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LchellpreiS Pro Quartal j« Bezirk Nagold SV Pfg.
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EinrückungsprciS für Altensteig unk nahe Umgebung bei einmaliger Ein» M rückung 8 Pfg. bei mehrmal. je 6 Pfg auswärts je 8 Pfg.
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Donnerstag» 4. Hktoöer
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1900.
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kann fortwährend abonniert werden. Bereits erschienene Nummern, sowie der Fahrplan-Auszug werden nachgeliefert.
Im Bezirk Calw findet am Montag und Dienstag dm 8 und 9. Oktober eine Vorwusterung de« Pserdebe- standet und der kriegSbrauchbaren Fahrzeuge statt und zwar am 8. Hkt. in Neubulach von 9V» bi« 9^/» U:r für die Gemeinden Liebrl-Herg, Neubulach Altbulach und Ober- haugstett; 11*/»Uhr in Martinsmoos, 12h» Uhr in Zwerenberg, 12 V 2 Uhr daselbst für Hornberg; 1h» Uhr daselbst für die Echmtgemeinde Aichhalden; 5 Uhr in Aichelberg für die Kkwkmde Vergort»; am 9. Hkt.: 8 Uhr in Neuweiler, 8h» Uhr in Breitenberg, 9 ',2 Uhr in Oberkollwangen und zu gleicher Zeit daselbst für Agenbach, 10h» Uhr in Schmieh, Uh» Uhr in Zovelstem, 12 Uhr daselbst für Somwenhardt und 12h» Uhr in Teinach. Jeder Pf-rdebesttzer ist verpflichtet fr,ne Pferde vorzusühren und krieg-brauchbare Wagen auszustellen. Nähere- besagt die die-bezügl. amtliche Bekanntmachung.
Die Gefsrtzv einer Iteverprsdnktisn.
sjSck leckte, oder sagen Wir, weniger gut» Zeiten kommen oft wie rin D:eb über Nacht! Für Handel und Wandel, für Gewerbe und Industrie, für Landwirtschaft und Viehzucht ist da- schlimmste Hemmnis die Erlahmung der Kaufkraft de- Publikum-, der di« Ueb»Produktion und damit eine wirtschaftliche Krisis in kurzer Frist Nachfolgen muß. Für Landwirtschaft und Viehzucht ist Mangel an Absatz aller- bivg- nicht zu befürchten, endlose Mengen von Brotkorn und Leben-mittel« werden ja in Deutschland eingesührt, Wut der heimische Boden erzeugt, wird also immer verkauft, aur di« guten Preise für wirklich gute Ware, können de- einträchtigt werden, aber schlimmer daran sind Industrie und Gewerbe und demgemäß Handel und Wandel. Wenn unser heutige« Geschlecht nicht ein so kurze- Gedächtnis hätte, so Würde e- an di« mageren Jahre zu Au-gang des vorletzten und zum Beginn de- letzten Jahrzehnt- denken. Damals war die Geschäftswelt tatsächlich übel daran und die Landwirtschaft litt unter jammervollen Preisen. Gewerbliche Fabrikate waren ungemein im Preise gefallen, trotz der sehr billigen Leben-mittel herrscht« Brotlosigkeit, und die Unternehmungslust war auf den Gefrierpunkt ziemlich heruntergesunken. Werden wir in absehbarer Zeit mit neuen GrschäfiSstockungen mit einer allgemeinen Erlahmung -er Kaufkraft rechnen können?
Beschäftigen wir unk zuerst mit der zweiten Frage. Eine Erlahmung der Kaufkraft ist schon heute vorhanden, sie äußert sich in der von Tausenden von Familien bereit- geübten Einschränkung. In engeren Gemeindewesen hat man bi-hrr noch nicht allzuviel davon zu bemerken bekommen, aber in großen Städten und reinen Industriegebieten, wo die Miete eine bedeutende Rolle spielt, da ist die Einschränkung »ine ganz offenbare Erscheinung. Die Kaufkraft de- Publikums ist bereits geschwächt, ohne daß bisher eine wirklich wuchtige Preisänderung bei den Lebensmitteln ein- getreten wäre. Aber aus anderen Gebieten ist der Druck um so stärker.
Die mannigfachen Verteuerungen in Kohle« und anderen i ringend nötigen Konsumartikeln sind bekannt. Die Preise der Wohnungen erhöhen sich mit den öffentlichen Lasten. Dlk'Löhn« sind gestiegen, alle-, wa-wir für uns und unsere Angehörigen zu erwerben haben, muß teuer bezahlt werden. In solchen Zeiten wurde wohl sonst gesagt: Die Konkurrenz wird die Preise wieder hermrterdrücken! Heute trifft dar vep'g zu, weil der Verdienst ein unsäglich schmaler in sehr vielen Betrieben geworden ist. Es hat im deutschen Reiche aoch keine Zeit gegeben, wo die mittlere Geschäftswelt mit w geringen Ueberschüssen sich begnügen mußte, wie heute, "ud selbst jn nicht wenigen Zweigen der Großindustrie vWt für das nach Millionen zählende Risiko keine wirklich angemessen« Rente. Jn der Zeit der Hochflut wurden Neuanlagen von weitestem Umfang« vorgenomwen, die sich als eine Last erweisen, sobald sich der Absatz vermindert. War in der Industrie wirklich verdient worden ist, dar wird sich erst im nächsten Jahre erweisen und di« Ziffern werden kaum so freundlich dreinschauen, wie erwartet wurde.
Nicht nur bei uns, in allen Staaten mit reger industrieller Thätigkeit sind di« industriellen Etablissements ganz gewaltig «weitert, der Nachfrage kolossalsten Umfanges entsprechend, v» vor einem, zwei, drei Jahren herrschte. Daß dies« Nachfrage hrute nicht wehr besteht, weiß ein jeder, ein Blick auf die Börsen-Kur-zettel beweist, welch« Unsummen verloren sind, wie viel, Millionen noch sestliegen. Wäre heute
mehr billiger Geld vorhanden, frische Unternehmungslust würde nicht wenige rauhe Stellen aus dem wirtschaftlichen Wege ebnen können, aber da hapert er. Und da fort und fort gearbeitet werden muß, ist allerdings mit der Gefahr zu rechne», daß wir und das Ausland, da- letztere vielleicht früher als wir, zu einer Ueberproduktion kommen können, welche die gesamten Arbeit-Verhältnisse nachteilig beeinflussen muß.
Pessimisten glauben, daß fetten Jahren in regelmäßiger Abwechselung wieder magere folgen müssen. Daß die letzten Jahre „fette Jahre" für manchen Industriezweig waren, unterliegt keinem Zweifel, viel Geld ist verdient, viel Geld ist zu verdienen gegeben, aber zu viel Geld ist gewagt. Und dir letzteren Hunderte von Millionen sind er, welche sestliegen. Ein« teure Zeit läßt sich wohl bei starken Einnahmen eine Zeitlang au-halten, aber unau-bleiblich muß da- Erlahmen der Kaufkraft und damit die Ueberproduktion folgen, wenn der Bogen zu straff gespannt wird. Er geht heute bereit- mit ziemlich starken Schritten von der wirtschaftlichen Höhe abwärt-; sehen wir nur zu, daß wir da- Schiff unserer nationalen Arbeit vor dem Festsitzen auf dem Sande bewahren!
Lsrseri-slitiL.
Der Reichstag wird auch nicht einen Tag eher einbe- rusen Weeden, als in friedlichen Zelten. Da- steht fest. Schmeichelhaft ist rS für den Reichstag nicht, so beiseite geschoben zu sein, und man kann sich aus heftige Austritte gefaßt machen, sobald die RrichStagSabgeordneten nur erst zu Wort« kommen können. Reicht die Entrüstung, die auf der Linke« und im Zentrum besteht, tief in die Rechte hinein, so ist es nicht ausgeschlossen, daß der Reichstag di« nachträglich« Zustimmung zu den China-Ausgaben verweigert. Dann hätten wir den Konflikt in bösester Form.
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Mit der Bäckereiverordnung hat di« ReichSregierung keine guten Erfahrungen gemacht; dir Einführung der MaximalarbeitStagrS brachte den Meistern viel Scherereien und Niemandem einen Nutzen. Man will e« nun an Stelle der Maximalarbeitstages mit einer Minimalruhezeit versuchen, di« für jeden Gesellen täglich mindestens 10 Stunden, für Lehrlinge unter 16 Jahren 12 oder 13 Stunden betragen soll. Außerdem beabsichtigt der Bundesrat Anordnungen und Einrichtungen hygienischer Art. Backstuben sollen fortan nicht tiefer als einen halben Meter unter der Erde liegen, der Staub soll durch Anwendung von Feuchtigkeit beseitigt werden, dir bestehenden Bäckereien sollen ihre Einrichtungen nach den neuen Bestimmungen treffen, sie sollen aber mit der Neuerung nicht gedrängt werden. Wenn man das so hört, und die zahlreichen Einzelheiten der Reform erwägt, dann will eS einem scheinen, als ob der Neue nicht besser, sondern ebenso schlecht sei, wie der Alte. Ordnung muß herrsche« und es muß auch den Gesellen und Lehrlingen gegenüber so verfahren werden, daß die Kirche im Dorf« bleibt; aber gar zu viel Polizei in der Backstube und gar zu strenge Anordnungen bis aus dir Minute ausgerechnet über Ruhepause und Arbeitszeit, da- thut nicht gut. Er darf nicht dahin kommen, daß di« Angestellten mehr nach der Uhr als nach dem Brot und nach der Semmel sehen. Daß die erste Verordnung nicht- wert war, hat di« ReichSregierung mit dem Plane ihrer Abänderung bewiesen. Die Kritiken aus Fachkreisen über die abgeänderte Bäckerei-
Verordnung werden nicht ausbleiben.
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Der Burenkrieg ist in der Hauptsache zu Ende. Beide Burenstaaten sind ein Trümmerfeld. Die englischen Söldner haben maßlos gewüstet und Felder und Häuser zerstört. Die Not ist so riesengroß, daß die Frauen und Kinder einst wohlhabender Farmer bettelarm in Höhlen ihre Zuflucht suchen, den Attentaten einer viehischen Soldateska ausgesetzt, hungernd und frierend in eine trostlose Zukunft blickend. Er ist soweit gekommen, daß Bürger, die ihre alten Heimstätte» besuchten, um zu sehen, was dir Wut der Feinde davon übrig gelassen habe, den Ihrigen den Tod wünschen. Mit unerhörtem Druck arbeitet di« militärische und Zivilgewalt England-, um da» Burentum, diese kräftige Blüte niederdeutschen Stamme-, au-zurotten. Nach vielen Hunderten zählen di» Ausweisungen au« Städten, bald werden st« nach vielen Tausenden zählen. Krüppel und hilflos« Greise werde» ohne Mittel über die Grenze geschoben oder in die Kriegsgefangenenlager abgeführt. Kapstadt wimmelt von obdachlosen und hungernden Unglücklichen dieser Art, und darunter ist eine große, täglich zunehmende Zahl auSgewirsener Deutscher. Oranjestaat und Transvaal liegen verwüstet da, wie Deutschland nach dem 30jährigen Kriege.
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Die Mächte haben den unverzeihlichen Fehler gemacht,
die chinesischen Kriegsschiffe auf hohe See gehen zu lassen, statt sie einfach mit Beschlag zu belegen. Jetzt müssen sie zahlreiche Kreuzer zu ihrer Beobachtung ausschickeu, damit die Chinesen nicht etwa eine- der eben ankomwenden Truppen- transportschiffe anfallen.
L«rir-Lsir«retzrietzterr.
* Alten steig, 3 Okt. Nach den vom 1. Okt. ab gütigen amtlichen Bestimmungen ist in offenen Verkaufsstellen, Kontoren und Lagerräumen beschäftigten Gehilfen, Arbeitern und Lehrlingen eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 10 Stunden zu gewähren. Dem Dienstpersonal, welche» außerhalb dem Geschäftshaus seine Haupt-Mahlzeit einuimmt, muß hiezu ein« Pause von 1^/2 Stund« gewährt werden. Von 9 Uhr abends bis 5 Uhr morgens müssen offene Verkaufsstellen für den geschäftlichen Verkehr geschloffen sein. Die um 9 Uhr im Laden anwesenden Kunden dürfen noch bedient werden. Nur io Notfällen dürfen über 9 Uhr abends die Verkaufsstellen geöffnet sein, sowie an höchstens 40 von der Ort-Polizeibehörde zu bestimmenden Tage«. Bezüglich der Beschäftigung minderjähriger jugendlicher Arbeiter in Fabriken erhält der 8 136 Abs. 1 der Gewerbeordnung folgenden Zusatz: 1) „Eine Bor- und NachmittagSpaus« braucht nicht gewährt zu werden, sofern die jugendlichen Arbeiter täglich nicht länger als 8 Stunden beschäftigt werden, und die Dauer ihrer durch «ine Pause nicht unterbrochenen Arbeitszeit am Vor- und Nachmittage je vier Stunden nicht übersteigt." Weiter ist in Art. 11 gen. Ges. zu ß 134 al- Abs. 3 eingeschaltet: „Jn Fabriken ist auf Kosten des Arbeitgebers für jeden minderjährigen Arbeiter ein Lohnzahlungrbuch einzurichtrn. Jn dar Lohnzahlungsbuch ist bei jeder Lohnzahlung der Betrag de» verdienten Lohne- einzutragen; e» ist bei der Lohnzahlung dem Minderjährigen oder seinem gesetzlichen Vertreter au-zuhändigen und von dem Empfänger vor der nächsten Lohnzahlung zurückzuceichen."
* Für die Jagdfreunde bringt der Oktober wieder weitere Schießgelrgenheit. Mit dem 1. Okt. beginnt die Jagd auf Hasen, weibliches Rot- und Damwild, sowie mit dem 13. die aus Rehgaisen und Kitzböcke.
* Freuden st adt, 1. Okt. Jn Schömberg, hiesigen Oberamts, hat sich «ine alleinstehende, an Schwermut leidende Frau den Hals durchschnitten. Sie hatte vor einigen Wochen in der Billa Seckendorfs in Cannstatt wegen ihres Nervenleidens vergebens Hilf« gesucht.
* (Schwurgericht Tübingen.) Wege« eines Verbrechens der versuchten Notzucht hatte sich am SamStag zu verantworten der wegen gleicher Verbrechen schon zweimal vorbestrafte, 31 Jahre alte ledige Schäfer Andreas Rapp von Lützrnhardt, OA. Horb. Der Holzhauer Eberhardt in Agenbach, OA. Calw, schickte am SamStag, den 28. Juli, vormittag», seine sieben Jahre alte Tochter in da» benachbarte Dorf Neuweiler, um dort Salz zu holen. Abends, kurz nach 4 Uhr begab sich da« Mädchen, das in Neuweiler auch seinen Paten besucht hatte, wieder auf den Heimweg. Unterwegs wurde das Kind von einem Fremde« eingeholt und von diesem befragt, woher e» sei und wie e- heiße. Der Fremde behauptete, er kenn« ihren Vater, er gehe auch nach Agenbach. Als nun beide eine Streck« miteinander gegangen waren, versuchte der Fremde das Kind zu vergewaltigen. Da» Kind wehrte sich und schrie, weshalb ihm der Mann mit Erstechen drohte. Infolge fortgesetzten Schreiens aber ließ das gemeine Subjekt schließlich doch von weiteren Gewaltthaten ab. Er behauptete, er habe das Mädchen bloß ängstigen wollen, weil ihn dasselbe kurze Zeit vorher, als er in Agenbach gebettelt habe, bei dem Polizeidiener angezeigt habe. Letzteres erwies sich als unwahr und erfunden. Trotz der glaubwürdigen Angaben drr vernommenen Zeugen beharrte der Angeklagte auf der von ihm erdichteten Geschichte mit dem Bettel, der Anzeige durch das Mädchen und seiner geplanten Abstrafung. Der Angeklagte behauptete auch, daß er im Wald« weder jemand gesehen noch gehört habe, von denen in der Nähe befindlichen Waldarbeitern will er auch nichts gewußt haben. Er allein, fuhr er fort, sage bloß die Wahrheit, di« man ihm aber allerdings nicht glaube, die Zeugen hätte» es mit der Wahrheit nicht genau genommen. Sein Messer Hab« er nicht aus der Tasche gezogen. An die Geschworenen wurden drei Fragen gestellt: die erst« lautete auf versuchte Notzucht, die zweite auf freiwilligen Rücktritt und die dritte auf mildernd« Umstände. Der Vertreter der Staatsbehörde, Hilfsarbeiter Gehring, beantragte die Bejahung der ersten und Verneinung der zweiten Frag«, ganz entschieden sprach er sich gegen Zubilligung mildernder Umstände aus. Der Verteidiger. Rechtsanwalt Vierer, glaubt in dem Thun de» Angeklagten bloß straflose VorbrreituugShandlungen zu dem Verbrechen zu erblicken, bat aber unter alle« Umständen