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Dienstag, 6- Januar.
Bekanntmachungen alle: Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
Verwendbare Benräge werden dankbar angenommen.
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Amtliches.
Zur Bewerbung ist ausgeschrieben die untere Hauptlehrstelle an der zweiklassigen Realschule in Nagold.
Die Staatsprüfung für Feldmesser hat u. a. mit Erfolg be- standen: Christian Pfeifle von Nagold.
Die Lage der Landwirtschaft.
In dem Württ. Wochenblatt für die Landwirtschaft äußert sich Oekonomierat Stirm in einem Rückblick auf das Jahr 1902 über die gegenwärtige Lage wie folgt:
Die Situation der Landwirtschaft, die schon seit längerer Zeit eine sehr gedrückte ist, hat sich im Laufe des verflossenen Jahres zwar nicht verschlimmert — denn das Erntejahr 1902 kann, im Durchschnitt betrachtet, als ein gutes bezeichnet werden — aber auch nicht wesentlich gebessert. Denn die Momente, welche die Lage der Landwirte zu einer gedrückten machen, bestehen leider fort: Es ist der gegenüber den Produktionskosten zu niedere Preis des Getreides, die Schwierigkeit seines Verkaufes, die fortwährende Steigerung der Ausgaben an Steuern, Gemeinde- und Amtskorporationsumlagen, Versicherungsbeiträgen, Löhnen und Verpflegungs kosten, Handwerkerrechnungen rc. und besonders die Leutenot, d. h. die Schwierigkeit, die zum herrschenden Betrieb notwendigen menschlichen Arbeitskräfte in brauchbarer Qualität überhaupt zu beschaffen.
Die Hoffnung auf eine Erhöhung der Schutzzölle auf Getreide und die anderen landwirtschaftlichen Produkte, auf Vieh und Biehprodukte zu einer unseren Produktionskosten entsprechenden Steigerung des Preises und zu einer besseren Absatzfähigkeit zu gelangen, ist zwar durch die Annahme des Zolltarifs, wie er aus der Vereinbarung der Reichsregierung mit der Majorität des Reichstages hervorging, bis auf einen gewissen Grad in Erfüllung gegangen. Aber darüber darf man sich keiner Täuschung hingeben, eine erhebliche Preissteigerung wird die durchgesetzte Zollerhöhung nicht zur Folge haben. Doch wenn auch der Preis nur um etwas in die Höhe geht, und nur der übermächtige Zufluß fremden Getreides durch den an der Grenze zu bezahlenden höheren Zoll beschränkt wird, so ist damit für unsere Landwirtschaft viel gewonnen, weil dann das inländische Getreide eher wieder zum Verkauf gelangen kann.
Von einer dem Zollschutz ähnlichen günstigen Wirkung für die getreidebauende inländische Wirtschaft wäre die höhere Tarifierung von Mehl gegenüber Getreide, weil dadurch unsere Fluß- und Bachmüller vor der Erdrückung durch die Riesenmühlen am Rhein bewahrt blieben, und als Käufer des inländischen Getreides auftreten könnten. Hoffen wir, daß das neue Jahr im Interesse der wüittembergischen Landwirtschaft ebensowohl als im Interesse unserer Müller die Höhertarifierung von Mehl uns bringe.
Auch in so manchen anderen Richtungen wollen wir uns der Hoffnung hingeben, daß durch die Gesetzgebung und Verwaltung die Hilfe des Staats der Landwirtschaft zu teil werde. Eines aber bleibt sicher, sowohl für den einzelnen Landwirt, als auch für den ganzen Stand gilt es in erster Linie, sich selbst zu helfen.
Die modernen Verkehrsverhältnisfe, der Welthandel, die Umgestaltung Deutschlands in industrieller Beziehung, die Zunahme unserer Gesamtbevölkerung, sie alle zusammen verlangen eine Umgestaltung der Landwirtschaft,' der Schwerpunkt derselben, der bisher auf dem Getreidebau ruhte, hat sich verschoben und wird sich noch mehr verschieben, die Dreifelderwirtschaft paßt nicht mehr. Futterbau, Rindviehzucht und Schweinezucht treten immer mehr in den Vordergrund. Wo Getreide gebaut werden soll oder muß, handelt es sich, wenn dieser Bau noch rentieren soll, um Steigerung der Roherträge durch künstliche Düngung neben dem Stallmist und durch geeignete Sortenauswahl, ebenso um Verminderung der Produktionskosten durch Verwendung von Säe-, Ernte- und Dreschmaschinen, durch leichteren Transport in die Scheunen und Feimen.
Eines der größten Hindernisse eines rentableren Betriebs der Landwirtschaft in unseren Dorfmarkungen ist der Flurzwang. Ihn in allen Markungen zu beseitigen, was nur auf dem Wege der Feldbereinigung möglich ist, ist eine der wichtigsten Forderungen, welche an die gegenwärtige Generation zu stellen ist. Nur wenn jedes Grundstück auf beiden Seiten freie Zu- und Abfahrt gestattet, kann der Landwirt das bauen, was für ihn nach der Beschaffenheit des Bodens, seiner Verkehrslage, seiner individuellen Fähigkeit am rentabelsten ist. Nur bei voller Freiheit kann bei uns der Anbau der Hülsensrüchte und der perennierenden Futterkräuter, die Gründüngung diejenige Ausdehnung erhalten, welche zur Nutzbarmachung des Luftstickstoffs und zur Erhaltung des Bodenstickstoffs in der Ackerkrume so nötig und wichtig wäre. Nur bei voller Freiheit könnte
z. B. bei uns dem Obstbau, insbesondere dem Tafelobstbau diejenige Entwicklung zu teil werden, welche unseren Boden- und klimatischen Verhältnissen entsprechen würde. Man denke nur an den nordamerikanischen Obstban, der die halbe Welt versorgt. Den aromatischen Früchten, welche unser Land erzeugt, stände ebenso bei richtiger Verbindung von Produktion und Handel die Welt offen.
Gegenüber den unermeßlichen Vorteilen, welche unserer Landwirtschaft aus der vollen Betriebsfreiheit zu teil werden könnten, ist es in der That nicht begreiflich, daß so viele Vorurteile noch gegen die Feldbereinigung bestehen. Nach unserer Ueberzeugung besteht eine der wichtigsten Aufgaben unserer landwirtschaftlichen Vereine darin, zum Besuch von bereinigten Markungen anzuregen und die Geister für diese Kulturmaßregel vorzubereiten.
Ebenso wie die Lage der Landwirtschaft durch gemeinsames Vorgehen hinsichtlich der Feldbereinigung verbessert würde, so ist überhaupt der Genosfenschaftsgedanke derjenige, welcher in den verschiedensten Richtungen in unserem Lande weiterer Ausbreitung dringendst bedarf, sei es als Kredit-, Konsum-, Absatz-, Produktiv- rc. Vereine.
Tagespolitik.
Die Politik Napoleons III. kurz vor Ausbruch des Krieges von 1870 muß widerspruchsvoll erscheinen, da es festsieht, daß er mit Oesterreich und Italien wegen eines Bündnisses gegen Preußen verhandelte, er selber es aber war, der den Abschluß dieser Verhandlungen hinhielt. Prof. Delbrück macht es im neuesten Heft der Preuß. Jahrbücher höchst wahrscheinlich, daß zwei der nächsten und besten Kenner, Fürst Bismarck nnd Graf Beust, in ihren Aufzeichnungen däs Richtige angeben, wenn sie behaupten, Napoleon habe gar nicht die Absicht gehabt, den Krieg durchzufechten; vielmehr habe er, nachdem beiderseits mobil gemacht und vielleicht auch eine Schlacht geschlagen war, einen Vergleich anbieten wolle» des Inhalts: Süddeutschland an Preußen, Belgien an Frankreich.
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Die Einschiffung der letzten deutschen Truppen in Shanghai hat unter lebhafter Teilnahme der deutschen und der übrigen auswärtigen Niederlassungen nunmehr stattgefunden. In Shanghai befinden sich also keine fremden Besatzungstruppen mehr. Hoffen wir, daß Ruhe und Ordnung in Shanghai, in dem so zahlreiche und große fremdländische Interessen vertreten sind, gleichwohl aufrecht erhalten bleiben.
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Der russische Minister des Auswärtigen, Graf Lams- dorff und Graf Goluchowski, ein österreichisch-ungarischer Kollege, haben sich, wie die Nat.-Ztg. erfährt, über die von der Türkei zu verlangenden und durchzuführenden friedlichen Verwaltungsreformen in Makedonien durchaus geeinigt. Den anderen Mächten wird, sobald auch die Genehmigung des Zaren erfolgt ist, von dem Ergebnisse Mitteilung gemacht werden. Durch besondere Communiques wird dann die Oeffentlichkeit Kenntnis von den friedlichen Reformvorschlägen erhalten, durch deren Verwirklichung die Souveränitätsrechte des Sultans nicht verletzt werden.
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Der Zersetzungsprozeß auf dem Balkan und das Zurückdrängen der Türken geht unaufhaltsam vorwärts. Mit Feuer und Schwert hat sich seinerzeit der Islam dort über die christlichen Völker ergossen und ihnen das türkische Joch auferlegt. Aber es kam die Zeit, da Gesittung, Arbeit und Geld mächtiger wurden als die Kraft des Schwertes, und da begann die Rückflut türkischer Macht. Der Islam ist kein der Christenheit überlegener Kulturträger, und so bröckelten denn im Laufe der Jahrhunderte überall Steine von dem stolzen Bau Mohammeds und seiner Nachfolger. Es entstanden der griechische, der rumänische, serbische, bulgarische Staat und immer weiter gegen Konstantinopel hin greift europäische Gesittung und der Abfall der unterjochten christlichen Völker und Großherrn. Die nächsten, die an die Reihe kommen, sind die Macedonier, die südlichen Nachbarn der Bulgaren. Die Macedonier haben neulich offen erklärt, daß im nächsten Frühjahr ein Krieg im großen Stil gegen die Türkei losbrechen werde, wenn nicht bis dahin Ordnung in die türkische Mißwirtschaft käme. Erheben sich die Ma- cedomer, so werden ihnen die Bulgaren sofort zu Hilfe kommen, auch Serbien und Griechenland werden in den Krieg ziehen. Der Kaiser von Rußland sucht den bevorstehenden Sturm zu beschwören. Er will seinem Namen als Friedenszar Ehre machen durch Verhinderung des Krieges. Sein Minister des Aeußern, Graf Lambsdorff ist deshalb auf eine Rundreise geschickt worden an die kleinen Höfe der
Balkanstaaten, um die Schwerter in den Scheiden zu halten' nach Konstantinopel, um den Sultan zur Besserung seiner Verwaltung zu bewegen, und nach Wien, um sich Oesterreichs Handinhandgehen mit Rußland zu sichern. Graf Lambsdorf's Rundreise gilt der Aufgabe, den jetzigen Zustand solange hinauszuziehen, bis der Balkan vollends abgefault ist vom türkischen Thron, dann wird er Rußland als reife Fracht allein in den Schoß fallen. Die Oesterreicher aber werden dabei die Betrogenen sein.
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Castro hat also seine Zustimmung zu den Bedingungen gegeben, unter denen England und Deutschland bereit sind, die venezolanische Streitfrage dem Haager Schiedsgericht zu unterbreiten? Zunächst erhob derbrav: Castro allerdings Einspruch gegen die Wahl gerade des Haager Schiedsgerichts, er wünschte die Erledigung der Angelegenheit durch den Schiedsspruch irgend einer der amerikanischen Republiken. Da Präsident Roosevelt es aber bereits abgelehnt hatte, Schiedsrichter zu werden, und da derselbe Grund, dem seine Ablehnung entsprang, sich auf irgend ein anderes amerikanisches Staatswesen in derselben Stärke anwenden läßt, so war Roosevelt gezwungen, dem Wunsche Castros entgegenzutreten. Es bleibt also beim Haager Schiedsgericht. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat also auch in diesem Punkte wieder höchst korrekt gehandelt, was keinen Augenblick verkannt werden soll.
LÄNdesnachrichLen
* Akteasteig, 4. Dez. Auch der evang. Arbeiterverein gab sich noch ein Stelldichein bei seinem im Lichterschmuck strahlenden Weihnachtsbaum im Saal des Gasthauses zur „Krone". Die Feier war zahlreich besucht und verschiedene recht gut gegebene Theaterstücke, wie z. B. „Weihnachtsglück", das von 6 P:rsonen gegeben wurde, machten einen vorzüglichen Eindruck. Ohne Gabenverlosung ist eine Weihnachtsfeier nicht zu denken; immer mehr Zuspruch finden die Loje und wenn die Gaben oft zu neckisch aus- fallen oder wenn gar das Glück ganz versagt, immer bietet die Verlosung eine beliebte Unterhaltung. Die Feier verlief in gehobener Stimmung zu voller Zufriedenheit der Teilnehmer.
* Akteustelg, 5. Jan. Der Viehversicherungs- Ver ein hielt gestern Sonntag nachmittag im Gasthaus zum „Stern" seine jährliche Hauptversammlung ab. Aus dem vorgetragenen Rechenschafts- und Geschäftsbericht entnehmen wir folgendes: Der Verein hatte am Jahresschluß 1902 81 Mitglieder, welche 197 Stück Vieh versichert hatten im Wert von Mk. 55,610. Der Durchschnittswert eines Stück Viehs stellt sich auf 282 M. 28 Pfg. Die Einnahmen an Prämien rc. betragen 842 Mk. 08 Pgf., die Ausgaben (es find 16 Schadenfälle vorgekommen) 272 M. 43 Pff 30 "/g der eingezahlten Prämien konnten rückvergütet werden. Die vorgekommenen Verlustfälle sind nicht erheblich; sie bewegen sich in der Höhe von 4 M. 81 Pf. bis 82 M. 26 Pf., im Durchschnitt 31 M. 68 Pf. Den größten Schaden verursachten 2 gefallene Rinder, was beweist, daß die Versicherung des Jungviehs ebenfalls notwendig ist. Erfreulich ist, daß der Staat dem Viehversicherungsverein einen Beitrag von Mk. 50.— zuwendete, die Stadt schloß sich mit einem solchen von Mk. 100.— an. Diese Beiträge sollen zur Anlegung eines Reservefonds dienen. Die Stadt knüpfte an die Beitragsleistung die Bedingung, daß die geleistete Summe zurückbezahlt werden muß für den Fall, daß der Verein sich auflösen sollte. In heutiger Versammlung wurde nun beschlossen, künftig' die Ueberschüsfe, welche mehr als 40°/g der Jahresprämie betragen, dem Reservefonds zuzuweisen. Mit letzterem will bezweckt werden, event. große Verluste auszugleichen, auch soll ermöglicht werden, mit der Zeit die Prämien zu ermäßigen. Dieses Bestreben dürfte allseitig begrüßt werden und dazu führen, daß auch dem Verein noch fernstehende Viehbesitzer sich demselben anschließen. Wir wünschen dem Verein eine gedeihliche Entwicklung.
* AttenSekg, 5. Jan. Während wir nasses u. stürmisches Wetter haben, wird aus Nordamerika über scharfen Frost, — 19 Gr. C., gemeldet. Die Kohlennot mache sich peinlich fühlbar. Algerien in Nordafrika berichtet über Gewitter mit Hagelschlag, Konstantinopel über Schneegestöber. Fußhoch lag — so schreibt man von dort — auf den flachen Dächern eine weiße Decke, deren Form unter den Windstößen wechselte; an freieren Plätzen türmte sich der Schnee meterhoch an, während eine dichte Nebelwolke über der Stadt hing. Der Straßenverkehr stockte; Pferdebahnen und Droschken feierten, und die Stadtverwaltung sah sich gezwungen, Mannschaften zu der ungewohnten Beschäftigung des Schneeschaufelns ausrücken zu lassen, um wenigstens die Hauptverkehrswege freizulegen. Das Meiste wird Allah
Wege« des Erscheinnngssestes erscheint das nächste Blatt am Donnerstag nachmittag.