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Samstag, 6. Oktober
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1900.
In der Gemeinde Bergorte ist eine Agentur der Württembergischen Sparkasse neu errichtet und dieselbe dem Acciser Jakob Martini in Aichel-
* Altensteig, 5. Olt. Rasch tritt der Tod den Menschen an ! Mittwoch nachmittag beteiligte sich der älteste Sohn Christian des Hrn. Großmann, Wirt in Heselbronn an einer Jagdgesellschaft im Enzwald. Beim Eintritt der Dunkelheit wendete sich die Gesellschaft der Heimat zu. Groß- mann, welcher etwa 50 Schritte hinter den übrigen Jägern daherlief, wurde plötzlich vermißt, man schmkte der Sache aber keine Beachtung, weil man annahm, derselbe werde einen andern Weg eingeschlagen haben. Als aber der Sohn nachts nicht nach Haus« kam, wurden die Eltern besorgt und man veranstaltete morgens eine Suche nach ihm. Holzmacher fanden ihn nun im Enzwald entseelt auf dem Boden l.egen, ein Herzschlag hatte seinem jungen L-den ein jähes Ende bereitet. Der schwergeprüften Familie wendet sich allgemeine Teilnahme zu.
* Nagold, 4. Okt. Gesterr- morgen erhängte sich der 80 Jahr« alte Stadttoglöhner Stöhr in seiner Wohnung. Das Motiv ist unbekannt.
* Pfalzgrafen Weiler, 4. Okt. Nach einer Pause von 13 Jahren fand Heu!« hier wieder das landwirtschaftliche Bezirksfest des Bezirks Frruden- stadt statt. D-r Ort hatte hiezu Flaggrnschwuck angelegt, säst jeder Haus war aus'S schönste bekränzt und an den OrtS'Eingängkv waren Ehrenpforte» mit, finnigen Inschriften errichtet. Den schönsten Schmuck verlieh jedoch dem Feste die sich kurz nach 9 Uhr durch den dichten Nebel Bahn brechende Sonne, welche einen wahren Sommertag schuf. Wir besuchten zunächst die im Schulhause untergebrschte ObstauSstellung, welche durch die Arrangierung v»d die Vollkommenheit der uns entgegenlachenden ausgestellten Obstfrüchte einen äußerst gefälligen Eindruck wachte. An Ausstellern waren vertreten: Die Obstbauverein« Freudenstadt, Dornstetten, Göitelfingen-Schernbach-Hochdorf, Gröm- bach-WörnerSberg, sowie die Obstzüchter Max Walter-Aach, Chrn. Ziegler und G Mast-HerzogSweiler. Neben dem prächtigen Taselobst, wie es ja nur der heurige gesegnete Jahrgang spenden konnte, überraschte» dir vom Obstbau- verein Göltelfingen-Schernbach und Ziegler-HerzogSweiler aufgelegten reifen Schwarzrießling-Trauben, dis als Kinder unseres Schwarzwaldes besondere Bewunderung fanden. Die ausgestellten Kollektionen wiesen eine reiche Sortenzahl sowohl an Tafelobst, wie auch an für unsere Gegend geeignetem Msstobst auf und sie lieferten einen sprechenden Beleg, welch guter Erfolg bei rationeller Obstbauwzucht auf unserem Schwarzwald sich erzielen läßt. Der Frstplatz war auf den Wiesen an der Straße nach Durrweiler gegenüber der Restauration zur Burg. Eine schön und zweckmäßig erbaute Frsttribüne und eine mit Früchten geschmückte Ehrenpforte bildete die Zierde derselben. Nach dem Eintreffen der FestzugS, voraus Tübinger Militärmusik, begann alsbald das Preisgericht seine Thätigkeit und «S hatte dasselbe bei den zahlreich ausgestellten Deren keine kleine Arbeit zu bewältigen. Die Musterung der Tiere und die sich anschließend« Preisverteilung dauerte bis gegen 2 Uhr. Von der Thätigkeit de- Preisgerichts weg lenkten wir unsere Schritte zur GrflugelauSstellung, wo Landhühner und ausländische Hühner-Rissen, Enten verschiedener Zucht und Gänse in zweckmäßigen Käfigen ausgestellt waren. Bekanntlich machen die neuesten Spkößling« der landwirtschaftlichen Vereine, nämlich die Geflügelzüchter-Vereine sich zur Aufgabe, di« Geflügelzucht zu heben und daß sie dieser Aufgabe Nachkommen, zeigte die jeden G:flügelfr«und ergötzende Ausstellung. Dann galt der SchweineauSstellung unsere Besichtigung. Große Eber und Mutterschweine grinsten uns tntgrgen. muntere Junge tummelten sich in den improvi- sterten Ställen. Selbstverständlich erregten die Tiere unser Wohlgefallen, sind sie doch bestimmt, von jedermann be- Athrte saftige Schinken, Schwelnkcotelette rc, zu liefern. Die Mechaniker, Hr. Dengler von Ebhausen und Hr. Rath von Psalzgrafenweiler hatten landwirtschaftliche Maschinen ausgestellt: Pflüg«, eiserne Ackerwalzen, Dreschmaschinen Obstmühlen und Press-'n rc. Dir Maschinen besichtigten die Landwirte mit lebhaftem Interesse. (Schluß folgt.)
* Calw. Zu Mitgliedern de- Beirats der VerkehrS- anstalten wurden von der Handelskammer in Calw gewählt: SttUin, Eugen, Fabrikant in Calw; als Ersatzmann: Koch, Albert, Fabrikant in Rshrdorf OA. Nagold.
* Der Mädchenmörder vonGrunbach, Karl Steinacher aus Herbertingen, welcher am 10. d. M. vor die Geschworenen gestellt werden sollte, ist vorletzte Nacht vom Gefängnis zu 4-usmgen in die Klinik überführt worden; derselbe scheint bedenklich erkrankt zu sein. Di« Beobachtung wird ergeben, ab «S sich um Verstellung handelt oder nicht. '
* Wegen der Sorge umS tägliche Brot wollte sich der kränkliche Taglöhner Christian Mezgrr von Bondorf seiner angetretenen Kinder und eines eigenen Kindes entledigen. Unter Annahme mildernder Umstände verurteilte ihn das Schwurgericht zu 3 Jahren Gefängnis.
* Da« Tübinger Schwurgericht hatte ei am 3. dr. mit einem Straßrnräuber zu thun. Angeklagt war der 1876 zu Feldrennach, O.-A. Neuenbürg, geborene und daselbst wohnhafte ledige Goldarbeiter Ernst Klein. Ec hatte am Montag, den 1. Juli, abends zwischen 7 und 8 Uhr zwischen Schwann und Ottenhausen dem Landwirt Wilhelm Schroth von Weiler bei Pforzheim ausgelauert. Ec wars Schroth zu Boden, kniete ihm aus de« Hals, gab ihm mit der Faust Schläge in« Gesicht und trat ihm zweimal mit dem Absatz einer Stiefels auf die Stirne. Sosanu zog er ihm einen Geldbeutel mit 170 Mk. 80 Pfg. Inhalt aus der rechten Hosentasche und floh damit. Das geraubt« Geld hatte Schroth in der Wirtschaft zur „Krone" in Schwann aut einem Kuhhandel eingenommen. Klein saß am Nebentisch, sah alle» mit an und überfiel dann de« Schroth auf einsamem Waldwege. Ec wurde jedoch bald als der Räuber ermittelt und noch am gleichen Tag verhaftet. In der Hauptverhandlung gab der Mensch an, an jenem Abend betrunken gewesen zu sein. Schroth sei im Walde an ihm vorbeigrgangen, während er im GraS gelegen habe, Schroth habe einen Rausch gehabt und ihn nicht bemerkt und da sei ihm plötzlich der Gedanke gekommen, diesem Manne dar Geld abzunehmsn, weil er bei vrrschirdencn Wirten Schulden hatte und geringen Verdienst besaß. Mit dem geraubten Geld habe er Schulden bezahlt und den Rest im Futter seines Hute« versteckt. 158 Mk. 65 Pfg. konnten dem Schroth auSgrsolgt werden, da die Wirte dir erhaltenrn Beträge wieder zurückerstatteten. Di« Geschworenen verneinten dir Frage nach milderndrn Umständen (Betrunkenheit). Dar Urteil lautet« auf Zuchthausstrafe von 5 Jahren und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 6 Jahren. — Der Zimmergeselle Ernst Friedr. Kull von Roihensol, der im Juli dem Mitgesellen Ludwig Knöller einen tödlichen Messerstich versetzte, erhielt 2 Jahre Gefängnis.
* Stuttgart, 2. Okt. Die Versicherungsanstalt Württemberg gewährt schon seit Jahren Heilmittel und Apparate aller Art, teils indem sie deren AnschaffungSkosten ganz au? sich nimmt, teils indem sie namhafte Beiträge zu denselben bezahlt. So wurde z. B. im Jahre 1898 von derselben geleistet: in 6 Fällen die Beschaffung künstlicher Beine, in 2 Füllen die Beschaffung von Stelzfüßen, in 2 Fällen die Gewährung von Beiträgen hierzu, in 3 Fällen Gewährung von Reparaturkosten für künstliche Beine, in 2 Fällen Beschaffung orthopädischer Schuhe, in 2 Fällen Beschaffung orthopädischer Plattfußstirfel, in 3 Fällen Beschaffung orthopädischer Stützkorsetts, in 1 Fall Beschaffung eines künstlichen Gebisse« und in 1 Fall Beschaffung einer Stützapparates mit Schnürstiefeln.
* Stuttgart, 2. Okt. In Württemberg waren im Jahre 1899 8762 verheiratet« Frauen in Fabriken beschäftigt. 1388 waren darunter verwitwet, 169 geschieden oder getrennt. Die meisten der Frauen waren in der Textilindustrie beschäftigt. Di« Zahl der hauptberuflich er- werbSthätigen Frauen überhaupt aus allen Ecwrrbsgebieten und BerusSstellungen in Württemberg ist natürlich weit größer; sie belief sich am 14. Juni einschließlich der weib- lichen Dienstboten auf 96,094, worunter 48,696 verheiratete, 47,398 verwitwete oder geschiedene. Nach den Ergebnissen der Gewerbestatistik vom 14 Juni 1895 und den Ausnahmen durch dir Gewerbeinspektoren im Jahr« 1899 scheint eine Zunahme der verheirateten Frauen in den Fabriken statt- gesunden zu haben.
* Mit dem 1. Okt. ist dat Gesetz in Kraft getreten, wonach nur Malz und Hopfen zu: Verwendung der Biere« verwandt werden dürfen, alle Ersatzmittel aber verboten sind. Der Verbrauch an Malzersatzmitteln war in der letzten Zeit auf 10 Prozent des Gesamtvrrbrauches gestiegen; es kamen hierbei nur die Großbrauereien in Betracht. Dar hat nun ausgehöct und die Brauereien müssen sich entschließen, nur Malz und Hopsen zu verwenden. Aus Stuttgart wird hiezu geschrieben: Man darf hoffen, daß sich die Beschaff-nheit der Bieres damit verbessert; trotz der immer wachsenden Verbrauche-, trotz des Entstehens großer Bierpaläst« zeichnet sich das Stuttgarter Bier keineswegs durch Vrrtrefflichkeit aus. Di« Großindustrie hat gewaltige technische Fortschritte gemacht, allein die Güte des Stoffes hat dadurch nicht- gewonnen. Die Gastwirte beschweren sich außerdem über di« von den großen Brauereien geübt« Schreckensherrschaft. Aus einer jüngst in Stuttgart abgehaltrnrn Wirteversammlung wurd; mitgeteilt, daß die Brauereien ein na Ring gebildet haben, dessen Mitglieder sich unter Festsetzung einer Konvmtionalstraf« von 8000 Mark für Zuwiderhandlungen
verpflichteten, keinem Kunden Bier zu geben, der von einem andern, dem Ring angrhörigen Brauer wrggegangen sei. Ferner wurde in der Versammlung darüber Klage geführt, daß den von den Brauern abhängigen Zapfwirten nicht mehr gestattet werden soll, Most auSznschenken, Wein sollen sie nicht unter 50 Psg. den Schoppen verkaufen. Dieser offenkundige Terrorismus richtet sich nicht allein gegen die Wirte, namentlich leidet auch dar Publikum darunter, dar sich aber wohl kaum gegen diese D ktatur auflehnen wird.
*Ellwa«gen, 1. Okt. Dar Schwurgericht verhandelte gegen den 40 Jahre alten ledigen Kaufmann Gustav Heinrich Gonser von Lustnau, OA. Tübingen, wegen vrr- suchten Raubmords. Am 7. Juli wurde in einem Kornacker zwischen Lorch und Waldhausrn links von der Landstraße die 28 Jahre alte Rosine Kolb, Tochter de- Ober- awtSdienerS Kolb in Weiler, OA. Schorndorf, verwundet aufgefunden und in da- Krankenhaus nach Lorch verbracht. Sie hatte unter der Brust 14 Stiche in der linken Schulter, durch 2 Stiche war auch die linke Hand stark verletzt. Dar Mädchen gab an, sie sei abends nach 5 Uhr von Lorch weggegangen, um nach Waldhausrn zu gehen. In der Mitte zwischen beiden Orten sei ein Mann an ihr vorbeigegangrn, er habe gegrüßt, doch habe dessen Aussehen sie geängstigt, so daß sie sich umgedreht und ihm nachgrsehrn habe. Plötzlich sei es ihr dann gewesen, als höre sie leis« Schritte hinter sich, gleichzeitig sei sie am Hals gepackt und gewürgt worden und nun wisse sie nicht« mehr, bis sie aus dem Kornacker erwachte. Am andern Tag fand man am Thatort ihr Portemonnaie aufgerisse« vor, in dem sich außer einem Retour- billet Schorndorf-Waldhausen nichts befand. Das Mädchen giebt an, daß sie 40—60 Psg. klein Geld bei sich gehabt habe. Die angestellten Nachforschungen lenkten den Verdacht aus den Angeklagten. Dieser ist der Sohn kleiner Kausleute in Lustnau, hielt sich neun Jahre in Amerika auf und beschäftigte sich nach seiner Zurückkunst öfters als Gärtner. Nach dem Tod seines Vaters lebte er zu Hause in fortgesetztem Hader mit Mutter und Schwester, so daß er Ende Juni der Jrrenklinik in Tübingen zur Beobachtung übergeben wurde, er wurde jedoch »ach drei Tagen als gesund entlassen. Am 3. Juli stürzt« er sich in selbstmörderischer Absicht in den Neckar, rettete sich jedoch selbst wieder und ging ziemlich mittellos nach Stuttgart. Rosine Kolb glaubt, daß der Angeklagte der Mann gewesen, welcher sie angepackt habe, Größe, Gang und Haltung stimmen. Der Angeklagte bleibt dabei, daß er unschuldig sei. Da auch verschiedene Zeugenaussagen zu Ungunstrn der Angeklagten lauteten, bejahten di« Geschworenen die Schuldfragr auf versuchten Raub und da« Gericht erkannte dem Antrag des Oberstaatsanwalts Eberhard entsprechend aus 10 Jahre Zuchthaus, 10 Jahre Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht.
* Göppingen, 2. Oktbr. Auf dem Bahnübergang zwischen hier und Faurndau, auf dem Posten Nc. 52, ereignete sich heute abend ein schwerer Unglücksfall. Ein zweispänniges Fuhrwerk wollte eben den Ueberganz passiere», als der Schnellzug von Ulm 5 Uhr 12 Min. hier fällig daherbrauste. Der Bahnwärter M. Schurr, Vater von neun Kindern, wollte die Pf-rde zurückhalten. Er und der Handgaul wurden auf die Seite geworfen und sowohl der Bahnwärter als das Pferd waren sofort tot. Der auf dem Wagen sitzende Fuhrmann kam mit dem Schrecken davon. Eine Betriebsstörung gab der Unglücksfall nicht.
* Ulm, 3. Okt. Ein herbes Geschick drohte heute vormittag der Familie Eck, Seifensiederei, in der Sterngass«. Herr Eck begab sich in de» Keller. Als er nach einiger Zeit nicht mehr zurückkrhrte, wollte der Sohn nach ihm sehen. Aber auch er kam nicht wieder. Schließlich fand ein Küfer beide betäubt im Keller liegen. Nerztlicher Hilf« gelang «s beide wieder int Leben zurückzurufen. (Der Vorfall ereignet« sich vermutlich infolge des Gährungsprozess;- des Mostes.)
* (Verschiedenes.) Aus dem Heimwege von Rottweil nach Hausen o. R. wurde der 65 Jahr« alte Bauer Johannes Ettwein von einem Handwerksburschen durch Revolverschüsse im Gesicht verwundet und seiner Barschaft im Betrage von 160 Mk. beraubt. — In Aalen wurde dem nach 27j-ihriger AmtSthätigkrit in den Ruhrstand tretenden Stadtschultheißrn Bausch das Ehrenbürgerrecht verliehen und ahm eine von Zuchenlehrer Zrller ausgrsührte EhrrnbürgerrechtSurkunde überreicht.— In Dietrnheim wurde der etwa 45 Jahre alte Bauer Joseph Mast in seiner Stallung von seinem Pferde so heftig an den Kopf geschlagen, daß augenblicklich der Tod eintrat. — Von den 53 Gemeinden des OaeramtSbrzirk« Riedlingen haben in den letzten Wochen zwü Drittel die Errichtung von Telephonanstalten beschlossen. — Aus dem Hohentwiel wurde am M-ntag van einem Feldhüter ein Mann aufgr- fanden, der sich mittelst eine- Revolvers entleibt hatte.