS interessieren, zu hören, wie die Bäcker, die schon damals allem Anscheine nach nicht zur Zunft derGroßmacher" gehörten, für zu leicht befundenes Brot zu büßen hatten. Wenn ein vierpfündiger Laib Brot um 2 oder 3 Loth (1 Loth '/zs Pfund), ein Opfündiger um 4 oder 5 Loth zu leicht, aber sonst gut gebacken ist, so unterliegt dies keiner Strafe, wenn es nicht zu oft und vorsätzlich geschieht. Ist aber ein 4pfündiger Laib um 5 Loth oder ein sechspfündiger Laib um 67 Loth zu leicht, so ist die Strafe 1 Gulden. Ist ein vierpfündiger Laib um 8 Lotb oder ein sechspfün­diger Laib um 12 Loth zu leicht, so ist die Strafe 4 Gul­den. Sind aber alle Laibe in einem Ofen um 86 Loth zu leicht, so ist die Strafe 10 Gulden und es soll in diesem Fall das Brot ausgeschnitten und unter die Armen verteilt werden. Ist ein vierpfündiger Laib um ^ Pfund und ein sechspfündiger um 3 Vierling zu leicht, so ist der Bäcker durch den Ortsvorsteher das erstemal mit einer angemessenen Geldstrafe, das zweitemal durch den Gemeinderat mit einer höheren Geldstrafe und Verteilung deS Brotes unter die Armen zu belegen, und das drittemal soll ihm das Hand­werk auf einige Zeit niedergelegt werden. Wenn ein Weck um 1 oder um 1^/z Loth zu leicht, aber gut gebacken ist, so soll der Bäcker eine gelinde Strafe erhalten; eine schärfere dagegen, wenn er nock leichter ist."

* Stuttgart, 18. Nov. Durch eine Verfügung des Ministeriums des Innern erfahren die seitherigen Bestim­mungen über den Verkehr mit Geheimmitteln und ähnlichen Arzneimitteln vom 1. Januar nächsten Jahres an eine ganz erhebliche Verschärfung. Der ministeriellen Verfügung ist eine Liste beigegeben, in welcher die unter die neuen Bestim­mungen fallenden Arzneimischungen, chemischen Präparate etc. es find deren vorläufig 97, und gegebenenfalls wird diese Liste ergänzt werden namentlich aufgeführt find. Die öffentliche Ankündigung oder Anpreisung dieser Geheim- mittel wird vom 1. Januar 1904 ab verboten. Des weiteren wird angeordnet, daß die Gefässe und die äußeren Umhül­lungen, in denen diese Mittel abgegeben werden, mit einer Inschrift versehen sein müssen, welche den Namen des Mit­tels, den Namen des Verfertigers, den Namen des Geschäfts, in welchem das Mittel verabfolgt wird, und die Höbe des Abgabepreises deutlich ersehen läßt. Der Apotheker ist ver­pflichtet, diejenigen Mittel, über deren Zulässigkeit im Hand­verkaufe er sich kein richtiges Urteil zu bilden vermag, nur auf schriftliche Anweisung eines Arztes, Zahnarztes oder Tierarztes, abzugeben.

* Lesnöerg, 18. Nov. Die Zuckerfabrik Böblingen hat gestern in unserem Bezirk ihren Schlußzahltag abgebalten. Im ganzen wurden in Ditzingen 140000, in Leonberg 30 000, in Renningen 3000 Zentner Zuckerrüben abgeliefert und mit 88 Pfg. pro Zentner bezahlt. Der Durchschnittsertrag beträgt pro Morgen 180 Zentner.

* Dürrmenz-Mühlacker, 18. Rov. Empfindlicher als je macht sich hier und in der Umgegend zur Zeit die Zi­geunerplage geltend. Seit Anfang dieses MonatS treiben sich ganze Scharen der braunen Gesellen umher. Bon der Polizei verfolgt und aus dem Ort vertrieben, ziehen sie nach einigen Stunden von einer anderen Seite wieder ein. Die Weiber drängen sich in die Häuser, suchen Milch, Schmalz, Heu u. dergl. zu kaufen und zu stehlen, was sie erwischen können. Ne Polizeiorgane haben die größte Mühe, die Ge­sellschaft weiter zu schieben.

* Schwaiger«, 18. Nov. Die hiesige Stadt erbält Ace­tylen-Beleuchtung. Es hat fick am Platze ein? Acetylen- Genoffenschaft gebildet, die das erforderliche Kapital auf­bringt. Mit dem Bau der Zentrale wurde das Acetylenwerk der Gesellschaft für Heiz- und Beleuchtunqswesen m. b. H. in Heilbronn beauftragt. Nach Fertigstellung dieser Anlage werden in Deutschland über 60 Acetylen-Zentralen im Be­triebe sein.

* Alm, 18. Nov. (Arbeitslose.) Bei der am Montag auch hier vorgenommenen Arbeitslosenzählung haben 11 männliche Personen Zählkarten abgegeben. Davon ist eine Person wegen Krankheit außer Arbeit, während 3 mit ver­kürzter Arbeitszeit beschäftigt sind. Die übrigen 7 Personen sind junge Leute, die dem Postdienst angehören und infolge der Verwendung von weiblichem Personal bei den Verkehrs-

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1903.

anstalten außer Verwendung gekommen sind. Am 10. Nov. vorigen Jahres wurden hier 33 gänzlich arbeitslose und 30 mit verkürzter Arbeitszeit beschäftigte Personen gezählt.

js Ja Laugenalö brannten das Haus des Metzgers Gottlob Weber, das Doppelhaus deS Polizeidieners Weber und der Wilh. Webers Witwe, sowie die zugehörigen Scheuern nieder. Der Schaden wird auf über 10000 Mk. geschätzt. Die Entstehungsursache des Brandes ist noch nicht aufgeklärt.

* Schwetzingen, 18. Nov. (Ein strenges Verbot.) In Altlußheim wurden sämtliche Wirte zur Anzeige gebracht, weil sie bei der Kirchweihe fortbildungsschulpslichtigen Knaben und Mädchen teils Getränke und Speisen verabfolgten, teils auf dem Tanzboden beließen, anstatt ihnen den Zutritt zu verbieten.

* Wie dieDarmstädter Zeitung" meldet, ist die Kaise­rin von Rußland durch eine Entzündung am Ohr am Reisen verhindert. Infolgedessen werden der Kaiser und die Kaiserin von Rußland zu ihrem großen Leidwesen an der Beisetzung der Prinzessin Elisabeth von Hessen nicht teilnehmen.

* Leipzig, 17. Nov. Am 22. d. M. fand hier eine

gut besuchte Versammlung von Fabrikanten der chem. pharmac. Brauche statt. Die Versammlung beschloß einstimmig gegen die neuesten am 1. Januar 1904 in Kraft tretenden Erlasse einzelner Bundesstaaten des Deutschen Reiches, den Vertrieb von Geheimmitteln betreffend, energisch Stellung zu nehmen. Außer den Anwesenden haben eine große Anzahl Groß­industrielle ihren Beitritt erklären lassen. Es konstituierte sich dann eine Gesellschaft unter dem NamenRechtschutz- Verein von Fabrikanten pharmac. Spezialitäten mit Sitz in Würzburg." ^

* Aerkin, 17. Nov. Das Reichskomitee zu Gunsten der durch Hochwasser Geschädigten hielt unter dem Vorsitz des Staatssekretärs Posadowsky eine Sitzung ab, an der

> auch Kultusminister Studt, Kammerherr v. d. Knesebeck ' u. a. teilnahmen. Graf Posadowsky teilte mit, dem Komitee stehe rund eine halbe Million Mark zur Verfügung. Bis­her seien Schlesien 200,000 Mark überwiesen worden, das jetzt noch 100,000 Mk. erhalle; Brandenburg und Posen haben je 30,000 Mk. erhalten und sollen je noch 20,000 Mk. erhalten. Der Vaterländische Frauenverein habe 30,000 Mk. erhalten, Westpreußen und Pommern erhielten kleinere Be­träge. Insgesamt wurden 470,000 Mk. verteilt. Der Rest soll zur Ausgleichung verwendet werden, wo die Schäden sich als größer herausgestellt haben als in Pommern. Nachdem noch beschlossen worden war, das Komitee nicht aufzulösen, da eventuell noch weitere Beiträge abzuwarten seien, wurde die Sitzung geschlossen.

* Wer sich nach den Versuchen auf der Zossener elek­trischen Schnellbahn . schon darauf gefreut hat, in vielleicht 3 Jahren mit 200 Kilometer Geschwindigkeit in 6 Stunden von Basel nach Hamburg zu fahren, wird eine Enttäuschung erleben. Von Einführung solcher Geschwindigkeiten mittels elektrischer Babnen kann vorerst keine Rede sein, und man wird sich schon zufrieden geben müssen, wenn es die Schnellzüge nach alter Manier mit Hilfe kräftiger Dampf­lokomotiven auf 100 Kilometer in der Stunde bringen. DaS erste Erfordernis für die Einführung elektrischer Schnell­bahnen wäre der Bau anderer Geleiseunterlagen. Diese dürften aber nicht aus Erd- und Kiesanschüttungen be­stehen, sondern müßten durchweg massiv gebaut sein, aus Backstein und Zement, und noch zudem eine erhebliche Breite erhalten. Denn das Geleise für die Hinfahrt und das für die Rückfahrt müßten wegen der Betriebssicherheit mindestens zehn Meter Entfernung von einander haben. Ein derartiger Bau in der Breite einer anständigen Straße würde zum Beispiel schon für die Strecke BerlinHamburg so riesige Summen erfordern, daß an seine Herstellung wohl noch auf recht lange Zeit hinaus kaum zu denken ist. Wir müssen darum schon noch eine Weile mit dem langsameren oder billigeren Dampfbetrieb vorlieb nehmen.

* Von den deutschen Hafenstädten Bremen und Ham­burg ergießt sich ein unaufhörlicher Strom Auswanderer

' nach Amerika, lieber Bremen allein reisten seit 1. Januar 138 506 Auswanderer. Die Hamburger Ziffer ist fast ebenso groß. Glücklicherweise ist die größere Masse der Aus­wanderer nicht deutschen Ursprungs, sondern ste kommt aus Rußland und Oesterreich-Ungarn. Allerdings hat auch die deutsche Auswanderung seit einiger Zeit wieder stark zu­genommen. _

AnstänchUch-es.

* Men. 18. November. Der Minister des Aeußeren, Graf Goluchowski, empfing gestern den neuernannten ser­bischen Gesandten Wuitsch. Der Minister gab hiebei der

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