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Samstag, 15. Dezember

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1900.

Derrtfctzev ReiHrtsrs

t * Berlin, 11. Dez. Ja der Fortsetzung der ersten EtatSberarung verbreitet sich Abg. Bebel über die rück­läufige WirtschastSbewegung, infolge deren da« Reich für die nächsten Jahre mit erheblichen Mindereinnahme» zu rechnen habe» wird, während dis Aurgaben steigen. DieSparsam- keiLSerkenntni« der BewilligungSparteirn komme zu spät. Anstatt den BuodeSrat zur Sparsamkeit zu ermahnen, hätte ^ der Reichstag selbst weniger bewilligungswütig sein sollen. Redner zeigt da« Anwachsen der Militär- und Marive- auSgaben. Diese Ausgaben würde» durch die beabsichtigte Kolonialarmee noch gewaltig zuuehmeo. Für die Ver- schwendungkwirtichast sei dar Zentrum verantwortlich, da» »S schlimmer treibe wie früher die Nationalliberalen, und sogar dar Budgetrecht preiSgebe, ebenso, wie nach Lieber- Geständnis seine eigene Selbständigkeit. DaS Z'ntrum sei nur noch Schleppenträger der Regierung-Politik. Verfehlt sei unsere Chmapolitik und er fürchte, daß China «in deutsche« Transvaal werden würde. Zur Transvaalfrage vertritt - Bebel den Standpunkt, daß Deutschlands Interesse ein freundschaftliches Verhältnis zu England gebiete. Er ver­urteil« die englische Raubpolttik. Wenn nun Krüger sich bemühe, die Regierungen zu einem Eingreifen für die Selb­ständigkeit der südafrikanische« Republik zu veranlassen, so sei das menschlich begreiflich. Er verurteile auch die schon­ungslose Abweisung Krüger«, weil nach dem früheren Kaiser- trlegramm an ihn die deutsch« Politik sich den Anschein der Treulosigkeit gegen die Buren gebe. Die Buren hätten glauben müssen, daß der Kaiser ihnen materiell oder moralisch in dem Kampf um ihre Existenz zu Hilfe kommen würde. Der Empfang Krügers wäre ein Akt der Humanität und der Pflicht gewesen. Seine Zurückweisung hat uns moralisch ru der ganzen Welt geschadet. Viele Abgeordnete hoffen, daß die erstrebten Zsllerhöhungen die nötigen Gelder zur Besserung der Finanzen bringen werde». Diese Aussicht auf weitere Steigerung der LrbenSmittelMe ist aber erst recht bedenklich, sowohl für die Belastung der arbeitende« Bevölkerung als auch für unser wirtschaftliches Verhältnis züm Auslande. R-dner fragt weiter, wann Graf PosadowSky Kenntnis von der 12,000 Mark-Angelegenheit erhielt und wie die Summe auSgegeben wurde. Redner fragt dann den Kriegsminister, wie «S mit den Meldungen über die Nrubrwaffnung der Artillerie und über eine deutsche Geschützlieserung nach England stehe, welch' Letzteres di« Neutralität im TranSvaalkriege verletze. Ferner, ob wirklich Bestellungen aus ein neue« Gewehr stattgrsundrn haben und wie das mit dem Budgetrecht de« Reichstage- zu vereinbaren ist. Budgetwidrig sei auch, wenn dem Kaiser Geld zum Bau von Panzerkanonenboten jür China von privater Seit« zur Verfügung gestellt werde, denn alle derartigen Ein­nahmen und Ausgaben haben den Reichstag zu passieren, sonst befinden wir u»S in einer Budgetauarchie. Im Reichs­amt de« Innern zeigt sich fast überall ein arbeiterfeindlicher Geist. Di« faulen Zustände aus allen Gebieten zeigen, daß di« bürgerlich« Gesellschaft mit ihrem Latein zu Ende ist. Die sozialdemokratischen Mühle« mahlen rasch unser Weizen- brod. Staatssekretär Gras PosadowSky erklärt in Bezug aus die 12,000 Mark-Bffaire, daß er di« Verant­wortung trage für Alle«, war in seinem Amt geschehen ist. Jene« Gesetz war nicht für die Arbeitgeber, sondern für di« Arbeiter. (Widerspruch.) Die 12,000 Mark wurden ver­wendet lediglich zur Deckung von Ausgaben für Verbreitung amtlichen Materials rc In Bezug aus dis Sozialpolitik sei durch die letzten Reformgesttze schon viel geleistet. Man beschäftig« sich jetzt mit der Frage des Schutze« der ver­heirateten Frauen. Die Differenzierung Deutschlands durch Amerika besteh« nicht mehr. Bei den handelspolitischen Aus­einandersetzungen solle man nicht dem Ausland Waffen liefern. Abg. v. Kardorff wirst Bebel Größenwahn vor, giebt ihm aber zu. daß di« Stimmung de» Publikum« über den Richtempfang Krügers allerdings eine der Regier­ung nicht günstige ist. Indessen Hab« es noch wehr im Interesse Krüger- gelegen, daß er nicht nach Berlin komm«, weil es daun leichter ist, für ihn «in gute» Wort in London einzulrgen. Redner vertritt dann seinen wirtschaftlichen Standpunkt und äußert sich über verschiedene Einzelfragen. Abg. Richter wendet sich gegen PosadowSky in der 12,000 Mark-Affaire. Private Gelder dürste« nicht ohne Wissen und gegen den Willen de» Reichstag« genommen werden. In der Stellungnahme zur TranSvaalsrage billigt Redner den Standpunkt de» Reichskanzler». Wir würden durch Eintreten für Kundgebungen jetzt solche Fehler be­gehen, wie beim Kaisertelegramm von 1896. Man darf nicht Politik nach Gefühlen treiben. Redner bespricht dann di« Finanzlage, bei der die Regierung schlecht« Voraussicht zeige, und gegenüber welcher Sparsamkeit schlecht möglich ist, nachdem der Reichstag sich auf Jahr« hinaus die Häude

gebunden hat. Dt« Bewährung der zweijährigen Dienstzeit hat sich durch die gute Haltung unserer Truppen in China gezeigt. Der Marineetat zeigt in allen Teilen, wie sehr die Marineauswendungen steigen. Dabei hat sich aber di« große Flottenansammlung in China al« überflüssig erwiesen. Ueberall sollen Schiffe sein, wie Schutzleute an den Straßen­ecken, und sogar ein Weltkabelnetz verlangt man, um selbst im Auslände vom Auslände unabhängig zu sein. Immer kostspieliger wird auch die Kolonialpolitik und trotz der schlechten Finanzlage kommt man mit teuren Eisenbahnbauten in Ostasrika. Nach polemischen Ausführungen von Lieber­wann von Sonnenberg über den Richtempfang Krüger», und die Art seiner Abweisung wurde dir weitere Beratung aus morgen vertagt.

L«riröe»ir«rshi-r<tztei*.

* Altensteig, 14. Dez. Da bei dem jetzt ringe- treten«« Frost die Gefahr des Einfrierens der Wasserleitungen eine große ist. dürfte eS sich empfehlen, folgende Wink« zu brachten: Wenn die WassrrleitungSröhren im Hause durch den Haupthahnen entleert werden, so müssen sämtliche Hahnen der Leitung geöffnet sein, da andernfalls der Röhreninhalt nicht völlig abflteßt. Soll das Wasser wieder in die Röhren geleitet werden, so müssen ebenfalls alle Hahnen geöffnet sein. Wäre ein Hahnen geschlossen, so ließe die Lust, welch« sich in der Röhre befindet, eine vollständige Füllung der Röhre mit Wasser nicht zu. Da- Wasser steigt tu der Röhr« nur mäßig hoch und gefriert sodann sehr leicht. Wenn man da- in der Röhre befindlich« Wasser hernach wieder ab­fließen läßt, wenn solches noch möglich, so bleibt in der Röhre ein Pfropfen Eis stecken. Ganz gut thut man daran, das Wasser, das wieder in di« Röhren geleitet wird, ein paar Minuten durchlaufen zu lassen, wodurch dann dir Röhren einigermaßen dieselbe Temperatur bekommen wie das au» der Hauptleitung zuströmende Wasser. Wird all die« beobachtet, so dürftekaum eine Störung «intreten und mancher Aerger erspart bleiben.

-n. Altsnsteig, 14 Dez. Der Versand von jungen Tännchen, welch« dazu bestimmt sind, als WrihnachtSbäume die Gemächer der Residenz am heiligen Abend zu zieren, ist gegenwärtig auf hiesiger und besonders auch auf der Berneckrr Station in vollem Gang. Aus der von einem Händler zum Abforsten gekauften Kultur des Herrn Guts­besitzers Stein in Gaugeuwald kamen allein 1600 Stück junge Tannen auf der Bernecker Station zum Versand.

* (Zu den Landtagswahlen.) Von Interesse ist e», zu erfahren, wir sich di« Mandate verteilen würde», wenn wie in dem Gesetzentwurf über die VersassungSreviston vor­gesehen war, die Stichwahlen beseitigt worden wäre« und schon im ersten Wahlgang die relative Mehrheit entschieden hätte. Von den Stichwahlbrzirken würden alsdann 14 der Volk-Partei, 6 der deutschen Partei, je 4 den Konservativen, dem Zentrum und der Sozialdemokratie zusallen. Darnach würden von den 70 Abgeordneten 22 der Volklpartei, 20 dem Zentrum, 11 der Deutschen Partei, 8 den Konservativen oder dem Bund der Landwirte, 6 der Sozialdemokratie augehören, während drei parteilos wären. Nach dem Ver­hältnis der abgegebenen Stimmen hätten die Parteien der Rechten zusammen 23, Vslkspartri und Zentrum je 17. die Sozialdemokratie 13 Mandat« anzusprechen.

* Tübingen, 12. Dez. Eine der ältesten Buch­handlungen Deutschlands dürfte wohl di« Osiandersche Buch­handlung (Inhaber: Karl Köhler) hier sein, die in diesen Tagen ihr 300jährige» Jubiläum feiert. Sie ist im Spät­herbst des Jahres 1600 gegründet worden. Die Firma hat au» Anlaß der seltenen Jubelfeier einen Festkatalog herau«- gegeben.

* Stuttgart, 11. Dez. Dir Lande-synod« beendigte heut« di« Beratung über die neue Ausgabe de- Spruch- und Liederbuch». Unter Ablehnung writergehender An­träge wurde ein Antrag vonDr.v.Braun angenommen, daß di« Liederzahl unvermindert bleiben soll, sowie auf Antrag v. Huzels der KommissionSantrag mit der Maßgabe, daß bis zur zweiten Lesung Kirchenregimrnt und Kommission sich über Vorschläge auf Grund der ausgesprochenen Wünsch« einigen soll

» Stuttgart, 12. Dez. In der heutigen der bürgerlichen Kollegien gab der BürgerauSschuß sein« Zustimmung zu den Beschlüssen de- GemriuderatS bezüglich der Eingemeindung Cannstatt».

* Stuttgart, 12. Dez. Der Laude-auSschuß der Volkspartei erläßt die Aufforderung an die Wähler, bei den bevorstehenden Stichwahlen im Hinblick darauf, daß di« Sozialdemokratie sich entschieden für eine Reformpolitik aus­gesprochen habe und daß «S außerdem ungerecht wäre, der Arbeiterschaft eine angemessene. Vertretung im Landtage zu verweigern, für die sozialdemokratischen Kandidaten zu stimmen. Die Stichwahlen in Balingen, sowie in Tübingen-Stadt

und Tübingen-Amt werden bereit» am 17. Dez. stattfinden, die in Münstngen am 20., die übrigen am 18. Dez. I» Tettnang, wo sich zwei ZentrnmSkandidaten zur Stichwahl gegenüberstehrn, ist die Wahl schon jetzt entschieden, indem der jetzige Kandidat Büble seine Kandidatur zu Gunsten de- neuen Bewerbers Locher zurückgezogen hat.

. Stuttgart, 13. Dez. Di« Gesellschaft zur Förder­ung der LuftschifffahrtZeppelin-Ballon" hat sich durch Beschluß der Hauptversammlung aufgelöst und ist in Liqui­dation getreten.

* Bei den Bürgerausschußwahlen in Stuttgart find di« Sozialdemokraten unterlegen.

* 650 Mark Gehalt hatte der vom nordawerikanischr« Konsul in Stuttgart als Gehilfe angestellt« Privatlehrer Hermann Wagner von Cannstatt. Diese Knauserei rächte sich. Der in Not befindliche Mann machte sich auf unrecht­mäßige Weise Geld. Er beglaubigt« unbefugt seit Oktober v. I. etwa 250 Fakturen Württewbrrgischer Versender von Waren nach den Vereinigten Staaten ohne Wissen und Willen de- Konsul- und VizekoosulS, fälschte deren Unter­schriften und erhob für jede Beglaubigung die Gebühr von 10 Mk. 60 Pfg., mithin etwa 2650 Mk., welche er zuge­standenermaßen für sich verbraucht,. Di« Beglaubigung solcher Fakturen hat bekanntlich den Zweck, den amerikanischen Zollbehörden den Nachweis zu liefern, daß di« dort ringe- führten Waren richtig angegeben sind, weil daraufhin die amerkanische» Einfuhrzölle erhoben werden. Wie die Ver­handlung ergab, unterschlug der Angeklagte auch, um seine Fälschungen zu verdecken, zahlreiche Korrespondenzen nach und von Amerika und fälschte noch nach seiner Entlassung mit Hilfe einer mitgenommenen Siegels über dreißig der genannten Beglaubiguug-urkunden. Dieser Tage kam der Fall vor dem Schwurgericht Stuttgart zur Verhandlung. Der Verteidiger bat, dem Angeklagten mildernde Umstände nicht zu versagen, mit Rücksicht aus dessen bisherige Straf­losigkeit und geringe Besoldung von 600 Mk. jährlich. Di« Geschworenen bejahten die Schuldfrage mit mildernden Um­ständen, worauf der Angeklagte zu einer Gefängnisstrafe von 2 Jahren verurteilt wurde.

* Göppingen, 11. Dez. Die hiesig« Volk-Partei beschloß, den Kandidaten Blumhardt für dir Stichwahl ihren Mitgliedern zu empfehlen.

* (Berschi« deneS.) Am Sonntag brachen in dem Minrralbad Ditzenbach in einem Nebengebäude Diebe ein und stahlen dem Hausdiener ca. 250 Mk. Die Diebe sind verhaftet. Den Raub haben di, Diebe versteckt. In Zippliugen stürzte beim Garbenabwerfen der Straßen­wärter Leonhard Stempfle vom Oberliug der Scheuer und erlitt derartig« Rippenbrüche, daß er nach einigen Stunde« den Geist aufgab. In einer am Sonntag in Stutt­gart abgehaltenen Versammlung der Zimmermeister Württem­berg wurde die Gründung eine« württembergischen Landes­verbandes mit Anschluß an den deutschen Arbeitgeberbund einmütig beschlossen. Schnöden Undank erntete di« wegen ihrer Gutherzigkeit in Ehingen bekannte Wäscherin und Büglerin Frau Gebhard, indem dieselbe von 2 Leuten, denen sie Obdach und frei« Zehrung gewährte, ihrer gesamten Barschaft von 53 Mk. beraubt wurde und zwar mittelst Einbruch in ihren Kasten während ihrer Abwesenheit. Auf erfolgt« Anzeige und Signalisierung der Thätrr stellte sich heraus, daß dar saubere Paar schon seit Monaten steck­brieflich verfolgt wird. Diebe und Geld sind vorläufig ver­schwunden.

* Ein recht ansehnlicher Weihnachtsgeschenk kann die Frau eine» Spezereihändler« in Neustadt-Brötzingen ihrem Mann wachen. Sie spielte hinter dessen Rücken in der Lotterie und gewann dabei 15000 Mk. Diejenigen Frauen, welch« nicht heimlich in die Lotterie setzen, sondern ihr ersparte» Geld in Gestalt von Gaben unter den Christ­baum lege«, sind auch nicht zu verachten.

* Aus Kiel wird berichtet: Tausende von Bürgern und Kameraden empfingen jubelnd die heimkehrenden China- kämpfer. Der Bahnhofplatz war festlich geschmückt und mit Fackelträgern besetzt. Prinzessin Heinrich begrüßte persönlich die Mannschaften de» Kreuzer« Irene. Die Ver- wundeten und Kranken folgten dem Festzug in blumen- geschmücktrn Wagen.

* Hamburg, 13. Dez. Eine sehr zahlreich besuchte deutschnationalr Versammlung sprach sich gestern abend sehr scharf über dir Bureupolitik der Regierung au». Au Krüger und den Reichskanzler wurden Telegramme gesandt. Von letzterem wird kategorisch verlangt, daß er aus ein Schieds­gericht hindränge. Weiter heißt e»: di« Versammlung protestiert gegen die da» deutsche Volk in seiner über­wältigende« Mehrheit verletzende Art der Behandlung der südafrikanische» Frag, seiten« der Reichsregierung im Reichs-