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Samstag» 20. Oktober
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1900.
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Erscheint Dienstag.
DmmerStag, Samstag ,»b Sonntag Mit der TratiS-Beilage Der SonntagS- Gast."
vestellprris pro Quartal tN Bezirk Nagold SO Pfg.
Drßerhalb derselben Mk. 1.10.
Ar. 1«2.
Mrft Hohenlohe
-er deutsche Reichskanzler hat denn Kaiser in Homburg um feine Entlassung uachgesucht und Sr. Majestät hat da» Gesuch angenommen. Der Kaiser vollzog hierauf die Ernennung des Staatsministers
Grafe« Biilow zum Reichskanzler und Minister der Auswärtige« Angelegenheiten
so meldete uns am Donnerstag vormittag der Telegraph.
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Zum Rücktritt Hoh enloh»S schreibt nun dis „Köln. Ztg.": „Da- deutsche Volk hat alle Ursache, dem Staat-' Mnne, der heute von der öffentlichen Thättgkett zurück- tritt, den wärmsten Dank und die lebhafteste Anerkennung airtzusprechen. Ec hat während zweier Menschenalter in den schwierigsten Zeiten und in den verantwortungsreichsten Stellungen seinem Vaterlande die unschätzbarsten Dienste erwiesen, er hat sich stets und in allen Lebenslagen als rin guter, braver und tapferer Deutscher bewiesen, er ist insbesondere in Süddeutschland der einflußreichste Vorkämpfer der deutschen Einigung und nach 1866 dort die lebendig« Mainbrücke gewesen. Kaiser und Reich verlieren bei seinem Ausscheiden den ruhigsten, maßvollsten, leidenschaftslosen und doch bis in sein hohes Alter nicht vor energischen Schritten zurückweichenden Berater. Möge eS ihm beschieden sein, seinen Ruhestand noch lange in guter Frische und Rüstigkeit zu genieße», möge er auch unter seinem Nach- solger da- deutsche Reich zu weiterer Blüte und gutem Gedeihen sich entwickeln sehen!"
Und über den neuernünntrn Reichskanzler Grafen Bülow Wird berichtet: Seine seitherige Thätigkeit auf dem Gebiet der auswärtigen Politik hat ihm nicht bloß in deutschen Landen, sonder» auch überall im Ausland den Ruf eines ausgezeichneten Staatsmannes verschafft. Seine Bemühungen galten stet- der Aufrecherhaltung freundschaftlicher Beziehungen zu den Nachbarreichen, in erster Linie zu den verbündeten Mächten, aber nicht minder zu Rußland, England und Frankreich. Die konziliante, aber der Kraft und Energie durchaus nicht entbehrende Haltung diese« hervorragenden Staatsmannes läßt ihn auch zur Leitung der inneren deutschen Reich-Politik als den geeignetsten Mann erscheinen. Die Wahl de- Kaisers war die glücklichste, die er treffen konnte, sie wird durch das einmütig« Vertrauen des deutschen Volke- zu dem neuen Reichskanzler bekräftigt.
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* Berlin, 18. Okt. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht folgendes Handschreiben des Kaiser- an den Fürsten zu Hohenlohe: Mein lieber Fürst! So ungern ich Sie auch
aus Ihren bisherigen Stellungen im Reichs- und Staatsdienste scheiden sehe, so habe ich doch geglaubt, mich nicht länger dem Gewicht der Gründe, welche Ihnen die Befreiung von der Bürde Ihrer vrrautwortungsreichen Aemter wünschenswert erscheinen lassen, verschließen zu dürfen. Ich habe daher Ihrem Antrag« auf Dienstentlassung mit schwerem Herzen stattgegebrn. Es ist mir »in Bedürfnis, Ihnen bei dieser Gelegenheit, wo Sie im Begriff« stehe», eine lang« und ehrenvolle Dienstlaufbahn adzuschließen, für Ihre langjährigen, treuen und ausgezeichneten Dienste, welche Sie in allen Ihnen üdertragenen Stellungen dem Reiche, dem Staat«, sowie meinen Vorfahren und mir mit aufopfernder Hingebung und unerwüdlicher Pflichttreue unter den schwierigsten Verhältnissen geleistet haben, meinen wärmsten Dank auSzusprechen. Möge Ihnen nach einer so thatenreichen Vergangenheit durch Gottes Gnade rin langer und glücklicher Lebensabend br- schiedrn sei». Als äußeres Zeichen meiner Anerkennung und meines dauernden Wohlwollens verleihe ich Ihnen den hohe» Orden vom Schwarzen Adler mit Brillanten. Ich lasse Ihnen dessen Insignien hiernrbrn zugehen und verbleibe Ihr wohlgeneigter und dankbarer Kaiser und König. Wilhelm I. R>.
Homburg v. d. Höhe, 17. Oktober 1900.
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* London, 18. Okt. Der Standort schreibt: Die Ernennung des Grafen Bülow zum Reichskanzler könne al» Bürgschaft angesehen werden, daß der Kaiser nicht beabsichtige, von der Politik abzuweichen, dir er im äußersten Osten in» Werk gesetzt habe.
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Kammer der Abgeordneten.
* Stuttgart, 16. Okt. (134. Sitzung.) Die Kammer der Abgeordneten trat heute mittag um 3 Uhr zu einer kürzeren Herbstsession wieder zusammen. Die Abgeordneten waren fast vollzählig anwesend, als der Präsident Payer die Sitzung um 3^/» Uhr eröffnet« und dieselben begrüßt«. Nach LegitimationSrrklärung und Vereidigung des General- superintkndenten Prälaten von Braun sowie nach Verlesung des Einlaufs trat das Haus in die Tagesordnung ein. Zur Verhandlung gelangten eine ganze Reihe von Petitionen. Ohne weiter« Debatte wurden erledigt: eine Bitte des Landwirt- Michael Wintermantel in Durchhausen um Entschädig, ung für alle, während der Zeit der Maul- und Klauenseuche in einem Gehöft gefallene Wiederkäuer, welche nicht an einer anderen, der Entschädigung unterliegenden Infektionskrankheit zu Gründe gingen (Referent Schick), durch Mitteilung an die Regierung zur Kenntnisnahme, ferner eine Bitte der oberamtlichrn Revisionsassisteuten um Anstellung als Bezirksrevisoreu. (Abg. Sommer.) Durch Ueber- Weisung als Material zur Kenntnis nahm«, eine Bitte des Gemeinderats Georg Henn in Elger-Heim um Entschädigung
für gefallenes Vieh (Abg. Spieß), durch Uebergaug zur Tagesordnung, desgleichen eine Bitte des Konstantin Schüler in Stuttgart um strafrechtliches Einschreiten gegen den vormalige« Laudrsfeuerlöschinspektior Friedrich Grosmann in Stuttgart. (Abg. Kloß.) Eine längere Debatte entspann sich nur bei Beratung der wiederholten Bitten des Wilhelm Kuhnl« in BeutrlSbach um Entschädigung und Beschleunigung seiner Angelegenheit. An der Debatte beteiligten sich neben dem Referenten Schmidt-Maulbronn der Justizminister von Breitling, H a u ß m a n n-Balingen, von Geß und Schrewpf. Schließlich wurde die Petition aus Billigkeitsrücksichten der Regierung zur Erwägung übergeben.
— 17. Oktober. (135. Sitzung.) Das Wafferrechts- gesetz steht zur Beratung. Zunächst beschließt die Kammer auf Antrag Kiene da- Gesetz „Wasiergesetz" zu nennen. Artikel 1 (über öffentliche Gewässer) und Artikel 2 (über privat« Gewässer) werden angenommen. Bei Artikel 3, der die Beschränkung der Ausnutzung eines Wafferlaufs behandelt, wenn durch di« Ausnutzung di« Allgemeinheit oder ein größerer Kreis von Interessenten gefährdet wird, giebt Anlaß zu längerer Diskussion. Es handelt sich darum, auf der einen Seit« das Recht des Eigentums, auf der anderen da» volkswirtschaftliche Interesse zu wahren. Dem vom römischen Recht vertretenen Grundsatz«, daß der Eigen- tümer volle- Verfügung-recht habe, stehen die Anhänger der Wasserversorgung entgegen. Au der Debatte beteiligen sich die Berichterstatter Nieder (C.) und Fchr. v. Wächter- Spittler, Dr. Kiene (C.)> Commerell (D. P.), v. Geß (D. P.), Haußmann-Gerabronn (V.). Der letztere will auch die Interessen der Nutzungsberechtigten gewahrt wissen und stellt «inen dahin gehenden Entschädigungsantrag. Auch Vizepräsident Dt. Kiene hat einen ähnlichen Antrag tingebracht. Die Minister Pischek und Breitling glauben, daß durch den Entwurf alle Interessen am besten gewahrt seien. Die Anträge Kirn« und Haußmann werden mit dem ganzen ersten Abschnitt de- Gesetze- in die Kommission zu- rückverwiesen. Di« Volk-Partei richtet eine Anfrage an de« Minister des Innern, warum die mehrfach und noch in der letzten Thronrede besprochene Bauordnung, die für di« ländlichen Gemeinden von besonderer Wichtigkeit ist, noch nicht vorgelegt wurde. Di« Anfrage wird vom Abg. Hauß- mann begründet. Der Minister erwidert sofort, daß lediglich di« Ueberhäufuug der Beamten seines Ressorts mit gesetzgeberischen Arbeiten daran schuld sei. Er werde aber dem nächsten Landtag die Bauordnung sofort zugehen lassen. Gröber (Ceutr.) polemisiert heftig gegen die Anfrage, die er als ein „Wahlmanöver" hinzustellen sucht. Er spricht von „politischer Brunnenabgrabung" und dergleichen. Haußmann weist diesen Angriff entschieden zurück, die Bolk-partei lasse sich das Recht nicht nehmen, über Wichtige, das Bolksintereffe berührend« Angelegenheiten An-
M « l - f* »r ch t. M
Wer nach dem Urteile der Welt seine Handlungen richten will, füllt Wasser in ein Sieb.
Jür's Leben.
Familienroman von G. v. Schlipprnbach.
(Fortsetzung.)
Die Gesundheit Frau von Brenken'S war durch Egon's Tod schlechter als je, Doktor Hansen verlangte energisch eine Badekur in Rehme. Gertrud hoffte da- Ihrig« dazu beitragen zu können, denn sie hatte durch die Vermittlung Fräulein Westerholz' ein« Stelle als Lehrerin im Süden Deutschlands angenommen. Das Salair war ein so hohes, daß st, »ach einem Vierteljahr eine ziemlich große Summe «ach Haus« schicken konnte, und auch Axel ermangelte nicht, Rr die geliebte Mutter sein Scherfletn beizutragen. ES wurde bestimmt, daß Heimchen sie begleiten und sie Ende 3uli di« Reis« antreten sollten.
Es war ihr dieses Mal besonders schwer, sich von Gertrud zu trennen, sie hätte ihr gern anvertraut, was ihr Herz erfüllte und bebte doch in mädchenhafter Scheu davor zurück.
Ihre Lieb« zu Robert Warvbeck war durch das tägliche Beisammensein gewachsen und hatte eine Tief« und Stärke angenommen, die sie selbst sich nicht zugrtraut hatte.
Die liebenswürdige Persönlichkeit de» jungen Manne-, sein immer heitere-, freundliches Wesen, der Eifer in seinem Beruf, der sich in allen seinen Handlungen kundgab, hatten ihr H«rz gewonnen. Die Tage und Stunden am Schmerzenslager ihres Bruders hatten ihn der Familie noch mehr ge- nähert und ihn allen sehr teuer gemacht.
Seine leuchtenden braunen Augen folgten Heimchen verstohlen, wenn er sie hausmütterlich schalten und sorgen sah. Sir war in ihrer stillen, bescheidenen Art die Seele des
Hauses, wie Gertrud richtig gesagt. Di« kranke Mutter ließ sich von ihr am liebsten pflegen, sie erzog di« jüngeren Schwestern, führte die Wirtschaft und dachte immer zuletzt an sich selbst.
Ein starker Südsturm hatte einen Tag getobt und in dem kleinen Gärtchen arge Verwüstungen angerichtet. Heimchen betrachtete einen hochstämmigen Rosenstock, dessen Ast halb gebrochen hiuunterhing. Die Pflege ihres Gartens war ihre liebste Beschäftigung, der Rechtsanwalt half ihr dabei und sie studierten eifrig Bücher und Zeitungen, die ihnen die nötig« Anleitung gaben.
Sie hatte Bast, Baumwach» und eine Gartenscheer«, konnte aber nicht allein mit der regelrechten Bandagierung de» beschädigten Astes fertig werdrn. Di« kleine Pforte wurde geöffnet, sie sah schnell auf und rief erfreut: „Wie gut, daß Sie kommen, Herr Warnbeck, bitte, helfen Sie mir, diesen Patienten wieder herzustellrn."
Er trat herzu, und während sie behutsam den Ast stützte, schlang er Bast darum und verklebte di« Stell« mit dem Baumwachr.
„Der wird schnell gesund werden," sagte er, „Sie müssen es mich wissen lassen, wie ihm di« Cur bekommen ist."
Etwas in seinem Ton ließ sie fragend zu ihm auf- blickeu, es lag «in ungewöhnlicher Ernst auf seinem Gesicht.
„Wie meinen Sie das?" fragte sie erstaunt, „wollen Sie D. verlassen?"
Sie waren, weiterschreitend in die Lindenlaub« getreten, die mit ihren dichten Blätter» ein versteckte» Ruhe- Plätzchen bot. Warnbeck faßt« ihre beiden Hände und sagte innig: „Ich habe soeben erfahren, daß ich als Bürger- Meister in K. gewählt bin. Es ist eine still« Stadt und das Einkommen ist sehr gering, lassen Sie mich nicht fortziehen, ehe Sie mir die Frage beantworten, die mir seit Wochen aus den Lippen schwebt, Fräulein Heimchen."
Sie suchte ihm verwirrt die Hand zu entziehen, die
er mit innigem Druck umspannt hielt. „Ich habe Sie von ganzer Seele lieb, wollen Sie meine Frau werden?"
Ihr schmaler Gestchtchen wurde sehr bleich und sie wandte den Kopf zur Seite.
„Ich kann es nicht," hauchte sie tonlos.
Der junge Mann sank auf die Bank und bedeckt« seine Augen mit der Hand. „So habe ich mich geirrt, ich hoffe vergeblich! Sir lieben mich nicht."
Da zog sie seine Rechte herab, ihr« Blick« tauchten tief, bis auf den Grund seines Herzens.
„Ich kann ja die Mutter nicht verlassen," sagte sie, „wie soll sie ohne mich auskommen?"
„Ist das der einzig« Grund?" fragte er aufspringend und sie an sich ziehend.
Ihr Haupt sank an seine Schulter und sie schmiegt« sich an seine Brust. „Ja, Robert."
Er hielt sie jubelnd umschlungen: „Heimchen, mein Lieb, mein Alle-!"
Es war lange ganz still, zwei glückliche Menschen flüsterten in der Laub« und sagten es sich, wie lieb sie sich hatten.
„Wrr sind ja noch beide jung und können warten", sagte Warnbeck. „So bist Du jetzt mein« Braut, wir gehöre» uns in Treue an, bi» der Tag unserer Vereinigung kommt."
„Es fällt mir sehr schwer, es nicht der Mutter zu sagen," meinte Heimchen. „Sie würde nicht wollen, daß ich ihretwegen mein Glück opfere, und nicht wahr, Liebster, ich kann sie nicht alleine lassen, so lange Ilse und Erna nicht erwachsen sind?"
„Also in zwei Jahren darf ich Dich holen?" bat er, sie wieder in die Arme ziehend und ihr Gestchtchen mit warmen Küssen bedeckend.
„In zwei Jahren," erwiderte sie und da- reinste Glück strahlt« aus ihren blauen Augen.