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Sonntag» 16. Dezember
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1906.
Um in den Schulen der Verbreitung ansteckender Krankheiten vorzubeugcn, bestehen folgend« Vorschriften:
1) Ansteckende Krankheiten sind: Pocken, Cholera, Ruhr (Dysenterie), Unterleibstyphus, Scharlach. Diphtherie, Masern (rote Flecken), Keuchhusten, ansteckende Augen- rntzündung und Krütze.
2) Schüler, welche an einer ansteckende» Krankheit leiden, dürfen die Schule Nicht besuchen.
3) Gesunde Schüler dürft« die Schule Nicht besuchen: n) wenn in dem Hausstände, welchem sie angehörrn, eine
Persoll an Scharlach, Diphtherie oder Masern erkrankt ist; eS können jedoch in einem solchen Fall gesunde Schüler daun zum Schulbesuch zugrlassen werden, wenn sie eine ärztliche Bescheinigung vorlrgen, daß sie durch ausreichende Absonderung oder aus sonstigen Gründen vor der Gefahr der Ansteckung geschützt sind, bei sehr leichten Masernepidewien auch dann, wenn nach dem Gutachten de- OderamtSarzteS die Ausschließung gesunder Schüler unterlassen werden kann; d) wenn in dem Hause, in welchem sie wohnen, oder in dem Hausstand«, welchem sie angehörrn, ein Pocken- oder Cholcrakranker sich befindet; v) wenn die Schüler außerhalb der Schulorts wohnen und in ihrem Wohnort die Cholera herrscht, der Schulart aber von dieser Krankheit frei ist, oder wenn am Schulort dir Cholera ausgetreten ist, der Wohnort der Schüler aber von der Krankheit frei ist.
4) Schüler, welche hienach vom Schulbesuch ausgeschlossen sind, werden zu diesem erst dann wieder zugrlassen und ungehalten, wenn die Gefahr der Ansteckung nach ärztlicher Bescheinigung beseitigt oder die für die Dauer der Krankheit erfahrungsgemäß als Regel geltend« Zeit abgelaufen ist.
Als regelmäßige KrankheitSdauer gelten bei Masern 4, bei Scharlach 6 und bei echter Diphtherie 4 Wochen.
5) Bet den vom Schulbesuch auSgeschlosseaey Schüler» muß vor dem Wiedereintritt in die Schul« eine gründliche Reinigung ihres Körpers und ihrer Kleidungsstücke siattfinden.
In Oberhaugstetl ist die Maul- und Klauenseuche ausgebroche n.
Deutscher Reichstes.
* Berlin, 12. Dez. Bet der Fortsetzung der Etats- beratuug vertritt Abg. Rickert eine etwas günstigere Ftnanz- aussassung. Ec bittet den KriegSminister um Auskunft über die Meldung betreffend Einführung eines neuen Gewehrs, dir seine- Wissens unrichtig sei. Gespart könne kaum irgendwo werden, aber so schlimm steh« es nicht und wenn die Steuern an den richtigen Stellen erhoben würden, seien di« nötigen Summen leicht zu beschaffen. In anderen Staaten sei die Belastung größer. Redner beschäftigt sich dann mit den Getreidrzöllrn, mit denen man die Lebenshaltung der Arbeiter belaste. In der Burensrag« teilt Abg. Rickert trotz aller Sympathien für di« Buren den Standpunkt de» Reichskanzler». Deutschland brauche nicht für die Franzosen di« Kastanien au- dem Feuer zu holen. Er hoffe, daß die Mehrheit de- Reichstags hinter dem Reichskanzler steht. KriegSminister v. Goßler erklärt in Bezug auf die angebliche neue Bewaffnung, daß lediglich bei dem norwegischen Ingenieur ein Gewehr mit automatischer Ladeeinrichtung zur Ansicht bestellt und auch zugesagt war, aber bi» jetzt nicht eingegangen ist. Ebenso seien bisher keine Probegeschosse «ingegangen. Abg. Graf Schwerin sucht di« schlechte Rentabilität der Landwirtschaft darzuthun. Di« Zölle ermöglichen rin« Erhöhung der Produktion ohne wirklich« Schädigung der Konsumenten, wie die Preisbewegung gezeigt habe. Da- Wohl des Landes basiere aus der wirtschaftlichen Unabhängigkeit vom Ausland. Redner erhofft die Zolltarifvorlage noch in dieser Session. Abg. Dr. Hasse spricht im Sinne der Alldeutschen zur Krüger-Anliegenheit. Er unterschreibe alles, was Bebel über den Richtempfang Krügers gesagt habe. Gegen strikte Neutralität Deutschlands Hab, niemand etwas, aber es sei der Schein nicht vermieden, als ob dies« Neutralität nur zu Ungunsten der Buren und zu Gunsten der Engländer eingehaltrn sei, wofür sich Redner aus die Beförderung englischer Soldaten durch ein deutsche- Schiff beruft. Wir seien von England immer über da- Ohr gehauen worden, so auch wieder beim englifch-portu- giestschm Vertrage. Beim Arngtse-Abkommen liege es ähnlich. Der Empfang Krüger« bedeut« doch keine Feindselig- keit gegen England. Es hätte allerdings Krüger wohl nichts genützt, aber uns hätte es genützt, wenn man ihn begrüßt und ihm die Hand gedrückt Hütte. Reichskanzler Graf Bülow erklärt, daß nur di« Staatsraison für sein Vcr- z halten bestimmend sein könne. Als wir hörten, daß Krüger i nach Berlin kommen wollte — was für uns überraschend war, - da zuerst angegeben wurde, er wolle von Paris nach Holland > geh;« — da haben wir höflich darauf aufmerksam gemacht,
daß der Kaiser ihn sitzt nicht empfange» könne, und als er doch nach Köln kam, wurde er nochmals ersucht, von einer Reise nach Berlin abzusehen. Uebrrrumpeln lassen wir uns nicht. Unsere Haltung entsprach nur unseren eigene« Interessen und vom englischen Hof und von der englischen Regierung ist weder ein Wunsch noch «in Antrag an den Kaiser oder an mich herangetreten. Der Kaiser würde sich auch nicht durch verwandtschaftliche Beziehungen beeinflussen lassen, sondern nur von nationalen Interessen, und wenn dynastische Einflüsse bet un-ausschlaggebend wären, so würde ich ktinen Augenblick Minister bleiben. (Beifall.) Da» deutsch-englische Abkommen bi» ich genötigt geheim zu halten, aber es enthält keine Bestimmungen, die sich auf den Konflikt zwischen England und den südafrikanischen Republiken beziehen. Das Abkommen ging hervor au- unseren eigenen Interessen. Da- erwähnt« Kaisertelegramm bezog sich nur auf einen Flibustierzug. Es sollte aber auch nicht unsere Politik für immer festgelegt werden und inzwischen haben sich die Verhältnisse geändert. Namentlich hat sich gezeigt, daß wir in einem Koufl kt mit England auf uns allein angewiesen wären. Der Hinweis aus dir öffentliche Meinung kann mich nicht irr« machen. Ich werde mich ausschließlich leiten lassen von den wirklichen und dauernden nationalen Interessen. (Beifall) Für fremde Interessen dürften deutsche Interessen nicht in Frage gestellt werden. Bei Streitigkeiten zwischen fremden Völkern können wir nicht über Recht und Unrecht entscheiden, sondern haben nur unser««igenenJlltereffr»zu berücksichtigen. DerJdealiSmuSdarf die Zukunft und Sicherheit d«S deutschen Volker nicht gefährden. (Beifall.) Staatssekretär Frhr. v. Richthofen erklärt, daß Deutschland an der Wahrung der Neutralität durchaus festgrhalten habe. Der Interessen der aus Transvaal Ausge- wirsenen habe man sich eifrig angenommen, wobei aber nur die berechtigten Beschwerden berücksichtigt werden konnten. — Abg. Bebel erklärt gegenüber dem Rrichskanzler, daß auch er keine Intervention Deutschland» verlangt habe, wohl aber den Richtempfang Krügers tadeln müsse. Er bitte um Auskunft, ob di« Abweisung nur für jetzt gelten solle. Dann hält« man aber gleich hinzusügen müssen, wenn etwa Krüger später empfangen werden könnte. Der Eindruck bleibe bestehen, daß hier Rücksichten auf England mitgespielt, und daß der deutsch- englische Geheimvertrag von Einfluß auf unser Verhalten in Südafrika war. Gegen Posadowsky bemerkt er, daß dessen Anschauungen im Gegensatz zu den früheren Anschauungen de- Reichskanzlers stünden.
* Berlin, 13. Dez. Abg. Hug wünscht größeren Zollschutz für die Landwirtschaft, hält die Finanzlage für verbesserungSfähig und stellt dem Grafen Posadowsky das Zeugnis eine- arbeitsamen Mannes auS. — Abg. Frhr. v. Hodenberg bezeugt sein« Sympathie für die Buren und wacht gegen den Reichskanzler geltend, daß eine herzlose Politik kein Vertrauen finden kann. Abg. Dr. Hahn steht io unseren Beziehungen zum Ausland Gefahren für die Zukunft, warnt vor Nachahmung des wirtschaftlichen Beispiels von England, weil bei uns die Verhältnisse anders läge» und sucht dann «achzuweisen, daß die HandelsvertragSpolitik für Deutschland von Schaden gewesen ist. Wegen der Abweisung Krüger- tadelt er die Regierung. Der Empfang hätte die Buren wenigstens moralisch gestärkt und sie ihr Unglück weniger tief empfinden lassen. Er hätte auch nicht gewisse Meinungen aufkommen lassen, als ob wir uns fürchten. Abg. Werner bedauert ebenfalls das Entgegenkommen gegen England. Abg. Graf Roon wünscht die Besserstellung der Militärinvaliden und sieht die Krüger-Angelegenheit als befriedigend gelöst an. Abg. Stöcker polemisiert gegen Bebel, tadelt die zu brrite Behandlung der Sensations- Prozesse durch di« Presse und führt die Hauptschädrn auf dir Macht des Mammons zurück. Er wünscht eine Wohnung-, reform und verlangt größere Berücksichtigung der Landwirt- schüft gegenüber der Industrie. Redner behauptet, daß der Kaiser von China dem Christentum zuneige, und will, daß die Weltpolitik nach christsiche» Grundsätzen betriebe» werde Gegen die armenischen Gräuel haben di« Großmächte nichts gethan und es war auch davon nicht viel die Rede, von DrryfuS aber sprach man zwei Jahr« lang olle Tag«. I» der Burenfrage spricht sr den Wunsch aus, daß man doch noch eine Form stade, um Krüger zu empfangen, schon um einen Einklang zwischen Kaiser und Volk nach dem entstandenen Mißton herbeizusühreu. Di« Gleichgiltigkeit gegen Recht und Gerechtigkeit schädige da» Ansehen der christlichen Monarchie. Der Reichskanzler müsse in das Konzert der Großmächte etwas von der christlichen Harmonie hineinbringen. Nachdem noch einig« Abgg. gesprochen, vertagt sich das Hau« bis zum 8. Januar.
* Altensteig, 15. Dez. Zu dem Wahlausfall im Bezirk Freudrnstadt, wo btlam.^ch Hr. «tadtschultyeiß
Hartranft unterlag und au seiner Stelle der demokratische Kandidat Hr. Privatier Galler in Stuttgart als Laudtags- abgeordneter gewählt wurde, schreibt man u. a. dem „Schwäb. Merk.:" Trotzdem Stadtschultheiß Hartrauft für den Bezirk und seine Angehörigen seit 20 Jahren alle- gethan hat, was man billtgerwetse von einem LaudtagSabgeordneteu erwarten kann, sei es doch den Wahlageuten gelungen, die Wählerschaft zu ködern und umzustimmen. Der Mitwirkung Hartranft'- sei zu verdanken: Der Bau der Straße nach Zwieselberg und Rippoldsau. der Bau der großen Reiuerzauer Thalstraße, die schwierige Wasserversorgung von Zwieselberg, der Bau der Eisenbahn von Freudeustadt nach Kwsterreicheu- bach, da- in gute Wege geleitete Projekt einer Eisenbahn von Pfalzgrasenweiler nach Freudenstadt, di« durch Jahre lauge Bemühungen zu Wege gebrachten, für Stadt und Bezirk Freudeustadt überaus günstigen Zug-Verbindungen, die großartige Hebung des Fremdenverkehrs in Stadt und Bezirk, da- Zustandekommen des Baues der Straße vom Nagoldthal nach Hochdorf und die obere Nagoldthalstraße. Am meisten habe Hartranft gerade das geschadet, worauf er mit größtem Recht stolz sein konnte, die im Bau be- griffen« „Zahnradbahn" von Freudeustadt nach Kloster- reichenbach und das durch ihn weit geförderte Eisenbahn- Projekt von Pfalzgrasenweiler nach Freudenstadt. In Baiers- bronn wird seit Monaten in allen Tonarten gegen die „Zahnradbahn" gedonnert, obwohl die bürgerlichen Kollegien der dortigen Gemeinde sich mit großer Mehrheit für di« Bahn ausgesprochen und di« nötigen Kosten verwilligt haben, obwohl die wackeren Demokraten wissen, daß man nur die Wahl zwischen „keiner Bahn" und einer „Zahnradbahn" hatte und die Herren VolkSparteiler selbst die letzten wären, die keine Bahn wollten. Schließlich heißt es: Hartrauft hat e- als ehrlicher Mann abgelehnt, sich für weitere, gegenwärtig aussichtslose Projekte zu verpflichten. Herr Julius Oskar Galler war nicht so bescheiden! In Pfalzgrasenweiler hat er feierlich erklärt, er habe da- Projekt Psalzgrafeuweiler- Freudenstadt, da« noch gar nicht endgiltig ausgearbeitet ist, gewiffenhaft studiert, und die angebliche Saumseligkeit des bisherigen Abgeordneten dafür verantwortlich gemacht, daß diese Bahn nicht schon lange gebaut sei!! In Göttelfingen und Erz- grub- habe er sich verpflichtet, für eine Eisenbahn in- Nagoldthal, deren Bau noch iusehrweiter Ferneliegt, mit allem Nachdruck «in- zutretrn. Also mit solchem Wahlspeck habe man dir StinBeu gefangen.
* Stuttgart, 14. Dez. Der LaudeSausschuß der Deutschen Partei hat beschlossen, die Wähler aufzufordern, bei den Stichwahlen für die Kandidaten de« Bunde« der Landwirte und der Konservativen «inzutreten, sonst überall gegen di« Sozialdemokraten zu stimmen.
* Mergentheim, 13. Dez. Der^WahlauSschuß für Dr. Frhrn. v. Mittnacht giebt bekannt, daß derselbe u. a. für folgende Aufgaben «intrete: „Sofortig« Durchführung der Steuerreform und zwar gleichzeitig in Staat und Gemeind«. Die den Mittelstand gefährdenden Warenhäuser sind zur höheren Besteuerung heranzuziehen. Der Landwirtschast muß neben jeder möglichen Unterstützung von Seiten de» württ. Staat« auch ganz besonder« dadurch unter die Arme gegriffen werden, daß der Landtag seine ganze Kraft «insrtzt, um eine erheblich« Erhöhung der Getreidezölle bei der ReichSregierung durchzusetzen. Der Staatshaushalt ist wög- lichst sparsam einzurichten, jedoch ist die Forderung der niederen und mittleren Staatsbeamten um Ausbesserung ein« wohl berechtigt«. Die Reservatrechte unseres Landes, namentlich di« Selbständigkeit unseres Post- und Eisenbahnwesens, müssen unserem Königreich unter allen Umständen erhalten bleiben. Dem allseitig empfundenen Verlangen nach einer Bersasiungsrrvistou ist unbedingt statt zu geben. Die Schaffung einer reinen Volkskammer durch Ausscheid- ung der Privilegierten ist unbedingt durchzusühren. Di« Einführung einer Gemeiudeordnung ist alsbald onzustrebeu und ist dabei di« Selbständigkeit der Gemeinden nicht nur beizubehalten, sondern noch zu erweitern."
* Ulm, 13. Dez. An Stelle be» Taglohnes ist nun bei allen städtischen Arbeitern der Stundenlohn durchgeführt worden, ferner wurde der Zahltag vom Samstag auf Frei- tag verlegt.
^ Berlin, 14. Dezbr. An der Berliner Universität wurden in diesem Winter 6673 Studierende immatrikuliert, d. i. 200 mehr als im vorigen W Nter. Es sind zum Studium 439 Frauen zugelassin gegen 301 im Sommrr. und 431 im vorigen Winter. Die Technische Hochschule zählt 3063 Studierende.
* Di« deutsche Regierung erhielt die cu -tl / Bestätigung der Waffenlieferung der Rö* *r<m'chen M-r-lch r.uchi'rik in Düsseldorf an England. E .> ei-, n . G, schütze wirr.--" an England schon obgelirftri. D , U-- ^ .-M hat nunmehr