Erscheint Dienstag, Donnerstag, SamStag und Sonntag ^der GratiS-Beilage Der Sonntags- Gast/

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Nchrr-alb derselben

NS. 1.l0.

Nr. 125.

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Donnerstag, 16. August

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1900.

Ernann t wurde der Postpraknkant I. Klasse Hiller in Eis­lingen zum Posta sflstenten in Altensteig.

Uebertragen wurde die erledigte evang. Pfarrei Kirchheim a. N. dem Stabtpfarrer Riecke in Neubulach; ferner die beim Forstamt Wein­garten erledigte Assistentenstelle dem Revieramtsassistenten Häußler in BaierSbronn.

Von der Kgl. Kreisregierung Reutlingen wurde Floßsperre auf der Nagold für die Zeit vom 13. Aug. bis 8. Sept. d. IS. einschließlich angeordnet. _

Die Einwanderung von Kap-Bure« in Deutsch-Südwestafrika.

Die Einwanderung kapländischer Buren nach Deutsch- Eüd-Weftafrika ist in vollem Gange. Ein englischer Farmer, welcher seit etwa 20 Jahren bei Warmbad in Numaqualand an- söisig ist, berichtet uni Folgender hierüber:

Unter den Buren der nördliche» Kapkolonie hat eine langsame, aber tief gehende AuswanderungSbewegung ein­gesetzt. Veranlaßt wurde dieselbe durch die jüngsten Auf- standrversuche, welche vor einigen Monaten die ganze Kolonie durchzilterten. Die englische Faust hat zwar dieselben ge­waltsam niedergeschlagen, aber di« Folgen zeigen sich in anderer Richtung. Die Buren trekken zwar nicht in ge­schlossenen Müssen Wie dereinst über den Oranje und Baal, sondern in kleinen Gruppen von drei bis v.rr Familien. Ihr Ziel ist da- deutsche Schutzgebiet, und die deutsche Regierung nimmt st« unbeanstandet auf. soweit sie sich den Landesgesetzr» unterordnen, was fast ausnahmslos der Fall ist. Die neuen Einwanderer sind fast durchgehend- wohl­habende Herdknbtsitzer mit durchschnittlich 500 bis 600 Pfund Sterling Vermögen. In diesem Punkte erfüllen sie somit die erste Bedingung, daß nämlich nur wohlhabende Buren Melassen werden sollen, vollauf. Das Gesetz zwingt sie snner aber auch zum Ankauf von Ländereien und dem Bau von Wohnhäusern, um dadurch ihre Seßhaftigkeit verbürgt zu wissen. Bisher sind etwa zweihundert Buren in den letzten Monaten eingewandert und der Zuzug hält ununterbrochen an, ja aller Wahrscheinlichkeit nach wächst er noch. Die deutschen Behörden stehen der Bewegung sympathisch gegen­über und kommen mit den Buren gut aus. Letztere sind von glühendem Haß gegen die Engländer beseelt und be­dauern, nicht schon früher auf deutsches Gebiet ausgewandert zu sein, welches ihnen längst als ein wirtschaftlich besseres Land bekannt war. Kenner der südafrikanischen Verhältnisse behaupten, daß Namaqualand dem Freistaat nur wenig an Tüte des Bodens und der sonstigen landwirtschaftlichen Be­dingungen nachstehe, vor allem übertreffe aber dir deutsch« Ente des Flusses, die englische bei Weitem. Während letzter« zu den trockensten und ärmsten Strichen Süd-Afrikas gehöre, zeichne sich das deutsche Gebiet durch einen stärkeren Regen- fall und die größere Menge seines Untergrund-Wassers aus, welch letzteres überall leicht zu heben sei; ja vielfach trete dasselbe quellenartig zu Tage. Den kapländischen Buren war diese Ueberlegenheit der deutschen Gebiet« längst be­kannt, doch scheuten sie bisher di« Auswanderung dahin, weil ihnen vor der angeblich drakonischen Schärfe der deutschen Regierung systematisch Angst eingeflößt worden war. Haupt­sächlich leistete sich die kapländisch« Presse hierin manches starke Stücklein. Die älteren Ansiedler m Deutsch-Nama- qualand verlassen unter dem Einfluß des deutschen Regimes immer mehr ihre ursprünglichen, patriarchalischen Methoden der Landwirtschaft und wenden sich neuen Kulturen zu. Gegenwärtig haben sie sich mit gutem Erfolg auf Wein- und Obstbau verlegt; in Kapstadt ist es kein seltener Anblick, daß so ein Namaquafarmer mit Tausenden von Setzlingen und jungen Obstbäuwchen die Stadt verläßt, um dieselben m seiner Heimat anzupflanzen. Diese Versuche, obwohl bisher meist nur im Kleinen auSgeführt, haben sich doch fast durchgehend- erfolgreich erwiesen und finden fortgesetzt Nach­ahmung/

Soweit unser englischer Gewährsmann, dessen Angaben umso höherer Wert beizumessen ist, als sie eben von nicht futscher kommen und daher den Stempel völliger Parteilosigkeit tragen. Bei dieser Gelegenheit sei gleichzeitig uuf «ne Erscheinung hingewiesen, die nicht minder den Ver­änderungen entspringt, welche der Krieg in den wirtschait-

Beziehungen der südafrikanischen Staaten zu der kutschen Kolonie bewirkt hat. Unter den vielen Deutschen ^ Kupkolonie und des Freistaates, welche sich bisher einer Sencherten Existenz erfreuten, hat der Krieg solch gewaltige -Verluste herbeigeführt, daß gar mancher ernstlich überlegt, v es sich denn wirklich verlohnt, in dem ungastlichen Lande anzufangen oder mühsam weiter zu vegetieren, sin» '' . d* *"" ganz von selbst der Gedanke ein, es

^"^ul bei den Landsleuten jenseits des Oranjestromes die Leut«, welche so ihr Ränzlein schnüren, d,n "'HE die schlechtesten, denn sie bringen außer

« oft noch recht ansehnlichen Trümmern ihres Vermögens,

vor allem die Landesersahrung mit, welche nirgends so wert­voll ist, als eben in Süd-Asrika.

U. Göttelsingen, 13. Aug. Am gestrigen Sonntag feierte die Kirchengemeinde Göttelsingen das Fest der Ein­weihung ihrer renovierten Kirche. Seit Ostern ds. IS. mußte die Gemeinde dieselbe entbehren und ihr« Gottes­dienste teils in der Werner'schen Anstalt, welche ihren Saal in entgegenkommender Weise zur Verfügung stellte, teils in der Kirche des nächstgelrgenen Filials Schernbach abhalten. Die Erneuerung beschränkte sich auf das Inner« der Kirche und wurde in sachkundiger und umsichtiger Weise von Werkmeister G. Bernhardt aus Freudenstadt geleitet. Das Gestühl der Frauen wurde auszebessert und bequemer eingerichtet, dasjenige der Männer vollständig neu hergestellt. Die Kanzel erhielt eine neue, schür ge­wundene Treppe. An Stelle des alten, rohen und kunstlosen Altars ist ein neuer, aus buntem Sandstein gehauener ge­treten; in gleicher Weise ist ein neuer Taufstein ausgeführt worden. Die neuen aus Kathedralglas gefertigten Fenster, sowie die auf das ganze Innere der Kirche sich erstreckende, stimmungsvolle, von Maler Kaltmaier aus Freuden­stad L künstlerisch ausgesührte Bemalung erfüllen den Be­sucher des Gotteshauses mit Andacht. Einen besonderen Schmuck der Kirche bilden endlich noch die geschmackvollen Bekleidungen zu Altar, Kanzel und Taufstein in rot, grün und schwarz, welche teils vom christlichen Kunstverein, teils von den Jungfrauen hiesiger Gemeinde, teils von Familien in Göttelsingen gestiftet worden sind. Das Fest selbst verlief in edler, würdiger Weise. Ein FestgotteSdienst ver­sammelte um 10 Uhr die Gemeinde und die zahlreich herbeigeströmten Filialisten im Gotteshaus. Derselbe wurde eingeleitet von Hrn. Dekan Zeller mit Weiherede und Weihegebet. Im Anschluß an 1. Kön. 8,5461 richtete er an die Gemeinde Worte, welche zum Dank gegen Gott und zur Bitte um seinen Segen aufforderten und in freund­lich ernster Mahnung das Gelöbnis nahelegten, das Gottes­haus wert zu halten und das gehörte Wort im Leben zu befolgen. Hieran schloß sich die Frflpredigt von Pfarr- verweser Müller, welche der Freud« über die neu- geschenkte, nunmehr schön geschmückte Kirche Ausdruck ver­lieh und auf Grund der Sonntagsepistel den Zuhörern Zweck und Bedeutung des evangelischen Gotteshauses als des religiösen Gemeinde- und VersammlungshauseS vor Augen hielt. Dasselbe sei gebaut nicht für Gott, sondern für uns zu Gottes Ehre, es werde geweiht allein durch Gottes Wort und sei bestimmt zum Hören dieses Wortes. Den FestgotteSdienst beschloß Vikar Göller mit einer Taufe und einem Schlußgebrt. Reden und Gebete waren in angemessener Weise umrahmt von Gesängen der Gemeinde und eines Schülerchors. Nach dem Gottesdienst vereinigten sich im Gasthof zur Traube noch die Geistlichen, die bürger­lichen Kollegien, sowie die Kirchengemeinveräte des Mutter- orts und der Filialen zu einem Festessen, zu welchem auch der Bauleitende, die Lehrer und die Akkordanten der Bau­arbeiten geladen waren. Das Mahl war gewürzt mit verschiedenen Toasten. Zuerst wurde von Herrn Dekan Sr- Majestät des Königs, als des Beschützers und treuen Gliedes unserer evangelischen Landeskirche gedacht, hierauf von Pfarrverweser Müller Herr Dekan herzlich willkommen geheißen. Vikar Göller widmete humorvolle Worte dem Werk- und den anderen Meistern und sprach den Dank der Kirchengemeinde in besonderer Weise noch denjenigen aus, welche sich durch Stiftungen um die Verschönerung der Kirche verdient gemacht haben. Auch Herr Pfarrer Rauscher, der das Werk der Renovierung eingeleitet hatte und sein Interesse durch ein herzliches Glückwunschtelegramm von Oberensingen aus bekundete, wurde von Herrn Dekan mit Worten des Dankes geehrt. Allenthalben zeigte sich ein« freudige Stimmung darüber, daß nunmehr das Gotteshaus im Mutterort den schmucken, neuerbauten Kirchen in den Filialirn Erzgrube und Schernbach würdig zur Seite treten kann.

* Die neue evangelische Landessysode (19001906) wird vor die Aufgabe gestellt werden, di« Ablösung der Stolgebühren zu regeln, ein biblisches Lesebuch für die Schulen (statt der bisher gebrauchten Voll-Bibel) zu schaffen und di« sogenannte Kinderlehre umzugestalten.

* Als Staat-aufwand auf die Landwirtschaft sind im Hauptfinanzetat insgesamt 1 345123 Mk. vorgesehen. Davon entfallen die bedeutendsten Posten auf Förderung der Pferdezucht: 320843 Mk., Rindviehzucht und Molkerei- Wesen 130000 Mk., Akademie Hohenheim 167 063 Mk., Hagelversicherung 160000 Mark, Feldbereinigungs- und Melioration-wesen 131970 Mk., auf die tierärztliche Hoch­schule 90 057 Mark.

* (Wer zahlt das Porto?) Es ist rin verbreiteter Unfug, daß Zahlungspflichtige, wenn sie ihrem Gläubiger eine Rechnung zu bezahlen haben, ihm das Geld zwar senden, aber die Kosten der Sendung, insbesondere das Porto abziehen. Da- steht in direktem Widerspruche mit den Bestimmungen des Handelsgesetzbuches und ebenso des Bürgerlichen Gesetzbuches, das in Z 270 bestimmt, daß der Schuldner das Geld auf seine Gefahr und seine Kosten dem Gläubiger an dessen Wohnsitz zu übermitteln habe. Wer also seinem Gläubiger das Porto aus Geiz oder aus Bosheit abzieht, läuft Gefahr, daß ihn der Gläubiger auf Bezahlung verklagt, was sofort zum Mindesten zwanzigmal so viel, als das ganze Porto kostet.

* Unsere Turner dürften vielleicht einige Ergebnisse der letzten olympischen Spiele in Athen interessieren. Ein

j Amerikaner erreichte im Weitsprung die stattliche Weite von ^ 7,25 Meter. Beim Hochsprung wurde «in Schwede Sieger ' mit 2,05 Meter. Der erste Sieger im Diskusballwersen warf die Platte 35 Meter weit.

* (Verschiedener.) In Aalen wurde vor einigen Tagen ein dortiger Arbeiter, der an einer Zirkelsäge be­schäftigt war, durch ein abspringendes Holz auf den Bauch getroffen; dieser schwoll alsbald stark an und ist der Ver­letzte nun an den Folgen gestorben. Ein Schorn- dorfer Mädchen wurde von einer Luftschaukel so an den Kopf getroffen, daß es schwer krank darniederliegt. In Gmünd hat sich der Bijouteriewarenfabrikant Wilhelm Metzger, welcher sich schon vor einiger Zeit erhängen wollte, aber noch rechtzeitig daran verhindert wurde, am Sonntag, während sich seine Angehörigen in der Kirche befanden, in seinem Schlafzimmer am Fensterkreuz erhängt. JnOber- gröningen wurde der Schreiner und dortige Gemeinde- pflege« Grau durch den Stationskommandanten wegen Fäl­schung eine- Sparkassenbuchs und Unterschlagung verhaftet und an das Landgericht Hall abgeliesert. In Haiger- loch waren 2 Arbeiter mit Sprengungen beschäftigt. Da der Schuß lange nicht losging, näherten sie sich der Sprengstelle; im selben Augenblick ging die Ladung los und verletzte beide schwer an den Augen, so daß sie in die K. Augenklinik nach Tübingen eingeliefert wurden.

* Eine drollige Wette kam in einem Schopfheimer Gasthaus zum Austrag. War da ein junger Landmann aus G. mit einem Kühlein eingekehrt und vertiefte sich mit einem Bürger, der ein Pferd bei sich hatte, in eine etwas weinselig« Unterhaltung. Im Laufe derselben behauptete der jung« Bauer, daß seine Kuh im stände sei, mehr zu ziehen als das Pferd seines Gegners. Das wollte der Letztere denn doch darauf aukommen lassen und die Wette wurde abgeschlossen. Es wurde ein Unparteiischer gewählt und da- .Pferd vorn, die Kuh hinten an ein Wägelchen gespannt. Der Schiedsrichter zählte: Eins zwei drei und nun suchte jeder der beiden Parteien in entgegen­gesetzter Richtung ihreZugkraft" mit!" undHoi!" anzuseuern. Wer aber zuerst darauf reagierte, das war dir Hornträgerin; unter allgemeinem Gaudium der Zuschauer­schaar zog sie den Einhufer mitsamt dem Wägelein einige Meter rückwärts. Als endlich auch das Pferd einen sicheren Halt bekam und anzog, da riß der Kuh, die nicht wankte noch wich, da- Zuggeschirr entzwei. Dafür konnte sie natür­lich nichts und es war daher nicht mehr als billig, daß sie als Siegerin erklärt wurde.

* Nach einer Meldung derAllg. Ztg." aus Heidel­berg ist der Abg. Frhr. v. Stumm-Halberg sehr schwer erkrankt. Das Leiden, welches im Anfang für Kehlkopfkrebs gehalten wurde, hat sich als Krebs der Speiseröhre heraus- gestellt.

* Der Bauer Fuhrmann schoß unweit Kassel auf dem Feld aus Eifersucht seine Frau mit einem Revolver nieder und versuchte darauf seinen erwachsenen Sohn zu erschießen. Dieser verteidigte sich mit der Sense und machte seinen Vater kampfunfähig. Die Frau liegt hoffnungslos im Krankenhaus, der Mann wurde sestgenommen.

* Berlin, 13. Äug. Das Begräbnis Liebknechts ist gestern unter enormer Beteiligung der Berliner Sozial­demokraten ohne jeden Zwischenfall vor sich gegangen. Man schätzt die Zahl der Männer und auch Frauen und Kinder, die in geordnetem Zuge, in Reihen zu sechs, dem Leichen­wagen voranschritten und folgten, auf mehr als Hundert­tausend. Etwa drei Stunden dauerte der Vorbeimarsch des Zuges, der sich von der Kantstraße in Charlottenburg durch den ganzen Westen, Süden und Osten Berlins, einen Weg von mehr als zwei deutschen Meilen, nach dem städtischen Friedhof in Friedrichsfelde bewegte. Die Polizei war sehr entgegenkommend und achtete nur darauf, daß nicht Kränze mit roten Schleifen im Zug« mitgesührt wurden. Sämtliche sozialistische Abgeordnete folgten dem Leichenwagen, außer-