Erjchcmt DiMÄag. Lon-erSm«. SamStag und Sonntsg mir d?r GrcnrS-Beilage Der Sonntag L- Gast.

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Donnerstag, 19. Wovemßer.

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1903.

LanössnttchriOLen.

* Aklenstekg. (Not auf dem Lande.) Wieder ist der Winter mir seinem eisigen Regiment in Sicht und schon melden sich die Bedürftigsten vom Lande mit der Bitte an den Notstandsverein (Verein zur Hilfe in außerordentlichen Notstandsfällen auf dem Lande), daß er ihnen doch zu den rn der Stadt aus der Mode gekommenen Kleidern, zu den dort entbehrlichen Schuhen, Weißzeug, Bettstücken, Woll- waren und dergl. wie alljährlich verhelfen möge. Ja länd­lichen, armen, aber kinderreichen Familien, wo es oft kaum zur bescheidenen Nahrung, aber nicht zur Anschaffung von Kleidern und ähnlichem reicht, in den dürftigen Häus­chen, durch die der Wind streicht und die Alten nicht mehr warm werden läßt in den Witweustübchen, wo's an allem mangelt u. s. w. finden abgelegte Stücke, die jetzt in den Kästen vielleicht nur unnütz den Platz versperren, dank­barste Abnehmer bei Groß und Klein. Auch die Bettcnnot macht sich vei der Kälte doppelt fühlbar, und der Verein, der das ganze Jahr über durch Berwilligung zahlreicher Betten und Bcttstücke ihr abzuhelfen bestrebt ist, sollte namentlich während der Wintermonate über einen reichen Vorrat verfügen dürfen. Naturalgaben jeder Art nimmt namens des Vereins wie gewohnt Herr Gcmeinderat Böh- ringer in Firma Joh. Conr. Reihten, Stuttgart, Markt­straße 15/17, in Empfang.

* KloKerreichenöach. Hier fand der unter der Leitung von Frl. Häner abgehaltene Wandcrkochkurs seinen Abschluß mit cruem von den Kochschülerinnen bereitetenMahl und sonstiger Prüfung. Die große Beteiligung (60Gedecke) zeugte von dem Interesse, das die Gemeinde der Veranstaltung ent­gegenbrachte. Schultheiß Grammel sprach dem Schwäbischen Frauenvereiu und der von ihm hierher entsandten Lehrerin den Dank der Gemeinde aus.

* Wildöad, 16. Nov. Eine schöne Feier vereinigte gestern die Angestellten und Arbeiter der hiesigen Papier­fabrik im Gasthaus zum kühlen Brunnen; sie galt der Ehr­ung von 4 Arbeitern, die auf eine 25jährige und längere ununterbrochene Tätigkeit in dieser Fabrik zurückölicken. Als Anerkennung für ihre treue Arbeit ließ letztere den Jubilaren ein Geldgeschenk überweisen, während ihnen durch Direktor Schnitzer das vom Verein deutscher Papierfabrikanten gestiftete Ehrendiplom ausgehänbigt wurde. Das gute Ein­vernehmen zwischen: dem Leiter und den Angestellten der Fabrik kam im Laufe der schlichten Feier mannigfach zum Ausdruck.

* Am Montag früh faud man am Rechen der Genßle- schen Kunstmühle in Hleueukürg den 60 Jahre alten Alb. Meeh. früher Wirt zumAdler/ ertrunken in der E>iz. Meeh ging Sonntag abend 9 Uhr aus der Wirtschaft zum Palmenhof weg nach seiner nur wenige Minuten entfernten Wohnung. Er mußte daber an einer nicht beleuchteten, 3 Meter hohen Uferböschung vorbei, und dort scheint er infolge eines Fehltritts ins Wasser gestürzt zu sein. Inder Nähe jener gefährlichen Stelle sind schon vor ihm zwei Männer hinadgeftürzt.

* Grivintzerr, 17. Nov. Wie derStaats-Anz." meldet, hat der Raubmörder Hespeler am Tage vor seiner Hin­richtung noch das Geständnis abgelegt, im Jahre 1901 einen schweren Diebstahl irr Mannheim begangen zu haben, wobei ihm 2500 M. in die Häute fielen. Dieses Geld will er mit anderen Personen vergeudet haben.

* Der Dreifaltigkeitsberg bei Spaichinge« war am Mon­tag früh mit Schnee bedeckt. Ebenso wird aus der Baar Schneefall gemeldet.

* Stuttgart, 17. November. DerStaats-Anzeiger" enthält nachstehenden Erlaß Sr. Majestät des Königs an den Präsidenten des Staatsministeriums: Der in Aussicht genommene Umbau und die. damit zusammenhängende Ver­größerung und Verlegung des Stuttgarter Bahnhofs wer­den eine vollständige bauliche Umgestaltung der ganzen Um­gebung des bisherigen Bahnhofs, insbesondere der unteren König-, der Friedrich- und teilweise auch der Kronen- und Schloßstraße zur unmittelbaren Folge haben. Die Rück­wirkung dieser Umgestaltung wiro sich auch auf weitere Stadtteile und deren künftige bauliche Entwickelung er­strecken, auf zahlreiche vom Staat, der Krone und der Stadt wie auch von Privaten in näherer oder fernerer Zukunft geplante Bauten und auf die Wahl der hiezu geeigneten Bauplätze. Neben der Erstellung eines Gebäudes für die Generaldirektwn der Staatseiseubahnen und eines Haupt­postgebäudes will ich hier nur den Neubau eines Hoftheaters, einer katholischen Kirche, eines Ersatzes für das Marstall­und das Akademie-Gebäude und für einzelne dem Bedürf­nisse nicht mehr genügende Ministerialgebäude erwähnen. Wenn sich auch die Durchführung dieser Pläne, wie in der

Natur der Sache liegt, auf eine lange Reihe von Jahren ausdehnen wird, so erscheint es doch gerade deshalb und mit Rücksicht auf die Verschiedenheit der Bauherren und der beteiligten Interessen sowohl vom Wirtschaftlich-Prak­tischen als vom ästhetisch künstlerischen Standpunkt aus im höchsten Grade wünschenswert, daß die zahlreichen hier in Frage kommenden großen Aufgaben nicht einzeln von Fall zu Fall, je nach dem da oder dort auftretenden Bedürfnis, sondern nach allgemeinen großen Gesichtspunkten auf Grund eines entsprechenden einheitlichen Bauprogramms behandelt und ihrer Lösung entgegengefnhrt werden. Ich beabsichtige daher, die Aufstellung eines die künftige bauliche Entwicke­lung der bezeichnten Stadtteile nach der wirtschaftlichen, ästhetischen und künstlerischen Seite hin in den Grundzügen vorbereitenden Programms einer Kommission zn übertragen, die aus Bertrcicrrr der Krone, der Staatsverwaltung, der Landstände, der Stadt Stuttgart sowie aus Architekten und Künstlern unter dem Vorsitz eines Staatsministers be­stehen soll. Zu Mttgliedern der Kommission wurden be­stimmt :

1) Kabinetts-Chef Geh. Legationsrat Freiherr v. Gemmingen- Guttenberg, 2) Direktor der Hofdomänenkammer Frhr. v. Herman zu Wain, 3) Hofbaudirektor v. Berner, 4) Ministerialdirektor v. Cron- müller im Justizministerium, S) Geh. Legationsrat Frhr. v. Linden im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, 6) Direktor v. Fuchs bei der Generaldireküon der Staatseisenbahnen, 7) Ministerialrat Dr. Oesterlen bei dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, 8) Präsident v. Bockshammer, Vorstand 1er Ministeriat-Abteilung für das Hochbauwesen, 9) Baurat Findeisen, technischer Referent der Mtnisterial-Abteilung für das Hochbauwesen, 10) Ministerialdirektor v. Kern im Ministerium des Kirchen- und Schulwesens, 11) Wirkt. Geh. Kriegsrat v. Schäfer, Abteilungs-Chef im Kriegsministerium, 12) Vortragender Rat im Kriegsministerium Oberbaurat Freiherr v. Seeger, 13) Präsident Dr. v. Schwarz, Vorstand der Domänen- direktion, 14) Baurat Beger, bautechnischer Referent der Domänen­direktion, 15) Seine Erlaucht Graf v. Rechberg und Rothenlöwen, Präsident der Kammer der Standesherren, 16) Rechtsanwalt Payer, Präsident der Kammer der Abgeordneten, 17) Oberbürgermeister Gauß in Stuttgart, 16) Professor Halmhuber an der Technischen Hochschule in Stuttgart, 19) Professor Jassoy daselbst, 20) Professor Fischer daselbst, 21) Professor Hang, Direktor der Akademie der bildenden Künste, 22) Professor Graf v. .iralckreuth an der gleichen Anstalt; zum Vorsitzenden der Kommission wurde bestimmt: der Vorstand des Departements der Finanzen Staatsminister Dr. Frhr. v. Zeyer.

* Stuttgart, 17. Nov. Die hier vorgenommeue Ar- beitslosenzählung ergab 500 gänzlich Arbeitslose, und 121 Arbeiter mit verkürzter Arbeitszeit. Die im November v. I. vorgenommene Zählung ergab 711 gänzlich Arbeitslose und 300 Arbeiter mit verkürzter Arbeitszeit. Die im letzten Sommer veranstaltete Arbeitslos enzählung hatte wesentlich niedrigere Äffern, kann aber bei der Verschiedenheit der Jahreszeit nut der jetzigen Zählung natürlich nicht in Be­tracht gezogen werden.

* Der Stuttgarter Hausbesitzerverein hat eine schwarze Liste nicht empfehlenswerter Mieter" aufgestellt und seinen Mit­gliedern zugesandt. Das Schriftstück ist natürlich streng geheim. DerSchwäb. Tagw." ist aber doch ein Exemplar in die Hand gefallen. Die Lifte umfaßt etwa 300 Namen von Mietern aller Kategorien, Regierungsbaumeisier, Professoren, Hand­werker, Finanzamtmänner, Schutzleute, Techniker, Tagelöhner, Studenten u:so zahlreiche andere Berufe sind nnrer den Prä­skribierten vertreten. Die Gründe, weshalb vor den Trägern der in der Liste aufgeführten Namen gewarnt wird, sind ent­weder Mängel iubezug auf die allgemeinen Mietereigenschas­ten oder Zahlungsschwierigkeiten. Wie es heißt, wollen einige der als schlechte Mieter angeführten Personen gegen den Hausbesitzerverein Klage führen.

* Kukuststt, 16. Nov. (Zur Eingemeindung.) Der sozialdemokratische Verein nahm am Samstag abend Stel­lung zur Eingemeindung. Gemeinderat Bossert vertrat als Referent den ablehnenden Standpunkt, den die Gegner im Gemernderat emnehmcn, ohne wesentlich neues auszuführen. Bürgerausschußmitglied Baitinger sprach für Eingemeindung. Die Diskussion soll in einer am Freitag statifiadenden zwei­ten Versammlung fortgesetzt werden. In dieser Versamm­lung wird ein Antrag eingebracht werden, der dahin geht, daß sich die Partei weder für noch gegen die Eingemeindung aussprechen soll. Wie aus der Stimmung der Versammlung zn ersehen war, ist ein Drittel der Parteimitglieder für die Eingemeindung, zwei Drittel sind dagegen.

* Keilörorm, 14. November. Der 18. Parteitag der Deutschen Volkspartei, der sehr stark besucht war, wurde abends halb 6 Uhr im kleinen Harmoniesaal von dem Vor­sitzenden des engeren Ausschusses Dr. Rößler, Frankfurt, er­öffnet. Nach Erstattung des Parteiberichts durch Dr. S. Goldschmidt Frankfurt und des Kassenberichts durch M. W. Hohenemser-Frankfurt begann die Beratung über den wichtigsten Gegenstand der Tagung, über den angestrebten und engeren Zuft-nmeaschluß der bürgerlichen Linken. Be­kanntlich hat im September d. I. der erweiterte Ausschuß der Partei in Mucysal folgende Resolution gefaßt:Der

Parteitag erklärt es angesichts der immer mächtiger an- wachsenden Reaktion für eine zwingende Notwendigkeit, daß die Gruppen der bürgerlichen Linken zur energischen Be­kämpfung der rückschrittlichen Bewegung einen engeren Zu­sammenschluß suchen. Er erklärt sich namens der deutschen Volkspartei bereit, an einem solchen Versuch nach Kräften mitzuwirkea." Landtagsabgeordaeter Oeser - Frankfurt be­gründete diese Resolution, welche nunmehr zum Parteibe­schluß erhoben werden sollte, eingehend. Er betonte, daß es sich nur um einen Versuch handle und daß der Zweck der Resolution keine Kampfesftellung gegen die Sozialdemo­kraten, sondern nur eine solche gegen die Reaktion sei. Der Zusammenschluß müsse kommen. Statt der kleinen Parteien und der Parteistreiligkeiten und der Eifersüchteleien der Führer müsse ein einheitlicher starker Strom entstehen. Red­ner empfahl schließlich die ganze Resolution zur einstim­migen Annahme. Landtagsabg. Fr. Haußmann erklärte seine Zustimmung zur Resolution unter dem Vorbehalt, daß der Zusammenschluß nicht auf Kosten der demokratischen Prinzipien erfolge, wie sie m der Volkspartei vertreten werden. Die Volkspartei dürfe um keinen Schritt nach rechts rücken. Die Sozialdemokratie treibe durch ihre ge­hässigen Entstellungen viele freiheitlichen Elemente geradezu in die Arme der Reaktion. Ihr Verhalten in Schwetzingen sei ein Freiheitsverrat gewesen. Dr. Elsas-Stuttgart be­tonte, daß ein blos taktisches Zusammengehen ein Schlag ins Wasser sei, daß es sich vielmehr um ein gemeinsames Politisches Zusammengehen handeln müsse. Mit der Sozial­demokratie dürfe nicht gebrochen werden, denn ein dauernder Einfluß der radikalen Richtung in Deutschland sei ohne die Arbeiterschaft unmöglich. Er stellte den Zusatzautrag, daß stattengerer Zusammenschluß"engster Zusammenschluß" gesagt und die Oppositioasstellung unddas möglichste Zusammenwirken mit der Sozialdemokratie" betont werde. Ferner solle die Einberufung eines Delegiertentages aller politischen Organisationen nach Frankfurt a. M. erfolgen. Landtagsabgeordneter Venedey - Konstanz erklärte namens seiner badischen Parteifreunde, daß sie der Bruchsaler Reso­lution zustimmen werden, trotzdem sie ernstliche Bedenken habe», ob ihre Durchführung nicht am Widerstand Eugen Richters scheitern werde. Redner polemisierte in schärfster Weffe gegen das Verhalten Eugen Richters und seiner frei­sinnigen Volkspartei. Solche Abgeordnete wie Richter müß­ten vom Volk zur Ordnung gerufen werden. Wenn die Durchführung der Resolution am Widerstand Eugen Rich­ters scheitern sollte, dann müßte eben die Rcichstagsfraktion ihr Verhältnis zur freisinnigen Volkspurtei einer gewissen Revision unterziehen. In die scharfe Polemik gegen Rich­ter stimmten auch mehrere andere badische Redner, Dr. Haas-Karlsrnhe, M. Hammel-KarlSruhe und Prof. Ost- Hoff-Heidelberg ein. Dr. Bruck-Frankfurt sprach ebenfalls für die Annahme der Resolution. Ein anderes als ein taktisches Zusammengehen könne vorläufig überhaupt nicht in Betracht kommen. Kammerpräsident Payer sprach in versöhnlichem Sinn. Persönliche Empfindungen und Ab­rechnungen müsse man znrückftellen. Sie heute geltend zu machen, sei dem Geiste der Resolution nicht förderlich. Es handle sich hier um einen Versuch zur Einigung, und diesen Versuch müsse man machen.Die Sozialdemokraten seien im Kampf gegen die Reaktion willkommene Bundesgenossen der Volkspartei; aber wenn sie ihr Endziel hervorkehren, dann müsse die Volkspartei sie bekämpfen." Redner nahm den Abgeordneten Richter gegen die Borwürfe in Schutz. Der große einigende Gedanke müsse ins Volk getragen wer­den. Reichs- und Landtagsabgeordneter Haußmann bezeich­nte die Vorwürfe, die gegen Richter erhoben wurden, als eine bedauerliche Entgleisung des Parteitages. Es sei nicht die Sache des Parteitages, über Richter zn Gericht zu sitzen, der mehr für die Sache des Liberalismus getan habe, als vielleicht jeder in diesem Saale. Nachdem noch Professor Quidde-München die Resolution zur Annahme empfohlen, Dr. Elsas seinen Zusatzantrag zurückgestellt und Landtags­abgeordneter Oeser-Frankfurt das Schlußwort gesprochen hatte, wurde die- Resolution angenommen. Anschließend hieran fand im großen Saal der Harmonie ein Bankett statt, bei dem verschiedene Ansprachen gehalten wurden.

* Göppingen, 15. Nov. In letzter Zeit wurde hier ein Verein national nnd liberal gesinnter Männer gegründet. Dieser Verein macht sich zur Aufgabe, die Lässigkeit der Jugend gegenüber den Aufgaben des politischen Lebens zu bekämpfen und sie zur praktischen Mitarbeit im Sinne einer nationalen und liberalen Politik ohne Anlehnung in eine Partei heranzuziehen.

* HlaveusSurg. Am 9. November stand vor der Straf­kammer des hiesigen Landgerichts unter der Anklage eines dreifachen Betrugs der 22 Jahre alte, verheiratete Photo-