Erscheint Dienstag, Donnerstag, Samstag «nd Sonntag «ilt »er Sratik-Beilag- Der SonntagS- Gast."
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Amtsblatt für
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EinrückungSpreiS für Wensteig und nahe Umgebung? bei einmaliger Einrückung 8 Psg. bei mehrmol. je 6 Psg auswärts je 8 Psg. die Ispaltige Zeile ober deren Raum.
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Samstag» 11. August
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1900.
Zm Herbst dS. IS- werden Mädchen zum Dienst bei den Telephon- mstalten des Landes angenommen werden. Voraussetzungen für die Annahme find: ») passendes Lebensalter (zwischen 16 und 25 Jahren), b) den Anforderungen des Telephondienstes entsprechende KLrperbeschaffen- heit und Rüstigkeit, insbesondere normales Hör- nnd Sehvermögen, o) guter Leumund, ä) gute Schulbildung, s) Erstehung einer Aufnahme- prüsung. Die Gesuche um Annahme find spätestens bis zum 1. Okt. dz. IS. an die Generaldirektion der Posten und Telegraphen zu richten. Ruhms s. in der dieSbezügl. Bekanntmachung St.-Anz. Nr. 183.
Der» «rirsrrrHiftisetze ILsrirplott.
0 Die wirkliche Richtigkeit der Meldung, in den Bereinigten Staaten von Nordamerika hätten sich eine Anzahl Anarchisten zu einem Komplott verbunden, um ein« Anzahl Fürsten-Morde auszuführen, kann Niemand beweist», aber auch Niemand bestreiten. Die Ereignisse der letzten Jahre haben jedenfalls gelehrt, daß es mehr wie Mug exceatrische Menschen giebt, die zu Allem fähig sind. Daß bisher die weitaus meisten Anarchisten der italienischen Nationalität angehörten, sagt doch noch nicht, daß er in anderen Staaten nicht auch Rekruten dieser Mörderbande gübt, folglich ist überall Aufmerksamkeit geboten. Allerdings weift dir Geschichte nach, daß in Italien zu allen Zeiten die weiften Biuithaten dieser Art sich ereigneten, eine Folge nicht nur des ungezügelten Sinnes der Bevölkerung, sondern auch der historischen Neigung der Italiener zu Geheim- bündeleien und Verschwörungen.
Ueber die Bekämpfung der im Finsteren schleichenden Mord buten ist schon viel gesprochen und geschrieben; daß keine unbedingt sichere Garantie dafür geboten werden kann, daß irgend welche Maßnahmen im Stande sind, diesem Msrdtreibrn ein Ende zu machen, ist selbstverständlich. Deshalb darf aber nicht unterlassen werden, das Mögliche zu ihun, denn die mit solchen Attentaten verbundene Erregung schafft bedenkliche Krisen; dir Staatsoberhäupter hoben in unserer Zeit der nervösen Kritik an und sür sich schon einen schweren Stand. Daß die Anarchisten sie für vogelfrei erkläre«, setzt Allem die Krone aus, denn auch der leidenschaftlichste Monarch kann heute nur einen winzigen Bruchteil derjenigen Schuld auf sich laden, welche die Leidenschaft von Parteien und ganzen Völkern auszuhäufen vermag. Was konnte König Humdert für die trübseligen Verhältnisse in Italien, die allein dem Parteihader und dem habgierigen Egoismus zur Last fallen?
Als Präsident Carnot, di» Kaiserin Elisabeth von Oesterreich von Italienern ermordet wurden, hieß es in allen Zeitungen der appenninischen Halbinsel, daß es so unmöglich weiter gehen könne: Der Name des Italieners wvü>e WM Gegenstand des Abscheu'« sür die übrigen Nationen! Was aber ist in Italien zur Besserung geschehen? Gerade heraus gesagt: Nichts! Im Gegenteil hat man in der italienischen Volksvertretung noch mit den Angehörigen der radikalsten Parteien geliebäugelt, deren Stimmen sür irgend ein ministerielle- Vertrauensvotum gebraucht werden konnten. War rin solcher Votum in den Kammern abgegeben, dann erzählten die Zeitungen triumphierend von den starken und festen Ministerien. Wie rS in Wahrheit im Lande aussah, das hat man in den letzten Wochen genügend gemerkt.
Di« Italiener ziehen in alle Erdteile, weil es bei ihnen zu Haus, wenig erfreulich aussieht. Must geschieht das schon in junge« Jahren und unter allen Skandaleusen in Italien ist vielleicht das Aergste, daß die Behörden ruhig zusehen, wie schon Kinder von 10 Jahren in die Fern« verhandelt werden, die in derFremde der allergröbsten Ausbeutung vkterliegen. Zu welchen Gedanken müssen solch« jungen Leute kommen, die nicht viel mehr kennen als Hunger und Prügel? Und kommen sie dann wieder nach Haus« zurück,
>«ühen sie überall Verhöhnungen der staatlichen Autorität, Horen wilde aufreizende Worte, dt« de« in ihnen schon wachen Haß noch verschärfen. Italien braucht Reformen nach hin: Eine menschenwürdige Existenz muß für ^ ^Monen hrrbeigeführt werden, di« heut« dieselbe noch «lcht Haben, und jedem Staatsbürger muß der Respekt vor oem G«s,tz unuachsichtlicher Strenge beigebracht werden. Heute leben viele Italiener in der Anschauung, daß die T»afgesktzg,buug nur zum Spaß da sei.
.. «u ferneren Maßnahmen gegen die anarchistischen Kom- Ril. " muß mau an dar drakonisch« Urteil des Chicagoer Richters denken, der kurzer Hand «in halbe- Dutzend Anarchisten «egen des schweren Bomben-Attentate- auf dem Heumarkt zum mir verdammte, kaltblütig ausführeud: „Wer von euch dir bn« N surfen, ist zwar nicht zu ermitteln, daß Ihr alle aber
k - H* *» gefördert, ist erwiesen, sr§o verfallt Ihr alle ck>imr?'"'er!" Mg« kann nun freilich nicht jeden anar- Komplottirrer ohne Weiteres aushängen, aber nicht- Es ^ Unschädlichmachung durch Einsperren im Wege, lomn,. . zu viel gezaudert und über dem Zaudern "U es dann zu schweren, unabsehbaren Thaten.
Tsrsespslitik.
Deutschlands tüchtigster General, Graf Waldersee, wurde zum Oberbefehlshaber in China gewählt. Er muß insofern als der tüchtigste General bezeichnet werden, da er im Kriegsfall« als der Oberbefehlshaber des deutschen Heeres in Aussicht genommen ist. Es hat lange gedauert, ehe die verbündeten Mächte sich einigten. Kein Staat mochte dem andern rin militärisches Übergewicht mit der Wahl des Höchstkowmandierenden zuerkennen, kleinliche Bedenken kauen in Betracht, bis die Dinge in China sich immer verhängnisvoller gestalteten und bis Kaiser Wilhelm, wie jetzt bekannt wird, energisch nach einer Entscheidung drängte. Kürzlich hatte Graf Bülow eine Konferenz mit den fremden Botschaftern in Berlin. Dabei wurde di« Frage geklärt, Deutschland beansprucht seiner geringen Stärke in CH na wegen nicht den Höchst- kommandierrnden, es weist aber auch einen solchen aus seinen Reihen nicht zurück. Bülow erklärte dies, und da man Deuschland in militärischen Dingen am meisten respektiert, so einigten sich die Mächte doch schließlich, einen deutschen General zu wählen. Gras Waldersee ist Generalinspektor der dritten Armee-Jnspektion. Er ist 68 Jahre alt. Leider wird es mindestens noch 6 Wochen dauern, ehe er in China eintreffen kann. Bis dahin kann den führerlosen Verbündeten noch manches Unheil widerfahren und mancher brave Soldat kann die seitherige Uneinigkeit der Verbündeten mit dem Tode büßen müssen. Für Deutschland kommt mit der Wahl seines besten Generals nicht allein die Person in Frag«, sondern sein militärisches Ansehen wird zu einem gewissen Teile berührt. Wird Walder- se« die Verbündeten zum Siege führen und China nieder- werfen, so wird nicht nur der Ruhm des deutschen Generals verkündet, auch das militärische Uebergrwicht Deutschlands wird anerkannt werden. Bei einem ungünstigen Ausgange des Feldzuges aber werden die Feind« Deutschlands mit Frohlocken auf den Gedanken eingehrn, daß Deutschland- militärischer Ruhm größer als sein Können sei. Die Wahl des Grafen Waldersee ist für Deutschland eine Ehre, sie ist aber auch ein Ereignis, von dem eine Förderung oder Schmälerung unseres militärischen Rufes abhängt.
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Der groß« Kurfürst, welcher während des 30jährigen Krieges di« Regierung in der Mark Brandenburg übernahm, später die Schweden bei Fehrbellin besiegt« und Preußen als Großmacht begründet«, wurde vom Kaiser schon wieder- r holt in seinen Kundgebungen erwähnt: er ist das Ideal, f das ihm als deutscher Kaiser vorschwebt, denn der Kurfürst , baute eine Flotte und wollte auch eine Seemacht begründen. Aber ein deutscher Fürst war er nicht, denn sein Sinn stand nur nach Erweiterung seiner Hauswacht und außerdem stand er im französischen Solde wie ander« deutsch« Fürsten feiner Zeit vor und nach ihm im englischen Solde standen. Diesem Kurfürsten ließ nun der Kaiser auf dem Sparenberg bei Bielefeld zum Andenken an die Bereinigung dieses Landes mit der Mark Brandenburg ein Denkmal setzen, das er am Montag mit einer großen Rede enthüllte. Er erinnerte daran, wie der Kurfürst fein verwüstetes Land vorfand, wir er dann Handel und Ackerbau hob, eine stehende Armee schuf, die Feinde schlug, Preußens Macht begründete und so das Fundament für Deutschlands Einigung legte. Der große Kaiser (Wilhelm I.) habe den Plan des großen Kurfürsten ausgeführt. Das sei aber nur erreicht worden, „weil ein jeglicher Hohenzollernfürst sich von Anfang an bewußt war, daß er nur Statthalter hier auf Erden ist, und daß er Rechenschaft abzulegen hat von seiner Arbeit vor einem höheren König und Meister. Daher auch die felsenfeste Ueberzeugung von der Mission, die jeden einzelnen meiner Vorgänger erfüllte." Der Kaiser ist davon überzeugt, daß unserem deutschen Vaterland« noch groß« Zeiten br- vorstehen.
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Der Ausspruch „Gelogen wir telegraphiert" findet in der Berichterstattung aus China seine wenig erfreulich« Begründung. Es ist unglaublich, was in den letzten Monaten in dieser Beziehung geleistet worden ist. Nicht nur, daß die Chinesen die frechsten Lügen verbreiteten, die Berichterstatter (man ist für gewöhnlich fast nur auf die englischen angewiesen), haben aus Geschäftsrücksichten jede- haltlos« Gerücht, womöglich noch mit einigen Zuthaten hübsche zugestutzt, nach Europa gemeldet. Jetzt ist man glücklich so wett, daß jede Meldung, wenn sie nicht amtlichen Charakter trägt, nur mit dem größten Mißtrauen aufuehmen kann und schließlich gar nicht mehr weiß, wo die Wahrheit liegt. So viel steht fest, daß die Sachlage zur Zeit wenig befriedigend ist.
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Der Burenkrieg ist zum Kleinkrieg geworden. Es werden keine Schlachten mehr geschlagen, aber nirgends sind die Engländer sicher. Sie werden von Burenabteilungeu umschwärmt. Hier wird eine klein« Abteilung Engländer niedergeschossen, dort werden versprengte englische Truppenteile gefangen genommen. Eisenbahnzüge werden belästigt; di« Schienen werden aufgerissen. Ueberall sind die Buren, aber nirgend- sind st« zu packen. Da- ist der Kleinkrieg, der den Angegriffenen zwingt, stets das Gewehr schußbereit zu halten, der seine Kräfte aufreibt, seine Nerven zerrüttet und ihn zur Verzweiflung bringt. Die Engländer haben zwar die Hauptstädte beider Burenstaaten besetzt, Herren beider Länder sind sie damit nicht. Im Oranjefreistaal steht Burengeneral Dewet mit etwa 5000 Mann. Im unzugänglichsten Gebiete von Transvaal, bei Machadadorp und Lydenburg, hat sich Louis Botha mit ebenso viel Buren festgesetzt. Bei ihnen befindet sich auch Präsident Krüger. Bothas Stellung in der Hochgebirgslandschaft von Machadadorp und Lydenburg ist fast uneinnehmbar. Im letzten Transvaalkriege hatten sich hier 400 Engländer festgesetzt, und drriviertrl Jahre lang konnten sie ohne Verluste di« Angriffe der Buren abschlagen. Was dieser kleinen Macht gelang, wird 5000 Buren, die jeden Stein kennen und die das schroffe Klima gewöhnt sind, erst recht möglich sein. Bei Machadadorp kann die militärisch« Kraft der Engländer und ihr« Ausdauer zerschellen. General Robert- kennt diese Lage wohl. Das Londoner Kriegsamt verlangte von ihm rin sofortiger Vorgehen, Roberts aber weigert« sich. Er erklärte dem Kriegsamte, er brauch« 20000 Mann zum Schutze von Pretoria und Johannesburg, er müsse 10000 Mann zum Schutze der Verbindungen in Middelburg lassen und brauche 50000 Mann zum Vorrücken aus Machadadorp. Statt dieser 80000 Mann ständen ihm augenblicklich in Transvaal nur 35 000 Manu zur Verfügung.
* Freuden stabt, 7. August. In Pfalzgrafenweil.r fiel der 12 Jahre alte Gottlob Reinhardt von da, der im Garten seiner Eltern mit Kirschenpflücken beschäftigt war, von dem Baume auf einen unter diesem im Boden steckende« spitzen Pfahl. Neben verschiedenen Verletzungen im Gesicht erlitt er einen Bruch des linken Oberschenkels und eines Handgelenks.
* Der Staatsanwalt in Rottw«il veröffentlicht die Liste der Wertpapiere und Schmuckgegenstände, die au» dem Nachlaß der am 31. Juli in Mühringrn verbrannt und erstickt in ihrer Wohnung aufgefundenen 71jährig«n ledigen Rosine Schwarzmann vermißt werden. (Die Blätter hatten zuerst irrtümlich den Namen Raiz angegeben.) Das Ergebnis der bisherigen Erhebungen — so heißt es in der Bekanntmachung der Staatsanwaltschaft — begründet den dringenden Verdacht, daß die Schwarzmann beraubt, ermordet und vom Raubmörder die Wohnung in Brand gesetzt worden ist.
* Di« Zahl der Molkereien in Württemberg nimmt stetig zu. Während die Zahl der Molkereigenossenschaften vor 12 Jahren 45 betrug, beläuft sie sich jetzt auf 310, wozu noch 600 Privat- und Sammelmolkereien kommen. In einer Bürgerversammlung zu Böchingen (OA. Obern- dors) wurde kürzlich ebenfalls di« Gründung einer Molkerei- Genossenschaft beschlossen. Als Redner trat der bekannte Molkerei-Instruktor Betz von Gerabronn auf, welcher eindringlich davor warnte, daß jeder Tropfen Milch au- dem Hause getragen werde, nur die entbehrliche Milch soll abgeliefert werden, das heißt di«, welche übrig bleibt nach Wegnahme de- Quantums, da» zur Aufzucht des Jungviehs, sowie im Haushalt, insbesondere zur Kinderernährung notwendig ist. Di« diesbezüglichen Ausführungen des Redner» endigten mit dem Spruch:
„Erst die Kinder,
Dann die Rinder,
Und was dann noch frei,
In die Molkereil"
*Mägerking«n, 8. Aug. Ja dem benachbarten hohenzollrrn'schrn Städtchen Trochtelfingen entwendet« ein dortiger Bürger Namens Matthias Vogel seinem Schwager, während dieser auf dem Felde war, aus dessen Wohnung 130 Mk. Um den Verdacht von sich abzulenken, begab er sich gleich darauf auch aufs Feld, und half seinem Schwager bei der Arbeit. Als aber dieser am Nachmittag den Diebstahl entdeckte, schöpfte er doch sofort Verdacht gegen den Schwager und entlockte ihm schließlich auch mit Hilf« de» Landjägers «in Geständnis. Vogel entfernte sich hierauf unter einem Vorwände und erhängte sich im Walde unweit des Hünenstein-, um sich auf diese Weise der drohenden Straf« zu entziehen. Der Selbstmörder hiuterläßt eine Witwe mit sechs zum Teil noch unmündigen Kindern.
* Heilbronn. 7. Aug. Im Beisein der Friedhof- Kommisston wurde heute vormittag der neu« Versenkungs-