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Dienstag, 27. WovZmber

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1900.

Uebertragen wurde die erledigte humanistische Hauptlehrstelle an der mittleren Abteilung des Reallyceums in Calw dem Oberpräzeptor Strudel in Markgröningen; die Schulstelle in Bickelsberg, Bez. Horb, dem Unterlehrer Gottfried Büchlec in Dornstetlen; die Schulstelle in Mannenberg, Bez, Backnang, dem ünterlehrer Philipp Deines in Stamm- heim, Bez. Calw.

Derrtf^tzev Reichstes.

* Berlin, 23. Nov. Di« Beratung des N-chtragS- etatS für dl« Chinaexpedition wird vor ziemlich leerem Haus« fortgesetzt. Adg. Hass« (aut.) sieh; durch die RegrerungSzusagr in Bezug auf die JndemnttätSforderung die VrrfaffungSbedenken in der Hauptsache als beseitigt an. Redner bekennt sich al- entschiedener Anhänger der Welt- Politik, die er auch auf den Schutz de« kleinen ManneS angewendet wisst« will, an dem es bei den aus Transvaal AuLgewikseuen gefehlt zu haben scheine. Gegenüber Singer behauptet er, daß die großen Stelgerungen im Erwerbsleben wesentlich dem Arbeiter durch Steigerung der Arbeitslöhne zu Gute gekommen seien. Abz. Hasse wirft den Sozial­demokraten weiterhin vor, daß sie immer die Anwälte der Feinde des deutschen Landes, diesmal der Boxer sind. Er ist Anhänger einer besonderen Kolonialarm«. Staats­sekretär Fchr. v. Richthofen bestreitet, daß die aus Transvaal AuSgewiesenen schutzlos geblieben seien; das Auswärtige Amt und dal Konsulat in Kapstadt seien in vollstem Maße für die Leute eingetrete«. Man könne aber nicht vvtkerrcchtlich alle Ausweisungen als ungerechtfertigt ansehen, sondern müsse die Entfernung solcher Ausländer vom Kriegsschauplatz als gerechtfertigt anerkennen, bei denen di« näheren Umstände dazu drängen. Dagegen sei man gegen grundlose und mit übergroßer Härte erfolgte Aus­weisungen nachdrücklich in London eingetrete» und habe besonder- entsprechend« Entschädigung gefordert. Zu dieser habe sich die englisch« Regierung auch bereit erklärt und über den Modus der Entschädigung werde zur Zeit ver­handelt, wobei allerdings die Fixierung schwer sei, wo dis nötigsten Belege fehlten. Abg. Schräder (freist Veinig.) vertritt den VerfassungSstandpunkt in Bezug auf die In­demnität und wendet sich gegen die Hoskamarilla unter der alle Ministerpräsidenten zu leiden hätten. Abg. Bebel wendet sich gegen die gestrigen Ausführungen dr« Grafen Lerchenseld, nach denen schließlich eine ganze Armee- reorgamsation durchgeführt werden könne, ohne daß man den Reichstag vorher befrage. Gegen Lieber citiert er dessen Aeußerungrn aus dem Katholikentage, daß da- Centrum den Luxus einer selbständigen Politik habe daran geben müssen. Das Centrum, die maßgebende Partei, wahrt nicht mehr die Rechte der Volksvertretung! Gegenüber dem KrtegSminister vergleicht er die Boxer mit dem Landsturm von 1813 und bezeichnet es als ungerecht, ihnen nun die ganze Schuld auszubürden. Unwiderlegt sei, daß vor den chinesischen Ausschreitungen wehrlos« Chinesen von deutschen Soldaten erschossen worden sind. Die Hunnrnbrirs« seien nur zu wahr und der Zusammenhang der darin geschilderten Kriegführung m»t der Pardonred« sei nicht abzuweisen. Redner verliest zum Beweis dafür eine« neuen Hunnenbries, der die Abschlachtung von Weibern und Kindern schildert und ausdrücklich auf jene Ansprache Bezug nimmt. Be­denklich seien dir Ausführungen des KrirgSministers, di« so klangen, als sehe man den Krieg als ein Glück an. Bei der Bremerhaven« Kaiserrede könne man nicht entschuldigend sagen, e- sei nur eine Soldatenrede. Der Kais« spreche immer als Kaiser und soll als ganze Persönlichkeit behandelt werden. Wirkliche Kulturaufgabeu würden durch die jetzt übliche Raub- und Eroberungspolitik nicht erfüllt. Wenn die Missionär« aus eigene Gefahr als Privatpersonen nach China kommen, sei nichts dagegen zu sagen, ab« zu ver­urteilen sei eS, daß sie als politisch« Agenten fungierten und daß man von staatSwegen für sie eintrete. Diese Be­handlung d«S MrssiouSwrsenS sei rin politische« Handels- geschäft zwischen Regierung und Centrum. Redner verbreitet sich ausführlich« üb« dar MlssionSwesen und schildert dar Provokatorische Verhalten de- Bischofs Anzer, der sich als Mandarin in einen chinesischen Dampf« «ingedrängt habe. Wie würde die bayerische Landbevölkerung Ll-Hung-Tschang empfangen haben, wenn er als bayerisch« Mandarin aus­getreten wäre. (Heiterkeit.) Mit der christlichen Toleranz sei er nicht weit her und dem chinesischen Aberglauben sei der in Könitz zu Tage getreten« Abttglaube mindesten« eben­bürtig. Den Vorwurf der VaterlaudSfeiudschaft, der ja schon den ersten Christen gemacht wurde, weis« er zurück Ec werde nur verlangen, daß man gerecht prüfe und nicht nur auf di« Stimme der Leidenschaft höre. Brbel gtebt dann längere geschichtliche Ausführungen üb« die Pariser Kommun«, verweist gegenüber den Ausfälle« auf die Boxer­rohheiten auf den Grafen Pückl« und polemisiert gegen Bassermann, dessen Partei die Jnteressenpolitik der Besitzenden

aus Kosten de-armen Mannes, die Liebesgaben- undLrben"- mtttrlverteuerungspolitik mitgemacht habe. Den Arbeitern, welch« solche Leute wtederwählen, müssen dir Gött« ihr« Dummheit verzeihen. (Heiterkeit.) Die aufsteigende Sozial­demokratie werde üb« diese untergrhends Partei zur Tages­ordnung übergehen. Reichskanzler Gras Bülow berust sich für dar richtige Verhalten Deutschlands aus den Brief der chinesischen Gesandten in Berlin, der die Verhältnisse in China als geborener Chinese besser beurteilen könne als Bebel, der nur freiwillig« Chinese sei (Heiterkeit) und d« dir deutsche Chinapolitik als «ine richtige und auch im Interesse Chinas liegend anerkannt habe. Die Kaiserrede in Wilhelmshaven sei unmittelbar nach Eintreffen der Nach­richt von der Ermordung des Gesandten gehalten worden, und da müsse dar Blut schnell« durch dir Adern jagen. Bedauerlich seien die Angriffe aus die deutschen Soldaten. Bisher sei kein unwürdiger Verhalten von deutschen Soldaten nachgewiesen worden. Jede Ausschreitung würde geahndet werden. Aber es zeuge nicht von bon 86N8, wen» in der bisherigen Weise unser Heer geschmäht werde. Der Genius der deutschen Volkes und der gute Ruf der HrereS bürge dafür, daß in unserem Heere Humanität mit Entschiedenheit verbunden würde. (Beifall.) KriegSminister v. Goßler «klärt, daß in Bezug aus dis Behauptungen in den Hunnen- briesen die Untersuchung gleich eingeleitet worden sei. Vorerst aber liege noch kein Beweis vor. Friedlichen Chinesen geschehe nicht-, die Büx« aber seien keine regulär« Truppe und ver­diene dafür den Tod, wenn man sie mit den Waffen in der Hand ergreife. Von den Bedel'schen Ausführungen könne « nur die Worte uatttschreibm:Unser Kais« ist ein ganz« Mann". Abg. Bachem verteidigt dar Verhalten der Missionen. Bebel verwahrt sich gegen den Vorwurf, daß « die Armee als solche herabgesetzt habe. Wenn der KriegS- minster die Richtigkeit der erwähnten Soldatenbriefe be­zweifle, weshalb gehe er dann nicht mit Klagen gegen die Blätter vor? Darauf wird die Diskussion geschloffen und der NachtragSrtat der Budgetkommission überwiesen.

* Berlin, 24. Nov. Zur Beratung steht di« sozial­demokratisch« Interpellation über die 12 000 Mark-Affäre, die von Auer begründet wird. Redner rekapituliert kurz den Tatbestand. ES steht nach dem Bueck'schrn Brief fest, daß vom ReichSamt der Innern der Zrntralverband deut­scher Industrieller um 12 000 Mark angegangen sei, behusS Agitation für dir ZuchthauSvorlags. Im Namen deS ReichS- amts der Innern seien durch Direktor v. Woedtk« den Groß­industriellen, den Scharfmachern, Handlangerdienste geleistet worden. Der frühere Vorgang wrt dem VolkSwirtschaftSrat könne nicht zum Vergleich herangezogrn werden, weil man hi« die Privaten direkt angebeitrlt hätte und zwar solche, die Partei in der Sache waren. Damit hatte sich die Re­gierung in eine unwürdige, abhängige Stellung von diesen Scharfmachern begeben, gegen dir Armen, deren einzige Waffe, dar KoalitionSrrcht, man stumpf machen wollte. (Sehr richtig links.) Allerdings handle er sich nicht um persönliche Bestechlichkeit, aber de« ungeheure Einfluß der Interessenvertretung habe sich in bedenklich« Weis« bekundet, der eS ja auch schon bewirkt Hab«, daß die Regierung not­wendige sozialpolitische Vorlagen zurückgezogen habe und daß in der sozialpolitischen Entwicklung Halt gemacht und überall auf di« Beschränkung der Rechte der Arbeiter Be­dacht genommen würde. Ueberall sei der Versuch erkenn­bar, de« RegierungSopparat in den Dienst der Unternehmer herabzudrücken. Die Regierung informiere sich ganz ein­seitig bei den Unternehmerverirrtungen, nicht aber auch bei den Arbeiterverrinigungev. Abg. Au« spottet in seinen weiteren Ausführungen darüb«, daß kein ReichSamt Zeit habe, sich auf Fachkongreffen der Arbeitnehmer vertreten zu lassen, während sie zu Uaternehmerzusammenkünsteu, zu Stumm'schen Festlichkeiten bereitwillig «schienen. Der Ein­fluß der großindustriellen Scharfmacher sei u. a. darin her- vorgetreten, daß feit dem Stumm'schen Bannstrahl gegen die protestantischen sozialen Pastoren e- in ihren Kreisen still geworden sei und auch im katholischen KieruS habe sich die indirekte Wirkung gezeigt. Selbst der Führ« des Bunde» der Landwirt« habe schon üb« die den Junkern gemachte Konkurrenz der Großindustriellen beim Kaiser geklagt. Die Arbeiterschaft habe schon oft diesen Einfluß empfinden müssen, von dem di« falschen Informationen de» Kaisers herrührten. Weil er sich um einen unerhörten Vorgang handelte, sei interpelliert worden und er frage, wer die Verantwortung dafür trage? Fort mit einem solchen System und fort mit den Personen, die daran Schuld sind! (Beifall links.) Reichskanzler Graf Bülow meint in Beantwortung der Interpellation, daß die Angelegenheit übertrieben und ent­stellt worden sei, daß man eS so dargestellt hätte, als ob die Regierung abhängig von bestimmten Jnterrsientengruppen

sei, daß eine Klassenregierung bestehe. Schon diese Wahr­nehmung würde ihn bedenklich machen gegen die Anwendung privat« Mittel für Verbreitung amtlicher Schriftstücke. Er sei davon durchdrungen, daß die Regierung über den Par­teien und über den wirtschaftlichen Gegensätzen stehen müsse. (Beifall.) Sie müsse dar Gesamtwohl im Auge haben und dar Gesamtintereffe fördern. Er sei auch der Ansicht, daß di« Regierung sogar den Anschein der Abhängigkeit von irgend welchen Jnteressentengruppen vermeiden müsse. Darum stehe er nicht an, trotz des guten Glauben» der Beamten in diesem Fall« den von ihnen betretenen Weg als einen Mißgriff zu bezeichnen. (Bewegung und Unruhe rechts.) Er würde auf Befragen damals von einem solchen Vorgehen abgeredet haben und würde, wenn er heute zur Kenntnis solcher Absichten gelangte, deren Ausführung zu hindern wissen. Im vollen Emverständnis mit dem Staatssekretär d«S Inner«, dessen Arbeitskraft, Erfahrung und Charakter er gleich hochstelle, sei er der Ansicht, daß solche Wege in Zukunft nicht wieder eingeschlagen werden sollen. (Beifall.) Urb« diese seine WillenSmeinung sei da» beteiligt« Reffort nicht im Zweifel gelaff.n worden. Zu weiteren Maßnahmen sehe « sich nicht veranlaßt. (Uaruhs.) Die Art u»d>Weise, wie der Vorfall in di« Oeffrntlichkeit gebracht worden ist, sei wenig« inspiriert von Eff« für dar öffentlich« Wohl, als von Tendenzen gegen bestimmte Persönlichkeiten, gegen deren politische und vielleicht auch gegen deren wirtschaft­liche Richtung. (Beifall rechts, Unruhe links.) Solche« unlauteren Machenschaften räume er keinen Einfluß ein auf sein amtliche- Verhalten und seine Anschauungen. Im klebrigen werde er sich hüten, den Herren von jener Seite des Hause- wieder ähnlichen Stoff zusühren zu lassen. (Bei­fall und Unruhe.) Abg. Büsing «klärt di« Befriedigung sein« Partei über di« Erklärung des Reichskanzlers. Die Regierung müsse üb« den Parteien stehen und darum ver­dien« der besprochene Vorfall entschiedene Mißbilligung. Um so erfreulich« sei die Zusicherung, daß nichts dergleichen wieder Vorkommen w«de. Abg. Lieber führt aus, daß durch die Erklärungen de» Reichskanzler« die Bedenke» seiner Parteifreunde im Wesentlichen behoben seien. Dr. Schöu- lank wirst dem ReichSamt des Innern vor, daß «S im Kamps zwischen der Arbeiterschaft und dem Großunternehmer- tum für letzterer nicht nur Partei genommen habe, sondern gewissermaßen in dessen Dienst getreten sei. Redner schildert der Nähere» unter Anführung von Beispielen den Einfluß, welchen der Zentralverbcmd deutsch« Jadustrielleu auf dir Regierung grübt hat. Auch seine Partei wolle keinen Minister stürzen, ab« die Verbindung zwischen der Regierung und dem Großkapital zeigen. Damit ist die JnterpellationSdebatte erledigt.

* Altensteig, 26. Nov. Einen glücklichen Wurf machte der Liedrrkrauz und Kirchenchor durch die Veranstaltung einer musikalischen Unterhaltung in der Turn­halle für die Angehörigen der aktiven und passiven Mitglied« beider Vereine. Die musikal. Aufführung, die erst« in der neuen Turnhalle, ging gestern abend von 6 Uhr an vor sich und sie wurde so zahlreich besucht, daß der große verfügbare Raum kaum all« Teilnehmer von hi« und auswärts auf­nehmen konnte. Di« Akustik in der Turnhalle «wie- sich vorzüglich, der Gesang, zumeist vom Liederkranz neu em- geübte Chöre, war von kräftiger Wirkung und einem über­raschenden Wohlklaug. Auch der Kirchenchor gab nur neueingkübte Lieder zum Besten und e- wurden die meisten Gesänge der beiden Vereine aufs lebhafteste applaudiert. Am Beginn der Unterhaltung rief der Vorstand de« Lieder- kranzeS den Teilnehmernein herzliche» grüß Gott" zu, wünschte ihnen einen genußreichen Abend und dankte der Stadt­verwaltung für die U-berlasiung der Turnhalle. Während ein« Zwischenpause gab Hr. Stadtpsarr« Breuning« in eingehender Ausführung interessante Bilder aus der Lebenr­und RegierungSzeit de« Herzog« Ulrich von Württemberg, sprach nachher seine Befriedigung aus üb« das Zusammen­wirken beider Vereine und gab schließlich dem Wunsch« Ausdruck, daß jüngere männlich« GesangSkräft« sich doch dem Kirchenchor anschließeu möchten. Hr. Oberpräzeptor Dr. Wagner widmete am Schluß den beiden Vereinen die herzlichsten Dankesworte für den gebotenen hohen musikalischen Genuß, rühmt« die Zweckmäßigkeit der Turnhalle für der- artige gesellige Veranstaltungen und schloß mit einem leb­haft aufgenommeneu Hoch auf dir Stadt Altensteig. Die Arrangierung sowohl als die Aufführung war in allen Teilen gelungen und wir können dem Hrn. Direktor der beiden Vereine, Hrn. Schullehrer Finckh, wie auch den Vereinen selbst zu dem Erfolg der musikalischen Unterhaltung nur besten» gratulieren.

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