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Sonntag, 23. Dezember
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1900.
Ar. ISS. s Die weirdrrirs S«-<rfrrik«r.
2 Der »siegreich«" Feldherr Rodert«, der auf der« Papier die beiden südafrikanischen Bocrenrrpubliken annektiert hat, ist offenbar zu früh nach Hause gefahren und seine Angabe, daß e« sich im Süden Afrikas nur noch um polizeiliche AusränmungSarbeiten handle, ist durch die That- fachen arg Lügen gestraft worden. Den» in Wirklichkeit haben die Boeren in jüngster Zeit so namhafte militärische Erfolge, besonders in strategischer Hinsicht errungen, daß alle bisherigen Vorteil« der Engländer völlig in Frage gestellt sind.
Daß sich diese Wendung nicht von gestern auf heute hat vollziehen können, wenn sie auch in einem großen Boerensieg am 13. d. deutlich in die Erscheinung getreten ist, wird ohne weiteres klar sei». Besonders seitdem dar schleppenträgerische Portugal sich vollständig zu England« Verfügung gestellt hat, sind wir hinsichtlich der Nachrichten aus Transvaal ausschließlich auf englische Quellen angewiesen, dir natürlich für England möglichst günstig lauten. Daher kommt e« auch, daß man von der Wendung der Dinge immer nur andeutuugS- und tropfenweise Kunde erhalten hat.
LoSgeschält von allen Redensarten und schönsärberischen Berichten stellt sich di« wirklich« Sachlage folgendermaßen dar: ES ist nicht- mit dem bevorstehenden Ende des Kriege», «S ist nichts damit, daß nur noch Polizei-Arbeit zu verrichten sei, et ist nichts mit der Einrichtung einer Zivil- Verwaltung. Alle Gewaltmaßregeln haben ihren Zweck verfehlt und nur das eine Z-rl erreicht, den KawpfeSmut der Boeren auf dar höchste zu steigern. Er kann kein Zweifel darüber herrschen: rin Sturm der Jubels und der Begeisterung wird die Folge dieser Sieger in Südafrika sein und was er alles auswirbeln und mitreißen wird, läßt sich noch nicht ermessen. Mit Schrecken und Sorge sehen die Engländer diesen Folgen entgegen und stk haben triftigen Grund dazu. Den Boeren und den Kapholländern hat der 13. Dez. de» Beweis geliefert, daß die Engländer auch jetzt noch keineswegs unbesiegbar sind und er hat den Beweis gebracht, daß die Buren endlich gelernt haben, auch in größeren Abteilungen anzugrerfen. Damit verändert sich der bisherige Charakter der Kriege« völlig und droht für di« Engländer außerordentlich gefährlich zu werden.
Dar ist die moralisch« Bedeutung des Tage». Unter den wenigen Punkte«, die sich nach den bisher vorliegenden Meldungen beurteilen lassen, fällt e» besonders auf, daß sich vier englische Kompanien regulärer Infanterie von nur 2500 Boeren glatt gefangen nehmen lasse», «in Umstand, der aus den moralischen Wert der Besiegten ein wenig günstige» Licht wirst.
Aber nicht nur das Kommando DewetS hat Erfolge errungen, sondern auch Botha, der Hauptführer der Boeren
Greuel i« China.
Di« Schrecken des 30jährig«n Krieges waren nicht grausiger al» die Greuel, dir gegenwärtig in China verübt werden. Wenn auch nur di« Hälfte von dem wahr ist, war aus China bekannt wird, so ist es noch genug, um zu beweisen, wie oberflächlich die Kultur der Gegenwart ist und wie di« Bestie im Menschen heute noch ebenso leicht entfesselt wird, Wik vor drei Jahrhunderten. Dieser Tage wurde gemeldet, wie dt« Russen die gesamte, 6000 Köpf« zählend« Bewohnerschaft von BlagowestschenSk, Männer, Weiber und Kinder mit Handbeilen in den Amur jagten und ersäufte». In den benachbarten Orten wurden auf gleich« Weise 12,000 Menschen hingemordrt. Nun meldet die Nowoje Wremjo, wie eine russische Kompanie unter englischem Oberbefehl in der Stadt Tiuaili hauste. In der Stadt augekommen, nahm der General D. von den Aeltesten Salz und Brot entgegen; di« Aeltesten gaben den Offizieren rin Mittagsmahl und bewirteten die Untermilitär-. Am Tage darauf wurde» all« Aeltesten aufgehängt, der ganze Ort geplündert, die Häuser verbrannt, die Bewohner — Männer und Weiber — nirdergemetzelt. Jede-Haus, jede Ortschaft wird g«plündert. Wa» den Engländern oder Franzosen in die Hände kommt, schreibt die „Nowoje Wremja", das lassen sie nicht mehr los; in Neiwandschau nahm z. B. die deutsche Landungsmannschaft einen ungeheuren Holzstapel in Besitz, der schon vor dem Ausbruch der Unruhen von einer englisch-chinesischen Gesellschaft zum Bau einegroßen Hafen- errichtet worden war. Jetzt, wo di« Engländer mit dem Bau des Hafen- betraut worden sind, haben dir Franzosen dar von ihnen annektiert« Holz den Engländern für 500,OM Mark verkauft, da sie r» al» Kriegsbeute ansehen, während sie «S ohne einen Schuß in Besitz genommen haben. Nach der Landung stellten sie nur «inen Wachtposten auf und hißten ihre Flagge. In Schauhaikwau haben die Engländer einen großen Stapel Ziegelstein«
ist zu einer unerwartet kühne» und energischen Offensiv« übergegangen. Während Dewet durch seinen anscheinend geplanten Einfall in dir Kapkolonie den Kern de» englischen Be- satzung-heerek nach Süden lockte (am 13. Dez. hat er de« kühnen Zug mitten durch das ihm folgende englisch« Ersatzheer hindurch vollendet) und seitdem die Umgebung von Pretoria durch DrwetS schlauen Schachzug von englischen Truppen so ziemlich entlblößt war, ist Botha vom Nordosten Transvaals her mit seinen auSgeruhten Truppen in der Richtung auf Pretoria vsrgedrungeu, er hat di« einzige Eisenbahn nach der Delagoa-Bai auf weit« Strecken hin zerstört und ist somit Herr des ganzen Ostens von Transvaal.
Er besteht begründete Aussicht, daß er dem von Süden h eranrückenden Kommando DrwetS bald wird die Hand reichen können. Botha hatte sich zu Beginn des südafrikanischen Winter» in das unzugängliche Gelände vonLydeu- burg, in di« fernste Nordost'Ecks von Transvaal zurückgezogen. Seine Truppen, deren Zahl verschieden, zwischen 3- und 8000, angegeben wird, sind ausgesuchte Kerntruppen. So kann er als wahrscheinlich bezeichnet werden, daß bei der Vereinigung beider Boerenkommandos die Lage der Engländer ziemlich ernst werden wird.
Lsir-EsirsrehirrHrte«.
* Wildb « rg, 19. Dez. Nach 12jähriger erfolgreicher Wirksamkeit verließ kürzlich Doktor Z PPerlrn, ei« in weiten Kreisen geschätzter Arzt, die hiesige Stadt, um sich zunächst in Tübingen ntrderzulassen. An seine Stelle wurde in der heutigen GemeinderatSsitzung der seitherige Stellvertreter Dt. Vesenmryrr einstimmig zum Stadtarzt gewählt.
* Wtldbad, 20. Dez. Die „Franksurter Zeitung" drückt ihr Bedauern darüber aus, daß in Eßlingen und Neuenbürg die württembergischen Landtag-Wähler, dt« beim ersten Mahlgang demokratisch gestimmt haben, in der Stich- Wahl nicht alle für di» Sozialdemokraten «ingetretrn sind. Nach dem „StaatSanzeiqer" wurde» bet der Hauptwahl im Bezirk Neuenbürg 1874 deutschparteiliche, 1315 sozialdemokratische und 1236 volksparteilich« Stimme» abgegeben, bei der Stichwahl 2443 deutschparteiliche und 2292 sozialdemokratische Stimmen. Das ist doch ganz natürlich; nicht jeder, der einem Demokraten seine Stimme gab, ist eben geneigt, einen Sozialdemokraten zu wählen.
* Betzingen, 20. Dez. Ein Schwabenstreich erster Güte ist bei dem Bau der Gönninger Bahn auf hiesiger Markung vorgekomme». Für den Uebergang der Bahn über den Breitenbach, südwestlich vom hiesigen Ort, wurde in der letzten Zeit eine Brücke mit iVe ^ Durchlaß gebaut. Da der Bach selbst unter normalen Verhältnissen 2 m breit ist und jede» Frühjahr bei raschem Schneeganz zur Größe eine- Flusse« anschwillt, mußte jede» Kind sehen, daß di« j erstellte Brücke viel zu klein war. Trotzdem wurde lustig
annektiert, Posten ausgestellt und ihr« Flagge gehißt und verkaufen uns die Steine, dir wir zu den Winterherricht- ungen brauchen, zu 11 Rubel fürs Tausend. Wir (die Russen) haben die Bahn in Besitz genommen, verausgaben unser Geld für die Exploitation, befördern All« unentgeltlich, reparieren die Bahn auf eigene Kosten, geben unseren Verbündete» die Steinkohlen umsonst, beladen die Waggov- mit unseren Mitteln, sie aber danken uns nicht dafür. Nur wir Russen, die wir Aller im Kampf genommen haben, geben Alles unentgeltlich ab."
Unterwegs.
Novell« von Walter Schönau.
(Fortsetzung.)
Der Direktor verstand e« jedoch meisterhaft, seine Neigung zu verbergen, und nur Frau von Krona, welche sehr scharf beobachtet, hatte wohl etwas davon gemerkt und freute sich in ihrem Herzen darüber, denn sie wußte, daß Ilse, trotzdem sie rS nach Möglichkeit vermied, mit ihm allein zu sein, ihn doch sehr gerne hatte, und wünschte und hoffte, daß für di« schwergeprüfte junge Frau noch einmal ein Glück erblühen möchte. Sie hatte Ilse, welche ihr liebevoll wie «in« Tochter tausend Aufmerksamktiten erwies, zärtlich in ihr Herz geschlossen, und untrennbar waren die Beiden stet» zusammen, wenn nicht ein Ausflug Ilse vom Rainerhof« entfernte.
Dem Direktor war «S seit der Partie »ach Graseck nicht mehr gelungen, mit ihr unter vier Augen zu sprechen und er war in Folg« dessen oft sehr mißgestimmt. Znm Ueberfluß quälten ihn auch noch eifersüchtige Anwandlungen, wenn Ilse, wie er glaubte, einmal länger oder vertraulicher mit einem der anderen Herren sprach. Er sagt« sich wohl hundert Mal, daß er dazu absolut kein, Berechtigung habe,
weiter gearbeitet und erst, als di« benachbarten Güter- und Wegebrfitzer wegen der drohenden UeberschwemmungSgefahr energischen Protest erhoben, sah sich die Bauleitung veranlaßt, die Sache genauer zu untersuchen. Hiebei stellt« sich nun die verblüffende Thatsache heraus, daß die Pläne verwechselt worden waren und infolgedessen ein kleine-, über einen Graben in der Nähe von Ohmenhausen projektierte» Brückchen über den Breitenbach gebaut worden war. Dasselbe wird nun schleunigst wieder weggerissrn und dafür «ine regelrechte Brücke mit einem Durchlaß von 4 m erstellt.
* (Die RottenburgerWahlurnr.) Ein junger Rottenburger Bürger, seiner Wahlpflicht nachkommeud, wollt« im WahlkommissionSzimmer angrlangt, dem ihm vorher übergebenen Wahlkouvert den Wahlzrttel vor den Augen der Wahlkommissioo etuverleiben. Vom Wahlkommissär jedoch oufgrfordert, er müsse dar dort „drinnen" in der spanischen Wand thun, verstand er dies« Weisung in eigener Art. Der gute Bürger ging hin, wo ihm befohlen, kam aber au» dem abgeschlossenen Raum so lange nicht mehr heran-, daß diese Verzögerung den Herren der Wahlkommission allmählich stark ausfirl; sie sagten unter sich: „Was thut denn der so lang« da drinnen!" Endlich kam der Wähler heraus, jedoch, wa- noch stärkere- Auffallen erregt« — ohne Couvert! ohne Stimmzettel! Auf die erstaunte Frage der Vorsitzenden: „Wo hast du den» dar Couvert mit dem Stimmzettel?", erklärte der Bürgersohn: „Durch d' Wand durch hab'n g'ftrckt, da draußen auf der andern Seite muß er liegen !" — Und so war e<. Unter Begleitung der höflichen Polizei holte er den Wahlbrief von der spanischen Wand draußen weg und übergab ihn dann erst richtig der Wahlurne zur allgemeinen Heiterkeit. (Ein ähnlicher heiterer Vorgang soll sich auch in einer Nachbargemeiude de- Calwrr Amt» zugetrage» haben.)
""Stuttgart, 20. Dez. Der Landtag wird jedenfalls im Januar zusammentreten, doch ist der Tag «och nicht bestimmt. Er wird den Ständen sofort der Hauptstnauzrtat für 1901/1903 zugrheu. Ebenfalls sollen alsbald nach Beginn der Tagung di« neuen Steuerreformrntwürfe vorgelegt werden. An dritter Stelle dürfte voraussichtlich der Gesetzentwurf zur Gehaltraufbesserung für die Staatsbeamten eingsbracht werden.
* In einer Kasienschrankfabrik in Stuttgart wurden in Anwesenheit einer Anzahl Ban'ierS, Baukdirektoren und Architekten rc. Versuche mit dem neuen Schmelzmittel Thermit vorgenommen. Schon «in kleiner Quantum diese« in der Hauptsache au» Eisenoxyd und Aluminium bestehenden Pulvers genügte, um sichtbare Abschätzungen au einer Panzerplatte zu bewirken. Durch Verwendung «ine» Quantum« von einigen Kilo wurde in eine gehärtete Stahlplalte von ca. 20 mm Dicke in kaum einer Minute «in Loch von ca. 65 mm Durchmesser geschmolzen und damit die Gefährlichkeit diese» ZerstöruugSmittelS bewiesen. Er wurden sodann
aber da- nützte nichts, er war und blieb eifersüchtig und bewachte Ilse mit ArguSaugrn. Diese bemerkt« wohl oft seine finsteren Miene», glaubt« aber, daß ihm di« täglich einlaufeuden Geschäftsbriefe viel Aergrr bereiteten und suchte ihn dann aufzuheiteru. Da ihr die- stet» sehr rasch gelang, wurde sie in ihrem Glauben bestärkt und ahnte nicht im Entferntesten, daß sie die Ursache seiner häufigen Mißstimmung war.
Doch einmal wurde sie au» ihrer Harmlosigkeit aufgeschreckt und erkannte mit halb freudigen, halb bangen Gefühlen den wahren Grund seiner Mißstimmung.
Er war am FrohnleichnamStage und man war schon frühzeitig «ach Partenkirchru gegangen, um die mit großem kirchlichem Pomp durch den Ort ziehende Prozession anzuschauen. ES war ein ergreifender Anblick, wie die streng gläubigen Parteukirchnrr andachtsvoll singend und betend durch di« reich geschmückten Straßen zogen, und man hatte einmal recht Gelegenheit, di« kleidsame Tracht der „Werden- felser", wie sich di« Bewohner von Partenkirchru, Garmisch und den verschiedenen kleinen, in der Nähr liegenden Ortschaften seit uralten Zeiten »ach der am Eingänge de» ThalrS sich erhebenden Bergrum« Werdens«!» neunen, zu bewundern. Ein Teil der jungen Mädchen, der sogenannt« „Jungfrauenbund", trug welß« Kleider mit grünen Guir- landen geschmückt, und auf dem Kopfe einen grünen Kranz, welcher den wenigsten gut zu Gesicht stand. Biel schmucker sahen die anderen jungen Mädchen au» in ihren kurzen, faltenreichen Röcken mit den bändergeschmückten, schillernden, seidenen Schürzen, den dunklen, in reichem Silberschmuck praugeudeu Miedern, über denen sich di« ebenfalls seidenen, blumendurchwirktrn und mit langen Franze« begrenzten Tücher in zierlichen Falten um Hal« und Brust schmiegten. Die kleinen grünen Filzhütchen Ware« mit silbernen Schnüren und Quasten geschmückt und aus manchen zitterte ein schöner weißer Adlerflaum. Sehr ori-