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Erscheint Dienstag. v»««erStag, Samstag m» Sonntag B« der Sratir-Beilage Der Sonntags - Saft.'

vestellpreiS pro Quartal i« Bezirk Nagold »0 Pfg.

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EinrückungSpreiS für Mtensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Ein­rückung 8 Pfg. bei mehrmal. je 6 Pfg auswärts je 8 Pfg. die Ispaltig« Zeile oder deren Raum.

Verwendbare Beiträge werden dank« bar angenommen.

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Für vorzügliche Dienstleistungen und langjährige treue Pflichterfüllung erhielten Geldbelohnungen u. a. die Landjäger 1. Klasse Mohr in Wild­berg und Huttenlocher in Ealmbvch, OA. Neuenbürg; öffentlich belobt wurde der StationSkommandant Herz in Freudenstadl und der Landjäger 1. Klasse Raabe in Wildbad sowie der Landjäger 2. Klasse Schwille in Haiterdach.

Uebertragen wurde die erledigte evangelische Pfarrei Orlach, Dek. Hall dem Pfarrverw. Georg Breitschwerdt in Hochdorf, Dek. Nagold.

D England und Rußland in Mittelasien.

Geht »S nicht plötzlich, so geht ei in Fohren und geht e» nicht in Jahren, so geht eS in Jahrzehnten! Dar ist di« Parole der russischen Aurbeutang-politik, die seit Peter dem Großen ihre Netze rirsrnweit ausgespannt hat und in fortwährender Entwickelung begriffen ist. Die Festnagrlung Englands in Südafrika und die chinesischen Wirren baden die Aufmerksamkeit von dem Gange der Dinge in Mittel­asien abgelenkt, wo in absehbarer Zeit die Jnterrsstn der Russen und Engländer unfehlbar aufeinander platzen müssen.

I« Persien macht der russische Einfluß ungeheure Fortschritte und hat englischen Einfluß, englischer Kapital fast vollständig verdrängt. Rußland hat längst «in gesehen, daß e» strategisch nicht ratsam ist, gegen Ostindien auf dem Weg« über Afghanistan vorzugehen; es hat sich für den Weg über Persien entschieden. Er wird sich langsam über Persien dir an den Persischen Meerbusen hindurcharbeiten, um von dort aus über Beludschtstan an den britischen Be­sitz heravznkowmen. Wenngleich den Engländern da- Erscheinen de- russischen Kanonenboot-Giljak" im Persischen Meer­busen, sowie da< Errichten zweier russischer Konsulat« in persischen Küstenstädten einen Vorgeschmack von dem hätte geben können, war ihnen die Zukunft von seiten Rußland« bringen würde, so glaubten sie doch wohl nicht, daß eine ernste Gefahr nahe brvorstände und daß «S bereits zu spät zu Gegenmaßregeln sei. Die Engländer konnten sich auch jetzt noch nicht von dem Standpunkt« GladstoneS trennen, der im Jahre 1879 die falsch« Weissagung prophezeite:Ich fürchte keine GebietlauSdehnungen Rußlands in Asien und erachte e- für Altweiberangst. Laßt di« Russen nur Indien sich nähern! Je weiter sie vormarschieren um so schwächer werden sie uud um so eher können wir sie besiegen', und der damit ein« Kurzsichtigkeit bewies, die der englischen Politik schon damals fast verhängnisvoll geworden wäre. In den Erwägungen, was England unter so veränderten Verhältnisse« zu thun übrig bleibe, kommt die RegierungS- Press« fast einmütig zn dem Resultat, daß »S versuchen müsse von Beludschistan aur Persien unter seinen Einfluß zu bringe« und gegen Afghanistan eine geschickte Defensive zu führen. Er fragt sich, ob und wie da« möglich sein wird, und welche Erfolge solche Entschlüsse haben können? Am günstigsten scheinen die Verhältnisse in Beludschistan zu liegen, dar vor 20 Jahren noch «in völlig unerforschte« Land war und jetzt zum Teil englische Besitzung ist, zum Teil zur Einflußsphäre der britischen Reicher gehört. Auch sind die verschiedenen Chane nicht« anderer als englische Vasallen, voll kriegerischen Sinne« und großer Tapferkeit, so daß sie mit Truppen der persischen Armee voraussichtlich leichtes Spiel haben würden. Dabei begünstigt auch ein vorzügliche» Wegenetz da« Mar­schieren uud die schnelle Konzentration von Truppen nach den wichtigste« Grenzpunkte« und nach der Küste zu. Be­rücksichtigt man dazu, daß es für Rußland, auch nach vol­lendetem Bahnbau in Persien, immerhin schwerer werden dürfte, hierher so schnell hinreichende Truppen zu schaffen, Wie ihm die» nach Afghanistan möglich sein wird, so muß man zugebeu, daß ein« englische Offensive gegen Persien, schnell und geschickt geführt, nicht ohne Berechtigung ist.

So beurteilt mau die Dinge wenigsten- in England. Mau scheint dort ordentlich froh, daß der etwaige russische Angriff voraursichtlich über Beludschistan und nicht über Afghanistan erfolgen dürste. Aber für jeden der beiden Fälle fehlt in Indien die Hauptsache: ein starke« verläßliche» Heer. Nominell sollen ja freilich 74 000 Mann europäischer Truppen in Indien stehen; in Wirklichkeit sind jedoch nicht mehr alr 2630000 Mann vorhanden und ebenso dürsten von den auf dem Papier genannten eingeborenen indischen Sol­daten höchstens 80000 im Felde verwendbar sein. Auch darf man nicht außer acht lassen, daß rin« englisch« Offen­sive um so schwächer werden muß, je weiter sie sich von ihrer natürlichen VerteidiguugSbasi» entfernt und mit dem Vordringen in Afghanistan (von der Grenze bis Herat sind «r rund 700 Kilometer) ihr, rückwärtige Verbindungslinie ge­fährdet. Die Operationen des Feldmarschallr Robert« in Süd-Afrika könnten in dieser Beziehung al» Warnung dienen.

L«rird<»ir«»ehirietzteir.

* Alten steig, 3. Dez. Samrtag abend fand im »Adler" dir jährliche Generalversammlung de- Privatspar- verein« statt. Au- dem hiebei vorgetrageneu Rechenschafts­bericht sind folgend« Zahlen zu entnehmen: Der Umsatz

Dienstag, 4. Dezember

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1900.

betrug Heuer 545878 Mk. 74 Pfg., dir Aklivkapitalieu in 683 Schuldposteu betragen 1207 644 Mk. 34 Pfg.', im Vorjahr betrugen dieselben 1122 417 Mk., mithin Zunahme 85000Mk.,darGuthabenderMltgliederbeträgt 1175406 Mk. 55 Pfg. und da« rein« Vermögen de« Verein« 32 237 Mk. 79 Psg., «S hat im Berichtsjahr um 2198 Mk. 37 Pfg. zugenommer«. In 729 Einlageposten haben hiesige Ein­leger «in Guthaben von 385560 Mk. 93 Pfg. und 1658 auswärtig« Einleger haben rin solche« von 789 845 Mk. 62 Pfg. Neu eingelegt wurden im Berichtsjahr von hiesige« Einlegern 32 736 Mk., von auswärtigen 98365 Mk., zu­sammen 131 101 Mk. Auch Heuer ist wieder eine erfreuliche Zunahme an Einlagen zu konstatieren, war als ein Beweis von hohem SparsamkeitSsinu unserer Bevölkerung betrachtet werden darf. Die Revision der Rechnung ergab keinen An­stand und wurde di« Geschäftsführung in musterhafter Ord­nung gesunden.

* Altenfteig, 2. Dez. Die in Oesterreich bis zum Schluss« de« Jahre- 1867 geprägten VereinSthaler und BereiuSdoppelthaler gelten vom 1. Januar 1901 ab nicht mehr als gesetzliche« Zahlungsmittel. ES ist von diesem Zeitpunkt ab außer den mit der Einlösung beauftragten Kassen niemand verpflichtet, diese Münzen in Zahlung zu nehmen. Die Thaler der im Z. 1 dieser Bekanntmachung bezeichnrten Gattung werde» bl< zum 31. März 1901 bei den Reichs- und LandeSkassen zu dem Wertverhältmss- von drei Mark gleich einem Thaler sowohl in Zahlung al« auch zur UmwrchSlung angenommen. Di« Verpflichtung zur An­nahme und zum Umtausche (Z. 2) findet aus durchlöchert« und ander« al« durch den gewöhnlichen Umlauf im Gewichte verringert« sowie aus verfälscht« Münzstück« kem« An­wendung.

Psalzgrasenweilrr, 1. Dez. Gestern fand hier zur Besprechung der LaudtagSw-hl und insbesondere der Ausführung de« Bahnbaus von Pfalzgrafenweiler nach Freudrustadt «ine Bürgerversammluug im Sternsaal statt. Den Vorsitz hatte Hr. Schulth. Decker von hier, welcher die zahlreich Erschienenen begrüßte und als Zweck der Zu- sammenkunst angab, e« solle den hiesige» Wählern Gelegen­heit gegeben werden, sich über diese, sür unsere Gemeind« so wichtige Angelegenheit auSzusprrchrn. Al« erster A dner führte hierauf Hr. H. Fszrr, Dampssägewerkbesitzer von hier folgendes au«: Es seien für die Landtags-Abgeordneten- wahl 3 Kandidaten in Vorschlag gebracht. Daß der sozialdrwokr. Kandidat Bluwhardt weder jltzt noch in ferneren Jahren Anklang finden werde, sei bei dem guten Sinn der Bevölkerung in der hiesige» Gemeind« und im ganzen Be­zirk vollständig ansgeschlossen. Etwa« ander« sei er mit dem, von der Volkspariei vorgeschlagenen Kandidaten Galler, bezüglich dessen die Verhältnisse an und sür sich günstiger liegen. Der von der deutschen Partei vorgeschlagene Kandidat Stadtschultheiß Hartrauft sei schon über V» Jahrhundert im Bezirk und in Folge dessen mit den Verhältnissen einer jede« Gemeinde vertraut, habe von Anfang au, in den letzten 2*/g Jahren seit die Frag« der Erbauung einer Bahn von Psalzgrasenweilrr nach Freudenstadt aufgetaucht sei, bei den Vorarbeiten zu dem Bahnprojekt den hervor­ragendsten Anteil genommen. Mit Rücksicht auf di« groß« Bedeutung einer Bahn sür da- ganz« wirtschaftliche ErwrrbS- und VerkehrSleben speziell der hiesigen Gemeinde solle man mit besonderer Umsicht an die Wohl des Abgeordneten herantreten und sich nicht ausschließlich von politischen Rück­sichten leiten lassen. Dir augenblickliche Politik der Ein­wohner von Psalzgrasenweilrr gipfele in der Verwirklichung de- angestrebteu Elsrnbahuprojekt«-. Auch wäre e« «in Akt der Undankbarkeit, wenn der bisherige eifrige Förderer der Bahnaugelegenheit gerade noch vor Thorschluß kalt gestellt würde, zumal da dessen fernere Mitwirkung zu einem glück­lichen Ende so dringend notwendig sei. Redner legte zum Schluß e« den Wählern an« Herz, ohne Rücksicht der politischen Färbung auch fernerhin die Vertretung der Bahn- und Bezirks-Angelegenheiten vertrauensvoll in die Hände der Hrn. Stadtschulth. Hartranft zu legen. Als zweiter Redner gab Hr. Schultheiß Decker insbesondere als Widerlegung der bei der Galler'schen Versammlung leichte« Sinne- hiugeworfenen Behauptung, daß di« Thätigkeit de» biSh. Abgeordneten auch in dieser Angelegenheit eine in­tensivere und raschwirkendrre hätte sein sollen, eine eingehende Darstellung über den Verlauf der Eisenbahnbewegung vom Jahr 1898 an bis auf den heutigen Tag. Au« derselben ging hervor, welch« Unmassen von Arbeit, Beratungen, Korrespondenzen und Konferenzen unter steter Mitwirkung dt« bisherigen Abgeordneten erledigt wurden und welch' groß« Schwierigkeiten bisher schon zu beseitigen waren. Bon den Zuhörern wurde insbesondere der Nachweis mit Genugthuung ausgenommen, daß durch den Bahnbau trotz der Größe der finanziellen Opfer, welch« selbstverständlich

Psalzgrasenweilrr in erster Linie zu bringen haben werde, mit Rücksicht auf da» zur Verfügung stehend« Restvermög««, die lausenden Mittel und den bereits genehmigten außer­ordentlichen Holzhirb, di« Einführung einer GemrindeschadenS- umlage nicht notwendig werden werde. Bei Erwähnung de« zu erhoffenden StaatSbeitragS wurde di« Behauptung de- Hrn.Gallerwiderlrgt, daß der demokratische Abgeordnete K. Haußmann sür di« in seinem Bezirk im Bau begriffene Nebenbahn Ebingen-Oastmettingen den höchsten StaatSbeitrag bekommen habe. Der Redner war in der Lage an der Hand der Kammer- Verhandlungen da« gerade Gegenteil nachzuweisrn. AIS weitere Redner traten auf die Herren Spranz, Völker und Gemeinde- rat Hartmaun von hier, um ihr volle» Einverständnis mit de« bisherigen Darstellungen und insbesondere dahin aus- zusprechen, daß bei der Lage der Dinge jeder, der eS mit dem Gelinge» der Bahn ernst meine, den bisher bewährten Abgeordneten Stadtschulthriß Hrrtranst wählen müsse, auch wenn der betreffend« Wähler mit der politischen Richtung de» Letzteren nicht übereinstimmr. Hr. Oberförster Nörd- liuger nahm Veranlassung, ein hier unter den Einwohnern umlaufender Gerücht zu widerlegen, wonach er sür seine Person mehr sür den Bau nach Dornstrtten al» nach Freuden- stadt eingenommen sei; Redner führte au-, daß e» an und für sich ja wünschenswert gewesen wäre, wenn mit einem Anschluß in Dornstetten auch eine günstigere Verbindung mit dem Unterland erreicht worden und damitzwei Fliegen auf einen Schlag getroffen worden wären". Da aber im Verlauf der Verhandlungen dt« Genehmigung der Bahnlinie GernSbach-Schönmüuzach erfolgt und damit die Aussicht de» baldigen Weiterbaus von Kiosterreichrnbach nach dorthin näher gerückt sei, da ferner, wie ihm v-rsichert worden sei, eS der Gemeinde Dornstette« im Gegensatz zu der OberamtS- stadt Freudrustadt mit Förderung von Psalzzrasrnwriler Bahnprojekten nicht Ernst sei, da weiterhin in den Re­gierungs-Motiven für die Bah» Freudenstadt-Klosterreichen- bach der Anschluß für Pfalzgrofeuweiler auf dem Stadt- bahnhos Frrudenstadt schon vorgesehen sei und endlich di« bündtgeErklärung derWürtt. Eisenbahn- grsellschast vorliege, daß sie von Pfalz­grafenweiler nach Dornstetten unter keinen Umständen bauen werde, so habe er sich selbst­verständlich schon länger auf den Standpunkt de« Erreich­baren gestellt uud umsomehr, als durch einen direkten Anschluß nach Freudenstadt ein größerer Waldkomplex aus­geschlossen und in den Bahnbereicv herringezoge« werde. In dem Schlußwort brachte der Vorsitzende den Wunsch zum Ausdruck, dl« hiesigen Einwohner möchten bezüglich der diesmaligen Wahl dieselbe Einmütigkeit beweisen, wie be­züglich der heutigen Ausführungen in der Bahnaugelegenheit uud schloß mit einem beifällig ausgenommen«!. Hoch auf da« Wachsen, Blühen und Gedeihen der hiesigm Gemeinde.

* Im Liebenzeller Mordpcozeß will immer noch kein« Ruhe eintrrten. Daß die zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigte Angeklagte Eva Maria Faaß, grb. Hofwann, die seit 24 August d. I. in der Strafanstalt GolteSzrll sich befindet, bereits Wiederaufoahmegesuchr stellte, die ab­gewiesen wurden, ist bekannt. Neuerdings hat sie einen Rechtsanwalt in Landau abermals mit Einreichung eine- Wiedrrausnahmegesuch« beauftragt. Dieser Herr hat in den letzten Tagen da« umfangreiche Aktenwaterial studiert. WaS er daraus zu thun gesonnen ist, entzieht sich noch der Oeffentlichkeit.

* Stuttgart, 1. Dez. Im Druck erschienen sind j. tzt dir Berichte der Kommissionen der evangelischen LandeS- synode über den der Synode zugegangrnen Entwurf eine« kirchlichen Gesetze», betreffend die Diöcesansynode, und über eine Reihe von Anträgen, welche au« dem Schoße der Landrtsynod« hervorgegangen sind. Von den Berichten über di, Anträge heben wir hervor, daß die Kommission sich dahin ausgesprochen hat, den gesamten Unterricht der Fortbildungsschulen von Sonntag auf den Werktag zu verlege«. Mit Rücksicht auf die SawStagS- und SonntagShochzriten beschloß man, di« Obrrkircheubehörd« um «ine Kundgebung zu ersuchen, welche die Geistliche« unterstützt in ihren Bemühungen um Erhaltung der guten Sitte, die Hochzeiten nicht an den erwähnten Tage«, sondern an anderen abzuhalten. Weiter hat sich di« Kommission dahin ausgesprochen bei Neu- und Umbauten von Pfarr­häusern den Einbau von Gemeindesälen anzustreben. Ferner beantragte die Kommission, e« möchte auf di« Stärkung de» kirchlichen HllfftsondS hingewirkt werden. Weitere Anträge der Kommission beziehen sich auf die Förderung de« Interesse« au der Hetdenmissio» und den evangelischen Gemeinden im heiligen Lande.

* Nach der imReichsanz." veröffentlichten Verlustliste Nr. 4 starben an Krankheiten u. a. bei der 5. Kompagnie de» 2. Oftas. Infanterie-Regiment» MuSk. Gustav Weißert