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Erschrint Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag mit der Gratis-Beilage Der SonntagS- Gast.

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Sonntag, 11. Januar.

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1903.

Amtliches.

Im kommenden Frühjahr werden wieder Unterrichtskurse über Obstbaumzucht am K- landwirtschaftlichen Institut in Hohenheim und an der K. Weinbauschule in Weinsberg, sowie erforderlichen Falles

An der Molkercischule zu Gerabronn findet vom 16. Februar an ein sechstägiger Unterrichtskurs für Frauen und Mädchen statt. Gesuche um Zulassung zu diesem Kurs sind spätestens bis zum 31. Januar d. I. an das Sekretariat der Kgl Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart" zu richten. Näheres stehe St.-Anz. Nr. 5. noch an anderen geeigneten Orten abgehalten. Gesuche um Zulassung find bis zum 31. Jan. d. I. an das Sekretariat der K- Zentralstelle für d e Landwirtschaft in Stuttgart einzusenden. Näh. s. St.-A. N. 5.

Tagespolitik.

Wenn der deutsche Reichstag nächste Woche wieder zum letzten Verhandlungsabschnitt vor den allgemeinen Neu­wahlen Zusammentritt, dann wird er außer dem Reichshalt für 1903/4 keine größeren und zugleich Zeit raubenden Gesetzentwürfe mehr zu erledigen haben. Was außer dem Reichshaushalt vorliegt, ist in den Kommissionen bereits beraten, wie z. B. die Vorlage über die Regelung der gewerblichen Kinder­arbeit und eine prinzipielle Einigung ist dort bereits erzielt. Die neuen Forderungen über die Verstärkung unserer Wehr­kraft werden bei der Etatsberatung ja wieder die ganze Frage der Militärlastcn aufrollen, aber sie werden diesmal das Gemüt des deutschen Bürgers kaum erschüttern. So ängstlich sind wir heute nicht mehr, nachdem schon die Furcht vor den Schrecken des neuen Zolltarifs recht sehr verblaßt ist. Andere Staaten sind uns an militärischen Dingen, zu Wasser, wie zu Lande, weitüber", und wir hören nirgends, daß man sich so besonders aufregt, obwohl die wirtschaftliche Lage dort keineswegs eine bessere, viel­mehr eine schlechtere ist, als bei uns. Die Behauptung, daß Deutschlands militärische Vorkehrungen, selbst wenn es sich nur um bescheidene Zweckmäßigkeitsmaßnahmen handelt, die anderen Staaten und besonders unsere Nachbarn im Osten und Westen, zum Nachfolgen zwingen, hat sich längst als irrig erwiesen, das Gegenteil ist der Fall. Wer daran zweifelt, der hat nur nötig sich über den Umfang der russi­schen Truppen-Aufstellung längs der deutschen Grenze zu informieren. Indessen, mögen diese Dinge auch noch so klar liegen, macht nichts, gesprochen wird doch und zwar mit endloser Redseligkeit, denn die Wahlen stehen im Früh­jahr bevor. Die Herren, welche schon vor dem Weihnachts­fest mit Dauerreden glänzten, werden auch jetzt mit ihren oratorischen Leistungen zu imponieren suchen, wenn es ihnen ja allerdings nicht ernstlich in den Sinn kommen kann, beim Reichshaushalt dieselbe Obstruktion zu treiben, wie beim Zolltarif. Aber auch die endlosen Lamentationen über unsere deutschen militärischen Ausgaben sollten überlegt werden; im Ausland weiß man nicht, daß das deutsche Reich weit geringere und bequemere Steuern hat, wie fremde Staaten, nicht etwa blos diejenigen unter diesen, die mit Monopolen gesegnet sind, man betrachtet dort solche über­triebenen Deklamationen als Zeichen der Schwäche. Schon die Zolltarif-Spektakelei hat uns in ein falsches Licht ge­bracht, doch wird der Reichskanzler gewiß nicht versäumen, )en hoffnungsvollen fremden Spekulanten auf ein Zu- ammenknicken Deutschlands vor den fremden Forderungen )as rechte Licht aufzustecken, und es ist nicht nötig, daß olche peinlichen Eindrücke von Neuem, uud zwar ganz grundlos, hervorgerufen werden.

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Ueber die Beteiligung Deutschlands an der Welt­ausstellung in St. Louis, die im April 1904 eröffnet werden soll, heißt es in einer dem Reichstag zugegangenen Denkschrift des Reichsamts des Innern, es gebiete dies nicht allein die Rücksicht auf unsere freundschaftlichen Bezieh­ungen zu Nordamerika, sondern es sprächen hierfür in noch erhöhtem Maße auch Gründe rein geschäftlicher Art. Die Bereinigten Staaten stehen in deutscher Ausfuhr an dritter und im ganzen deutschen Außenhandel an zweiter Stelle. Die deutsche Ausstellung soll aber im Wesentlichen auf die Gruppen der bildenden Künste, des Kuustgewerbes (einschließ­lich Spielwaren), des Erziehungs- und Utiterrichtswesens (unter Einbeziehung gewisser Zweige des Buchgewerbes) und der wissenschaftlichen Apparate aller Art beschränkt werden.

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Auf die endgültige Lösung der venezolanischen Streit­frage wird man leider Wohl noch eine ganz geraume Weile warten müssen. Der saubere Herr Castro ist offenbar noch nicht mürbe genug geworden, um sich zur Anerkennung der ebenso klaren wie gerechten Forderungen der Mächte auf­zuraffen, zur Verstärkung des auf die widerspenstige Republik auszuübenden Druckes ist daher noch die Blokade eines

weiteren venezolanischen Hafens, des Hafens von Coro, verfügt worden, die von einem italienischen Kriegsschiffe durchgeführt wird. Auf die Antwort, die Castro bezüglich der Vorschläge der Mächte betreffs der Uebertragung der Angelegenheit an das Haager Schiedsgericht erteilte, ist die erwartete Gegenäußerung der Mächte nunmehr in Caracas eingetroffen. Sie ist Londoner Telegrammen zufolge in persönlichem Sinne gehalten. Man glaubt, es werde nur ein Teil der schwebenden Forderungen dem Haager Tribunal unterbreitet zu werden brauchen, ein Teil sich dagegen direkt erledigen lassen. Eine amrliche Bestätigung dieser recht zu­versichtlich klingenden Angabe liegt leider bis zur Stunde noch nicht vor.

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Die LondonerTimes" ist empört darüber, daß Deutschland in der Frage der Dardanellen-Durchfahrt eine neutrale Haltung beobachtet und nicht vielmehr dem Sultan die Freundschaft kündigt und Rußland den Krieg erklärt. Bissig meint sie, in allen Controversen mit Rußland könne England zuversichtlich darauf rechnen, Deutschland gegen sich zu haben. Und an einer anderen Stelle bemerkt sie mit einem deutlichen Seitenhieb auf Deutschland: Die Dardanellenfrage berühre allerdings nurgroße Seemächte." Nun wissen wir aber besser, daß man in England die deutsche Marine durchaus für keine kleine Seemacht hält und an ihrer großartigen Entwickelung auch gar keine Freude hat. Mit ihrem Giftpfeil hat dieTimes" daher nun wieder einmal ihren Neid und ihren Grimm verraten, den Deutschlands Größe dem waschechten Englishman ein- stößen.

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(England und Rußland.) Die Thatsache, daß Ruß­land von der Pforte wiederum die Erlaubnis zur Durch­fahrt einiger seiner Kriegsschiffe durch die Dardanellen er­halten hat, schmerzt die englische Regierung auf's tiefste. Sie hat zu intervenieren versucht, aber nirgends Gegenliebe für ihre Absicht gefunden. Allein wagt aber der englische Leu mit dem russischen Bären nicht anzubinden. Je mehr Freiheiten Rußland in den Dardanellen erlangt, um so mehr macht es sich zum Gebieter nicht nur des Mittelmeeres, sondern auch Persiens und Indiens. Für bezügliche Unter­nehmungen bilden die Dardanellen einen Stützpunkt von unvergleichlichem Wert. England hatte nach dem Krimkrieg seinen ganzen Einfluß dahin geltend gemacht, daß kein fremdes Kriegsschiff, das sollte natürlich heißen, kein russisches, die Dardanellen passieren dürfe, ja daß Rußland gar keine Flotte im Schwarzen Meere besitzen solle. Rußland hat nichts dagegen, daß diese Bestimmungen auf dem Papiere stehen, denkt aber gar nicht daran, diesen Bestimmungen ge­mäß zu handeln. Es übt auf die Türkei genau denselben Einfluß aus wie auf China. England aber muß das alles zornbebend dulden. Einige Londoner Blätter, die genug Selbstbeherrschung besitzen, um ihren inneren Grimm zu verdecken, erklären, daß die Oeffnung der Dardanellen als ein wirksames Mittel, den Sultan zur Einführung von Reformen zu zwingen, begrüßt werden dürfte. Natürlich ist dieses Lob nur ein Deckmantel für ganz anders geartete Empfindungen.

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Präsident Roosevelt hat schon wiederholt Gelegenheit genommen, seinen Standpunkt in der Negerfrage zum Aus­druck zu bringen. Er ist der erste Präsident der Vereinigten Staaten, der es gewagt hat, die Neger aus der unwürdigen Stellung emporzuziehen, die sie in der nordamerikanischen Union noch immer einnehmen. Soeben wurde auf seine Veranlassung einer kleinen Stadt des Südens der Union die Postanstalt entzogen, weil deren Bevölkerung der schwarzen Postvorsteherin das Leben im Orte unmöglich machte. Ein Neger, Dr. Crum, wurde vom Präsidenten zum Einnehmer in dem Hafen von Charlestowe ernannt. Diese Unbefangen­heit in der Würdigung menschlicher Verdienste macht dem Präsidenten alle Ehre, zieht ihm aber auch erbitterte Gegner­schaft zu. Es herrscht wegen der Maßnahmen Roosevelts in einigen Südstaaten große Erregung, in zahlreichen Ver­sammlungen wurde gegen seine Haltung in der Negerfrage entschieden protestiert.

LcmöesnachrichLen

* Aktettsteig, 10. Jan. Das Konzert, welches die Fräulein Geschwister Boucher gestern abend imSternsaal" gaben, war recht zahlreich besucht, die Künstlerinnen recht­fertigten in vollstem Maße die Erwartungen, die man hegte. Begnadetes Talent und unermüdliche Uebung können nur

zuwege bringen, was au Tonfülle, Ausdruck und zu Gemüt sprechenden Variationen den Instrumenten, Violine und Klavier, entlockt wurde. Der Enthusiasmus der Zuhörer wuchs mit jedem Stück und trotzdem, daß dem Programm ein weiteres Stück zugefügt wurde, hätten viele gerne noch länger dem ergötzlichen Ohrenschmaus gelauscht. Wohl alle Besucher des Konzerts sind von demselben hochbe­friedigt worden.

* Aktensteig, 10. Dez. In ihrer Nr. 51 gedenkt die württ. Kriegerzeitung des 25jährigen Jubiläums des hies. Kameralamtsdieners Meeh in launiger Ausführung, die gewiß auch unsere Leser gern lesen dürften:Meeh diente 1865/69 beim 8. Regiment, mit dem er auch als Obermann 1870 71 nach Frankreich zog. 1877 wurde er hier Kameral- amtsdiener, welchen Posten er noch heute mit seltener Treue und Gewissenhaftigkeit versieht. Wenn man den Berg vom hiesigen Marktplatz bis zur Kameralamtskanzlei in Betracht zieht, so hat dieser emsige Mann in den 25 Jahren auf etwa 11,292,187 Stufen eine Höhe von 2,053,125 Meter er­stiegen ! Im Jahre 1889, also in halber Höhe bei 1,026,562 Meter, wurde er mit der silb. Ziv.-Verd.-Med. geschmückt. Er hat bis heute den Montblanc von Zermatt aus 642mal (jeden Monat 2mal) bestiegen! Nach solchen Leistungen war es gewiß ein guter Gedanke, daß am Jubi­läumstage auf Kam. Meehs Arbeitstisch ein duftender Blumen­strauß grüßte, neben welchem als Stütze des allmählich sich anschleichenden Alters ein Stock lag, in dessen Silbergriff die Zahlen 1877/1902 an die lange Dienstzeit mahnen.

ss Akkerrstelg, 10. Jan. Januar warm daß Gott erbarm'! So heißt's in dem alten Bauernspruch, der sich mit den Ernteaussichten beschäftigt. Und die Erfahrung hat in der That gelehrt, wenn es dem Satz, daß der Winter gegangen kommt, wenn die Tage zu langen (länger zu werden) beginnen, entgegengeht, häufig der Sommer denselben nassen Charakter zeigt. Das wäre für unsere Land­wirtschaft mehr wie unerfreulich. Hoffentlich wird's bald anders und wird es in den späteren Monaten gut. Aber wie leicht der Arbeitsertrag des Landwirtes durch ein Ungefähr in Frage gestellt werden kann, das hat auch die Gegenwart wieder zur Genüge gezeigt. Wenn der Ackerbau über die von ihm mit aller Sorgfalt vorbereitete Ernte thatsächlich mit derselben Gewißheit verfügen könnte, wie der Industrielle über seine fertigen Fabrikate, es würden wahrscheinlich im deutschen Reichstage große landwirtschaftliche Zoll-Debatten überhaupt nicht mehr geführt werden. Auch die von der Influenza überrumpelte Menschheit sehnt sich nach etwas Trost, er braucht nicht einmal besonders reichlich zugewogen zu werden.

-u. Kbhausen, 10. Jan. Eine erschütternde Trauerkunde durchlief gestern nachmittag unfern Ort:Mechaniker W. Dengler ist tot aus der Nagold gezogen worden." So ging es von Mund zu Mund. Dengler litt schon längere Zeit an Herzschwäche und Kopfschmerzen. Kurze Zeit vor der Auffindung des Dengler am Rechen der Schickhardt'schen Fabrik, war er bei seiner Werkstätte in unmittelbarer Nähe der Nagold beschäftigt. Ohne Zweifel wurde er vom Schlage gerührt und fiel in die Nagold. Der nach Auffindung der Leiche herbeigerufene Arzt stellte fest, daß der Tod infolge Schlaganfalls eingetreten sei. Der Verstorbene, der als rühriger Geschäftsmann in weiten Kreisen bekannt war, ge­noß hier allgemein die Achtung aller Bürger. Schon viele Jahre war er Gemeinderat und Kommandant der Feuerwehr.

* Kakw, 8. Jan. Schon des öfteren wurden hier an- kommende Expreßgüter beraubt, doch unterließen die Be­stohlenen meist die Anzeige. In den letzten Tagen nun wurde einer solchen Sendung eine goldene Armspange ent­nommen und zufolge der eingeleiteten energischen Fahndung ein Wagenwärter als der Dieb entlarvt. Außer der Arm­spange wurden bei diesem eine ganze Menge gestohlener Sachen vorgefunden, worauf seine Verhaftung erfolgte.

(N. T.)

* Knzkkösterke, 7. Jan. Das gestrige Erscheinungsfest ist, nach dem warm-regnerischen Montag, auch im Schwarz­wald zu einem wahren Frühlingstag geworden. Im Thal stieg die Temperatur im Schatten bis auf 14° C., föhnige Winde wehen von den Höhen, der Schnee ist verschwunden, erst von 800 und 900 m an trifft man oben noch Reste desselben an. Zugleich brachte der gestrige Tag wieder voll­ständige Alpenfernsicht, auf der ganzen Linie vom Altmann bis zur Jungfrau; besonders die Berner Alpen erschienen in steigender Klarheit bis erheblich nach Sonnenuntergang.

* Mviugea. Eine 52jährige verheiratete Fabrikarbeiterin, die schon früher eine Invalidenrente bezogen hatte, hat im September v. I. die wiederholte Bewilligung einer solchen nachgesucht. Da schon früher der Verdacht der Simulation