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BrstellpretS yro Quartal t« Bezirk Nagold »0 Pfg.
«ußerhald desselben Ml, 1.10.
M. 196.
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EinrückungSpreiS sür Menfteig und nahe Umgebung bei einmaliger Einrückung 8 Pfg. bei mehrmol. je 6 Pfg auswärts je 8 Pfg. die ispaltige Zeile ober deren Raum.
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isoo.
An unsere «»erte« Leser!
Der Unterzeichnete Verlag bringt htemit den geehrten Abonnenten zur Kenntnis, daß infolge des erhöhten Vofl- zeitnngstarifs, sowie der vedentenden Verteuerung des Vapiers der AbounewentSpre'.S eine Neuregelung erfahren hat.
Der vierteljährliche Abounementrpreis für „Au« den Tannen" beträgt vom 1. Januar 1901 ab: in Altensteig ........ 1
im OberamtSbezirk Nagold und den
Gemeinden im Nachbarortsverkehr 1 15 ^
im übrigen Württemberg . . . . 1 ^ 25 ^
Unser« verehrten Abonnenten bitten wir, der notwendig gewordenen PreiSregulierung eine gerechte Würdigung zuteil werden zu lassen und zeichnen
Hochachtungsvoll!
Verlag des Blattes „Aus den Tannen.^
Versetzt wurde seinem Ansuchen gemäß der Erpidevt Dorsch in Wildberg nach Metzingen.
D De* Reichsetrrt fü* 1901
stellt sich doch bei eingehenderen Erwägungen nicht so ungünstig, wie dir» noch den nur zum Teil verständlichen Ausführungen des SchatzsekretärS v. Thielmann im Reichstage bei Beginn der Etatsberatung den Anschein erweckt hatte.
Nachdem Herr v. Thielwanu den schon lange obwaltende« Uebrlstand, daß di« Betriebsmittel der Reichs- hauptkasse zu gering sind, hervorgehoben hatte, gab er einen Ueberblick der EtatSabschlusseS für da« Jahr 1899. Dasselbe hat noch einen Ueberschuß von einunddreißig Millionen Mark aufzuweisen; nach gesetzlicher Bestimmung ist er zur Verminderung der Anleihe jenes Jahres zu verwenden.
Was da» laufende Jahr 1900 betrifft, so werden sich beim auswärtigen Amt, dem ReichSamt de» Innern und der Marine-Verwaltung Mehrausgaben von acht Mill. Mk. ergeben. Ihnen stehen MinderauSgaben beim Heere von 4 Mill. Mk. gegenüber, bleibt somit ein Mehrbedarf von 4 Mill. Mk. Bei den Einnahmen des Reicher ergiebt sich «in Mehr der Zuckersteuer von 19 Mill. Mk., dazu komme« einige andere, geringere Mehreinnahmen. Dagegen hat dir Post eisen Minderüberschuß, der sich auf rund 18 Millionen beziffern wird. Allein er kann nicht als Verschlechterung der Finanzlage betrachtet werden, denn er beruht teils auf der Entschädigungszahlung an die Privatposten, wodurch die Post einen Konkurrenten loS geworden ist, teils auf den Portoermäßigungen und zahlreichen neuen Ferusprech-
anlageu, somit auf Gründen, welch« für dir Zukunft ein« Erhöhung der Einnahmen bedingen.
Für 1900 stellt sich die Bilanz wie folgt: Mehrausgaben, abzüglich der MinderauSgaben, 4 Mill., Mehreinnahmen, abzüglich der Mindereinnahmen, 8 Mill., bleibt «in reiner Ueberschuß auf den Etat von 1902 zu übertragen in Höhe von 4 Mill. Hierzu tritt noch der zu erwartende Mehrertrag de« RrichSauteilS am Gewinn der ReichSbank; sofern der Ertrag der ReichSbank der gleiche ist wie im verflssseneu Jahre, würden e- vielleicht sechs Millionen fein können. In diesem Fall „ist der Ueberschuß, den wir nach 1902 übertragen Werve», um wehr als 20 Mill. geringer als der, den wir auf 1901 übertragen." Indes dieser Unterschied beruht, wie erwähnt, in Höh« von 15 bezw. 18 Mill. Mk. auf dem Ausfall bei der Post, der einer Kapitalanlage sehr ähnlich ist.
Bei den UeberweisungSsteuern wird auf einen Minderertrag der Zölle von 3,5 Mill. Mk. gerechnet, dem ein Mehr von 4 Mill. Mk. bei der Branntweinverbrauchsabgabe gegenübersteht. Der Minderertrag der Zölle beruht hauptsächlich darauf, daß infolge der guten Ernte weniger Getreide eingeführt wurde, somit auf einem Umstande, der kein unerfreulicher ist. Wir können alles in allem, auch di» bisherig« Gestaltung de-EtatSjahr- 1900 nicht als eine bedenkliche erachten.
Für da- Jahr 1901, dessen Voranschlag formell um 13 Mill. Mark günstiger abschließt, als der für 1900, da die Einzrlstaaten um so viel günstiger gestellt werden sollen, ist allerdings zweifelhaft, ob die Schätzungen der Einnahmen sich bewahrheiten werden. Sie erfolgen nach.dem Durchschnitt früherer Jahr«, die wirtschaftlichen Verhältnisse aber richten sich nicht danach, und gewisse auf Gesetz beruhende Ausgaben, wie sür die Heeres- und Marine-Verstärkung und für die soziale VersicherungSgesetzgrbnng, steigen. Auch sind in den für 1901 veranschlagten Sckuldzim'en bereit« 8 Mill. Mk. für die Verzinsung der für die China-Kosten aufzunehmeoden 250 Mill. Mark eingestellt.
Der Schatzsrkretär schloß:.
Wir haben im Etat für 1901 einen Mehrbedarf von 156 Mill. gegenüber 1900; dem steht gegenüber eine Mehr- einnahmr von nur 113 Millionen, bleibt ein Fehlbetrag von 43 Millionen, der durch Erhöhung der Matrikular- beiträg« gegenüber steht dir Deckung an UrberweisungS- steuern, die namentlich bei den Zöllen und Stempelabgaben keine allzu sichere ist.
Herr v. Thirlmaun bemerkt« mit Recht, daß diese» Gesamtbild „ein wesentlich unfreundlichere», als in frühere» Jahren" sei: ein wirtschaftlicher Aufschwung, wie der in den letzten Jahren dauert eben nicht ununterbrochen fort. Doch zu Schwarzmalereien liegt um so weniger Grund vor, da die Eivzelstaatrn, insbesondere Preußen, auch für 1901
noch recht befriedigende Voranschläge aufstellen dürfte». Die wirkliche Gestaltung des ReichSetatS für 1901 wird von der wirtschaftlichen Entwickelung d,< Jahre» abhängrn.
L«rirde»ir«reh*ietzteir.
Altensteig, 17. Dezbr. (Telegr. d. Bl. „Aus den Tannen.") Madrid, 16. Dez. Das deutsche Schulschiff „Gneiseuau" versank in der Malaga-Bucht. 45 Mann sind in einem Rettungsboot mit dem Kommandanten ertrunken.
* Altensteig, 17. Dez. Im Lokal der Arbeitsschule von Frln. Helene Fretz fand gestern eine Ausstellung von Handarbeiten der Schülerinnen, welche den jüngsten Kur» besucht haben, statt. Von den Arbeiten der einzelnen Unterrichtsfächer waren zur Ansicht aufgelegt: u. Wetßnähen: Hemden, Beinkleider, Nachtjacken rc.; b. Stickarbeit: Schürz« mit Spitz: von Tülldurchzug und Hardauger-Durchbruchs- arbeite«, Tischläufer, Kommode- und Pianino-Decken, Schürzen, Sophakissrn, Zeitung-Halter, sodann Kceuzstich- stickereien mit irischer Spitzruarbeit und Weißstickerei-Arbeiten. Die ausgestellten Gegenstände zeugten fast durchweg von recht gut angelernter Handfertigkeit der Schülerinnen und waren Sachkenner wirklich überrascht. Der Lehrerin, Frln. Frey, kann zu dem Erfolg bestens gratuliert werden.
* Wildberg, 14. Dezbr. Vorgestern zog unser neuernannter Stadtpfarrer Dietrich, seither in Auenstein, hier auf. Derselbe wurde am Bahnhof durch ein« Gemeinde- aborduung empfangen und am Stadtpfarrhau» durch einen Schülerchor begrüßt. Am Sonntag findet die Investitur durch Dekan Römer aus Nagold statt.
* Calw, 14. Dez. Der allen Luftkurgäst-n Liebenzellbekannte Gasthof zum Hirsch wurde von dem Besitzer Kuhnle an einen Hrn. Louis Jolaffe für 39,000 Mk. verkauft. Kuhnle hat da- Museum in Pforzheim übernommen.
* Stuttgart, 15. Dez. Freiherr v. Mittnacht erklärt im „Schwäb. Merkur," er habe nicht gesagt, nur di« unteren und niederes Beamten bedürfe» einer Aufbesserung, sondern erklärt, bei diesen müsse dir Aufbesserung beginne».
* Stuttgart, 15. Dez. Zu Gunsten der Buren soll in nächster Woche hier «ine öffentliche Versammlung stattfindrn, in der außer einem Münchener Redner die Burenofstzier« Jooste und Dewet (ein Neffe de» berühmte« BurenführerS, sprechen werden.
* (Neuer Bieruntcrsatz.) Wie bekannt, entstehen im WirtShause oft Unannehmlichkeiten daraus, daß der Gast der ihn mit Gerstensaft versorgenden Hebe di« Zahl der geleerten Gläser nicht mehr genau anzugeben weiß. Ein Ulm er Techniker sucht diesem Uebelstand abzuhelfen durch «inen neuen Bieruntersatz, der bereit- den Musterschutz erhalten hat. Der Untersatz besteht au- einem Gehäuse von Celluloid, innerhalb dessen sich ei» sinnreicher, aber dennoch dauerhafter Mechanismus nach Art des BillardzählerS be-
Vermischtes.
* (Schlimwe Zustände.) Ein Farmer im Oranje- Freistaat schreibt, wie der „Schwäb. Mercur" mitteilt, unterm 11. November an einen Freund in Stuttgart: „Schon lang« liegt «in« Antwort auf Ihren Brief vom 14. September in meinrr Tasche zum Absender, bereit, doch da ich darin etwa» näher und eingehender die entsetzlichen Zustände hier beleuchtete, wagte ich nicht, den Brief, wie so viel« andere, abzuschicken. E« hieß plötzlich, man dürfe nur noch englisch schreiben, aller Deutsch« werde vernichtet, und daß die» geschehen, ist Thatsache. I« Europa scheint man anzunehmen, daß wir hier jetzt Frieden haben und in einigermaßen gesitteten Verhältnissen leben. Da» ist keine»- weg» der Fall: roh« Willkür herrscht überall, den größten Grausamkeiten, der schmählichsten Brutalitäten ist mau preis- gegeben — doch, man muß ja schweigen. Raub, Morden, Brand sind die Spuren der gesitteten Nation. Jammer und Trübsal herrscht überall, verödet und verwaist stehe» di« Kirchen! Die Menschen sterben dahin ohne Trosteswort, ohne Sakrament, rohe Koffern scharren di« Leichen in den steinhart«» Boden ein ohne Sang und Klang. 13 Monate dauert nun schon da» entsetzlich« Wüten de» Feindes, und ihm ist ein« treue Gehilfin die Dürre, die nicht aufhören will. O, wie schaut man Tag und Nacht nach Wolken au»; ein starker Wind macht sich auf, er treibt dunkle Wolken zusammen, sie hängen tief herab auf da- lechzende Land, man horcht gespannt, man seufzt und ruft zu Gott, aber vorüber ziehen di« Wolken mit Donnerkrachen, ohne einen Tropfen Regen zu geben. Di« mageren, elenden Kühe geben ihr« Milch; aber sie ist gänzlich bitter; di« Rosenbüsch, schmücken sich mit Grün und lieblichen Knospe«, die all« braun und verdorrt jetzt an dem welken Gezweig hängen. Die Küken gehen massenhaft zu Grunde. Unter der Eierschale bildet sich ein« zäh«, fest« Haut, so daß viele Küchlein in der Geburt sterben müssen, da di« Haut undurch
dringlich für sie ist. Wir haben so gut wie alle» verloren. Da» Gespenst der Hungersnot schleicht nmher und fordert schon seine Opfer. Alle Lebensmittel gehen zu Ende, noch haben wir einen kleinen Vorrat von Zucker, Thee und Kaffe« und Petroleum, aber lang, reicht«» nicht, auch Salz und Rei» ist nicht mehr zu kaufen, und dar Mehl ist knapp. Bisher hatten wir noch vollauf Eier, aber die hören jetzt auf. Nur noch junge Hühner und klein« Schwein« haben wir, Gemüse kann keine» wachsen, die Dürre und Unmassen von Ungeziefer vernichten alles. Unser großer See und viele kleine Teich« stehen trocken seit Monaten. Der deutsch« Generalkonsul war in Bloemfontrin, um den unglücklichen Deutschen hier beizustehen. Wie so gern hätte» wir ihn gesprochen in unser« Angelegenheiten, aber man konnte nicht fort. Meist gesperrt. Man darf nicht umherreiten u. s. w., und so kann auf der großen Farm alles Mögliche geschehen oder verloren gehen."
Unterwegs.
Novelle von Walter Schönau.
(Fortsetzung.)
„Gewiß! Aber für mich wenigsten» bedeutet da» wunschlos« Glück den Höhepunkt aller Srrlenstimmungen. Haben Sie schon jemals Herzenswünsche gehegt ohne jegliche ErfüllungsauSstcht?"
„O ja," entgegnet« er, „mehr als einmal."
„Also, diese Stimmung kennen Sie, und ich bezweifle, daß Sie dabei ein unaussprechliches Glück empfanden."
„Nein, durchaus nicht. Ich habe dir» aber gar nicht behauptet. Im Gegenteil meint« ich Wünsche mit Ecfüll- ungSouSsicht. und dabei bin ich oft schon glücklich gewesen, und deshalb halt« ich diese- Glück für da» schönste. Aber wunschlose» Glück klingt allzusehr nach Resignation; da
sollten Sie besser alten Leuten überlassen — e» paßt weder für Ihre Jugend, noch für Ihr Temperament."
Ilse seufzte leise auf. „Bitte, beantworten Sie mir noch eine Frage. Haben Ihne» noch niemals erfüllte Wünsch« Leid gebracht?"
Er sann einen Augenblick nach, als suche er in seiner Erinnerung. „Nein!" sagt« er daun. „Niemals. Aber Ihnen, Frau Doktor, wie ich au- dieser Frage schließen muß." Er beugte sich teilnahmsvoll über ihr blasse- Ge- sichtchen und schaute ihr prüfend in die verschleierten Augen.
„Ja," sagte st« traurig. „Dar Schicksal erhörte einst einen Herzenswunsch, dessen Erfüllung ich heiß erfleht». Unsägliche» Leid erwuchs mir daraus, und seitdem habe ich das „Wünschen" verlernt."
„O Gott, an was habe ich da gerührt!" rief schmerzlich der Direktor. „Verzeihen Sie dem täppischen Gesellen, der Ihnen ahnungslos Schmerz bereitet», indem er mit plumper Hand an eine wund« Stelle Ihre» Herzen» griff."
„Ich habe Ihnen Nichts zu verzeihen, Herr Direktor. Bitte, vergessen Sie, wa» ich Ihnen sagte, sonst muß ich mir Vorwürfe machen, weil ich mich nicht besser beherrscht Hab«. UrbrigenS hat «S aufgehört zu regnen," sagte sie mit gänzlich veränderter Stimme, „wir können den Schirm schließen."
Sir zog ihre Hand aus seinem Arm, und einzeln setzten sie ihren Weg fort. Es wurde gerade zur Table d'höt« geläutet, als sie den Rainerhof erreichten.
Der Regen hatte nur «ine Paus« gemacht, da» graue Geriesel wurde immer dichter und dichter, und als man nach dem wohlverdienten Mittagsschläfchen di« Augen öffnet«, war der einfach« Gewitterregen zum berüchtigten „Schnür- regen" geworden, und selbst der in Wrtterfrageu etwa» optimistisch veranlagte Wirt schüttelt« bedenklich seinen grauen Kopf und sah nach dem Barometer, da» auch nicht- Gute» weissagen wollte. Di« Temperatur war merklich gesunken,