Nr. 83.
Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezlrk Calw.
93. Jahrgang.
Erich ei»una«w»is»i S «al «Ichentllch. Anjrtgrnprri«: Im vberamesbrzkl
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Freitag de» 15. MS-z 1918.
v«,»g«pr,t»: In der Sind« mit Trüperloh« »k. 1 . 1 » »irrlrIISHrlich, " b«iug»pr«ts Im VN«, und »achbururtdorrkthr «k > », im A»nu>«rl«hr Nk. i.ss. vrflellgrld tu Wiirltrmdrrg SV PIg.
Ein Ultimatum der Entente an Holland.
Zur Lage im Osten.
Unser« Truppe» t» Odessa.
t^eru», 14. März. Die Besetzung von Odessa wurde durch deutsche Truppen auSgeführt. Im Hafen von Odessa besindm sich 15 russisch« Kriegsschiffe. Der deutsche Truppenführer verhandelt mit vier Komitees der Stadt. Am Nachmittag trafen österreichische Truppen ein und drangen in Odessa ein. Bet Bagmatsch wurde der Feind, der gut geführt war und in der Hauptsache au« tschechischen Deserteuren bestand, geschlagen. Die Regierung ist endgültig von Petersburg nach Moskau über» gesiedelt. Heber die Ergebnisse der Räteverhandlungen liegen noch kein« Nachrichten vo^ Zahlreiche Kreise des besetzten Rußland hatten gehoss. daß d-'e D-utschen eine Räumung des gesamten Rußland von den Bolschewik!« vornehmen Würden. — Nach einem Befehl KrvlenkoS sollten alle gefangenen deutschen Offiziere, dir sich an der Front befanden, erschossen werden. — In den Dörfern der Ukraine herrscht völlige Anarchie. Da Getreide und LebenSmitzel von den Bauern auf dem Lande zurückaehalten werden, leiden die großen Städte Not. — Die tschechischen Truvvcn fühlen sich als rin französischer Tnivven- te's. Sie sollen demnächst au» der Gegend von Charkow «ach Wladiwostok transportiert werden.
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Die russische Schwade Meerflotte k« Odessa?
(WTB.) Laudon, l5. März. (Reuter.) »Dailr, Erpreß" erfährt aus Petersburg: Der größte Teil »er Schwärze N ecrflotte liegt in Odessa, aber alle Handelsschiffe find nach Sewastopol übergeführt worden.
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Die zwiespältige Stimmung in den Kreise» der russische» Marimalisten.
Berlin, 14. März. Der .L.-A." meldet au« Stockholm: Nach heute etngegangenen Nachrichten auS Moskau wird erwartet, daß die Tagung des Moskauer Kongresse» außerordentlich stürmisch werden wird. Die Opposition. welche von Radek geführt wird, der ebenfalls aus dem Volkskommissariat für auswärtige Angelegenheiten ausgetreten ist. will eine große Agitation für sofortige Feindseligkeiten beginnen. Radel kündigt bereits neue Enthüllungen an. Die Gegenpartei Lenin empfiehlt dagegen vorläufige Zurückhaltung, ober auch sie iss darüber einig, daß Rick-Iand, falls es wiederum kampffähig wird, den Krieg gegen Deutschland im Sinne der sazialcn N -wkntion «uf- nehmrn muß. Lenln leugnet nun Rußlands Kampffähigkeit für absehbare Zukunft. Tie Erneuerung des Kriege« würde, meint er. zur Unterwerfung deS ganzen Landes führen. Tie Negierungsorgane reisten gestern nach Moskau ab. Ein besonderes Volkskommissariat, genannt Nationalistisch Kom- munistisch-r Rot. wurde in Petersburg gegründet. Er soll in Petersburg die Ordnung aufrecht erhalten und steht unter Lroykvs Präsidium, welcher nicht auf der Moskauer Tagung erscheinen wird.
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TaS sibirische Problem.
(WTB 1 London, 14. März. (Reuter.) „Daily Mail" erfährt aus Washington vom 11. März. Ter chinesische Gesandte in Tokio berichtet, daß er bisher nicht imstande gewesen sei. über die Entscheidung Japans hinsichtlich Sibirien- sicheren Bescheid zu erhalten. Am Freitag fand in der Amtswohnung des Premierministers eine vierstün dige Besprechung statt, an der der Premierminister, der Kliegsminister und der Chef des Generalstabs teilnahmcn Die chinesische Regierung beauftragte ihren Ge sandten, der japanischen Regierung mitznieilen, daß China an den Maßregeln, durch die das russisch, Problem gelöst werden soll, Mitwirken und daß er die Regelung der Einzel heilen auf sich beruhen lassen wolle, bis der japanische Bot schafter nach Peking zurückgekehrt sei. Infolge der fori dauernden politischen Reibungen zwischen Nord- und Südchina hat der General Tuan Schi But große Echwie rigkeiten, um ausreichende Verstärkungen nach den bedrohten (?) Strecken der sibirischen Grenze zu schicken. AuS Pekivf wird berichtet» daß der japanische Botschafter tu Peking von
seiner Regierung endgültige Instruktionen empfing, «m zwischen den einander bekämpfenden chinesischen Parteien zu vermitteln, da diese fortdanernden Schwierigkeiten eine Gefahr für de« Friede» im ferne» Osten bilde». Der r u s s i- sche Gesandte ln China, Fürst KociSschew, richtete einen leidenschaftlichen Appell an die Regierung and verurteilt darin scharf die Verräter in Rußland. Gr erklärt, daß die Hilfe der Alliierten nötig s,l, um den deutschen Imperialismus zu bekämpfen. Man ist überzeugt, daß jetzt, wo Japan erklärt hat, daß rS keine Annexionsplöne habe. Tausende von Russen, insbesondere frühere Offiziere, nur auf die japanische Intervention warten, um Truppen zu organisieren und die Ordnung wieder herzustellen. — (Wie England und Amerika die Chinesen jetzt als Blitzableiter verschieben ist nicht Übel. Die Japaner scheinen aber in der sibirischen Supp« doch ein Haar gefunden zu haben, weil sie immer noch mit dem Auslüffeln warlen. D. Schristl.)
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Zn den Verhandlungen mit Rumänien.
(WTD.) Berlin, 14. März. DaS russisch« Friedens Instrument, das nach Bukarest geschickt werden mußte, um die Unterschriften deS Staatssekretärs v. Kühlmann und deS Ministers Grafen Tzcrnin rinzuholen, ist, wie wir erfahren, nunmehr «'-«der ln Beeliir lingetcoffm «ud wird heut« den- DundrSrat zugesiellt werden. Di« kommissarischen Verhandlungen mit Numänten haben, wie weiter verlautet, einen günstigen Verlauf genommen. Die Hauptverhandluugen werden nunmehr wieder ausgenommen werden, nachdem der rumänische Unterhändler in Bukarest wieder eingetrofsen ist.
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Russische Unterstützung der Roten Garde in Finnland«
(WTB.) Havaranvo. 14. März. In Finnland treffen täglich Waffe», Munition und Tcupv « » für dir Rote Armee rin. Am 6. März kamen beisvielSweise tu Helsingfor» Z Eckenbahnwagen mit Schrapnells. 6 Wagen Karabiner, 29 Maschinengewehre und 2 Wage« mit Gewehren an.
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Eine finnische Gesandtschaft ln Berlin.
(WTB.) Berlin, 14. März. Nachdem in Voraussetzung der Bestätigung de» abgeschlossenen FricdenSvcrtrages die diplomatischen Beziehungen zwi'chen dem Deutschen Reiche und dcr Republik Finnland ausgenommen worden sind, »st in Berlin eine finnische Gesandtschaft eingerichtet worden, d-e unter der Leckung des Gcsand'cn Wirkt. Staatsrats l)r. Hielt ihre Tätigkeit begonnen bat. Die Geschäftsräume der Gesandtschaft befinden sich Wichmann- struße 26, H.
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Die Polen lenken ei».
Wie wir hören, scheinen die Polen begriffen zu haben, daß eS aus die Weise, die sie besonders in letzter Zeit ihre Interessen zu vertreten für richtig fanden, nicht wcitergeht. So haben sie ei »gelenkt und, wenn nicht alles täuscht, dürste zurzeit die ungebahnte Verständigung bereits ziemlich weit gefördert sein. Endgültiges läßt sich noch nicht sogen, iber soviel dürfte feststeben. daß die polnischen Unterhändler n Ucbereinstinwuing mit dem RegcntschaftSrat bcdinyungS !oS die heutige West grenze anerkennen und damit also :uf di« mannigfach geäußerten, aber überaus törichten An- prüche auf preußische, von Polen bewohnte Landestcile verzichten. Ferner haben die Polen wohl «ingesehen, daß für >ie weitere Entwicklung des selbständigen Polens, die Ab- '> hr von Rußland und derAnschluß an dieMittel- nächte eine LebenSnoiwendigkcit ist. Trisst dies zu, so önnte allerdings, wie weiterhin verlautet, deutscherseits da- sür eingetreten werden, daß ein gewisser territorialer Zu- ammcuhang zwischen dem polnischen Gebiet und Rußland 'lergestcllt wird. Die früher vielfach erwogene Abschließung Voten» von Rußland hat sowieso auch bei den deutschen sachverständigen vielfach Mißbilligung gesunden. Komm nun noch hinzu, daß, wie die» ja auch bereit» beabsichtig gewesen ist, ln der von den Polen so überaus schwer genom neuen LholmerFrag« ein allerseits erträglicher AuS gleich gefunden wird, so scheinen in der Tat die Grund
lagen für eine erfreuliche Konsolidierung der polnischen Ingressen und für deren Abstimmung mit denen der Mittelmächte gegeben zu sein.
VenrlaubungSfrage« l« österreichischen Heer.
(WTB.) Wien, 15. Marz. Gestern vormittag fand eint Besprechung der Klubobmänner aller Parteien des Abgeordnetenhauses statt über die Entlassung der ältesten Land» sturmjahrgänge. Ueber den Verlauf der Besprechungen verlautet: LandeSverteidigungSministrr v. Czapp erklärt«, »le Ansicht, durch die Entlastung der Ostfront könne mit Beurlaubungen tm weitesten Maße gerechnet werden, sei in den tatsächlichen Verhältnissen nicht begründet. Man könne nicht alle an der Ostfront stehenden Formationen von dort ibziehen, weil die gegenwärtige« Verhältnisse im Osten dieS noch nicht zuließrn. Andererseits zeige auch der Gegner an der Südwestfront noch gar keine Absicht, eine Annäherung zu FricdenSverhandlungcn zu bekunden. Der Minister teilt« -inen kaiserlichen Armeebefehl über die Entlassung dcr Landsiunnsahrgänge 1867 bis 1869 mit und fügte hinzu, daß die Mannschaften der Jahrgänge 1870 und 1871 nach Maßgabe der aus dcr Kriegsgefangenschaft zurückkehrenden taug- l'ch-u Kriegsgefangenen jüngerer Jahrgänge aus der Front gezogen und im Hinterland verwendet werden sollten. — Mintstervräsident vr. Ritter v. Seidler wies darauf hin, aaß durch das kaiserliche Befehlsschreibcn den dringendsten Wünschen der Bevölkerung Rechnung getrogen werde und ?aß auch eine gewisse Entlastung des Parlaments eingetreten sei. Er bitte die Parteien, daraus die entsprechenden Konse- gu-nzen zu ziehen.
Die Erpressungspolitik der Entente gegenüber den Neutralen.
Ein Ultimatum der Alliierten an Holland.
(WTB.) Amsterdam, 14. März. Ter Vertreter deS Wolf- bureauS in Amsterdam erfährt, daß der englische Gesandt, im Haag >m Namen der alliierten Regierungen nutz der Bereinigten Staaten von Holland die Auslieferung seines ge- lrmten Schiffsraums gegen entsprechende Frachlmten und Ersatz der torpedierten Schisse nach dem Krieg für Fahrten auch innerhalb deS Sperrgebietes verlangt hat. Der holländischen Regierung wurde zu ihrer Antwort eine Frist von acht Tagen eingeräumt. Fäll» dieser Forderung der alliierten Regierungen nicht nachgekommen werden sollte, würden die holländischen Schiffe in den Häfen der Vereinigten Stalen reonkriert und die auf See befind!-' holländischen Schiffe beschlagnahmt werden. Außerdem würde an Holland in diesem Falle von den alliierten Regierungen kein Brotgetreide geliefert werden.
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Auch von Schweden wird weiterer Schiffsraum verlangt.
(WTB.) Malmö, 14. März. »Sv. Dagbl." schr-ibt: Bei einer Versammlung, die in G o I e n b » r g zwischen mehreren bekannten Reedern und Vertretern der Negierung Üattfand. hat (wte .Göteb. Moryenpost* erfährt) die Negierung um Angabe von welkeren 400 000 Tonnen schwedischer Tonnage an die Entente gebeten. Die Vertreter der Reedereien stehen einem solchen Vorschlag na'ürttch bedenklich gegenüber: es scheint indessen, als ob dir ihre
^ände schon im varanS gebunden nnd die Handelsflotte Schwedens verschenkt hätte, obne d'e Besitzer zu fragen. ES wurde nämlich angedculet, daß, wenn die Reeder sich nicht entgegenkommend stellten, die Regierung von dem Enteig- uungSrecht Gebrauch machen und die Tonnage zwangsweise requirieren würde.
Wenn die Neutralen bi» heute noch nicht Klarheit darüber gewonnen hatten, wer ihre Rechte mit Füßen tritt und woher sie in der Zukunft die schlimmsten Beeinträchti- ungen ihrer wirtschaftlichen und politischen Freiheit zu be° . echten haben, so hat ihnen nun wohl das Uli'maium der Entente und der Vereinigten Staaten die Augen geöffnet. Die Forderungen dieser »Befreier der kleinen Völker" stellen »lämlich »ichtS anderes als »in wirkliches Ultimatum dar.