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Nr. 64.

Amts- und Anzeigeblatt für den OberamtsbezirL Calw.

63. Jahrgang.

Erlchrinung«w«iser o mal wSchnitlich. Anzklgeapnlt: Im Ob«amt«b»zirk Lnlw sür die kinspalilge geile 12 Pjg., außerhald de»Ie!bea lv Psg-, Reklame» SO und W Psa- kchlutz der An^igenannahme li Uhr aarminag«. Aernsprecher ».

Samstag de« 16. MSrz 1918.

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In der Stadt mit rrligertoh» Mt. l.Si> »terreljllhrllch.

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glPieil im Orr«, nah «ochdorontverlehr Mk ILS, tm Aecnoeete Mk. l.t». Bestellgeld in Württemberg SO Pig.

Wiedererrichtung des Herzogtums Kurland.

Die Entente und Holland.

Eine Erneuerung deS Ultimatums der Enteute an Holland?

(WTB.) New Uork, IS. März. ,Ass. Preß* meldet aus Washington: Die Vereinigten Staaten und England haben Holland endgültig mltgrteilt, daß, wenn die schweben, den Abmachungen über die Benützung von holländische« Schiffen durch die Verbündeten nicht am 15. Marz a»genom men werden, man die Schiffe zum Gebrauch der Verbün- deten nehmen werde. Die Interessen Hollands würden in jeder Weise durch reichliche Zufuhren von Lebensmitteln ge­wahrt werden. Die Vereinigten Staaten und England über­nehmen es. die Fortdauer des holländischen Schiffsverkehrs nach den oft in dt scheu Kolonien zu erleichtern, so daß diese Kolonien mit Gütern versorgt werden und der Handelsverkehr geschützt ist. Man hat Holland wissen lassen, daß reichliche Mengen von Lebensmitteln zu seiner Ver­fügung stehen werden, wenn es Schiffe schickt, um sie zu trans­portieren, und zwar mit den bestimmtesten Versicherungen, daß diese Schiffe Kohlen bekommen und nicht requiriert werden sollen.

Annahme deS Ultimatums durch Holland?

Rotterdam. 15. MSrz. Der .Maasbode* erfährt von vertrauenswürdiger Seite, daß demnächst 15 niederländische Damnfcr, die kn niederländischen Häfen liegen, eine Reise nach Südamerika und zurück unternehmen werden. (Wenn die holländischen Schiffe nach Südamerika fahren, so geschieht es lediglich für Ententezwecke. Zurück werden die Schiffe natürlich ebenfalls mir im Interesse der Entente kommen. Holland hätte sich also, wenn die Nachricht sich bestätigt, dem Ultima' --rüg' und man will mit der Meldung nur eine milde Form suchen. Hollands Nachgiebig' zu be­mänteln. Die Schriftleitung.)

Die holländische Presse zu dem beabsichtigten Schiffsraub der Entente.

(WTB.) Amsterdam. l5. März. .Mg. Handelsblad* Hemer" r» d-"- gg.mr-ai! telegraphierten br'ti sckien Erllärung, wonach di "" 'chlagnabme der holländischen Skiffe keine neue Form von Seeranb sei: Diese Tat sei allmdings Seeranb und ein ganz grober Willkürakt. Die Holländer werden diese Beschänlannq niemals einlehen. Sie werden eine Katze immer eine Katze, dir alliierten Reqie- ninaen Schurken nennen. Wir werden der Gerechtigkeits­liebe. die Prästh - Wilson so prächtig in Worten znm Unsdruck bringen km genau sov'el Wert beimesscn, wie der Liebe deS Landes für die kleinen Nationen, das die süd­afrikanischen Revubl ken ermordet bat. Wenn Amerikas Be­amte setzt so tun. als ob die Beschlagnahme unserer Sck- "e notwendig wäre, um die Neutralen der ganzen Welt mit Lebensmitteln zu versorgen so ist das nur eine armselige Ausrede. England w"st Schiffsraum haben, und damit ist alle-s gesagt. Wir wissen noch nicht, was unsere Negie­rung tun wird. Wird sie einen Protest veröffentlichen, die Zustimmung zum Ceeraub verweigern, oder die Sache lassen wie sie ist? Wird sie einzntauschcn suchen was ihr. wenn sie es nicht eln'aiischt. doch genommen w'rd? Wird sie die Gesandten der seeränberischen Mächte ersuchen, ihre Koffer zu packen und abzuzichen? Viel wäre damst niäst verloren Das Blatt schließt: In einem solchen Augenblick muß eS der Klugheit der Negierung überlassen bleiben, die Entschei­dung zu treffen, die Land und Leute am wenigsten schädigt. Die .T i j d* schreibt: DaS Ultimatum der alliierten Regierungen ist eine der größte» Beleidigungen, die man Holland zngcfügt bat. Holland wird sich darin fügen müssen, aber die Erinnerung an den großen Mach'miß brauch durch die Beschützer der kleinen Nationen wird im Ged"-Htnis des holländischen Volkes lange fortleben.

(WTB.) Amsterdam, 16. März. Der .N. Courant* schreibt: Man kann nach den Berichten aus London «no Washington nicht mehr zweifeln, daß die Bedingungen, unter denen Amerika und die Alliierten uns zur Annahme des in London entworfenen Schisfahrtsabkominm? zu bewegen trach ten, die Form eines Ultimatums angenommen haben. Nichts stimmt bei dieser Gewalttat so bitter, wie der Versuch, ste mit einem völkerrechtlichen Mäntelchen zu umkleiden. Der »Sr. Rotterdamsche Courant* sagt: Das Ziel

Anerkennung deS Herzogtums Kurland.

(WTB.) Berlin, 15. März. Bei dem heutigen Emp­fang der Abgeordneten deS kurländtschen Landes» ratS beim Reichskanzler verlas Unterstaatssekretär v. Radowitz dieAntwort auf den bekannten Beschluß des Landesrats. Darin heißt es:

M'i besonderer Freude und Rührung haben Se. Majestät von der an ihn gerich eten Bitte Kenntnis genommen, die HerzogSkrone Kurlands anzunehmrn. Die allerhöchste Ent­scheidung wird nach Anhörung der zur Mitwirkung berufenen Stellen getroffen und dem LandeSrat mitgcteilt werden. Mit lebhafter Freude und Genugtuung haben Se. Majestät ferner ersehen, daß der Wunsch des LandesratS auf eine enge Verbindung des Herzogtums mit dem Deutschen Reiche gerichtet ist. Ter Vnsft... . diese steht nichts

mehr im Wege. Se. Majestät haben mich beauftragt, tm Namen deS Deutschen Reiches daS wiedercrrichtete Herzogtum als freies und unabhängiges Herzogtum anzuerkennen, ihm den Schutz und Beistand des Deutschen Reiches bei dem Aufbau seiner Verfassung, die auch eine Landcsvertretung auf breiter Grundlage Vorleben muß. zuzusichern und wegen der Festlegung Formulieruna der vom ?<,r-k--rrat be­schlossenen engyi Mxbindung mit dem Deutschen Reiche das w»!tere zu veranlaMz.

der Alliierten ist: Holland soviel Schiffsraum wegzunehmen als möglich. Auf die Mittel, wie sie das erreichen, kommt eS den edlen Anwälten der Menschlichkeit und des Rechts, den sich als Vorkämpfer der Kleinen verhimmelnden alliierten Regierungen, nicht an. Das Blatt betont, daß daS Befahren des gefährlichen Gebiets Holland mindestens die Hälfte seiner Schiffe kosten würde, und daß eS eine Lebensfrage für das Land sei, für den Wettbewerb nach dem Kriege über möglichst viel Schiffsraum zu verfügen. Dem enakifchen Vers-rechen, die tm edierten niederlän^ii-' -n Schi": durch andere zu ersetzen, sei wenig Wert beiznmessen; denn wo nichts ist, hat selbst der Kaiser daS Recht verloren. Wenn die Alliierten es mit ihrem Plan, die torvedierien nieder­ländischen Schiffe auS ihren eigenen Schiffsvorräten zu er­setzen, aufrichtig meinten, können sie ebensogut ihre eigenen Schiffe der Vernichkun- preisgebcn: der d"° würde auf das- '-sbe hinauslaufen. W d. de. n'ed-rl" °->s.l,c Vorschlag auf Grund der Bedingungen, daß Schisse nichtIm gefährlichen Geb-'et benutzt werden dürfen, zurückqewiesen. dann wisse Holland, was das zu bedeuten habe und es werde fich nach dieser neuen Lage richten müssen.

Die Anerkenn,7 Kurlands als freies, unabhängiges Herzogtum. Die weiteren östlichen Fragen.

Eine Abordnung des kurländischen Landes- rots, der verfassungsmäßig den W llen der Kurländer ver­tritt. ist gestern beim deutschen Reichskanzler erschienen, um eine Antwoi t ' Kaisers auf die vo::i Landes?« au gesprochenen Wünsche des Anschlusses Kurlands an Deutsch­land und auf Uebernahme der Herzogskrone von Kurland durch den Deutschen Kaiser zu erbitten. Der Kaiser hak nun Im Namen des Deutschen Reichs erklärt, daß Deutsch­land das wiedererrichkete Herzogtum Kurland als freies und unabhängiges Herzogtum anerkenne und daß über die An­nahme der Herzogkkrone durch den Kaiser und das Haus Hohcnzollern nach Anhörung der zur Mitwirkung berufenen Stellen eine Entscheidung getroffen werde. Die Abordnung wünscht ferner, daß im Wege des Abschlusses von Konven­tionen des Militär-, Zoll-, Verkehrs-, Maß-, Münz- und GcwichtswesenS, sowie durch anderweitige Verträge eine mög­lich^ enge Verbindung Kurlands mit dem Deutschen Reich in militärischer und wirtschaftlicher Beziehung sichergestellt wird. ES wird sich also um die Angliederung Kurlands als neuen deutschen Bundesstaat in Form einer Personal­union mit dem preußischen Herrscherhaus handeln, voraus gesetzt, daß die für diese VerfassungSänderun" zuständigen Stellen (Bundesrat und Reichstag) ihr Einverständnis d« mit erklären. Bis heute hört man, daß verschiedene Stim men gegen die Angliederung Kurlands an Preußen laut g- worden sind, und die Kurland zusammen mit EMand »nd

Livland als freien Bundesstaat betrachtet wissen möchten. Wie sich aber dir Angliederung der baltischen Provinzen an Deutschland staatsrechtlich vollziehen wird, das ist aber nur noch eine formelle Angelegenheit, die lediglich nach innerpolitischen und Zweckmäßigkeitsgesichtspunkten geregelt werden dürfte. Die Hauptsache ist, daß das deutsch« Balten­land, das durch vielhundertjährige Geschichte und durch StammeLverwandtschaft kulturell n, t dem Deutschen Reiche verbunden war und seine deutsche Eigenart bis aus den heutigen Tag trotz aller Anfeindungen und Unterdrückungen erhalten hat, nun auch politisch mit dem Deutschen Reich ver­einigt ist, und zwar auf Grund des von der Entente aus­gestellten Selbstbestimmungsrechts der Völker. Wie sich u n der Anschluß EsthlandS und Livlands an Deutschland r- stalten soll, darüber ist man sich anscheinend noch nicht klar geworden.

Auch über die staatsrechtliche Gestaltung Polens ist noch keine Entscheidung getroffen worden. Es mutz als selbstverständlich erscheinen, d"ß auch hier die Mittelmächte, die den Polen doch erst die Gmndlage für ihre Selbständig­keit mit ihrem Blut geschaffen haben, ein entscheidendes Wort mitzusprechen haben. Die Polen scheinen im Hinblick ans die entschiedene Haltuna unserer Regierungen wieder zur Vernunft kommen zu wollen, und man spricht zurzeit w'eder davon, daß die Lösung der polnischen Frage in dem Sinne gesucht werden soll, daß Polen als selbständiges Königreich vielleicht unter Einschluß Galiziens mit Oesterreich Unga-m verbunden werden soll. Ein Ausgleich zwischen-den deut­schen und polnischen Interessen soll angestrebt werden. Aber wie gesagt, eS handelt sich hier nur um Gerüchte, von denen nur da? sicher ist. daß eben verhandelt und eine Versündi­gung gesucht wird. Was die a k---n östlichen Fragen an- t elangt, so dauert der Wirrwarr in Rußland an. Di« Mazimalistenregierung hat ibren Sitz von Petersburg in die alte russische Haupt- und Krönungsstadt Moskau verlegt, weil -Petersburg jetzt eben nicht mehr als Regierungssth geei-met ist. nach Abtrennung Finnlands und der baltischen Pro­vinzen. Die Bolschew'ki sichren ibr strenges Re"'---- ' emst- wellen noch fort und stnd anscheinend immer noci b üt, ihre Macht nach allen Seiten des Reiches zu festiaen. Be> sond-rs wird da? auch von Sibirien gemeldet wo dt- aeqen- revolutionäre Bewegung an Raum gewinnen soll. Aber die Nachrichten über dir Lage in Sibirien sind nach wie vor mit Vorbehalt aufzuncbmen. weil die Enten'e Jn'---ll, daran bat, die wabren Verhältnisse zu verschleiern. Man will einen Vorwand schaffen, um in Sibirien einzumav- schieren, und der gibt sich beim Vorbandensein von .Un­ruhen* lebr leicht. Enaland arbeitet m't oller Macht daran die Japaner für vieles Geschäft zu enaaaieren. Im Nn'er'mu? erklär'- d-r A'-e-nminister Balfour g"' -'ne Anträge, wenn eine Durchhringung Deutt-h'a-n? in S mich eine verhängnisvolle Kraftverschwendnng bedeuten würde, so sei sie doch von einem bis znm andern Rußland wöalich. Das Ziel der Verbündeten sei aber, daß Ruß­land stark, unversehrt, sicher und frei w-rde. und daher mükk, man sich fraaen ob nicht einer der V- ' ü'^ --- R"ß- sarch die Hil" leiden könne, der es bedürle. Da- ^-"an. das sich selbstverständlich von eigenlüchtigcn oder un­ehrenhaften Bewegaründen lei'en lasse. Also die ganze En­tente ist jetzt ans e'nmal bemüht, dein armen Rußland gegen die Raubahstchten Deutschlands zu helfen. Die weitblickenden Nullen werden da mich wohl sagen: Herr beschütze vns vor nnlern Freunden. Die Frage der Teilnahme Chinas an dieser .Hilfsexpedition* dürste aber In den Hintergrund ge­treten sei: denn der Norden und Süden sind einmal wieder daran, sich im Bürgerkrieg zu mellen. Welche E'nslülle bei diesem Konflikt sich geltend gemacht haben, das brauchen wir nicht erst noch besonder" z- e-wäbnen. Das aber können wir d ' wostl heute schon sage. Wenn die japanische Erve- dltion zustande kommt, genen Deutschland du-"« ihr Haupt­augenmerk schkverlich gerichtet sein. O. 8.

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