Erscheint Vimrtag, DannrrStag, EamStag «td Sonntag MttArr Sratii-Beilage Der SonntagS- Gaft."

BestrllpreiS pro Quartal t« Bezirk Nagold »0 Pfg.

außerhalb derselben Mt. 1.10.

O

Mr. 193.

UttenMiL.Iradl

md'AitterhallungzblLtt

AMblatt für

Allgmeme^AMM

ch>

EinrückungSpreiS für Altensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Ein- z rückung 8 Pfg. beimehrmal.fi 6 Dg auswärts je 8 Pfg. die ispaltige Zeile oder deren Raum.

Verwendbar« Beiträge werden dank­bar angenommen-

Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei dm Kgl. Postämtern und Postboten.

Donnerstag, 13. Dezmßer

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1900.

Für den gesteigerten Päckereiverkehr vor Weih­nachten sind von der Posiverwaltung besondere Vorkehrungen durch Vermehrung der BeförderungSeinrichtungen, der Ar­beitskräfte rc. getroffen. Im Zusammenhang damit wird den Aufgebern von Postpacketsendungen, wenn sie auf deren rechtzeitige und unversehrte Ankunft rechnen, dringend em­pfohlen, die Einlirferung zur Post nicht erst in den letzten Tagen vor dem Christfest, sondern möglichst frühzeitig zn bewirken, auch die Sendungen fest und dauerhaft zu ver­packen und mit einer deutlichen, vollständigen, haltbar be­festigten Aufschrift zu versehen. Die Einlirferung sollt« ferner nicht erst kurz vor Schalterschluß geschehen.

ES wird hiemlt zur allqemeinen K-nntnir ge­bracht, daß drrAetrieö des neuen Aezirkskrankeuhauses in Nagold am nächsten Montag de« 17. ds. Mts. er­öffnet wird und Kranke von diesem Tage an Ausnahme finden können. Die ärztliche Behandlung der Kranken ruht in den Händen der Herren Oberamtsarzt Dr. Fricker und OberamtSwundarzt Dr. Ulmer und die Pflege der Kranken besorgen die Schwestern der evang. Diakomfsenanstalt. Das tägliche Verpfl'gungSgeld im Krankenhaus beträgt nach dem Beschluß der AmtSvcrsawmlungSau-schuffes vom 28 v. Mir. für I. Klaff« 4. Mk. u. während d. Wintermonate 5 Mk.

II. 2.50 Mk. .3 Mk.

III. 1,50 Mk. , 2Mk.

Aerztliche Behandlung, die Gewährung von Heilmitteln und Verbandzmg, sowie die Benützung der Bäder und Apparate de» Krankenhauses haben diegewöhnlichen" Kranken besonders zu bezahlen und sind diese Leistungen unter den Verpflegungssätzen nicht inbegriffen. Die Orts- uud Landarmen sollen ohne jede weitere Anrechnung zudem Satz von vorläufig 1.40 Mk. verpflegt und behandelt werden, sofern für dieselben nicht ausnahmsweise für besondere Leistungen und außerordentlichen Aufwand eine höhere Ent­schädigung verlangt werden kann. Dl« kranken Mitglieder der im Bezirk vorhandenenKrankenkassen", ferner di« Land­jäger und niederen Korporation-- bezw. Gemeindediener sollen zu dem Satz von 1.50 Mk. ohne Erhöhung für di« Wintermonate in dem Brzirk-krankenhauS Verpflegung und Kost sowie freie ärztliche Behandlung, nicht dagegen Heilmittel und die Benützung der besonderen Apparate der Anstalt, erhalten. Für dir Benützung der besonderen Ein­richtungen und Hilfeleistungen der Anstalt, sowie die außerordentliche Reinigung der Kleidungsstücke werden fol­gende Taxen festgesetzt:

1. für die Reinigung

a. von einem Hemd ....... 20 Pfg.

d. Paar Hosen resp. einem Rock 10 Pfg.

v. Socken oder Strümpfe 10 Pfg.

ä. einer Bettjacke ...... 15 Pfg.

s. einem Schurz.5 Pfg.

2. für die Benützung

a. de- SektionSlokalS .... 5 Mk.

b. der DeSinfektiouSapparatS . . 3 Mk.

v. der wsäioo-mech. Apparate ... 50 Pfg. ä. de» Elekirisier-Apparat- .... 20 Pfg. 6. der Röntgen-Apparat- . 520 Mk.

k. d. Bäder je n. Art50Pfg. b. 2 Mk.

A. für jede sonstige Hilfeleistung, Verband rc nebst den Selbstkosten f. Verbandmittel rc. 2050 Pfg.

An di« Bezirksangehörigen ergeht nun die dringende Auf- forderung, von dem neuen BezirkSkrankenhauS, an dessen HerstellungS- und Betriebskosten sie beizutragen haben, auch Gebrauch zu machen. Ausnahmesuchend« Kranken haben jeweils eine von ihrem Schultheißenamt au-gefertigte Kosten- zustcherungSurkund« mitzubringen.

Langsam aöer stcher zu Gnde.

sj Sehr langsam zwar, aber sicher geht e- doch mit den Chinawirreu, oder richtiger mit den diplomatischen Wirren darüber zu Ende. ES kann keinem Zweifel unterliegen, daß auch di« deutsche ReichSregierung, mit einigen Vorbehalten vielleicht geneigt ist, von ihren ursprünglichen scharfen Forderungeu um Einige- abzugehrn und namentlich zuzu- gestrhen, daß die Hinrichtung des Prinzen Tuan nicht «ine unbedingt« Voraussetzung de- Friedensschlüsse- und der ge­währten Grnugthuung sein soll. Ebenso wird im Punkte der Geld-Entschädigung ganz augenscheinlich eine mildere Saite aufgezogen. Hat man aber erst in diesen beiden Punkten Entgegenkommen gewährt, dann wird di« chinesische Regierung den Rest schon in ihrer Weise zu erledigen ver­sprechen; mankannalsowirklichdamitrechneu, daß die Chinafrage in absehbarer Zeit ein« abgethane Sache sein wird, so lange allerdings nur, bi», der Spuck iu Ostasten von Neuem auhebt.

Eine Berzichtleistuog auf die Verhängung der Todes­strafe über den Prinzen Tuan, denn was bei einer sonstigen strengen Bestrafung" am Ende hrrauSkommen wird, kann

man sich ja denken, würde allerdings einen anderen Abschluß der chinesischen Angelegenheit für uns bedeuten, als früher für möglich gehalten wurde. Nicht nur an di« betreffenden und bezeichnenden Reden unsere- Kaiser» sei erinnert, sondern auch an die diplomatischen Rundschreiben der heutigen Reichskanzlers, di« mit Nachdruck die Todesstrafe für die Rädelsführer der Pekinger Greuel verlangten. Wenn nun eine mildere Auffassung, um diesen Ausdruck zu gebrauchen, aufgetaucht ist, so ist dabei sicher der Hauptbewrggrund in dem Wunsch zu suchen, da« Einvernehmen unter den Mächten in Ostasien, da» schon brüchig genug ist und zu genug Witzeleien Anlaß gegeben hat, nicht völlig zusammenbrechen zu lassen. Verdienen auch nicht Wenige derfremden Kultur­träger" in China einen ganz gehörigen und derben Bescheid, so würde doch ein solcher Zwist den Uebermut der Chinesen auf da« Höchste steigern und selbst eine ernstliche Bedrohung der Friedens zur Folg« haben können.

Es ist schwer, gegenüber dem ganzen Verfahren einer gewissen Gruppe der Mächte die rechten Worte zurückzu­halten und nur zu betonen, daß der Eigennutz in China bei den interessirten Mächten zum Teil eine viel größere Rolle gespielt hat, wie da- Bestreben, die christliche Kultur und die Christen zu schützen, aber man muß heute tat­sächlich auch die andere Seite der Frage in Betracht ziehen. Rußland, Amerika, Japan und notgedrungen Frankreich wollen unter allen Umständen verhindern, daß der chinesische« Regierung etwas Ernstes geschieht, und Deutschland müßte also, wenn es, so ziemlich auf sich allein angewiesen, alle leine Genugthuungsfordrrungen durchsetze» wollte, mindesten- noch vier Mal so. viel Soldaten nach China schicken, all zur Stunde schon dort sind. Und eine ausgiebige Ent­schädigung für alle diese gewaltigen Aufwendungen würde r» dann vielleicht noch in einem Kriege mit einer fremden Macht herausschlagrn müssen.

So stehen di« Dinge unverhüllt, wenn auch nicht ge­rade hocherfreulich, da« Wort von den vielen Köchen stimmt wieder einmal. Aber wir dürfen wohl zum heutigen Reichs­kanzler das Vertrauen haben, daß er, wenn er auch in der Äußerlichkeit der von China zu leistenden Grnugthuung etwa- nachgirbt, doch in der Hauptsache, nämlich in der künftigen unbedingten Sicherung der Fremden in China vor erneuten ähnlichen Gefahren, wie die der letzten Sommers eS waren, feststrhen wird. Sowohl in Peking, wo die fremden Gesandten sich aufhalteu, wie auf der Verbindungs­linie zwischen dem Meere und Peking, in unserem Schutz­gebiet Kiautschou und seinem Hinterland, wie überhaupt allenthalben, wo Christen sich befinden, müssen diese durch genügende Maßnahmen gegen den fanatischen Haß der Chinesen gesichert sein.

Kanu man die Hoffnung hegen, daß nach einem vor­läufigen Abschluß der Wirren und der folgenden Wieder­herstellung der Ordnung der Friede und die Ruhe in China auf lauge Zeit hinaus gesichert sein werden? Wer zu sehr optimistischer Auffassung neigt, mag «S thun, aber da» wer­den wohl di« Wenigsten sein. Daß die Chinesen die Frem­den nicht blo» bitter hassen, sondern auch verachten, ist zur Genüge bekannt, und dar wird kein Mensch behaupten wolle«, daß di« Fremden in China, auch die Herren Diplo­maten nicht, während der gegenwärtigen Friedens-Verhand­lungen an Wertschätzung bei den LandeS-Eingeborenen ge­wonnen haben. Der ganz« Verlauf bringt ein alte- Wort in die Erinnerung, da- sich auch hier wohl bewähren wird: Wie man sich bettet, so wird man liegen!

Derrtsetzer Reichstag.

* Berlin, 10. Dez. Vor mäßig besetztem Hause be­ginnt di« erst« Beratung de« ReichShauShaltSrtats. Reichs- schotzsekretär Freiherr von Thielmann beginnt mit dem Hinweise aus den seit dem Sommer «tngrtretenen wirt­schaftlichen Umschwung, der auch bei den Reichsfinanzeu zum Ausdruck komme, er hoffe aber, daß die Finanzen nicht zu hart darunter leiden. Redner behandelt daun dir Frage der Betriebsmittel des Reiches. Di« Summe der Bestände reiche nicht für den laufenden Betrieb aus und deshalb müsse an ein« Verstärkung der Betriebskapitalien der Reichr- hauptkasse gedacht werden. Im laufenden Jahre 1900 nimmt er bet der Ausgabe «in Mehr von 8 Millionen an, darunter für die Marin« mehr 5^2 Millionen für schnellere Förderung der Bauten, und iVr Millionen für di« Alters- und Invalidenversicherung. Den Mehrausgaben stehen MiuderauSgabrn von 4 Millionen gegenüber, hauptsächlich bei dem HeereSetat. Von den Einnahmen wird die Zucker- Keuer 19 Millionen wehr ergeben. Die Zuck-rlonferenz Hab« weiter« Besprechungen mit Oesterreich-Ungur« und Frankriich zur Folge gehabt, welche die allgemeine Grund­lage für spätere Verhandlungen geben. Di« Pofteiunahmeu W-rden für das ganze Reich einschließlich Bayern und

Württemberg einen Ausfall von 18 Millionen, ohne diese Staaten von 15 Millionen bringen infolge der Porto- änderuug und der Neuerung im Telephouverkehr. Da» Post- scheckgesetz sei noch nicht zur Ausführung gelaugt, weil dann der Ausfall größer gewesen wäre. Es sei eine Neugestaltung beabsichtigt, doch sei eS fraglich, ob e- noch iu^dieser Session an den Reichstag kommt. Da» Schaumweinsteuergesetz werde sehr bald kommen, da- Sacharingesetz werde möglichst gefördert, doch sei hier die Kontrolle sehr schwierig. Bei den UrberweisungSsteuern werden die Zölle den TtätSanschlag voraussichtlich nicht erreichen, sonder^ wahrscheinlich mit Tabaksteuer 3^/2 Millionen Minderririllähmeu ergeben; die BranntweiuverbrauchSabgaben ein Meh^ von 4 Millionen. Ein Mehr der Stempelsteuern fließt der ReichShauptkasir zu. Di« Sachlage hat sich gegen da» Vorjahr insofsru ver­schlechtert, als die eigine« Rüchseinrrähmen nur etwa rin Mehr von 10 Millionen bringen werden. Die Arbeiten zum neuen Zolltarif werden möglichst gefördert. Das Ge­rippe sei vom Reichlschatzamt fertig gestellt, aber die Ein­arbeitung der Eiuzrlpositionen erfordere noch eiuige Wochen, nach welcher Zeit der Entwurf erst au di« anderen Instanzen gehen könne. Abg. Müller-Fulda entnimmt au» der Finanzentwicklung die Mahnung, die Schaumweinsteuer und Sacharivsteuer nicht länger zu verzögern, wünscht Mehr- einstellung für die Militäriuvaliden und kritisiert dann dir Anleihewirtschaft. Wenn aber eine Einschränkung der Aus­gaben nicht möglich sei, so müssen die Bundesstaaten mehr herangezogen werden. Er erinnert die Regierung an ihre beim Flotteugcsetz gegebene Zusage, Mehreinnahmen au» LrbenSmittelzöllen beim Abschluß der Handelsverträge im Interesse der arbeitenden Klasse zu verwenden. Abg. Dr. Sattler hält r» doch nicht für so bedenklich, die Matri- kularbeiträge hrrabzusetzrn, namentlich im Hinblick auf die kleineren Einzelstaaten. Indessen sei in der Auleihewirt- schaft «ineAenderung wünschenswert und man dürfe nicht mehr arff^Unleihen nehmen, als dahin gehört. Man müsse überhaupt an eine feste gesitzliche Schuldentilgung denken. Dem Redner erscheint di« Einnahmeschätzung im neuen Etat vielfach zweifelhaft, im Hinblick auf die Abflauung in der Industrie. Auch er sei für möglichste Sparsamkeit nach dem Vorbilde MlquelS. Redner rühmt die auswärtige Politik des Grafen Bülow und berührt di« Boernfrage. Alle Sympathien de» deutschen Volkes ständen in diesem Kampfe auf Seit« der Buren, darum seien die unerhörten Scherereien der Kölner Polizei gegenüber Präsident Krüger unnötig gewesen. Aber andererseits dürfe da-Auswärtig« Amt sich nicht durch Regungen der Sympathie leiten lasse», sondern eS habe lediglich das Interesse de- deutschen Volkes zu be­rücksichtigen. Er habe nur zu fragen, war dem deutschen Volk« nützt, aber mindestens über gewisse Fragen der aus­wärtigen Politik müsse Auskunft gegeben werden, da die Thronrede hierin zu karg war. Redner wünscht weiteren Fortgang der sozialpolitischen Gesetzgebung, allerdings bedächtig und unter Schonung der Beteiligten. Man müsse um so besonnener sein, angesichts der großen schwere« Auf­gaben der neuen Weltpolitik. Abg. Graf Lim bürg- Stirum befürwortet «ine Reichstnanzreform, und fragt bei dem Reichskanzler an, welche Gründe für den Richt­empfang de» Präsidenten Krüger bestanden haben. Reichs­kanzler Graf Bülow erklärt darauf, die deutsche Regierung habe aufrichtig den Tranlvaalkrieg beklagt. Viele deutsche Interessen seien in Mitleidenschaft gezogen. Deutschland habe daher den Krieg nach Möglichkeit zu verhüten gesucht und über di« wahre Lage in Europa der südafrikanischen Republik reinen Wein eingeschänkt. Man habe im Mai 1899 Krüger Mäßigung geraten in Uebereinstimmung mit der niederländischen Regierung. Sogar ein« amerikanische Vermittlung war vorgeschlagen, aber damals von Krüger nicht für zeitgemäß erachtet worden und war dafür di« Zeit nicht mehr passend. Nach dem Kriegsausbruch mußte Deutsch­land Neutralität im eigenen Interesse bewahren. Nicht dar Gefühl, sondern da- nüchtern erwogene Interesse der Lande« Muß für die auswärtige Politik entscheiden. Nach Ab- Weisung der amerikanischen Vermittlung durch England wäre eine Mediation unmöglich, eine Intervention aber wäre der Anfang einer bewaffneten Konflikt» gewesen. Ein Empfang Krüger'» würde weder diesem noch Deutschland etwa» ge- nutzt haben. Redner bezieht sich aus die Unterredung Krüger'» mit dem französischen Minister de» Aeußern. Bon de» Stimmungen de» Volke- dürfen wir unS nicht beeinflussen lassen, sondern nur von dem dauernden Interesse der Nationen und diese» schreibt un» strikte Neutralität vor. Darauf wird di« Wetter« Beratung auf morgen 1 Uhr vertagt.

* Altensteig, 12. Dez. Für eine Freibettstrlle im BezirkSkrankenhauS in Nagold sind bi» jetzt aufgebracht