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scheint DimStag, Donnerstag, SamStag »«d Sonntag süder GratiS-Betlag- D,r SonntagS- GaS.'
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Sonntag, 5. August
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1900.
Die Aufnahmeprüfung in das evangelisch-theologische Seminar in Tübingen hat u. a. bestanden: Paul Schweizer, S. d. StadtpfarrerS in Haiterbach.
L«rird«»ir<rHviehteir.
* Alten steig, 4. August. Bei den Wahlen zur Landessynode wurden gewählt: Für den Bezirk Nagold: Dinklar v. Zeller, Stuttgart; Ersatzmann: Seminaroberlehrer Achmrzmaier, Nagold; für den Bezirk Freudenstadt: Stadt- Pfarrer Pfahler, Freudenstadt; Ersatzmann: Pfarrer Siegel, Psalzgrafenweiler; für den Bezirk Calw: Oberlande-, gerichtsrat Nestle, Stuttgart; Ersatzmann: Buchhändler Eundert. Stuttgart; für den Bezirk Neuenbürg: Pfarrer Mayer, Calmbach; Ersatzmann: PfarrerSauter, Gräfinhausen.
* Altrnsteig, 4. August. (Theater.) Unstreitig eine» der schönsten bi- jetzt gegebenen Stücke ging gestern abend über die Bühne: „Im Weißen Rößl." Dar mit köstlicher durchaus gesunder Satyr« durchwürzte Stück spielt im Salzkammergut; eS führt uns in die majestätische Gebirgs- Welt ein mit all' den herrlichen Reizen der Natur und ve» anschaulicht, wie dem Touristen oder Erholungssuchenden, der sich von seiner behaglichen heimatlichen Klause loSge- schält hat, draußen Unannehmlichkeiten aller Art harren, an die er zuvor nicht gedacht hat. Dar Stück ist reich au au» dem praktischen Leben gegriffenen Episoden und e» markiert darin die Besitzerin der weißen Rößl dar Vorbild einer schneidigen Wirtin. Die Abwicklung der Rollen seiten» der mitwirkenden Schauspieler muß als vorzüglich bezeichnet werden. Wer da- Stück noch nicht gesehen hat, ver- säume die heutige Vorstellung nicht, in welcher «S wiederholt gegeben wird.
* Pfalzgrafenweiler, 1. August. Heut« von
i/slO Uhr an wurde hier di« jährliche BezirkSschulversamm- lung des Bezirk- Psalzgrafenweiler unter Leitung der Herrn BezirkSschulinspektors Pfarrer Sigel von Psalzgrafenweiler aLgehalten. Au» dem eingehenden Berichte de» Herr« Bor- sitzenden über den Stand de» Schulwesen- ist zu entnehme», daß di« Schülerzahl in den letzten Jahren wenig aber stetig zugenommen hat und in den Schulen befriedigendes geleistet wurde. Während der gemeinsamen Mittagsmahls im Gast, hau» zum „Schwanen" wurde noch über die Trennung der Lesrgesrllschast gesprochen und allgemein gewünscht, es möchte für den Psalzgrafenweiler Sprengel eine eigene Lesegrsell- schüft eingerichtet werden. (Gr.)
* Oberkollwangen, 2. Aug. Bei der heute hier vorgtnowmenen Schultheißenwahl haben von 43 Wahlbe- «SMten 41 abgestimmt und wurde mit 29 Stimmen zum Ort-vorsteher gewählt: Johannes Lörcher, Bauer, Sohn de» früheren langjährigen Schultheißen Lörcher. (C. W.)
* Von der Tübinger Fertenstrafkammer wurde der ledige, 21 Jahre alte Schirdgrsellk Johann Ludwig Kalmdacher von Trinach, OA. Calw, wegen Betrug- und erschwerter Privatmkundenfälschung zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Kalmbacher spiegelte im Mai d». Ir. dem Bahnhosrestaurateur Schmitz vor, er sei der Sohn des Bauunternehmers Kaupp von Haiterbach, sein Vater lasse anfragen, ob er ihm nicht 200—300 Mk. Silber- geld schicken könne. Thatsächlich war Kalmbacher nur einige zeitlang bei Kaupp als Arbeiter beschäftigt gewesen. Schmitz gab ihm daraufhin gegen einen auf den Namen Kaupp lautenden Schuldschein, den Kalmbacher mit Friedrich Kaupp Unterzeichnete, 3 Geldrollen, enthaltend je 100 Einmarkstück«, zur Ablieferung an den Bauunternehmer Kaupp. Der An- geklagte hat das Geld mit Kameraden bis auf etwa 50 Mk. in kürzester Zeit verjubelt. (Wir haben den Betrug seiner Zeit mitgeteilt.)
* Stuttgart, 2. August. (Frldbereinigung.) Seit 1886 sind in Württemberg 507 FeldbereinigungSfäll« an- Ungig geworden, wovon 350 au-geführt bezw. in Durchführung begriffen sind. Dies« erstrecken sich auf einen Nächengehalt von 41741 Hektar mit 50204 beteiligten Grundeigentümern.
* Ulm , 2. August. Der Gemeinderat von Neu-Ulm hatte sich ar, die gleiche Behörde der Stadt Ulm mit dem Ersuchen gewendet, zur Frage de- WettrrschirßenS bei drohendem Hagel Stellung zu nehmen. In der heutigen Sitzung de» Gemeinderat» der Stadt Ulm erklärt« nun Oberbürgermeister Wagner, er Hab« sich bereit» eingehend mit dieser Frag« durch Lektüre entsprechender Abhandlungen beschäftigt und sei zu dem Ergebnis gekommen, daß, nachdem wan eine Menge von günstigen Erfahrungen gesammelt habe, »in Zweifel nicht mehr bestehen könne, daß unter gewissen Voraursetzungen das Wetterschießen di« Hagelgrfahr vermindere oder aufhebe. Es sei ganz sicher, daß man
r-B. in der Umgebung des Münsingrr Schießplatzes die . Wahrnehmung gemacht habe, daß da» Schießen der Artillerie k bewirke, daß es nicht regne. E» gehr daraus hervor, daß
da- Schießen eine Einwirkung sowohl auf die Regenbildung habe» dürfte, wie zweifello» auch auf die Verteilung dichten Gewölk«-. Er sei daher der Meinung, daß man allen Anlaß Hab«, in Verbindung mit den landwirtschaftlichen Vereinen und Neu-Ulm die Frage weiter zu behandeln und dafür Mittel zu bewilligen.
* (Verschiedene-.) In Untertürkhrtm wurde ein zwölfjähriger Volksschüler, welcher sich durch häufige, nicht unbeträchtliche Ausgaben seit einiger Zeit bemerklich machte, von dem Landjäger inS Verhör genommen. Er ge- stand denn auch bald, daß er au» der Schutzhülle d«S Stuttgarter Ruderklub» die Kasse gestohlen und den Inhalt (ca. 40 Mk.) zum größten Teil bereit» durchgrbracht habe. DaS nette Früchtchen war zeitweise bei dem genannten Verein alt Laufbursche beschäftigt. — Oberamtstierarzt Dochtermann von Ludwigsburg wurde bei einer Fahrt in Zuffenhausen au- dem Wagen geschleudert und erlitt «inen Schädelbruch, der sei» Leben aufs höchst« gefährdet. — Bei Kupferzell fiel der verheiratet« 55 Jahr« alte Friedrich Beck, Vater von 5 Kinder», im nahen Schnai- hof vom Oberling der Scheuer in die Tenne herab; er starb kurze Zeit darauf. — In einem Fabrikgeschäft« in Plochingen wurde eingrbrochen und Seidenstoffe im Werte von 4 bis 5000 Mk., welch« zur Herstellung von Zylinderbeuteln für Mühlen bestimmt waren, entwendet. Von dem Thäter hat man noch keine Spur.
*Pforzh«im,2. Aug. Der Lustmörder Geisel, welcher bei Grunbach zwei Mädchen ermordet«, wurde um 3 Uhr im Walde links von Grunbach und um 4 Uhr bei Engel»- brand, wo er eine Frau mit Totschlag bedrohte, gesehen. Di« Verfolgung durch die Wälder wird mit ungeheurem Menschen- aufgebot, Gendarmen und Pforzhrimer Schutzmannschaft fortgesetzt.
* Berlin, 3. Aug. Prinz Heinrich vertritt den Kaiser bei der Beisetzung des König- Humbert in Rom.
* Da» neue Gewehr, da» unsere Chinatruppen mitbe- kommen ist etwa» kürzer al» da» bisherige; was e» aber verloren hat, gewinnt «s an Treffsicherheit und Schieß- schnelligkeit. Der Verschluß de» neuen Modells umfaßt in einem Magazin sieben Patrone», während das seitherig« nur fünf enthält. Auch da» zugehörig« Seitengewehr wurde einer Umwandlung unterzogen, eS ist fast zweimal so groß al» da» jetzig« kleine Bajonett. Mit dieser neuen, ganz im geheimen angefrrtigten Schießwaffe soll in drei bis vier Jahren das ganze deutsche Heer ausgerüstet werden. In einigen illustrierten Zeitungen kann man da» neue Gewehr schon abgebildet sehen. ES unterscheidet sich äußerlich vom alten durch den Fortfall der unschönen großen Vorrichtung beim AbzugSbügel.
* Bremerhaven, 3. August. Eine KabiuetSordrr, welche die Formierung weiterer zehntausend Mann anbefiehlt, soll bevorstrhen.
* Budapest, 3. August. An der serbischen Grenze wurde gestern eine, wahrscheinlich von Anhängern Milan'S verfaßte, in TemeSvar erschienen« Flugschrift, di« den Titel: „Der Untergang Serbien»" führt, konfisziert. In derselben Werden die serbischen Patrioten aufgefordert, mit allen Mitteln da» zu verhüten, wa» Serbien zu vernichten droht.
* Rom, 3. Aug. Di« Königin-Witwe zieht nach Turin. Di« Privatmöbel vom Quirinal wurden bereit» hinbeordert. Am nächsten Dienstag findet dar Leichenbrgängui» statt. Der Zug nimmt den gleichen Weg wie bet der Beerdigung de» König- Viktor Eianuel.
* Rom, 3. Aug. „Corriere d'Jtalia" will wissen: Gestern abend wurde auf dem römischen Bahnhof ein Mann unter dem Verdachte der Mitschuld verhaftet. „L'Jtalie" behauptet, di« Polizei machte wichtige Entdeckungen. «S handle sich um ein Komplott, da» in Amerika und in Paris geschmiedet und in Italien au-geführt wurde. Arhnliche Ver- brechen in Europa seien geplant.
* Pari - , 3. Aug. Der Urheber de» Attentats auf den Schah von Persien heißt Francois Saison. Im Jahre 1894 wurde derselbe wegen anarchistischer Umtriebe mit 3 Monaten Gefängnis, im Jahr 1899 wegen Totschlag» mit 8 Jahren Gefängnis bestraft.
Brüssel, S. Aug. In der Antwort auf die Note de» englischen Regierung betr. den Au-gang des Prozesse» cegeu Sipido erklärt die belgische Regierung, daß sie al» strenge Hüterin de» Gesetze» diese» nicht habe verletzen können, so gern sie auch mit aller Schärfe gegen Sipido vorgegangen wäre. Da» belgisch« Gesetz bestimmt nämlich, daß einem jungen Menschen, über welchen der Regierung dar Verfügung-recht durch gerichtliche- Urteil zugesprochen wird, und wenn sein gesetzlicher Wohnsitz in Belgien ist,
eine Frist von drei Tagen zur Einlegung der Nichtigkeitsbeschwerde zu Gebote steht. Da Sipido bei seine» Eltern wohnte, so hatte er einen gesetzlichen Wohnsitz und konnte daher erst nach Ablauf von 3 Tagen verhaftet werden. Dies, Frist benützte er, um sich in Sicherheit zu bringe». Die Regierung drückt ihr Bedauern au- über den Fall, für de« sie aber nicht verantwortlich gewacht werden könne.
* London, 2. August. Im Unterhaus« erklärte Bal- four, die britische Regierung teilt« der belgischen Regierung mit, daß sie in dem Ergebnis des Prozesses gegen Sipido einen schweren und unseligen Mißgriff der Justiz erblick, (Beifall), und daß sie mit Bedauern und Ueberraschung erfahre» habe, daß die belgische Regierung keinerlei Maß- nahmen getroffen habe, um Sipido festzuhalten, so lang« noch keine Entscheidung darüber getroffen war, was mit Rücksicht auf den Wahrspruch de» Gerichtshöfe» zu erfolge» habe. Di« belgisch« Regierung Hab« bisher hierauf nicht geantwortet.
* New-Jork, 2. August. Der KabinetSrat beschloß, nicht auf Li-Huug-Tschang» Vorschläge einzugehen, sondern von der chinesischen Regierung zu verlangen, daß der Gesandte Conger sofort in Stand gesetzt werde, mit seiner Regierung in Verbindung zu treten, und di« chinesisch, Regierung für die Sicherheit derselben verantwortlich zu machen sei. Di« Tonart dieser Botschaft klingt viel schärfer als bisher.
^Pretoria, 3. Aug. Hamilton ist gestern nach Westen vorgerückt. Er traf nur schwachen Widerstand. Kitchener ist nach dem Rhenoster abgegangeu, um di« Operationen gegen Dewet zu leiten.
Zu den Wirren in Mna.
* London, 3. Aug. Die „Times" meldet au» Shanghai vom 1. Aug. In chinesischen Kreisen v-rlautet, Lipingshrng, der in Peking eingetroffen ist, sei zum Befehlshaber der Truppen Junglu» ernannt worden. Derselbe nehm« ein« ausgesprochene frewdenfeindliche Haltung ein. Li-Hung- Tschang erhielt am 31. Juli ein kaiserliche» Dekret, wodurch ihm abermals befohlen wurde, sofort nach dem Norden ab- zureisen. Die Schwierigkeil seiner Lage nehme täglich zu.
^London, 3. Aug. Der „Standard" meldet au» Tientsin vom 26. dS.: Die verbündeten Truppen sind ge- zwungen, auf da» englische Kontingent zu warten. Di« militärischen Vorbereitungen gehen bei den britischen Truppe» in beklagenswerter Weise vor sich. Unter den Engländern sagt man hier allgemein, die Engländer verdiente», daß man sie völlig unberücksichtigt ließe. Es stehen jetzt über 20 000 Mann uuthäüg in Tientsin. Die Japaner und Russen sind ungeduldig und wollen nach Norden vorrücken, obgleich sie Befehl erhalten haben, mit dem englischen Kon- tingent zusammen vorzugehen, welche» völlig unbeweglich erscheint.
* I» Tientsin ist am Freitag «in britischer Botschaft«, kurirr «ingrtroffen, der neben offiziellen Depeschen weiter« Privatnachrichten überbrachte. Danach ist die ganze Straß, nach Peking von bedeutenden chinesischen Truppenmassen mit starker Artillerie besetzt und mit Befestigungen durchschnitten. Die Belagerten in Peking erhielten di« erst« Nachricht von der Außenwelt am 18. Juli. Am 19. Juni brack der Tsung-li-Damen die Beziehungen ab und erklärt« am 20. Juli den Krieg. 4M Nichtkombattanten besetzten di« britische Botschaft; chinesische Konvertiten hielten di« Nord- kathedrale, 1000 andere Flüchtlinge besetzten den Palast de» Prinzen Lu westlich von der britischen Botschaft. Bier Sturmangriff« wurden abgeschlagen, am 7. Juli nacht» bedrohte ein sechsstündige» Bombardement die Fremden mit der völligen Vernichtung, aber die Feigheit der Chinese» rettete sie noch. Sie hatten bi» dahin an Toten: 10 Deutsche, 10 Japaner, 11 Franzosen, 5 Briten, 7 Amerikaner, 7 Italiener, 4 Russen, 4 Oesterrricher, 9 Konvertiten, 98 Verwundet«. Mindesten» 2000 Chinesen waren getötet worden. Erst am 18. Juli befahl ein Kaiseredikt, dir Angriffe einzustellrn, ver- sprach den Schutz der Fremden und Entschädigung, ein« Nachgiebigkeit, dir wohl nur auf dir Sieg« der Verbündeten bei Tientsin zurückzusührrn ist.
X Tschifu, 3. Aug. Der Gouverneur von Schantung telegraphierte heute an die hiesigen Konsuln: Ein soeben -ingegaugene» Schreiben de» Tsungli-Namen» vom 30. Juli besagt, daß di« Gesandten und der deutsche Geschäftsträger in Peking mit dem Stabe wohlbehalten und mit Lebrn»- mitteln versehen seien. E» bestehe ein gegenseitiger freund- schaftlicher Verkehr. Di« Verhandlungen wegen de- Abzug» der Gesandten nach Tientsin zu einem zeitweiligen Aufenthalte daselbst seien dem Abschluß nahe, di« Regierung-kurier« legen die 150 Kilometer zwischen Peking und Tientsin in 2 Tage« zurück.