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erheben werde. Die Resolution wurde darauf mit 303 gegen 6 Stimmen angenommen.

* Amsterdam, 30. Jan. Zur Zeit befinden sich etwa 300 Lokomotivführer und Heizer der Staatsbahngesellschaft im Ausstand. Der Reiseverkehr ist in Amsterdam vollständig aufgehoben, Besucher der hiesigen Börse, die von Rotterdam kamen, wurden in Gouda ersucht, zurückzukehren, um eine Anhäufung von Wagenmaterial in Amsterdam zu vermeiden. Die Zeitungen werden mit Automobilen in die Provinz be­fördert. Man erwartet einen allgemeinen Ausstand der Eisenbahnangeftellten.

* Amsterdam, 30. Jan. Abends trafen hier 650 Manu Infanterie und Kavallerie auf telegraphische Ordre ein. Bis 5 Uhr kamen an und gingen ab die Züge der hollän­dischen Eisenbahngesellschaft, jedoch mit Verspätung. Der Dienst der Staatseisenbahn ist vollständig eingestellt. Die Weichensteller sind ebenfalls ausständig. Das BlattTele- graaf" erfährt, die Arbeiter der städtischen Gasanstalten hätten beschlossen, keine Kohlenwagen für die Anstalten heranzubringen und beabsichtigen, wenn der allgemeine Aus­stand der Eisenbahnbediensteten proklamiert wird, ebenfalls in den Ausstand zu treten.

ff London, 30. Jan. Das Reutersche Bureau erfährt: Es wird erwartet, daß von den 30 °/g der venezolanischen Zolleinnahmen, die als Garantie gegeben werden sollen, ein Ueberschuß zur Bezahlung der Forderungen der übrigen Mächte bleiben werde. Man nimmt an, daß der Gesamt­betrag der Ansprüche Deutschlands, Englands und Italiens in ungefähr 6 Jahren bezahlt sein werde. Die belgischen Forderungen belaufen sich auf 12 Mill. Franken.

* Ueber das gräßliche Brandunglück in der englischen IrrenanstaltCalney Hcüch" zu Aew-Sonthgate, dem 52 Menschenleben zum Opfer sielen, wird der N. Fr. Pr. aus London Näheres berichtet: Das Feuer brach früh um halb sechs Uhr in der jüdischen Abteilung aus. Es war ein großes provisorisches Gebäude aus Holz und Well­blech, das isoliert neben dem Hauptgebäude stand. Die An­stalt birgt gegen 2000 Personen, wovon im jüdischen Ge­bäude etwa 600 wohnten, aber nur zum Teil Juden. Das Feuer brach in einem Kesselhause aus, und wenige Sekunden später brannre das leichtentzündliche Haus lichterloh, und entsetzliche Notrufe wurden vernommen. Der Wind blies heftig und die Flammen schossen durch die langen Korridore und die Treppen hinauf, während zugleich die fürchterliche Entdeckung gemacht wurde, daß die Hauptwasserversorgung stockte. Die armen Patienten konnten zum Teil hinaus- getrieben werden, und einzelne heroische Rettungsversuche durch Wärter und Wärterinnen hatten Erfolg, so daß alle männlichen Patienten in Sicherheit gebracht wurden; aber viele andere saßen von Furcht betäubt da und ließen sich stumpfsinnig von den Flammen auffrefsen, während andere jubelnd über das große Feuer vergnügt hineintanzten. Viele konnten weder mit Zureden noch Gewalt fortgeschafft werden, und bereits ist bekannt, daß zwei Wärterinnen den Tod fanden. Andere Patienten entflohen in den Garten, und man fand sie später wie abgehetzte Tiere hinter Hecken und in dunkeln Winkeln kauern. Die Feuerwehr traf aus den benachbarten Orten ein und staute einen Bach ab, der durch den Anstaltspark läuft, um Wasser für die Löscharbeit zu erhalten. Sie kam rechtzeitig, um das Hauptgebäude vor der dringlichsten Gefahr zu bewahren, aber das zuerst er­griffene, nicht weniger als 3 Acres Land bedeckende Haus war nur eine Masse von glühenden Eisenträgern und in phantastische Formen zerrissenes Wellblech. Diemenschlichen Ueberreste waren schaurig anzusehen ; sie sahen wie verbrannte Baumwurzeln aus, kaum einen bis zwei Fuß lang. An einem Orte hatten sich die armseligen Geschöpfe in einen Knäuel zusammengedrängt und in stummer Verzweiflung den Tod abgewartet. Man fand ein Dutzend dieser verkohlten, verzerrten Formen übereinander liegen. Es traf sich, daß

blos Insassen des weiblichen Flügels umkamen; besonders stark ist die Zahl der Krüppel unter den Toten, die sich nicht retten konnten, selbst wenn sie wollten. Nach de« Namen der provisorischen Totenliste zu urteilen, ist nur ein kleiner Teil der Umgekommenen Jüdinnen. Aus allen Ge­genden reisten die entsetzten Verwandten von Patienten zu, um über das Geschick ihrer Angehörigen Auskunft zu holen. Ein weiterer Bericht meldet: Das markerschütternde Ge­schrei der in den brennenden Schuppen eingeschlossenen Irren spornte die Rettungsmannschaften zu fast übermenschlichen heroischen Thaten an. Zwei ganze Schuppen mußten mit allem, was darin war, den Flammen überlassen werden, nur um den Rest zu retten. Schwere, noch nicht bewiesene Be­schuldigungen werden aufgestellt. Die Feuerwehrleute sollen die Thüren der Schuppen verschlossen gefunden haben, so daß sie eingeschlagen werden mußten. Die unglücklichen Irren verbrannten darin wie in Mausefallen. Das Rettungs­werk gestaltete sich zudem zu einem grauenhaften Kampf mit den rasenden Irren. Einer Wärterin wurde bei dem Ret- tungswerk der Finger abgebisfen; viele andere wurden zer­kratzt und ebenfalls durch Bisse verletzt. Eine Anzahl Irren entfloh fast unbekleidet oder mit brennenden Nachtgewändern und mußte in der Dunkelheit verfolgt werden. Das Furcht­barste war, daß der Sturm direkt auf das Hauptgebäude zu wehte, dessen Wände schon so heiß wurden, daß man die Irren aus den Schlafsälen an jener Seite fortbringen mußte. Unheimliche Aufregung bemächtigte sich rasch seiner 2000 In­sassen bei dem rot in die Säle leuchtenden Feuerschein und dem wilden Geschrei vieler Leidensgenossen. Glücklicherweise gelang es, nach stundenlanger Anstrengung das Hauptgebäude zu retten. Als man des Feuers Herr wurde, fand man, daß 280 Irre aus den brennenden Schuppen gerettet waren, eine bewundernswerte Leistung unter den entsetzlichen Um­ständen.

* Metersöurg, 29. Jan. Die Gesetzessammlung ver­öffentlicht den neuen russischen Zolltarif für die europäischen Grenzen. Als Hauptgrund für die Ausarbeitung des neuen Tarffes wird das Herannahen des Zeitpunktes der Revision der Handelsverträge bezeichnet, da auch das Ausland aus diesem Anlaß seine Tarife zwecks erhöhten Schutzes der nationalen Arbeit revidierte. Wenn die Auslandsstaaten entschlossen seien, bei den Vertragsverhandlungen den jetzigen Bedürfnissen ihrer Industrie angepaßte Tarife ihren Zu­geständnissen zugrunde zu legen, so nimmt Rußland einen gleichen Standpunkt ein. Der Tarif verfolgt nicht Zoll­erhöhungen um jeden Preis, um bei den Vertrags-Verhand­lungen Konzessionen zu erzwingen. Ein zu hoher Tarif würde im Falle des Scheiterns der Verhandlungen dem Jnlande selbst am meisten schaden. Der neue Tarif be­halte für eine ganze Anzahl Artikel die gegenwärtigen Tarif­sätze unerhöht bei. Der neue Tarif könne erst mit Ablauf der jetzigen Hanoelsvl-rträge in Kraft treten, also keinesfalls vor dem 29. November 1904, da kein Land außer Bul­garien die Handelsverträge am 31. Dez. 1902 kündigte.

ff Aonstautinopek, 29. Jan. Auf die bestellten 200,000 Mausergewehre ist gestern an den Vertreter der deutschen Waffen- und Munitionsfabriken die erste Rate mit 50,000 türkischen Pfund bezahlt worden.

* Madrid, 29. Jan. DemJmparcial" wird aus Tanger telegraphiert: Der Prätendent zog eilig seine Streit­kräfte in unbekannter Richtung zurück. Kaid Omar errichtet an strategischen Punkten bei Melilla Befestigungen. Von Oran trafen vier französische Torpedoboote ein. Zwei der­selben sind alsbald wieder abgefahren.

* Washington, 29. Jan. Infolge der unnachgiebigen Haltung der verbündeten Mächte bezüglich der Bezugs­forderunzen an Venezuela ersuchte der Gesandte Bowen den Präsidenten Castro telegraphisch um Weisungen. Bowen gab den Vertretern der Mächte zu verstehen, daß er zu Zugeständnissen geneigt sei. Eine Aenderung der Lage vor

Eintreffen der Antwort Castros ist nicht zu erwarten. Die Mitteilungen, daß Großbritannien zuerst Deutschland ein gemeinsames Vorgehen gegen Venezuela vorgeschlagen habe, werden von London aus bestätigt. Darnach trat Großbritannien mit der Sache hervor, nachdem Deutschland seine Absicht kundgegeben hatte, Zwangsmaßregeln anzu­wenden und nachdem die britische Regierung erfahren hatte, daß Deutschland auch allein in diesem Sinne Vorgehen würde.

ff Washington, 30. Jan. Präsident Roosevelt hat an den Krongreß eine Botschaft betr. das Währungs- und Münzwesen in Mexico und in China gerichtet, welcher Schrift­stücke von den chinesischen und mexikanischen Vertretern in Washington beigefügt sind. Der Präsident empfiehlt in der Botschaft, ein Gesetz zu erlassen, das die Vereinigten Staaten in den Stand setzt, ihren Beistand zu leisten, damit das von diesen Ländern angeregte Arrangement ausgeführt werden könne. Die chinesische und die mexikanische Note sagen: Die Schwankungen des Silberwertes drohen den Handel der Goldländer mit den Silberländern erheblich zu schädigen. Wenn die Stabilität des Wertverhältnisses der Metalle gesichert würde, würde die Einfuhr der Silberländer erheb­lich wachsen. Ein bestimmtes Verhältnis zwischen Gold und Silber als Basis für den Wechselverkehr sollte fest­gesetzt, und die Stabilität desselben könne durch das Zu­sammenwirken der Länder mit Gold- und derjenigen mit Silberwährung gesichert werden.

* Merv-Hork, 29. Jan. Die Vertreter der Mächte kabelten ihren Regierungen das dringende Ersuchen Vowens, die gemachten Vorschläge prompt anzunehmen, sodaß die Blokade sofort aufgehoben werde. Die Vertreter erklären, Einzelheiten könnten nach Unterzeichnung des vorläufigen Protokolls geregelt werden.

* Aerv-'Hork, 29. Jan. Nahe bei Tucson (Arizona) kollidierten zwei Schnellzüge der Southern-Pacific-Bahn. Elf Wagen wurden zertrümmert und verbrannten. Bis jetzt wurden acht Leichen gesunden; viele Personen sind verletzt.

* ßaracas, 29. Jan. Eine Bank in Buenos Aires bot der venezolanischen Regierung die nötigen Fonds zu Zahlung der auswärtigen Ansprüche an. Französische Bankiers bieten gegen Zollgarantien alle nötigen Fonds zur Deckung dieser Ansprüche und Durchführung der Konversion der Staatsschuld. Mallet Prevost ist als Vertreter der französischen Bankiers zu demselben Zwecke hier.

Handel und Verkehr

* Kokz. Resultat des Stangen-Verkaufs des Forstamts Dorn- stettten am 28 . Januar 1803 . Baustangen (sichten) I. Kl 159 Pfg, II. Kl 120 Psg, III. Kl. 86 Pfg. Baustangen (tannen) 1 . Kl. 151 Pfg II.iKl 164 Pfg., 111 . Kl. 65 Pfg. Hagstangen (sichten) I. Kl. 73 Pfg II. Kl. 56 Pfg., 111 . K. 43 . Pfg. Hagstangen (tannen) I. Kl. 64 Pfg II. Kl. 52 Pfg., III. Kl. 38 Pfg., IV. Kl. 28 Pfg. Hopfenstangen (sichten) I. Kl. 43 Pfg., II. Kl 38 Pfg., IV. Kl. 22 Pfg., V. Kl. 13 Pfg-, Hopfenstangen (tannen) I. Kl. 35 . Pfg., II. Kl. 28 Pfg. Rebstecken 1 . Kl. 6,9 Pfg., II. Kl. 4,6 Pfg. Durchschnittserlös 120 °/,. (Gr.)

* Ein brasilianischer Millionär, Baron Fereau, war ein

Geizhals in Kleinigkeiten, jedoch verschwenderisch in großen Dingen, die viel Geld kosteten. Zu seinen Eigentümlichkeiten gehörte es, den Kellnern nie ein Trinkgeld zu geben; daher waren ihm sämtliche Aufwärter in den von ihm besuchten Hotels von Rio de Janeiro nicht grün. Eines Morgens frühstückte der Nabob im Maux-Hotel; nachdem er eine Kotelette verzehrt hatte bestellte er eine zweite.Herr Baron," bemerkte der Oberkellner boshaft,es ist bei uns nicht üblich, dasselbe Gerücht zweimal zu servieren." So," versetzte der Baron, stand auf und verlies den Saal. Nach einigen Minuten trat er wieder ein und rief dev Oberkellner.Ich habe soeben dieses Hotel gekauft. Da ich finde, daß Sie die Gäste nicht nach deren Wünschen be­dienen, so entlasse ich Sie auf der Stelle; entfernen Sie sich." Dann rief er einen andern Kellner:Bringen Sie mir noch eine Kotelette."

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altenstetg. -

über, der ihre bester Absicht entspringende Warnung mit gröbstem Undank gelohnt hatte. Das Blut kochte ihr noch über, wenn sie an Gerhards Betragen dachte.

Im Grunde genommen so argumentierte sie weiter war sie denn Wohl verpflichtet, ein Versprechen zu halten, das ihr gewissermaßen abgenötigt worden, von einem Menschen, dem gegenüler sie sich selbst aller Rücksichten freisprach? Lili warf den Kopf auf, wie sie das immer zu thun Pflegte, wenn sie irgend einen wichtigen Entschluß ge­faßt hatte, und das sehr gelegen kommende Erscheinen des Gärtners diente nicht eben dazu, diesen Entschluß wieder zu erschüttern.

Sie winkte den alten Mann, der grüßend vorüber­gehen wollte, mit einer Handbewegung herbei, die sie ein­mal im Theater der Darstellerin einer Gräfin abgelernt hatte, und die sie nun mit innerlichem Entzücken selbst zur Anwendung brachte, und machte ihn mit ihrer Absicht be­kannt, sofort eine Wasserfahrt zu unternehmen. Eigentlich hatte der Gärtner blutwenig Zeit, er ward im Gewächs­hause erwartet, an dem einige bauliche Veränderungen vor- genommen werden sollten, aber es erschien ihm als eine Unmöglichkeit, dem bildhübschen Mädchen etwas abzuschlagen, er überlegte, daß es auf ein Viertelstündchen am Ende nicht so sehr ankomme, und wunderte bereitwillig davon, um Schlüssel und Ruder herbeizuholen.

Nein, wirklich, es war wunderhübsch! Zum ersten Mal seit vierundzwanzig Stunden verschwand der verdrieß­liche Zug wieder von Lilis hübschem Gesicht und machte dem Ausdruck reiner Freude Platz, sie sah mit entzückten Blicken ringsum und tauchte die kleinen Hände in das Wasser.

Wie silbern die Tropfen von den weißen Fingern absprühten, welch' himmlisches Vergnügen doch solch' eine Kahnfahrt war, und Gerhard hatte ihr dies Vergnügen entziehen wollen, mindestens hinausschieben auf unbestimmte

Zeit, bis es ihm einmal passen würde, sich einige Minuten für Lili abzumüßigen. Daß sie eine Närrin gewesen wäre, auf diesen vielleicht niemals eintretenden Augenblick zu warten!

Ein triumphierendes Lächeln huschte über ihr Gesicht, es mit so sonnigem Glanz übergießend, daß der alte Mann sie bewundernd anblickte, und dann ging sie mit Ernst und Eifer daran, die Kunst des Ruderns zu erlernen.

Aber das ist ja kinderleicht, so und so und so"

Lili war entzückt, ganz Lernbegier, ihr Gesicht war hoch gerötet, und es gelang ihr wirklich, den Kahn allein ein Stück vorwärts zu bringen.

Es geht, o es geht ganz gut," jubelte sie beglückt, und der Gärtner sah ihr schmunzelnd zu und erklärte, sie lege ein ganz außerordentliches Rudertalent an den Tag.

Nun diese kleine Wendung rechts herum, gnädiges Fräulein. Das Ruder etwas fester anziehen, so ah wirklich ganz ausgezeichnet."

Der Gärtner kargte nicht mit seinem Lobe, und Lili arbeitete weiter, jetzt aber schon im Schweiße ihres An­gesichts. Endlich fiel es dem alten Manne, dem diese Wasfer- fahrt ein unbegreifliches Vergnügen bereitete, denn doch ein, daß er anderwärts notwendiger sei denn hier, er empfand ein leichtes Gefühl des Vorwurfs in seinem Innern, und er machte der jungen Dame die Mitteilung, daß er leider ge­zwungen sei, den Kahn ans Ufer zu bringen, weil er dringend zu thun habe. Lili zog ein sehr ungnädiges Gesicht und der alte Mann, der sich, dem Umstande zum Trotz, daß er im Be­sitz von Gattin, Kindern, ja sogar Enkelkindern war, wirk­lich ein wenig in das hübsche Mädchen verliebt hatte, fügte schnell hinzu, daß er nur das Notwendigste besorgen wolle und, wenn das Fräulein befehle, in kürzester Frist wieder zur Stelle sein werde.

Na, meinetwegen," sagte Lili gönnerhaft,ich werde so lange auf der Bank dort unter dem Baume warten."

Dann ließ sie sich gnädig aus dem Kahne helfen, be­

deutete dem Gärtner, die Kette nur lose um den Pflock zu schlingen und die Ruder ruhig im Kahn zu lassen, er käme ja bald wieder und sie wolle während seiner Abwesenheit schon acht geben, dann setzte sie sich auf die besprochene Bank und kreuzte die Füße, indessen sich der Gärtner grüßend entfernte. Lili hatte mancherlei gelernt, was eben Damen höherer Stände, die eine gute Erziehung genießen, zu lernen Pflegen, aber Warten war nicht bei dem Mancher­lei gewesen. So fand sie es auch bereits nach zwei Minuten, nachdem kaum des alten Mannes Fußtritt verhallt war, unerträglich langweilig, eigentlich war es auch, gelinde ge­sagt, merkwürdig, daß sie, Lili Ettersdorf, warten sollte, bis es einem alten Gärtner belieben würde, von seinem jeden­falls höchst überflüssigen Gange zurückzukehren. Sie hätte ihm einfach befehlen sollen, zu bleiben.

Den leisen Zweifel darüber, ob solchem Befehle Wohl der widerstandslose Gehorsam gefolgt wäre, unterdrückte sie und ärgerte sich lieber darüber, daß sie den Befebl nicht gegeben hatte. Was nun thun?

Wie langsam schlichen die Minuten! Sie zog ihre kleine Uhr zu Rate, aber nur, um die Bemerkung zu machen, daß der Zeiger Positiv festgewachsen schien. Abscheulich dieses Warten auf den albernen alten Mann.

Sie stand auf, schleuderte hin und her, und Plötzlich stand sie wieder hart am Rande des Teiches und starrte wie zuvor ihr Spiegelbild an. Ein Gedanke kam ihr, der, ihr so vergnüglich schien, daß sie ungeachtet des vorange­gangenen Aergers heiter lächelte.

War es mit dem Rudern nicht prächtig gegangen, hatte sie es nicht herrlich allein gekonnt? Nun also, frisch gewagt ist halb gewonnen, langes Zaudern, zaghaftes Ueber- legen war Lilis Sache nie, und so stieg sie rasch entschlossen in den Kahn, löste die Kette und ergriff das Ruder.

(Fortsetzung folgt.)