3. und 4. Seite zu Nr. 78.
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behaltenen Arbeiten kehren die politischen Verhandlungsleiter zur mündlichen Berichterstattung und anderen dring lichen Arlniten an den Sitz ihrer Regierungen zurück. Talaat Pascha ist abgereist. Graf Czernin, Staatssekretär Kühlmann und Herr Radoslawow werden morgen folgen. Nach Be endigung der wirtschaftlichen Verhandlungen werden die po Mischen Leiter der Zentralmächte zur gemeinsamen Unter zeichnung der Verträge nach Bukarest zurückkehren.
(WTB.s Bnkarrst, 29. März. Staatssekretär v. Kühl mann und Minister des Aeußern, Graf Czernin, haben heute mittag mit den rumänischen Unterhändlern das Petroleum «bkommen, sowie ein Abkommen über den Bezug von Ge treibe und landwirtschaftlichen Produkten paraphiert. Um
Uhr sind Herr o Kühlmann und Graf Czernin, wie bc absichtigt. von Bukarest abgereist. Zur Verabschiedung waren auf dem Bahnhof neben zahlreichen Angehörigen der Mittel Mächte der Ministerpräsident Marghiloman und der Minister oe» Aeuhern, Arion, erschienen.
Hollands Haltung zum Raub seiner Schisse.
Berlin, M. März. Das „Berliner Tageblatt" meldet «us dem Haag: „Hct Volk" erfährt, die Antwort Hollands auf die letzte Note der Ailierten werde wahrscheinlich nichts enthalten, was den Raub der Schiff« sanktionieren könne Die in Gibraltar festgehaltenen holländischen Schiffe lznsam- men 9MN Br N T.) sind beschlagnahmt worden. Man ist um ihre wertvolle Ladung sehr besorgt.
Aus Stadt und Land
Calw, den 30. März 1918.
Deutsche Ostern 1Sl8.
Wir Deutsche können trotz allem was uns noch belastet freudiger diesmal Ostern feiern, als in den letzten drei schweren Kampfesjahren Der Friede an der Ostfront ist erstritten. Wir erleben Weltgeschichte und Weltgerichte in großem Stile. Furchtbare Opfer bringen jetzt sichtbaren Segen. Von den blutigen Machtgelüstcn der Moskowiter, die einen Bismarck in schlaflosen Nächten wie einen Alp belaste len, sind wir nun frei geworden. Wir seben den Zusammen bruch eines großen Gewaltreiäies. und das Baltenland mit seiner deutschen Gesittung sucht beim Deutschen Reich An schloß zu gegenseitigem Gewinn und Schutz Die geschichtliche G^öße dieses Geschehens ist so gewaltig, daß wir sie kaum zu ersahen vermögen. Jetzt erst können wir so recht spüren und dürfen es uns o'fen gestehen, wie drohend und schreckhall die russische Gefahr für unser vom Feinde umtobtes Vaterland gewesen ist.
Roch können wir die Wirkungen dieser weltgeschichtlichen Ereignisse, die wir miterleben dürfen, für uns und unsere Kinder nicht übersehen und ermessen. Aber der Friede im Osten ist „ns Ansporn zu neuer Treue und Gewähr für den Sieg im Westen.
And schon bringt Frühlingsanfang und Osterwoche Herr kiche Siegesbotschaft. Ein Teil der englischen Heeresmacht ist empfindlich geschlagen. Der furchtbare Anprall, den der verblendete Trotz unserer Feinde nötig machte, bat begon nen, di« unwiderstehliche Tapferkeit und unnergleichsiche Füllung hat neue geschichtliche Erfolge gebracht, die eine Zeitenwende herbeiführen können. Heil unfern Kämpfern draußen. Keil und heißen Dank, den kein Mund würdig aussprechen kann.
Aber auch daheim wird wacker gekämpft. Wieviel stilles Dulden nnd langes Entbehren wieviele tiefe Sehnsucht und banges Sorgen! Hut ab vor der Arbeit der Frauen und dem Schaffen der Alten! Hut ab vor dem Opferstnn fürs Vaterland, Jahre hindurch, schwere, aufreibende, zermürbende Jahre, die auch manchen haben schwach und kleinmütig werden lasten.
Doch Ostern leuchtet uns als Sinnbild des Sieges des Lichte, über dte Nacht, des Rechtes über das Unrecht, des Gutcn über das Bös«. Und deshalb wollen wir am Oster feste zuversichtlichen Herzens wieder neue Kraft des Geistes
Sie LnIMIoin «nt Politik Englands.
Historische Streiflichter.
Von A. Weiß. Pfarrer a. T. in Hirsau.
(Fortsetzung.)
Welche Jammerszencn enthüllen sich vor unserem geistigen Auge, sobald das Wort Sklavenhandel an unser Ohr schlagt. Siehst du, wie dort ein Sklavenjäger mit seiner woblstewafsneten Schar ein wehrloses Dorf überfällt. Greise und Kinder werden niedergeschlagen und in ihrem Blute liegend zurückgelaffen, Frauen und ihre Männer auseinandergerissen und gefesselt, Jünglinge und Jungfrauen gehetzt und gefangen, dann draußen vor dem Ort die Unglücklichen aneinandergekoppelt und in langem Zuge durch den Sonnenbrand der Wüste geführt. Wer nicht rüstig weiterschreitet, auf dessen nackten Rücken saust die Peitsche des unbarmherzigen Treibers pfeifend nieder und zeichnet tiefe bluiige Striemen. Wer vor Schwäche nicht weiter kann, bleibt am Wege hilflos liegen und fällt den Schakalen und Aasgeiern zur Deute. Die Gerippe der so Verendeten säumen den Pfad, auf welchem einige Tage zuvor die Sklavenkarawane dahin- -og. Was noch lebendig bis zum Meeresgestade gelangt, --b fse verstaut in die untersten Räume, wo die Ratten Hause« und durch keine Lucke frisch« Lust zuwehen
u«ch de« GemAs l« un» «ufnehme«; dann «erden wir ««Ist Vie letzten schweren Zeiten dieser großen Volksprüfung mit ihren Mühen und Nöten bestehen, nnd trotz aller Bürde, trotz allen Hangens und Bangens aufrecht und vertrauend dem Tag des Sieges entgegcnsehen, der dem Deutschen Volk den Lohn für feine Standhaftigkeit bringen wird. Und an jenem Morgen deutscher Ostern wird die Sonne so hell und warm strahlen, daß vor ihrem Licht und ihrer Wärme auch das schwerste Leid und die herbste Not verebbe« und verrinnen.
Schwäbisch« Helden.
Kanonier Karl Hellmann von der Württ. Flak-Batterie
Nr. 718 aus Calw. Ein bewährter Richtkanonier!
lKrM.) Seit Anfang I9tS steht Kanonier Hellmann bei der Flak-Ba erie im Felde nnd hat die erbitterten Argonnen- kämpfe, den Stellungskampf vor Ppern sowie die heiße Som me- und Flandernschlacht mitgemaibt. Stets zeichnet« er sich durch vorbildliche Ruhe und Entschlossenheit in allen schwierigen Lagen aus Als äußerst pflichttreuer Richtkanonier hat er wesentlich zu den Erfolgen der Batterie beigetragcn.
Für seine aufopfernde Tätigkeit wurde Hellmann, der schon vor längerer Zeit die Silberne Militär Verdienst Medaille und das Eiserne Kreuz 2. Klalle erhalten hat, nunmehr mit der Goldenen Militär-Verdienstmedaille geschmückt
befördern ng.
Vizeselbwebcl Alfred Beck von Calw ist zum Leutnant «fördert worden.
Klavier J''lh>? Kern von Calw lst zum Obergeftei ien befördert worden.
Ostersprnden für Kriegsblinde.
lKr M) Da? Kriegsministerium bat anläßlich des Oster särr-'liche zurzeit in würstemhrroischen Lazaretten befind l'chen, sonst« d'e aus dem Heeresdienst entfallenen Kriegsblinden mit Gaben von 30 bis 100 bedacht. (SCB.)
Kirchenkonzert.
* Das Passionskonzert, das Hauptlehrer Aichel« aus den Eharfreitag mit dem Kirchengesangverein unter Mitwir kung von Konzevffänger Haas, und eines aus dies. Musik freunden u. Mitgliedern der Sluttg Garnisonsmusik gebildeten Orchesters veranstaltete, war in Aufbau und Inhalt dem Tharakter der Karwoche sinnvoll angepaßt. Man erlebte tv der Vartragsfolge das erschütternde und erhebende Mvsterlum der Leidensgeschichte Jesu vom Oelberg bis zum Kreuzes tod, und sodann als Abschluß die wundervolle Auslösung in jene abgeklärte, reine, weihevolle Stimmung nach erlittenem Leide, die den Auferstehungsmorgen vorausahnt. So galten die ersten Vorträge der Stimmung des Gründonnerstags mit ihren düsteren schweren Gedanken. Herr Aick>ele leitete diesen ersten Teil ein mit dem Orgelvortrag des getragenen Choral- norsviels über ,.O Mensch, bewein dein Sünde groß" von Dach, worauf der Choral aus der Johannespassion von Bach „Wer ha« dich la aelckilaaen" vom Cbor unter Mitwirkung des Orchesters und der Orgel reibt eindrucksvoll wiedergege ben wurde. Den Höhepunkt jener Stimmung gab das Rezi tativ „Der Heiland fällt vor seinem Vater nieder" und die darauffolgende Arie „Gerne will ich mich beauemen" aus der Waltbäuspassion von Bach an, die von Herrn Haas unter Begleitung von Orchester und Orgel gesungen wurden. Der geschätzte Künstler zeigte wieder in den Borträgen seine voll ausgereiste Kunst sowohl tn der Ausdrucksform wie in der Stimme: besonders das Rezitativ stellte an die Festigkeit und Reinheit des Tones in den untersten Lagen hohe Ansprüche: aber ohne Anstrengung wurden die Schwierigkeiten von der vollen gefestigten Baßstimme genommen, und di« ernsten tonschweren Sätze kennzeichneten das schwere, unabänderliche Schicksal des Leidensweges in ergreifender Weise. In dir etwas farbenvoller gehaltene Arie legte der Sänger die ganze Innigkeit feines ausdrucksfähigen Vortrags. In derselben Gedankenrichtung de« Dankes für de» Heilandes Opferwillig'eit bewegte sich auch der Choral aus der Johan nespassion von Dach „Ach großer König, groß zu allen Zeiten". Die nun folgenden Vorträge trugen dann den Tharakte
kann. Da liegen sie zusammengepreßt wie die Heringe und niemand reicht lbnen frischen Trank und gesunde Nahrung. So gcht'S überS Meer und wenn eS sich bei der Ankunft am Bestimmungsort hcrausslellt, daß lO Prozent unterwegs zu- gründe gegangen sind, erstickt, verschmachtet, so wirft man die Leichname, die man unterdessen ruhig unter den Lebenden hatte modern lassen, kaltblütig ins Meer, ohne eine Miene zu verziehen, vielleicht noch mit roben Scherzen. Die lleber- lebenden aber werden jetzt abgeflößt, hcrn»?gcputzt, gefüttert und auf den Sklavenmarkt getrieben. Da stehen sie nun reihenweise wie das Vieh auf dem Viedmarkt, Männer, Weiber, Jünglinge, Jungfrauen, Knaben, Mädchen, da und dort auch erblickt man auch ein Kindlein noch an der Mutier Brust. Sie werden von den Kauflustigen besichtigt, betastet auf ihren Knochenbau untersucht, aus ihre Reize mit lüsternem Auge geprüft, auf ihren Wert taxiert, und wenn sie nach langem Handeln und Feilschen endlich verkauft sind, fallen sie den Launen oder der Grausamkeit einer rohen - Aufsehers anheim und der Kreislauf ihrer Leiden beginnt : von neuem. Es gibt ein vielgelesenes Büchlein, „Onkel Toms Hütte', wo der Jammer des Sklavenhandels in den glühendsten Farben geschildert wird.
John Bull, „der Vorkämpfer für bürgerliche Freiheit , nnd christliche Kultur." erwarb sich also durch den Assiento-
d« MvrrsichMihe« Glaubens kn EoNe» Mt« «ich Nachsicht mit den Menschenkindern nach dem Opfertode der Heilandes; s» die glaubensstarke Arie «us der Johcmnespassion von Dach. „Mein teurer Heiland laß dich fragen", die Herr Haas mit inniger Wärme unter Begleitung von Orchester und Orgel sang, wobei der Chor mit dem begleitende« Vortrag des Chorals „Jesu, der du wärest tot" erheblich mit zu der klangvollen Gesamtwirkung der Partie beitrug, dann das bennrächtige Rezitativ „Am Abend, da es kühle war" mit seiner wundervollen Schilderung der Seelenstimmnng und die he-rliche Arie „Mache dich, mein Herze, rein" aus der Matthäuspassion von Vach, die Herrn Haas so recht Gelegenheit zur Entwicklung seiner schönen Stimm- und Ausdrucksmittel gaben. In diesen beiden letzten Stücken machte sich die Stärke und künstlerische Fähigkeit des mitwirkcnden Or- iestcrs besonders geltend, dessen symphonisch« Mnsik wie ent'ernter Gesang himmlischer Chöre über dem Vo"trag des Hauptmotivs schwebte. Namentlich auch die lieblichen Tön« der Oboen (Schalmeien) trugen mit zu diesem erhebenden Eindruck bei. Eine wirklich schöne Leistung bot dann auch der Frauenchor mit dem Vortrag der Symphonira sarcra, der Vertonung des Bsalms „Was betrübst du dich, meine Seele" durch H. Schütz. Der Thor kam rein und voll heraus und hinterlftß eine nachhaltige frisch« Wirkung. Auch hier zeigten Orchester und Orgel wie bei überhaupt allen Vorträgen eine feine Anpassungsfähigkeit, die ein harmonisches Klangbild ermöglicht«. Das Orchester zeigte außerdem noch sein ge diegenes Können, in dem Vortrag des Vorspiels und der Fuge in li-moll von A. Halm-Eßlingen, die in ihren warm ansprechenden, weichen Sätzen charakte " '' ' n Ausdruck kamen. Mit dem gkaubens- und bekenntnisstarken Schlnßchoral der Johannespassion von Dach „Ach Herr laß dein lieb Engelein" wurde das eindrucksvolle Konzert durch den Chor unter Mitwirkung von Orchester und Orgel ab geschlossen. — Der sehr gute Besuch der Veranstaltung auch durch auswärtige Gäste mag dem allzeit regen Leiter der Veranstaltung und den Mitwirkenden in Chor und Orchester als Dank für ihre Mühen gelten und zugleich als Ansporn zu neuer Arbeit.
Lichtspieltheater.
" Im Lichtspieltheater zum „Badischen Hoi" r l^ am Ostermontag dir Fortsetzung des großen Krieg-Ems „Die Sommeschlacht" gegeben Wer Gelegenheit gehabt hat, den ersten Teil dieses eindrucksvollen lebendigen Krirgsgemälde» sich anzusehen, das nicht nur das Schlachtgelände mit leine" wechselnden Bildern und die operierenden Truppen, sondern auch teilweise Geleibtsszenen zeigte, der wird sich dem zweiten Teil 'dieser vom Kriegspresseamt gemachten Ausnahme nicht entgehen lassen. Auch das Detektivdrama mit dem bekannten Berliner Schauspieler Kaiser-Tietz tn der Hauptrolle v« ' Interesse.
Die Zukunft der Luftfahrt.
(STB.) Friedrichshofen, 27. März. Die Hauptversamn» lung der Deutschen Luftschiffahrts-A. E. (Delag), di« vor einigen Tagen in Frankfurt tagte und von drei Aktionären mit 1665 Stimmen besucht war, genehmigte den Abschluß, der die Tilgung der llnterbilanz und den Vortrag von 623« auf neue Rechnung enthält. Der stellvertretende Aufsicht», ratsvorsstzende, Generaldirektor Kommerzienrat Alfred ^ ks- man (Friedrichshafen) gab hierauf über die Zukunfts.. sich- ten der Gesellschaft eine Erklärung ab: Di« im Anschluß an dir Jla gegründete Gesellschaft hat den Versuch gemacht, den Verkehr mit lenkbaren Fahrzeugen gewinnbringend zu ge- stalten. Dieser Versuch ist nicht gelungen. Die weitere Ab- sicht aber, das vom Grafen Zeppelin geschaffene L stlckrifl weiter zu entwickeln, ist vollkommen gelungen. Die ganzen Erfahrungen der Marinelustschiffe bauen auf der Delag auf Erst nach dem Krieg« wird das deutsche Dolk erfahren, wt» diese Schiffe gewirkt haben. Di« Delag hatte aber ausdrück, lich den Verkehr mit Luftfahrzeugen auf ihr Programm geschrieben, also auch mit Flugzeugen. Nachdem die Delag nun vor einem gewissen Abschluß steht und ihr Vermöge" zu rückgewonnen hat, liegt die Frag« offen, ob sie damit idr« Aufgabe als erfüllt ansehen will. Demgegenüber ist sie der
, vertrag von 1713 eine Alleinbegünstigung im Sklavenhandel ! mit dem spanischen Mittel- und Südamerika. Wir da« ^ Geschmeiß der Mücken sich auf frisch geschlachtetes Fleisch stürzt, so damals die verschiedenen Völker, Portugiesen. Fran- 1 zosen, Italiener. Holländer und mit besonderer Gier di« Engländer auf den Sklavenhandel. Nicht weniger «1» 144 000 Sklaven haben letztere kraft jenes Vertrages verschachert und diesen Handel immer schwunghafter betrieben Tic Seestadt Liverpool, an der Westküste Englands, ist nicht sowohl durch ibre Industrie, als durch das Erjagen und Verkaufen von Millionen Schwarzer nach allen Weltgegenden groß und reich geworden.
I Aber John Bulls steinernes Herz empfand kein Mit- leid mit den Gequälten. Der Historiker Leky spricht sich tn seinem großen Werke „Geschichte Englands im 18. Jahr» , hundert" dahin aus, daß nach dem Utrechter Frieden der Sklavenhandel den Mittelpunkt der ganzen englischen Politik ^ gebildet bade. Ein anderer englischer Geschichtsschreiber j namens Green obgleich ein guter Patriot, schreibt dennoch ! wörtlich: „Die entsetzliche Grausamkeit und Ruchlosigkeit dieses Handels, der Ruin Afrikas und die Zerstörung der Menschenwürde erregt bei keinem Engländer Mitleid."
Fortsetzung folgt.