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Kienstag, 13 Januar.
Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg- I HHssZ reichste Verbreitung. I '
Amtliches.
Uebertragen wurde die Mittelschulstelle in Haiterbach dem Schullehrer Oelschläger in Oberenzthal, die Schulstelle in Hochdors (Horb) dem Schullehrer Reichert in Gönni ngen. _
H Der deutsche Reichstag
nimmt am heutigen Dienstag seine Beratungen wieder auf. Der Etat wird den wesentlichsten Beralungsgegenstcmd bilden, da auf die Einbringung sonstiger Vorlagen nach Möglichkeit verzichtet worden ist. In diesen Elatsreden wird voraussichtlich recht viel leeres Stroh gedroschen. Es hat sich seit dem unqualisicierten Verhallen der Sozialdemokraten während der Zolldebatten das unabweisliche Bedürfnis nach einer erheblichen Verstärkung der Disciplinarbefugnifse und Machtvollkommenheiten des Präsidenten herausgestellt. Diesem Bedürfnis ist erst zum Teil durch die Abkürzung des Abstimmungsverfahrens und die über die Worrerteilung zur Geschäftsordnung getroffenen Bestimmungen genügt worden. Die bisherigen Maßnahmen haben die Oftfftündige Dauerrede des Abgeordneten Antrick in der letzten Monstre-Sitzung vor den Ferien nicht zu verhindern vermocht. Die Aufnahme einer Bestimmung in die Geschäftsordnung, etwa des Inhalts: Länger als eine Stunde darf ein Abgeordneter zu einem Gegenstände nicht sprechen, wird deshalb nicht von der Hand zu weisen sein. In einer Stunde kann viel gesagt und auch eine complicierte Frage eingehend erörtert werden, womit allerdings nicht behauptet werden soll, daß im Reichstage nicht schon längere als einstündige Reden gehalten worden sind, aus denen auch kein einziges Wort hätte gestrichen werden können. Man denke nur an einige der berühmtesten Reden des ersten deutschen Reichskanzlers.
Im letzten Sessionsabschnitt einer ablaufenden Legislaturperiode ist nun freilich besondere Obstruktionsneigung nicht mehr zu befürchten, so daß die getroffenen Verschärfungen einiger Bestimmungen der Geschäftsordnung in den nächsten Wochen recht schwerlich zu praktischer Anwendung gelangen werden. Aber was gewesen ist, kann wiederkehren. Sollte aber die vorgenommene Revision für die Zukunft nur den Wert eines vorbeugenden Mittels besitzen, um so besser! Das deutsche Volk trägt kein Verlangen nach der Wiederkehr von Zuständen, die eine straffere Anziehung der Zügel der Geschäftsordnung erforderlich machen. Der Reichstag soll nach dem Wunsche der Regierung wo möglich schon im April geschlossen und die Wahlen so zeitig vorgenommen werden, daß der neue Reichstag bereits zu einer kurzen Sommertagung einberufen werden kann, um die bis dahin abgeschlossenen Handelsverträge zu > verabschieden. Wem aber läge mehr an einer möglichst baldigen Vornahme der Neuwahlen, als den Parteien, die s der Zollvorlage die hartnäckigste Obstruktion bereiteten. Sie haben, wenn anders ihre Worte nicht eine Verhüllung ihrer Gedanken waren, das allergrößte Interesse an einer möglichst raschen Aufarbeitung des noch vorliegenden Beratungsmaterials.
Tagespolitik.
Des Reichshaushaltsetats düsterster Teil, der vor- ! nehmlich von der üblen Finanzlage des Reiches handelt, ist von der „Nord. Allg. Ztg." nun gleichfalls veröffentlicht worden. Die abschließenden Zahlen des Reichshaushalts für 1903 werden in dem vom Bundesrat angenommenen Entwurf wie folgt festgestellt: Ausgaben 2 464 972 734 Mk. (mehr160489619). Der Anleihebedarf beträgt219921739 Mk. Die Ausgabe von Schatzanweisungen ist wie im Vorjahr auf 275 Millionen im Höchstbetrage festgesetzt. Es werden in dem amtlichen Bericht dann noch einmal zusammen- ^ fassend die fortdauernden sowie die einmaligen Ausgaben ! und die Einnahmen des Reichs aufgezählt, dann heißt es ' weiter: Die Matrikularbeiträge sind mit 565 856 234 Mk.
aufgeführt. Für die Ueberweisungen an die Bundesstaaten ! sind eingestellt 542092 000 Mk. Daraus folgt die Ueber- nahme eines Betrages an ungedeckten Matrikularbeiträgen von Seiten der verbündeten Regierungen in Höhe von § 23 764 234 Mk. Wird zu dieser Summe der Zuschuß des
außerordentlichen Etats im Betrage von 95 Millionen hin- zagerechnet, so ergiebt sich als sogenannter Fehlbetrag des Rechnungsjahres 1903 die Summe von 118 764 234 Mk. — Bereits bei Vorlegung des vorjährigen Etats waren die Verb. Regierungen genötigt, behufs Bilanzierung des Etats eine Zuschußanleihe von 34,9 Millionen in Aussicht zu j nehmen. Damals war es noch möglich, diesen Ausweg zu vermeiden, heute nicht mehr; damals betrug der Fehlbetrag 58,9 Millionen, heute 118^ Millionen Mk. — Die wirtschaftliche Stockung, deren die Denkschrift zum Etat des laufenden Jahres Erwähnung thut, als seit länger denn Jahresfrist auf allen Staaten mit hoch entwickelter Industrie
lastend und gleicherweise Handel und Verkehr in Mitleidenschaft ziehend, ist noch nicht überwunden und übt mit je längerer Dauer desto ungünstigeren Einfluß auf die Reichsfinanzen aus. In fast noch schlimmerem Maße als im Reiche macht die Ungunst der wirtschaftlichen Verhältnisse sich in ihrer Wirkung auf die Finanzen der Einzelstaaten bemerkbar. Sind bei einer großen Anzahl von ihnen die Finanzen im wesentlichen auf die direkte Besteuerung gegründet und treten deshalb die Folgen der wirtschaftlichen Stockung hier nicht so unvermittelt und in solchem Tiefstand auf als bei den hauptsächlich auf dem Gebiete der indirekten Besteuerung berührenden Finanzen des Reichs, so sind jene Folgen bei ihrem Eintritte um so tiefgreifender und nachhaltiger, da jene Budgets, auf gleichmäßigerer Grundlage in Einnahme und Ausgabe aufgebaut, schon durch geringere Ausfälle erheblicher belastet werden, ein Wiederausgleich sich aber nur langsamer vollzieht. Zur Abhilfe ergiebt sich da die Notwendigkeit einer Zuschußanleihe des Reichs, da die Ueberweisungen an die Einzelstaaten nun schon seit drei Jahren hinter den Matrikularbeiträgen Zurückbleiben. Diese Differenz beläuft sich gegenwärtig auf 95 Mill. Mark und das ist danach der Betrag der aufzunehmenden Zuschußanleihe.
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Die Verhandlungen über den deutsch-österreichischen Handelsvertrag, die jedoch nicht vor zwei Monaten beginnen dürften, werden diesmal in Berlin geführt werden, weil sie über den vorigen Handelsvertrag in Wien geführt worden sind. Aus demselben Grunde werden dem „ B. T." zufolge die Verhandlungen mit Italien in Rom geführt werden. Einladungen zu Handelsvertragsverhandlungen hat Deutschland, entgegen anders lautenden Wiener Meldungen, bisher noch nicht ergehen lassen.
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(Bürgerkunde als Unterrichtsfach.) Um den jungen Deutschen zum tüchtigen Staatsbürger vorzubereiten, haben die Oberlehrer Dr. Max Laux und Johannes Book (Berlin 1902, Druck von Horn u. Raasch) grundlegende Gedanken und eine Methodik für einen Unterricht in der Bürgerkunde ausgearbeitet, die in drei Stufen für 1. die Volksschule,
2. die Präparandenanstalten, Mittelklassen Höherer Lehranstalten, unteren Fachschulen und Fortbildungsschulen, sowie
3. für Seminare, Oberklassen höherer Lehranstalten, mittleren Fachschulen u. s. w. bestimmt sind. Nicht lange nach dem Verlassen der Schule tritt der Staat mit seinen Forderungen an den zukünftigen Staatsbürger heran. Er soll seine verfassungsmäßigen Rechte bethätigen; er soll sein aktives, vielleicht auch passives Wahlrecht ausüben; er kann zur Gemeindeverwaltung in Stadt und Land.herangezogen werden; er soll nützliche Funktionen als Schöffe, Geschworener und Handelsrichter versehen. Deshalb müsse, so meinen die Verfasser, der Staat ihn auch mit gewissen Begriffen staatsrechtlicher und wirtschaftlicher Art ausstatten. Als Lehrbuch der Volksschule denken sie sich für das spätere Leben eine Volksbibel für die Bürgerkunde geschaffen mit Anhängen von „praktischen Ratschlägen" an die einzelnen „Sprachstücke". Nach französischem Muster müßten alle einigermaßen wohlhabenden Gemeinden das Lehrmittel den Schülern kostenlos liefern und bei ärmeren Schulgemeinschaften müßte der Staat die Leistung übernehmen. Wie der Staat auf dem Gebiete der Sozialpolitik die Initiative ergriffen habe, so möge er auch f:sr eine sozialpolitische Schulgesetzgebung sorgen. Der moderne Staat bediene sich auch moderner Mittel und Dr. Martin Luthers Kernwort bewahrheitet sich: „Bei den Kindern ist auzufangen, wenn es im Staate besser werden soll!" Es ist — so urteilt die „Soziale Praxis" — ein gedankenreiches, von tiefem nationalem Empfinden getragenes Buch. Vielleicht erwägt die Regierung in einer Schulkonferenz von mehr schulpolitischem Charakter diese neue Aufgabe, die jetzt die Debattierklubs politischer Parteien zu lösen unternehmen.
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Zwei polnische Juden, heftige Gegner und Konkurrenten, hatten sich am „Versöhnungstage", der Sitte ihres Feiertags folgend, beim Eintritt in die Synagoge versöhnt. Als sie das Bethaus verließen, sagte der eine zum anderen: „Ich wünsch dir, was du wünschest mir !" „Fängst du schon wieder an!" rief entrüstet der andere. An diese Anekdote wird man erinnert, wenn man die Verhandlungen zwischen den Deutschen und Tschechen über den Ausgleich in der Sprachenfrage verfolgt. Die deutsch-tschechische Ausgleichskonferenz, welche die Aussöhnung der beiden Nationalitäten zustande bringen soll, ist jetzt aufs neue zusammengetreten. Aber die billigen und gerechten Vorschläge der Deutschen,
deren Programm sich mit den vorher erwähnten Worten charakterisieren läßt: „Ich wünsch dir, was du wünschest mir," stößt bei den Tschechen auf eine Gesinnung, die in ihrer Hinterhältigkeit den Worten des polnischen Juden entspricht: „Fängst du schon wieder an!" Die Deutschen sind den Forderungen der Tschechen so weit entgegengekommen, als sie es mit den Grundsätzen der Erhaltung des Deutschtums überhaupt nur vereinen konnten. Ihr Vorschlag geht dahin, an Stelle der bisherigen Verwaltungsund Gerichtsbezirke nach Möglichkeit national abgegrenzte Kreise zu schaffen. In den deutschen Kreisen soll die deutsche Sprache volle Anerkennung finden, während in den tschechischen Kreisen die tschechische Sprache als innere Amtssprache eingeführt werden soll, d. h. die tschechische Sprache soll für die Verhandlung aller mehr lokalen Angelegenheiten maßgebend sein, während für alle überwiegend den Gesamtstaat angehenden Sachen daS Deutsche die Staatssprache bleiben soll. Daneben sollen, wo es nicht anders geht, national gemischte Kreise errichtet werden, in denen das Deutsche und das tschechische im innera Dienst gleichberechtigt nebeneinanderstehen, während selbstverständlich das Deutsche, wie überall in Böhmen und Mähren, die Staatssprache bleiben soll. Diese letzte Forderung ist nicht nur vom Standpunkt der Deutschen, sondern auch von dem des öst- reichischen Staatsgedankens aus unerläßlich, denn eine allgemeine Staatssprache ist für den östreichischen Staat ein Lebensbedürfnis; als eine solche Staatssprache kann aber selbstverständlich nur die deutsche in Frage kommen. Das haben zum Schluß sogar auch die Tschechen, wenn auch nur in verklausulierter Form, zugestanden, aber sie verlangen, daß für ganz Böhme» und Mähren durchweg die Doppel- sprachigkeit in der Weise eingeführt wird, daß das Deutsche und das Tschechische gemeinsam als Amtssprache zu gelten haben. Beharren die Tschechen auf dieser Forderung, dann wird die Aus gleich skonferenz im Sande verlaufen.
L-MdesnachricHLen
* Akteukeig, 11. Jan. Die großen wirtschaftlichen Vorteile, welche gesunde Zahlungssitten für die Gewerbetreibenden, sowie für das kaufende Publikum haben, werden erfreulicherweise immer mehr gewürdigt, indem einerseits viele Gewerbetreibendezur regelmäßigen Zusendung vierteljährlicher Rechnungen übergegangen sind und andererseits die meisten Empfänger dieser Rechnungen das Gute einsehen, welches in der vierteljährlichen Bezahlung der Lieferanten-Forderungen liegt, welch letztere naturgemäß weniger hohe sind, als dies der Fall sein muß, wenn sich die Beträge auf ein Jahr oder auf noch längere Zeit zurück erstrecken. Und ebenso werden diejenigen Gewerbetreibenden, welche konsequent nach Ablauf eines jeden Vierteljahres ihrer Kundschaft Rechnung schicken, bald die Vorteile merken, welche ein kurzfristiger Zahlungsverkehr durch Klarheit und Uebersichtlichkeit des Geschäfts, Sicherung vor Verlusten, Ermöglichung kleineren Betricbs- kapi'als bei häufigerem Umschlag und vor allen Dingen vorteilhaftere Einkäufe on §ros mit sich bringt. Niemand hat mehr Ursache als gerade die kleineren Gewerbetreibenden, sich die Vorteile eines gesunden Zahlungsverkehrs zu Nutze zu machen. Und doch wird es gerade in diesen Kreisen noch vielfach unterlassen, den Kunden regelmäßige Vierteljahrsrechnungen zuzuschicken. Es kann nicht genug darauf hingewiesen werden, daß jeder Gewerbetreibende, welcher sich dieser Unterlassung schuldig macht, sich nicht nur selbst, sondern auch die übrigen Gewerbetreibenden und schließlich auch das Publikum schädigt. Das neue Jahr hat begonnen. Wer Rechnungen noch nicht ausgestellt hat, der thue es schleunigst, damit doch wenigstens mit dem Beginn des neuen Jahres die alten Posten erledigt werden und es nicht von einem Jahr in das andere im alten Schlendrian wciter- geht.
* Aktertsteig, 12. Januar. Das deutsche Volk hat nichts zu verschenken und doch wandern alljährlich viele Millionen Mark in das Ausland, die sehr wohl dem Nationalschatz erhalten bleiben könnten. Soeben lesen wir wieder in dem Fachblatt „Nutzgeflügelzucht", daß Deutschland in dem vergangenen Jahre 165 Mill. Mark für Geflügel- erzeugnisfe an das Ausland zahlte. Das sind wieder etwa 15 Mill. Mark mehr als im Jahre 1901. Alle Bemühungen der Landwirtschaftskammern. Verbände, Vereine und privater Personen, die Geflügelzucht zu heben, sind bisher völlig ergebnislos geblieben, was durch die erneute Zunahme der fremden Einfuhr bewiesen wird. Demgegenüber sei erwähnt, daß die amerikanische Landwirtschaft jetzt 1500 Mill. Mark jährlich für Geflügel einnimmt. Die Ursachen der traurigen Zustände in Deutschland sind ausschließlich darin zu suchen, daß nach ganz falschen Grundsätzen gezüchtet