Die Behörden senden HilfSmannschaftrn. Man glaubt, den Eisenbahnverkehr erst am 19. Okt. wieder ausnrhmen zu können.
* Paris, 2. Okt. Die Agence HavaS meldet aus Oran: Di« Marokkaner griffen in der Nacht zum 30. Sept. die Station Duverier an. Er wurden Verstärkungen dorthin gesandt.
; ^ Pari -, 2. Okt. Dieser Tage ließ der Bürgrr-
! meist» der Pariser Vorortes Kremlin-B csthre eine Kundig machung anschlagen, in welcher er den Geistlichen verbot, im Priesterklridt auf der Straße zu erscheinen. Der Polizei- präfekt annullierte diese Kundgebung als ungesetzlich. -»London, 1. Okt. Der Oberkowmandirrende in » Südafrika, Lord Roberts, ist an Stelle von Lord Wolseley Oberbefehlshaber der gesamten britischen Armee rr- k vavnt worden.
A »London, 1. Okt. Der „Manchester Guardian"
? glaubt zu wissen, daß Holland auf dem Standpunkt« steht, r -aß Transvaal so lange Republik bleibt, bis England den i" Mchten dir Annexion notifiziert hat. Holland werde auch wahrscheinlich wegen der Behandlung vertriebener Tran«. ^ vaaler bei England Vorstellungen erheben. ES handle sich - 4 dabei nicht um vertriebene Holländer, sondern um Buren e« au- Transvaal und dem Oronje-Freistaat und viel« Jndivi- duen russischer, polnischer und veulscher Nationalität, die in '4 Holland gelandet sind und seren Erhaltung Holland auf- ^ gebürdet ist.
^8 »London, 2. Okt. Dar Rrutersch« Bureau meldet i ^ aut Lima (Peru) vom 1. dr.: Der früher« Finanzminister ! ß Belaunde wurde angeklagt wegen Aneignung von 20,000 Psd.
' St. aus Staatsmitteln; er beteuerte seine Unschuld. Die » Bevölkerung hielt eine groß« Versammlung auf dem Haupt- i - Mtze ab und verlangte dir Auslieferung BrlaundeS, um ihn zu lynchen. Das Militär feuerte auf di« Menge. Urber ^ M Personen wurden verwundet; erneute Unruhen werden S befürchtet.
»London, 2. Okt. Daily Telegraph meldet au» § Lorenzo Marques von gestern: Eine ganze Gardebrigad« L hat Komatiport verlassen und kehrt nach England zurück.
^ » DaS Reuterschr Bureau meldet auSLourenzo-
° Marques vom 1. Oktober.: Der Dampfer Siyria vom " österreichischen Lloyd geht mit 400 Flüchtlingen aus TranS-
- vaal in See. ES befinden sich darunter solche vom italienischen, L irischen, amerikanischen und französische» Kontingente. All« L Ausgaben derselben an Bord trägt di« TranSvaalrrgirrung, , außerdem erhält jeder Flüchtling 10 Psd. (200 Mk.) und " hat freie Wohl bezüglich des Hafens, wo er landen will.
'4 *Lorrnzo-MarqueS, 1. Okt. In Komatipoort
L fand eine furchtbare Explosion statt, während di« Engländer ; die von den Buren im Stich« gelassene Munition vernichteten. .. 2 Gordonhochländer wurden getötet, 18 schwer verwundet,
r »Pretoria, 1. Okt. Badrn-Powell übernimmt
» Mrgen das Kommando der Polizeitruppe für Transvaal i T im- den Oranje-Freistaat. ES ist eine Polizeitrupp« von lLMO Mann vorgeschlage».
ÄL » Der Morning Post wird au« Pretoria gemeldet, 'Z -aß Barend Vorster eine neue Republik im ZoutpanSberg-
- . Gebiet gegründet habe und daß General Botha sich mit >k ihm vereinigen will. — In Lorenzo-Morque« sollen sich
2000 mittellose Buren befinden.
? Handel «nd Verkehr.
^ »Tübingen, 1. Okt. (Obstmarkt.) Der Zentner
Arpfel kostet« heute 2 Mk. 40 Pfg. bi« 2 Mk. 50 Pfg., ^ Birnen 2 Mk. 20 Pfg. bis 2 Mk. 40 Pfg., gemischte« Obst S 2 Mk. 20 Pfg. Zufuhr 50 Sack.
^ »Ravensburg, 29. Sept. (Obstmarkt.) Zufuhr
ca. 2200 Säcke Mostobst. Handel lebhaft, auswärtige k Käufer am Platz. PreiSnotirrung 1 Mk. 10 Pf.—1 Mk. 20 Pf. i per Ztr. bei raschem Absatz. Tafelobst ca. 400 Körb«, k Preis 3—4 Mk. per Ztr.
^ »Stuttgart, 1. Oktober. (LandeSprodukten-Börse.)
'N
grophie hineinschieben, Miß Johnsohn, die langweilige Person, !» weinte, es sei 8ÜooLinA und erlaubte e- nicht. Ich war L so ärgerlich.
^ „Dieser Sträußchen ist besonders hübsch geraten."
D „Dar sind meine LieblingSblumen, erkennen Sie sie,
e Herr von Brenken?"
'' „Vergißmeinnicht," sagte er langsam, mit Betonung zu ihr niederblickend, dann sprach er schnell, als legt« er ^ sich einen Zwang auf: „Leben Sie wohl, Fräulein Alma ; und tausend Dank, Gott segne Sie für alle Ihre Freund- >» lichkeit gegen unS."
I Tr küßte ihre Hand und verließ eilig da» Zimmer.
Auf der Straße angelangt, sah er noch einmal zum Fenster k mpor. Ihr hübscher, blonder Kopf nickte ihm zu, da- kind- s liche Gesicht sah ungewöhnlich ernst, fast traurig aus.
k In gleichfalls sehr herzlicher Weis« verabschiedete Axel x sich von Herrn Westerholz, der ihn ungern scheiden sah.
ß „Kommen Sie mir ganz frisch und gesund wieder, 1 Brenken", sagt« er herzlich. „Ihre Stelle finden Sir bei k wir offen."
1 Es lag heute eine besondere Wärme in seinem Ton,
Z er hatte am Morgen mit Axel über seine Absicht gesprochen,
k bei Gertrud anzuhalten und ihn gefragt, ob er glaube, daß
sie seinen Wünschen geneigt sei? —
> Der Bruder siel wie au« den Wolken, er konnte dem unerwarteten Bewerber nicht» Bestimmte- erwidern. Die Angelegenheit beschäftigte ihn während der Reise, und dazwischen taucht« rin rosige« Gesicht vor ihm auf, zwei leuchtende dunkelblaue Augen, aus denen der übermütige «chalk blitzte, sahen ihn lächelnd an.
Er war kaum acht Tage an seinem neuen Bestimmungsort, alz er eine» Brief von Herrn Westerholz bekam, einige geschäftliche Mitteilungen enthielt. Am Schluß h>«ß rS:
Mehlprrise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr. 0: Mk. 29.— bi- 29.50, dto. Nr. 1 : 27.— bi» 27.50, dto. Nr. 2: 25.50—26—, dto. Nr. 3: 24.— bi- 24.50, dto. Nr. 4: 21.— bis 21.50. Supprngrie» Mk. 29.—bis 29.50. Kleie Mk. 10.—.
* Stuttgart, 2. Okt. (Kartoffel-, Kraut-, und Mostobstmarkt.) 800 Zentner Kartoffeln. Preis 2 Mk. 80 Pfg. Hill.— pr. Ztr. 1600 Stück Filderkraut. Preis 20—22 Mk. pr. 100 Stück. 2500 Ztr. Mostobst. Aepfel Preis 2 Mk. 40 Pfg. bis 2 Mk. 60 Pfg., gewischtes Obst 2 Mk. bis 2 Mk. 20 Pfg. pr. Ztr. Bratbirnen 3 Mk. 40 Pfg.
»Rottenburg, 30. Sept. Da» Hopsengeschäft, welches sich auch zu Anfang dieser Woche, der israelitischen Feiertage wegen noch in ganz ruhigen Bahnen bewegte, hat in den letzten Tagen wehr Leben bekommen. Namentlich waren «S Brauer und Vertreter von Großbrouereien, welche ganz namhaft« Einkäufe wachten. Abgewogen wurden bi» jetzt 700 Ballen. Die Preis« bewegen sich von 90, 95biS 100 Mk. nebst Trinkgeld.
» Mergentheim. (Schafmarkt.) Zutrirb 10519 St., verkauft 4394 Stück. Händler wenig erschienen, Handel anfangs flau, später jedoch wehr entwickelt. Lämmer 25 bis 36 Mk., Jährlinge und JährlingShämmel 38—50 Mk>, Hämmel 50—54 Mk., Brackschafe 16—2LMk. Nächster Schafmarkt Donnerstag, 18 Okt.
Iu den Wirren in Gfiina.
* London, 1. Sept. Nach einer Meldung der Bureau Laffan aus Shanghai wurde am Samstag folgender Brief der Kaiser- von China an den deutschen Kaiser telegraphiert: Der Kaiser von China sendet dem Deutschen Kaiser Grüße. Die plötzliche Erhebung in China hat die Ermordung Ihre» Gesandten zur Folge gehabt. Meine Untergebenen haben schändlich gehandelt und di« freundlichen Beziehungen abgebrochen, waS ich tief bedauere. Ich habe heut« dem Groß- kanzler Kungkang besohlen, vor dem Sarge de» toten Gesandten Opfer darzubringen, und ich habe Li-Hung-Tschang und Liu-Kunyi befohlen, dir Ueberführung dr-Sarge- »ach Deutschland in jeder Weise zu erleichtern. Meinem Gesandten in Berlin habe ich befohlen, beim Eintreffen de» Sarge- in Deutschland, wiederum Opfer darzubringen. So wünsche ich mein tiefe« Bedauern zu bekunden. Früher waren unsere beiden Länder in Frieden. Ich appellier« jetzt an Sie, mit Rücksicht auf unsere beiderseitigen Interesse» bald Frieden-Verhandlungen beginnen zu lassen, so daß ein beständiger Friede gesichert sein möge, ich richte diese besondere ernst« Berufung an Sie. — Ein zweiter kaiserlicher Brief ist derselbe» Quell« zufolge an den Kaiser von Japan adressiert, derselbe drückt Bedauern über die Ermordung de» Sekretärs der japanischen Gesandtschaft au» und teilt mit, daß in Peking und Japan BegräbniSopfrr dargrbracht werden sollen, wofür 500TarI» bewilligt sind. — Di« Absetzung des Prinzen Tuan von seinen Armtern bedeutet für diesen nur eins Geldstrafe. Den chinesischen Zeitungen zufolge entdeckte die Kaiserin-Witwe am 19. Sept. zuerst di« Schlechtigkeit der Prinzen Tuan. Am 21. Sept. erhielt sie eine D'pesche von Li-Hung-Tschang, welche ihr mittrilte, daß Prinz Tuan schlecht sei. Mit dieser Depesche ausgerüstet, befahl sie den Erlaß de- Edikt«. Li-Hung-Tschang, meint der Korrespondent der „Mornig Post" in Shanghai, habe sich offenbar den Rat der amerikanischen Regierung, die Schuldigen durch reguläre chinesische Behörden bestrafen zu lassen, zu nutze gemacht. Niemand in Shanghai lege dem Edikte großen Wert b«j. E» zeig« nur, daß «S den von deutscher Seite drohenden Schlag abschwächen soll. — Nach einer Meldung der „Morning Post" aus Peking, weigert sich Deutschland, zu unterhandeln, ehr nichjl dir Schuldigen bestraft sind. — Aus Washington wird dem „Daily Chro- nicle" berichtet, daß nur di, amerikanische Gesandtschafts- Wache von nicht über 1500 Mann in Peking bleiben, aber nicht unter deS Grafen Waldersee Befehl stehen wird.
„Meine Kleine hat mich so lange gebeten, bis ich ihr erlaubt habe, Ihnen ihr Bild zu schicken und zu schreibe», Sie ist ja auch noch ein ganzes Kind und dabei ein sehr verwöhnter, dem ich nichts abschlage» kann, deshalb sende ich ihrem Lebenretter, ihrem Wunsch gemäß, beifolgende- Couvert."
ES war offen und enthielt folgend« Zeilen:
„Ich schreib« Ihnen doch, denn Papa hat rS erlaubt. Er ist viel vernünftiger als Miß Johnson und sagt ich sei noch ein Kind. Es ist doch zuweilen viel angenehmer, als erwachsen zu sein, ich werde wohl »och einige Zeit auf die graue« Haar« und Runzeln warten müssen. Bis ich Sie wiedrr- srhr, werde ich wohl damit dienen können, rS ist so schrecklich lange hin!
Seit Sie von hier fort sind, ist e» gar nicht mehr so lustig und m Theater habe ich rinmal sogar gegähnt, weil da- Stück zu albern war. Finden Sie mein Bild gut? Papa schickt eS Ihnen. Ich find«, e» ist sehr geschmeichelt, so hübsch bin ich in Wirklichkeit gar nicht. Tante versichert aber, r» sei sprechend ähnlich, desto besser!
Leben Sie wohl, Herr von Brenken, Heimchen hat mir schon einmal geschrieben, all« sind gesund, bi» auf Ihre Mutter. Sie vermissen un» sehr.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr« Alma Westerholz."
Der kindlich« Brief charakterisierte da» junge Mädchen, er sah sie deutlich vor sich stehen, mit dem halb scheuen, halb zutraulichen Ausdruck, der ihr eigen war. DaS sprechend ähnliche Bild legte er nicht in den leeren Rahmen mit den blauen LieblingSblumen. Er bewahrt« e», nebst den Zeilen von ihrer Hand, in dem Geheimfach seiner Brieftasche auf, dir er immer bei sich trug.
„Vergißmeinnicht", sagt« er leise, und jedesmal, wenn
»Berlin, 2. Okt. Kaiser Wilhelm antwortet« auf das Telegramm des Kaisers von China mit folgendem Telegramm vom 30. Sept.: An den Kaiser von China. Ich, deutscher Kaiser, habe da» Telegramm Ew. Moj. erhalten. Ich Hab« daraus mit Genugtuung ersehen, daß Euere Majestät bestrebt sind, die schändliche jeder Kultur Hohn sprechende Ermordung meine- Gesandten nach Gebrauch und Vorschrift Ihrer Religion zu sühnen. Doch kann ich al» deutscher Kaiser und Christ diese Uuthat durch Trankopfer nicht als gesühnt erachten. Neben meinem ermordeten Gesandten ist eine große Zahl von Angehörigen de« christlichen Glaubens, Bischöfe, Missionare, Frauen und Kinder vor den Thron Gotte- getreten, di« um ihre« Glaubens willen, der auch der weinige ist, unter Martern gewaltsam gestorben sind und al- Ankläger Ew. Majestät erscheinen. Reichen die von Ew. Majestät befohlenen Trankopfer aus? Ich mach« nicht Ew. Majestät verantwortlich für die Unbill, welche gegen die beialleu Völkern für unantastbar geltenden Gesandtschaften verübt, noch für di« schweren Kränkungen, welche so vielen Nationen, Konfessionen und den Unter- thanrn Ew. Majestät, die meinem christlichen Glauben an- gehörrn, zugefügt worden sind. Aber die Ratgeber de» Throne- Ew. Majestät, die Beamten, auf deren Häuptern dir Blutschuld der Verbrechens ruht, da« all« christlichen Nationen mit Entsetzen erfüllte, müssen ihr« Schandthat büßen und wenn Ew. Majestät sie der verdienten Straf« zuführen, so will ich sie als Sühne betrachten, di« de« christlichen Nationen genügt. Wollen Tw. Majestät d«n kaiserlichen Arm dazu leihen und hiebei die Vertreter aller beleidigten Nationen genehmigen, so erklär« ich mich meinerseits damit einverstanden. Auch würde ich die Rückkehr Ew. Majestät nach der Hauptstadt Peking zu diesem Zweck« begrüßen. Mein Generalfeldmarschall Graf Waldersee wird Befehl erhalten, nicht nur Ew. Majestät nach Rang und Würde ehrenvoll zu empfange», sondern auch Ew. Majestät jeden militärischen Schutz zu gewähren, den Sie wünschen und dessen Sie vielleicht auch gegen die Rebellen bedürfen. Auch ich sehne mich nach Frieden, aber nach reinem Frieden, der dal begangene Unrecht in vollem Umfang und »ach jeder Richtung wieder gut macht und allen Fremden in China volle Sicherheit bietet an Leib und Leben, an Hab und Gut, besonder» aber zur freien Ausübung ihrer Religion. Wilhelm I. U.
» Da» empörende Spiel mit total sich wiedersprechenden Nachrichten über di« Zustände am chinesischen Hof« hat wieder begonnen. Kaum hieß er, Prinz Tuan sei zum Vorsitzenden der großen Rat» ernannt, so wird er jetzt wieder einmal aller seiner Armier für verlustig erklärt.
^Berlin, 2. Okt. Da- Wolff'sche Bureau meldet au- Shanghai vom 2. Okt.: Nach einem kaiserlichen Edikt vom 26. Sept. ist Durfien, bi»h,r Gouverneur von Schaust, seine» Amte» enthoben worden. Ein Edikt ordnet ferner dir Besetzung einiger wichtiger Posten mit Personen an, die, soviel mau weiß, an derBoxerbewegung nicht beteiligt find.
* Berlin, 2. Okt. Au» London wir gemeldet: Di« Russen haben den Pekinger Sommerpalast regelrecht au»- grraubt. Große Kisten stehen zum Versand nach Rußland bereit. Die Engländer lassen offiziell in Peking plündern; der Raub wird auf öffentl ch.m Markte versteigert, wa» den ganzen Winter über dauern soll. Die Verluste der wohlhabenden Chinesen sind bedeutend. Ein chinesischer Beamter sagt« zu dem Korrespondenten der Morning Post: China benutzt dr« augenblickliche» Stillstand in der Regelung der Krisis, um seine Waffenvorräte zu ersetzen. Der Tod de» Prinzen Tuan würde di« Krisis vereinfachen. Der Gouverneur von Kwansi, der für die Ermordung von 100 Missionaren verantwortlich ist, wird noch immer als großer Günstling von der Kaiserin-Witwe empfangen.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
er beide- hervorholt«, schwebte ihm dasselbe Wort auf den Lippen.
IX.
Doktor Hansen.
Di« in D. Zurückgebliebenen hatte» einen schweren, sorgenvollen Winter, dar Nebel Frau von Brenken'» nahm überhand und beraubt« sie fast de» Gebrauche» ihrer Füße.
Heimchen löst« sich mit Gertrud in der Pflege ab, dir Stunde» der Nacht waren besonders qualvoll. Gern hätten sie «ine trockene, gute Wohnung gehabt, aber eS war ihnen unmöglich, eine höhere Miete zu zahle».
Herr» Westerholz' Werbung hatte keine« günstigen Erfolg gehabt, Gertrud sagte ihm offen, daß sie sich nicht entschließen könne, ohne Neigung zu heiraten, daß da» Gefühl aufrichtiger Achtung und Freundschaft, welch,» sie für ihn hegte, nicht genug sei, um ihr Herz auSzufüllen.
Selbst der Gedanke, daß sie ihr, Familie au» der Armut retten könne, vermochte da» schöne, stolze Mädchen nicht, sich ohne Liebe zu verkaufen.
Der klug« Mann mußt- ihr Recht geben, und nach- dem er die erste Enttäuschung überwunden hatte, blieb er, trotz seine» empfcnzenen Korbe-, der treue Freund der Familie.
Ts ist seltsam, wie leicht solche Privatangelegenheiten an die Oeffrntlichkeit kommen, man weiß rl selbst nicht, wie es zugeht, aber der liebe Nächst« erfährt oft mehr, al» un» lieb ist. So wurde es bald in D. bekannt, daß der reiche Kaufherr von der armen, schönen Schwester feine» früheren Kajsirer» abgewiesen worden war.
Natürlich beurteilte man Gertrud verschieden ; während viele Leute sie tadelten und rl ihr als Hochmut ouSlegten, meinten andere, sie sei zu jung und schön, um einem so viel älteren Manne anzugehören.
(Fortsetzung folgt.)