'kelkpdoir Nr. 11.
Erscheint Dienstag, Donnerstag, SamStag und Sonntag mitderGratis-Beilage Der Sonnta gts- Gast.
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Donnerstag, 29. Januar.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
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1993.
Amtliches.
Das diesjährige Musterungsgeschäft im Aushebungsbezirk Nagold findet statt am 9. März in Wildberg, am 10. März in Altensteig, am 11. März in Nagold, am 13. März Losung in Nagold.
Der neue Etat, die Geistlichkeit «nd die Volksschullehrer.
Der Etat für 1903—04 hat stark deprimierend auf die Geistlichen und die Lehrer gewirkt, die nach den wiederholten ministeriellen Erklärungen eine baldige Befriedigung ihrer Gehaltsansprüche erwarten durften. In dem Vortrag des Finanzministers zum Hauptfinanzetat werden die Hoffnungen beider für die nächsten zwei Jahre zu nichte gemacht: Bei üer Einstellung und Bemessung der Ausgaben ist mit der größten Sparsamkeit verfahren worden und es mußten manche dringenden Wünsche zurückgestellt werden. So konnte vor allem weder der dringend gewordenen Aufbesserung der Bezüge der Geistlichen und Volksschullehrer, noch der schon seit längerer Zeit in Aussicht genommenen Verbesserung der Pensionsverhälrnisse der Beamten, Geistlichen und Volksschullehrer (Ausdehnung der Pensionsberechtigung auch auf die niederen Beamten, Aufhebung der Beiträge zu den Witwenkassen u. s. w.) vorerst im Anstand bleiben. Die Regierung wird jedoch Bedacht darauf nehmen, die für die erstgenannte Aufbesserung erforderlichen Mittel für die Finanzperiode 1905 und 1906 bereit zu stellen."
Die Erklärung hält allerdings den Trost bereit, wenigstens die Aufbesserung der Bezüge der Geistlichen und Volksschullehrer in den Jahren 1905 und 1906 vornehmen zu können.
Das Echo, welches diese ministeriellen Erklärungen in den Kreisen der Geistlichkeit und der Volksschullehrerschaft findet, ist das der Resignation. Das Blatt des evangelischen Pfarrvereins „Der kirchliche Anzeiger" pflanzt noch am Grabe die Hoffnung auf. Es schreibt:
Immerhin ist aus diesen Ausführungen mit Befriedigung zu ersehen, daß die Regierung die Aufbesserung der Bezüge der Geistlichen und Volksschullehrer als „dringend geworden" anerkennt und die Mittel zur Aufbesserung nur wegen der infolge der allgemeinen wirtschaftlichen Lage thatsächlich ungünstig gewordenen Finanzlage des Staats nicht fordert, sodann aber auch, daß die Regierung die bestimmte Zusicherung giebt, daraus Bedacht zu nehmen, die für diese Aufbesserung erforderlichen Mittel für die nächste Finanzperiode bereit zu stellen. Bei dieser Zusicherung in dem Vortrag des Ministers an die Ständeversammlung ist die Hoffnung berechtigt, daß in zwei Jahren die bei der letzten Mitgliederversammlung des Pfarrvereins erbetene Gleichstellung der Bezüge der Geistlichen mit denen der akademisch gebildeten Lehrer mit Sicherheit erfolgen wird. Inzwischen gilt es, nicht nur die Lasten des Uebergangs- zustandes, sondern auch die durch die niederen Besoldungen vielfach bestehende Notlage mit Ruhe weiter zu tragen, so schwer dies vielen Kollegen auch werden mag."
Auch die Lehrerschaft tröstet sich mit der Zukunft, aber nicht ohne scharf mit dem Finanzminister und vor allem mit dem Kultusminister abzurechnen. Das „Lehrerheim" erinnert daran, wie rosig zur Zeit der allgemeinen Aufbesserung die Finanzlage geschildert worden sei und ruft ins Gedächtnis, welch' steigende Summen das Militär und vor allem auch die Gehaltsaufbesserung der Stabsoffiziere gekostet hat. Es schließt mit den Worten:
„Was die Lehrerschaft mit Recht beunruhigt, ja geradezu verbittert, das ist die Haltung des Kultusministers. Berschiedenemale wurde von ihm darauf hingewiesen, es möchten die Forderungen bezüglich Herabsetzung der Schülerzahl nicht zu weit gehen, man möge sich mit der Regierungsforderung bescheiden, da sonst die Aufbesserung für die Lehrer aufs Aeußerste gefährdet werde, für welche er einen fertigen Plan in der „Schublade" liegen habe. Was müssen wir erleben? Der Landtag stimmt betreffs der Schülerzahl dem Regierungsentwurf zu, gefährdet also die Aufbesserung der Volksschullehrer in keiner Weise und nun das Resultat: Der Aufbesserungsentwurf des Kultusministers bleibt in der gut verschlossenen Schublade, weil sein Kollege, der Finanzminister, bis auf den tiefsten Grund leere Taschen hat. Sollte das dem Kultusminister erst jetzt bekannt geworden fein? Es heißt nun eben leider für den Lehrerstand nochmals in Geduld warten und zwar 1. auf Verkürzung der beiden ersten Vorrückungsfristen und 2. auf angemessene Erhöhung des Anfangs- und Endgehaltes."
GagespoMik.
Der Antrag des Reichskanzlers auf Aenderung des Wahlreglements für den Reichstag behufs Sicherung des Wahlgeheimnisses ist dem Bundesrat zugegangeu. Der
Antrag lehnt sich durchwegs an den vom Reichstag angenommenen Antrag Rieckert an. Die Stimmzettel müssen 9 Centimeter im Quadrat groß und von mittelstarkem Weißen Schreibpapier sein und find von dem Wähler in einem mit amtlichem Stempel versehenen Umschläge, der sonst keine Kennzeichen haben darf, abzugeben. Die Umschläge sollen 12 Centimeter im Quadrat groß und aus undurchsichtigem, weißem Papier hergestellt sein, sie sind am Vorstandstisch in der erforderlichen Zahl bereit zu halten und in Empfang zu nehmen. Jeder Wähler hat nach Empfangnahme des Umschlages den bereitgestellten Nebenraum zu betreten, wo er unbeobachtet den Stimmzettel in das Kouvert legen kann. Der Wahlvorstand hat alle Stimmzettel zurückzuweisen, die nicht in dem Nebenraum in den Umschlag gelegt worden sind.
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(Soziale Fürsorge für die Wirtschaftsangestellten.) Der Bundesrat hat es abgelehnt, einem ihm aus Gastwirtskreisen zugekommenen Gesuch zu entsprechen, aus seiner bekannten Verordnung vom 23. Januar 1902 die Bestimmung zu beseitigen, wonach den Angestellten in Gast- und Schankwirtschaften in jeder dritten Woche, in Gemeinden mit mehr als 20,000 Einwohnern in jeder zweiten Woche eine un- unterbochene Ruhezeit von 24 Stunden zu gewähren ist.
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Deutschland übelwollende Seelen wie der Dichter Rud- hard Kipling giebt es leider noch mehr in England. So schreibt die bedeutende Wochenschrift Stead's trotz der Winterkälte folgenden phantasieheißen Artikel: „Das slavisch-deutsche Ringen um die Oberherrschaft bildet nicht nur für den Staatsmann und Diplomaten ein Schauspiel von packendem Interesse, auch die Völker sollten die vorbereitenden Bewegungen und Gegenbewegungen der zwei gegnerischen Rassen beobachten und der Entwicklung des Dramas folgen, welches voraussichtlich in einem Kampf auf Leben und Tod gipfeln wird. Es ist ein Kampf, der an Großartigkeit und an weitreichender Bedeutung in der Weltgeschichte ohne Gleichen dastehen dürfte. Die gewissenlose Zerstörung deutscher Kultur in den russischen Ostseeprovinzen hat in Deutschland Schmerz und Entrüstung und Erbitterung erregt. Anderseits ist Rußland gegen Deutschland aus politischen Gründen von feindseligsten Gefühlen erfüllt. Rußland hat Preußen im Jahre 1806 und 1807 vor völliger Vernichtung bewahrt, 1814 und 1815 von dem französischen Eroberer befreit (?) und hat dann 1870 wieder seine „Sympathie" für Deutschland praktisch bewiesen. Angesichts aller dieser Dienste hat Deutschland Rußland gegenüber die größte Undankbarkeit an den Tag gelegt. Im März 1878 hat der Frieden von San Stefano Rußland der Verwirklichung seines 100 Jahre alten Traumes: der Herrschaft über Konstantinopel, um Riesenschritte näher gebracht; da hat Bismarck Rußland auf das bitterste enttäuscht, indem er unter der Maske des ehrlichen „Maklers" Bosnien und die Herzegowina für Oesterreich sicherte und die Abtretung des rumänischen Besfarabien an das russische Reich gewährleistete — ein diplomatischer Meisterstreich, durch welchen zwischen Oesterreich und Rußland einerseits, sowie zwischen Rumänien und Rußland bitterer Haß erregt und gleichzeitig der Grund für die Defensiv- Allianz zwischen Deutschland und Oesterreich gelegt wurde. Die großartige Entfaltung Rußlands in den letzten 2 Dekaden wird in Deutschland mit schwersten Besorgnissen verfolgt. Sie ist eine größere Gefahr als Frankreich, nicht nur von dem nationalen Standpunkte der Rassen aus, mit besonderer Rücksicht auf Rußlands wunderbare Fähigkeit, sowohl die benachbarten Nationen durch Panslavistische Agitation und Jntrigue zu zersetzen, wie auch fremde Rassen zu russifizieren und in sich aufzunehmen. Aus diesem Grunde beobachten Deutschlands Staatsmänner mit schweren Bedenken den zersetzenden Einfluß, den Rußland auf die Balkanstaaten und auf Oesterreich-Ungarn ausübt, sowie die rapide Auflösung und Assimilation anderer Rassen und Nationalitäten innerhalb Rußlands Grenzen. — Diese Auslassung des bekannten englischen Blattes ist deswegen so interessant, weil sie den heißesten Wunsch mancher Engländer nur leicht verhüllt in sich birgt. Dieser heißeste Wunsch ist die Vernichtung Deutschlands durch Rußland, ein Wunsch, für dessen Nichterfüllung alle wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse dauernde Bürgschaft bieten. Denn Rußland hat mit seiner inneren Kolonisation noch für Jahrhunderte so unendlich viel zu thun, daß es Selbstmord hieße, wenn es mit der waffenfestesten aller benachbarten Nationen, mit Deutschland anbändeln würde. Nicht Deutschland, sondern England wird die unheimliche Macht russischer Ausdehnungspolitik zu fühlen haben, und zwar in Indien, wo sich der russische Bär und der englische Tiger lauernd gegenüberliegen.
LanöesnachrichLen
-I- Hrömbach, 26. Jan. Nach Erstellung neuer Oefen in den Schullokalen kann die Renovation unseres Schul- und Rathauses als vollendet betrachtet werden. Der große Bau, der einer gründlichen Ausbesserung dringend bedurfte, macht nun von außen und innen einen recht angenehmen, freundlichen Eindruck. Die Schullokale, das Treppenhaus, insbesondere aber die Lehrerwohnung wurden in bestmöglichen Zustand versetzt. Die Kosten der Renovierung kamen gegen 8000 Mk. zu stehen.
-1- Hrömöach, 26. Jan. Wohl allzufrüh verirrte sich heute ein gerne gesehener Sommergast in das Schullokal unserer Oberklasse. Zur größten Freude der Jugend hatte sich ein hübsches Exemplar der Vauossa. pol^oblorus (großer Fuchsschmetterling) bei uns eingefunden. — „Laue Lüfte" sind zwar erwacht, aber doch werden die lieben Frühlingsboten nicht so schnell nachahmen.
* Nagold, 26. Januar. Das Gasthaus z um Bären („Erbele") ging durch Kauf um 29 000 Mk. an Bahnhofrestaurateur Blum über.
* Nagold, 26. Jan. In Schönbronn hiesigen Oberamts wurde am letzten Samstag Bürgerausschußobmann Ziegler zum Schultheißen gewählt.
-n. Ilulerthalheim, 26. Jan. Die gestrige Vollversammlung des landw. Vereins Nagold, die im Gasthaus z. Sonne hier abgehalten wurde, war sehr stark besucht. Nach Begrüßung der Versammlung durch den Vorstand Oberamtmann Ritter wurde dem Vorgehen der Gemeinde Ebh au s en, die in den letzten Jahren an den steilen Abhängen der Gelände am rechtsseitigen Nagoldufer ausgedehnte Feldweganlagen baute, volle Anerkennung gezollt und Hrn. Schultheiß Dengler ein Ehrendiplom und ein Geldgeschenk vom landw. Verein für dessen Verdienste überreicht. Hr. Schultheiß Dengler dankte für diese Ehrung, sowie für die thatkräftige Unterstützung des Kgl. Oberamts und der Kgl. Zentralstelle, für die zu teil gewordene ansehnliche Unterstützung und Ausführung des praktisch angelegten Projekts. Mit lebhaftem Interesse folgte sodann die Versammlung dem Vortrag des Hrn. Landwirtschaftsinspektors Dr. Wacker über „Futterbau" insbesondere „Pflege und Düngung der Wiesen." An den praktischen Vortrag schloß sich eine lebhafte Besprechung.
* Aeurveiker, 23. Jan. Gestern abend hielt im Gast
hof zum „goldenen Lamm" hier Hr. Oieramtsbaumwart Widmann einen Vortrag über Obstbaumpflege. Es hatte sich eine zahlreiche Zuhörerschaft dazu eingesunken, ein Zeichen dafür, wie der Gegenstand des Vortrages ein allgemeines Interesse berührte. Der Redner führte zunächst in längerem Vortrag aus, welche Gesichtspunkte bei der Einpflanzung, Aufzucht und späteren Pflege der Obstbäume zu beachten seien. Da dem Redner außer einem guten theoretischen Wissen eine reiche praktische Erfahrung zu Gebot steht, so wurden seine lehrreichen Ausführungen mit großem Interesse verfolgt; ist doch der Obstbau etwas, das sich auch hier oben auf dem Wald als eine gute Einnahmequelle der Landwirtschaft erwiesen hat. Nach Schluß des Vortrages wurde Gelegenheit zu Anfragen gegeben, wobei noch mancherlei praktische Winke vom Vortragenden gegeben wurden. Während des Nachmittags hatte Hr. Widmann in der hiesigen Fortbildungsschule praktische Anleitung zum Baumveredeln, sowie zur Baumpflege gegeben. Auch hier riefen seine Vorführungen großes Interesse hervor. Es kann den Gemeinden nur empfohlen werden, durch derartige aufklärende Vorträge von tüchtigen Fachmännern den Obstbau zu fördern. (C. W.)
* Aus Schwarr« wird über den plötzlichen Tod des Soldaten Weiß gemeldet: Am Freitag vormittag erhielt der Bäckermeister Jakob Weiß von hier ein Telegramm aus Ludwigsburg, daß sein Sohn gestorben sei. Er konnte die Nachricht kaum fassen, besonders da sein Sohn noch vor kurzem in Urlaub zu Hause weilte. Der junge Weiß diente beim Artillerie-Regiment in Ludwigsburg als Gefreiter. Der Vater reiste sofort in die Garnison und dort wurde ihm mitgeteilt, daß sich sein Sohn an der Thüre der Stallwache erhängt habe. Was den 22jährigen Mann zu dieser That bewogen hat, ist bis jetzt unbekannt. Weiß wurde von allen seinen Kameraden gern gesehen. Eine Abordnung seiner Batterie, darunter 5 Offiziere, 2 Unteroffiziere und Gefreite und 20 Gemeine, begleiteten den Toten hier zu seiner letzten Ruhestätte. Bemerkenswert ist, daß 3 Geschwister des Weiß innerhalb eines Jahres an der Schwindsucht starben. Weiß soll der Meinung gewesen sein, daß er ebenfalls von dieser Krankheit heimgesucht sei und soll angeblich auch schon sich bemüht haben, deshalb vom Militärdienst frei zu werden.