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Erscheint DimStag. DsnaerStag, VmnStag «,'» Sonntag aNt der GratiS-Beilage Der Ssnntagr- EaS."
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M. 189.
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Deutler Reichstes.
* Berlin, 3. Dez. Im Reichstag hat heute der preußische Handel-minister Bitfeld die wegen der Kohlen- teueruug an di« RnchSregierung gestellte Interpellation beantwortet. Tr führte auS: Auf die Grbahrung der Syndikat« und die Preisbildung der Zwischenhandels sowie de» Kleinhandels Hab« die Regierung keinen Einfluß. Die Ursachen der Kshlennot seien zu suchen in dem Ausfall der englischen, sächsischen und böhmischen Kohle und dem gesteigerten Bedarf der Industrie. Di« inländische Kohlenproduktion erhöhte sich im letzten Jahre dementsprechend um 10 Millionen Tonnen. Wenn der Zwischenhandel höhere Preise als die Gruben und der Großhandel verlange, so sei er nicht verwunderlich, der Zwischenhandel steigerte aber di« Preis« bis ins wucherische und dar besonder- in nächster Näh« der Gruben, beispielsweise in Oberschlesten. wo die von den Grube« direkt abgegebenen Kohlen aufgekauft und fortgeschofft. wurden, so daß der Zwischenhandel freie Hand hatte. ZeitungSklagr« von Versammlungen bewirkten ferner, daß jeder Einzelne sich gegen di« Kohlennot durch Versorgung auf längere Zeit schützen wollte, wodurch der Konsum ständig gesteigert wurde. Die Gruben und Großhändler haben wie die PreiSaufstellung zeige, di« Preis« nicht über Gebühr erhöht. Um dem Mißstand abzuhelfen, wurde vorgeschlagen, zu sehen, ob die Steigerung der Produktion anhalte, ob dir Ausfuhr zu beschränken sei, ob der Zwischen- kleinhandel einzuschränken sei, oder ob der Zwischenhandel nicht kontrollierbar sei. Die Kohlenförderung stieg in Preuße« um 10°/o und dürft« im nächsten Jahr um 7—8 und nach Fertigstellung der in Angriff genommenen neuen 72 Förderanlagen in 4 Jahren wieder um 1O0/g steigen. Die Ausfuhr stieg allerdings ebenfalls erheblich, ober dem Ausfuhrverbot müsse er nach seinen eigenen Erfahrungen widerraten, da «S mit einem wirtschaftlich rationellen Vertrieb unvereinbar sei. Der Zwischenhandel sei für da- Publikum unentbehrlich. Der Kohlenproduktion liege eine Schätzung der voraussichtlichen Verbrauchs nach Angabe des Zwischenhandel« zu Grund«. Falls Kohlenwangel herrsche, sei eine Verteilung der Kohle ja einfach, da aber meistens ein Kohlen- überfluß herrsche, habe der Handel die Kunden aufzusucheu und den Nebenfluß abzuleitrn. Trotz diese« Verdienstes sei brr direkte Ueberführung der Kohlen in die Hände der Verbraucher möglichst erwünscht, dazu sollen die Genossenschaften dienen, ähnlich organisiert, wie die Organisation der Verkäufer, nämlich der Syndikate. Gegen di« staatliche Beaufsichtigung der letzteren habe er nicht«, e« sei aber Vorsicht geboten. Brrseld schließt, dir Unterbringung der Kohlen bei den Genossenschaften sei schwierig, denn der genossenschaftliche Vertrieb begegne Bedenken, welche di« Erfahrung noch nicht beseitigt habe. Gleichwohl habe er den Großhändlern einen gewissen Betrag gestrichen und den Genossenschaften reserviert, er könne natürlich nur «tappen- weis« Vorgehen, da er da- Staatseigentum nicht verschleudern dürfe. Die Frage, ob der Zwischenhandel kontrollierbar sei, sei mehrfach erörtert. Die Syndikate schlugen vor, di« Händler, die unverhältnismäßig hohe Gewinn« stipulierte», aurzuschließen unter Zugrundelegung de- Urteils der Handelskammer. Er würde «S für einen Vorteil halten, wenn eine gemeinsame Stelle für Beschwerden gegen wucherische Ueber- vorteilung durch Händler geschaffen werde. Er hoffe, seine Worte würden mehr Beruhigung und Vertrauen zur staatlichen Aussicht als bisher Hervorrufen. — Die anschließende Debatte erbrachte im wesentlichen nicht- neuer.
* Alten steig, 5 Dez. Montag abend feierte der Kriegerverein im „Engel" die 30. Wiederkehr der Schlachttage von Champigny und VillierS. Drr Vorstand, Hr. Oberförster Weith, hieß die zahlreich Anwesenden willkommen, wies darauf hin, daß jene Kampfertage uns eine 30jährige segensreiche Frirdensperiode garantiert haben und gab seiner Freude Ausdruck, daß seit längerer Zeit keine Einbuße an Veteranen zu verzeichnen sei. Der Sängerkranz de« KcirgervereinS stimmte hierauf dar Lied an r „Nimm deine schönsten Melodien." Hierauf kamen bi- jetzt noch nicht veröffentlichte von der Herzogin Vera verfaßt« Gedichte über die erfolgreichen Waffengäng, drr Württemberg. Truppen au- drr Kriegerzritung zum Vortrag, welch« tiefen Eindruck machten. Hr. Oberpräzeptor Dr. Wagner führte au», daß in den 30 Jahren seit dem deutsch-französisch,« Krieg eine ganz andere Generation herangewachsen sei, in allen Verhältnissen habe sich ein Umschwung vollzogen, da müsse man sich fragen, werde unsere Generation auch im Stande sein, die gleichen Aufgaben zu erfüllen,
Donnerstag, 6. Dezember
wenn sie an un- herautrrten? Es gebe Anhaltspunkte, die darthun, ob man mit Zuversicht in die Zukunft schauen könne. Die 70er Erfolge seien zu verdanken, 1) drr großen moralischen Widerstandskraft von Oben bis Unten, und es sei Bismarck di« Verkörperung jener Zeit; 2) in der tiefen Besonnenheit, die den Deutschen anhaftet, welcher sich di« Kraft an die Seite gestellt und in Moltke verkörpert worden sei; 3) die patriotische Begeisterung, welche die deutsche Volksseele beherrschte und Reich und Arm verbrüderte. Die heutig« Feier sei dazu angethan, daß mau sich dieser Eigenschaften erinnere, und «S sei notwendig, daß man sie pflege, wenn da» deutsch« Reich, da« deutsche Volk bestehen wolle. Redner schloß: Halten wir uns an die großen Beispiele und schließen wir uns an an da- kräftige patriotische Vaterland ; er lebe hoch! Lebhaft wurde in da- 3malige Hoch eingestimmt. Anschließend sang der Sängerkcanz: „Ich Hab' mich ergeben." Hr. Oberförster Weith gedachte noch der Veteranen, denen sein Hoch galt. Unter gemeinsamen Gesängen, abwechselnd mit den Vorträgen des Sängerkranzes nahm die Feierlichkeit einen würdigen von patriotischem Geiste getragenen Verlauf.
(Einges.) Herr Missionar Kopp, auS unserer Nachbargemeinde Egenhausen, war früher eine Reihe von Jahren auf dem afrikanischen Missionsf-ld thätig. In diesen Tagen weilt er in seiner Heimat und ist bereit, allen, die hiefür Interesse haben, in einer Reihe von Bildern einen Einblick in afrikanische Verhältnisse, insbesondere natürlich der Missionsverhältnisse, zu geben und an der Hand der Bilder den Zuschauer eine Reise durch Afrika machen zu lassen. Besonderes Interesse dürften die Bilder beanspruchen, welche dt« Buren und ihr Land dem Beschauer vor Augen führen. Herr Missionar Kopp hat zur Vorführung dieser Lichtbilder einen neuen Apparat, der die einzelnen Personen in Lebensgröße sichtbar werden läßt; auch wird er natürlich die einzelnen Bilder durch ausführliche Erläuterungen erklären. So dürfte allen, welche am kommenden Donnerstag abend um r/,8 Uhr zur Kirche hinaufsteigen wollen, ein köstlicher Genuß bereitet, für viele Verhältnisse neues Verständnis gegeben und für das Werk der Mission neue warme Teilnahme eingeflößt werden.
* (Der heurig« Rotwein.) In Weinhändler-und Winzerkreisen macht man neuerding- vielfach die unangenehme Entdeckung, daß der heurige Rotwein des öfteren braun oder stichig wird. Von sachverständiger Seit« wird diese Erscheinung darauf zurückgeführt, daß di« Trauben teilweise in fauligem Zustand« gemostet wurden und bei der Bereitung und Behandlung de- Weines nicht mit der nötigen Sorgfalt verfahren wurde. Um dem Uebelstande abzuhelsen, wird empfohlen, den braunwerdrnden Wein mit Hefe von gesundem Wein zu vermischen, denselben öfter uwzmühren und abzu- lasien und de« Wein in ein ziemlich stark eingebrannte- Faß abzuzirhrn. Ausdrücklich wird aber darauf hingewiesen, daß die Fässer für Rotwein nur dann eingebrannt werde« sollen, wen» dieser an der Lust braun wird.
* Stuttgart, 3. Dez. Die staatliche Centralstelle für Handel und Gewerbe hat Unterrichttkurse für Handwerksmeister und Gesellen eingerichtet, vorerst von 10- bis 14iägiger Dauer für Zimmermaler, Schneider und Tapezierer. Minderbemittelten können Zuschüsse für Reise und Aufenthalt gewährt werden. Später soll auch ein Kur- für Installation elektrischer Hausleitungen eingerichtet werde«.
* Ulm, 3, Dez. (Hinrichtung.) Der König hat auch gegenüber dem 31 Jahre alten verheirateten Taglöhner Ernst Andrä von Söflmge«, der Ende August dies s Jahres an einem 5jährigen Mädchen einen schauerlichen Lustmord verübte, von seinem Begnadigungsrechte keinen Gebrauch gemacht. Demzufolge wird Andrä nächsten Donnerstag früh um 8 Uhr enthauptet werden.
* (Verschiedenes.) Ja der Schloßbrauerei zu Erolzheim ist infolge eines von der Malzdörre auS- grgangenen Brandes der Dachfluhl niedergebrannt; der Geböudeschaden ist weniger bedeutend, als der Mobiliarschaden, der auf etwa 20 000 Mk. geschätzt wird. — In Tübingen schoß sich ein Kandidat, welcher im Examen stand, in selbstmörderischer Absicht eine Kugel in die Brust, ohne sich dabei gefährlich zu verletzen. — Dem Fischer Gottlob Schül« und dem Jagdaufseher Arnold von Oberriexingen o. E., gelang e- eine Fischotter in der Falle zu fangen. Da- schön« Trer wog22 Pfund. — In Beuren OÄ. Nürtingen, wurde der 40jährigr Jckod Deuster schlagen aufgefunden. Der Thäter ist noch unbekannt.
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Landtags-Wahl Nachrichten,
* Calw, 4 Dez. Nachdem HandelSschuldirektor Spöhrer di« ihm seiten- der Volk-Partei augebotenr Kandidatur ab- gelehnt hatte und gestern in einem „Eingesandt" de- Calwer Wochenblatt- der bi-herige Kammerpräsident Pay r als Zählkandidat empfohlen worden war, wird heut« in letzter Stunde Zigarrettrnfabrikant E nil Grorgii in Stuttgart all demokratischer Kandidat ausgestellt.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1900.
* Maonh «im. Di« hiesige Polizeibehörde hat sich gegenüber den vielen Vereinen und deren Veranstaltungen
zu einem einschränkenden Verfahren entschlossen. Im Amtsblatt für Mannheim ist darüber zu lese«: „Die strengere Beurteilung, welche seit zwei Jahren die Vereiu-festltchkeiteu seiten- der Polizeibehörde erfahren, beruht auf der Wahrnehmung, daß da- Verein-leben «ine ungesunde, in wirtschaftlicher Hinsicht gefährliche Entwicklung genommen hat. Zunächst waren «r die mit der Vergrößerung der Stadt in keinem Verhältnis stehenden zahlreichen Neugründungrn von Vereinen, welch« umsomehr Bedenken erregen mußten, al- die meisten der jungen Vereine keinerlei ernsten Bestrebungen, sondern nur dem Vergnügen zu huldigen gedachten und ihre Mitglieder hauptsächlich den wirtschaftlich schwächeren oder jugendlichen Kreisen der Einwohnerschaft entnahmen. Hand in Hand mit dieser Verein-maieret, welche bi- Ende de- Jahres 1899 nahezu 500 Verein« allein in der Altstadt hatte erstehen lassen, wurde ein« Vergnügungssucht groß- gezogen, welche mit den VermögenSverhältniffen der Verein-- angehörigen nicht in Einklang zu bringe« war. Zu allen den Festlichkeiten Warden Einladungen auch an Nicht- mitglteder erlasse« und immer mehr riß die Hebung ein, di« Festkosten während des Feste- selbst durch Verkauf von Eintrittskarten, Programmen rc. herauSzuschlagen. Um diesen Mißständen zu begegnen, erhalten alle Vereine ohne Unterschied, welch« durch zu häufige, die wirtschaftliche Lage ihrer Mitglieder schädigende Festlichkeiten auffallen, keine Verlängerung der Polizeistunde, so lange sie sich nicht entschließen, dt« Zahl ihrer Feste zu reduzieren. Desgleichen wird den Korporationen, dt« sich au- vorwiegend jugendlichen Personen zusammensetzen, überhaupt nicht und den neugegründeten VergnügungSvereinen erst geraum« Zeit nach der Gründung eine Vergünstigung bezüglich der Polizeistunde zu teil. Kein« Tavzbelustigung eine- Vereine- darf den Charakter einer öffentlichen T-aozbelustigung an- nehmen. Der Verkauf von Eintrittskarten, sowie dt« Erhebung von Eintritts- oder Tanzgelder wird, sofern e- sich nicht um ein« Veranstaltung mit gemeinnützigem Zweck handelt, verboten. — Die Handhabung dieser Grundsätze hat bereit- gute Wirkungen gezeigt, indem zahlreiche Vereine, um «ine größere Polizeistunveoverläugerung zu erhalten, eine Einschränkung ihrer Fest« beschlossen und mehrere von den Vereinen, deren Existenz aus einer Ausbeutung ihrer Gäste beruhte, seit Entziehung dieser Einnahmequelle sich aufgelöst haben.
* Lynchgericht hat man in Nordhausen abgehalten. Dort ertränkt« sich die Arbeiterfrau Caatrak au- Gram darüber, daß ihr Mann mit einem andern Mädchen ein Verhältnis ««geknüpft hatte. Bei dem Begräbnis drr Frau war eine nach Tausende« zählende Menschenmenge nach dem Friedhofe geeilt. Kaum hatte der Geistliche den Segen gesprochen, und kaum war der Sarg mit der Leiche in di« Gruft gesenkt, als ein ungeheurer Lärm entstand. Die über die Handlungsweise de- Mannes, der am Grabe stand, empört« Menschenmenge warf mit Steinen und anderen Gegenständen nach ihm, bedroht« ihn mit Knütteln, sodaß er schleunigst Schutz in der Wohnung de- Friedhofswäriers suchen mußte. Aus Umwegen sucht« er dann seine Wohnung zu erreichen, verfolgt von der Menge. Vor seiner Wohnung sammelt« sie sich abermals und warf die Fenster ein.
* Berlin, 3. Dezbr. Den Abendblättern zufolge erklärt die Krupp'sche Verwaltung in Essen die Meldung eine- hiesigen Morgenblatte- von der Entlassung von 5000 Krupp'scher Arbeiter all durchaus unbegründet. Die Arbriterzahl beträgt jetzt 1100 mehr als am 1. Juli.
* Urber di« im Reichstag« geübte Kritik kaiserlicher Reden thun norddeutsche konservative Blätter ihrer Gewohnheit gemäß ganz entsetzt. Die „Franks. Zig." hat da wohl nicht Unrecht, wenn sie sagt: Bisher ist noch nicht bekannt geworden, daß der Kaiser sich durch diese Kritik beschwert oder verletzt fühle. Graf Ballestrem, der al- Präsident die parlamentarische Kritik kaiserlicher Reden zuerst zugelassen hat, steht beim Kaiser in hoher Gunst, ist Wirklicher Geheimer Rat und Exc-llenz geworden. Er ist auch sonst bekannt, daß der Kaffer Kritik und Widerspruch verträgt. Er hat schon mit Parlamentariern lebhaft debattiert und vielleicht sind die. di« sich immer noch über di« Besprechung kaiserlicher Reden im Reichstage aufregen, kaiserlicher older Kaiser selbst.
* Feldgrau statt des schilfgelben Khaki soll die neue Farbe für die deutschen Chinatruppen werden. In zwei HrrSfelder Tuchfabriken wird gegenwärtig mit großem Eifer an der Herstellung von Uniformtuch für unsere Chinatruppen gearbeitet, da die ganze umfangreiche, für die Winterkleidung der Truppen bestimmte L eferung innerhalb weniger Wochen auSgeführt werden soll. Der Stoff dieses Tuches hat die Schwere einer guten Winterware und eine al- „Feldgrau"