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Erscheint Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag »ttderGratiS-Beilage Der SonntagL- G a st.'
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Samstag, 16. Juni
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1900.
2 Die Lsnss-Girettel,
die ausgedcckt zu haben im wesentlichen ein Verdienst der Mn. VolkSztg.' ist, werden schwerlich die verdiente Sühne finden. Ein Agent Moroy, der von dem Major Lothairr g!i der Hauptverantwortliche für das Händeabschlagen de- Mnet und der deshalb nach Brüssel zu kommen auf- zeserdert worden war, ist am Tage seiner Abreise morgen- tot in seinem Bette in Bowa aufgesunden worden.
Hierbei verdient Beachtung, daß gerade jener Moray als Kronzeuge bei der Untersuchung gegen die Greuel- verüber auftreten sollte und daß sein Tod mithin vielen der sauberen Herren als eine Erlösung von schwerem Druck erscheinen muß.
Major Lothairr leugnet zwar, daß die Grernlthaten gegen Schwarze, das Niederbrennen ihrer Dörfer, das Nikderschießen Wehrloser, das Abhauen der Hände Gefangener mit seinem Wissen geschehen seien; das kann er jedoch nicht in Abrede stellen, daß er selber im Sommer 1899 mit 200 Soldaten, bekleidet von dem Offizier Fievez, de» weißen Fluß entlang gezogen ist und dis dortigen Häuptlinge „bekriegt" hat, d. h. Dörfer niedergebrannt und Leute piedergeschvssen hat, weil sie nicht in den Pflanzungen arbeiten mochten.
Er ist himmelschreiend, was die belgischen Congoleute unter der Flagge des Christentums und der Kultur an den armen Schwarzen im dunkelsten Afrika verübten! Die dortigen rohen Dienstknrcht« der großen Brüsseler Kapitalisten bestimmen den dem Namen nach unabhängigen Schwarzen nicht nur die Höhe der Löhne, sondern auch, daß ein jeder wirklich zu arbeiten hat, auch derjenige, der nicht mag und der nicht zu arbeiten braucht. Nun ist der Neger, den Muiter Natur bei seinen bescheidenen Ansprüchen reichlich nährt, ein abgesagter Feind der Arbeit ; er verläßt lieber Haus und Hof und Besitz, als daß er sich von den belgisch- congostaatlichen Frohnvogtm schinden läßt.
Die Belgier haben die Kultur auch schon so im Tangostaat verbreitet, daß die früher so volkreichen Dörfer an den Flußläufen jetzt fast leer stehen. Die Neger wandern ab, um so schnell wie möglich aus dem Bereich« der Kautschuk- und Nilpferdpeitschenkultur herauszukommen. Doch da nun da- wieder den Profit schmälert, so haben die congostaatlichen Spekulanten die Gebundenheit an dir Scholle «„geführt. Die Schwarzen, welche sich aus ihren Dörfern sartbegeben, werden als Flüchtlinge behandelt. Der Congo- fiaat ist ein Zuchthausstaat in schönster Blüte; die schwarzen Emmshner vieses Jdealstaates sind nichts weiter als arbeits- Pflichtigr Zuchthäusler, dir bei Straf« des Lebens und Leibes den Ort nicht verlassen dürfen, an dem sie geboren wurden.
Nur paßt die Menschenjagd schlecht für einen Christen, einen weißen Kulturträger. Major Lothaire hat sich aber zu helfen gewußt. Im Congobecken treibt seit zwei Jahrzehnten ein arabischer Sklavenjäger namens Mirambo sein Wesen. Gegen ihn hatte früher der Csngostaat seine Truppen aufgrboten, jetzt aber hat er sich mit ihm verbündet. In ihm hat Lothaire einen Menschen gefunden, wie er ihn braucht um „Zucht und Ordnung" herzustellen.
Mit Wissen und Willen Lsthaires hat Mirambo die Dörser Molonga und Wodja ohne jeden Grund nieder- gesengt, mit Wissen und Willen Lothaire- trieb er die unglücklichen Bewohner in einen Busch, welchen er umstellen mß, um dann eine regelrechte Treibjagd wie auf Wild zu veranstalten. Wie bei Jagden die Teilnehmer danach eifern, me höchste Stückzahl zu erreichen, so wetteiferten di- Leute Mambos darin, die größte Anzahl Schwarzer nieder- Mnallen! Auf den Jagdzügen werden oft harmlose Schwarze rein zum Vergnügen niedergeschossen. An lebenden Mmfchen üben sich diese Leute im Schießen! Und obschon L-othmre das alles weiß, ermuntert er diesen Araber stets Zu neuen Menschenjagden; ihm ist alles erlaubt, wenn " """kle Gefangene einliefrrt, damit sie in Ketten arbeiten. 5k - Es'heu uns, wenn wir die Schilderungen der Achaten lener Konquistatoren lesen, welche Spanien nach dem «eu entdeckten Amerika schickten und die den armen Ein- gevorenen das Geld abpreßten. Mancher mag auch da- nnfiere grausame Mittelalter deswegen verdammen und froh >«ln, daß HM, so ,tums nicht mehr passieren kann. Unser« ^ ihre hohe Aufgabe im ernstesten Sinne auf
N? vMiihen sich jahrein und jahraus, den zurückgebliebenen Mwarzen inner« und äußere Kultur im besten Sinne des Zu bringen. Dann kommen aber christliche Kaus- l H^lljhe Ausbeuter und zeigen den kaum Bekehrten Kürzesten Schattenseiten unserer Kultur: die unge- Orofttsucht, di« keine irgendwie gearteten sittlichen «-Pranken anerkennt! Die Schandthaten im Congostaate laut zum Himmel. Im Namen der Menschheit
schreien
muß gefordert werden, daß diesem Zuchthausstaate ein Ende gemacht werde und daß die Zuchthausvärter ihrerseits dahin kommen, wohin sie gehören : in die belgischen Zuchthäuser !
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Kammer der Abgeordneten.
* Stuttgart, 12. Juni. (125. Sitzung.) Die zweit« Kammer beriet hrute den Bericht der staatsrechtlichen Kommission über den Antrag Spieß betr. die landwirtschaftlichen Lehranstalten. Der Antrag geht dahin, daß die landwirtschaftlichen Lehranstalten mit Ausnahme der Akademie in Hohenheim und der landwirtschaftlichen Fortbildungsschulen künftig nicht mehr dem Kultusministerium, sondern dem Ministerium des Innern unterstellt sein sollen. Der Antrag wurde nach sehr eingehender Debatte der Regierung zur Kenntnisnahme überwiesen. Ueber die Beschwerde de- Freihrrrn v. Münch in Mühringen wegen Verschleppung der Entscheidung über die von ihm gegen den Etatsentwurs der Gemeinde Mühringen erhobene Einwendung durch die ständigen Behörden ging dir Kammer ohne Debatte zur Tagesordnung über.
— 13. Mai. (126. Sitzung.) Aus der Tagesordnung stehen die Eingaben der niederen Bahnbediensteten um Besserstellung in den Gehalt-Verhältnissen, teilweise auch in der Dienststellung. Die Kommission empfiehlt Ueberweisung an die Regierung zur Erwägung unter Bezugnahme auf dir Erklärung der Regierung vom vorigen Jahre betr. eine allgemeine Revision der Gehaltsverhältnisse (namentlich der niederen Beamten). Im Verlauf der Debatte erklärt der Ministerpräsident: Die Regierung habe ihre Bereitwilligkeit ausgesprochen, einen wohldurchdachien Plan der GehaltS- rrgulierung für sämtliche Beamten der Verkehrsanstalten, namentlich für die nieder«, mit dem nächsten Etat anzulegrn. Der Finanzminister habe die Sache in Behandlung. Die Angelegenheit sei also im Gange und eS werden rechtzeitig Anträge gestellt werden. Die Regierung ist auch bereit, die Beiträge für dir Witwen- und Waisenversorgung den Beamten abzunehmen und ihnen weitere Erleichterungen zu gewähren. Die Regierung werde auf die Stimmung de» Hauses beim nächsten Etat Rücksicht nehmen. Ferner ist aus der Debatte hervorzuhebe», daß Haußmann -Balingen die Bezugnahme auf die Erklärung der Regierung zu beseitigen wünscht, damit sich nicht der Landtag binde. Ferner empfiehlt er „Berücksichtigung" statt „Erwägung". Um beide Punkte dreht sich die Diskussion hauptsächlich, während bezüglich der Notwendigkeit der Ausbesserung der nieder« Beamtengehälter volle Einstimmigkeit herrscht. Er wird der Antrag Haußmann angenommen. Die Kammer ging alsdann zur Erörterung drs Wafftngrbrauches der LandjÄgrr über, j Dir Kommission hat im Einvernehmen mit der Regierung z einen Entwurf ausgearbeitrt, der heute bis zu Artikel 4 e inklusive nach längerer Debatte angenommen wurde. Nächste Sitzung Freitag. Die Kammer wird voraussichtlich am 18. Juni bereits vertagt werden. Am 19. folgt sie einer Einladung des Ministerpräsidenten zu einer Besichtigungsfahrt aus der Bahnstrecke Friedrichshofen-Lindau.
LÄirdesirsrshVrshteir.
* Fünfbronn, 13. Juni. (Jagdglück.) Forstwart Züfle hat heute abend im Stadtwald Enzwald einen prachtvollen Hirsch erlegt.
* Calw, 14. Juni. Unsere Stadtverwaltung läßt gegenwärtig größere Bauten auSsühren. Dir Umwandlung des bisherigen OclgaswrrkeS in ei» Steinkohlengaswerk mit einem Aufwand von 110,000 Mk. ist bereits in Angriff genommen. Auch dar Wasserwerk wird einem gestern erfolgten Beschluß der bürgerlichen Kollegien zufolge abermals eine Erweiterung erfahren.
* Stuttgart, 13. Juni. In der Legitimationskommission wurde die Wahl de- Abgeordneten von Welzheim, Professor Hieber, für gültig erklärt, dagegen die Akten dem Ministerium des Innern überwiesen, um eine disziplinarisch« Untersuchung über die Wahleinmischung der Schultheißen zu veranlassen.
* Stuttgart, 14. Juni. Forstrat Gras Uexküll- Gyllenband wurde zum ritterschaftlichen Abgeordneten des JaastkreiseS gewählt.
* Ludwigsburg, 13. Juni. Auch di« hiesige Stadt wird nun ihren Ratskeller erhalten, nachdem der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung beschlossen hat. da- vor einiger Zeit in den Besitz der Stadt übrrgrgangene, neben dem Rathaus gelegen« Museum vom 1. Juli an mit dem Namen Ratskeller zu belegen.
* Fellbach, 12. Juni. An der aus einem Stock bestehenden Kammer; des Gemeinderats Bäuerle sind über 400 Trauben zu sehe», die sämMche in voller Blüte stehen.
* Heilbronn, 14. Juni. Bei denMusgrabungen im nördlichen Tunnel unterhalb des Friedhofs wurde in den letzten Tagen in einer Tief« von 3 Meter zwischen Lehm und Keupermergel ein Mammutzahn zu Tag« ge- fördert. Da derselbe ziemlich morsch war und von den Arbeitern im Anfang für eine Baumwurzel gehalten wurde, konnte derselbe nicht ganz unversehrt geborgen werden. Indessen zeigt derselbe auch noch in seinen Uederresten die stattliche Länge von 1,20 Meter und an seinem oberen End« einen Durchmesser von 18 om.
* Heidenheim, 13. Juni. Heute abend zog ein sehr schwere- Gewitter über unsere Gegend, da- einen wohl- thätigrn Regen, aber leider auch Hagel brachte. In dem benachbarte» Bolheim fiel dieser so dicht, daß die Bäume ihrer Fruchtansätze beraubt und die Feldfrüchte schwer beschädigt wurden.
* Friedrichshafen, 13. Juni. (DaS Zeppelin'sche Luftschiff.) Die neulich in den Zeitungen aufgetauchte Nachricht von dem Zrppelin'schen Luftschiffausstieg sind bezüglich der Zeitpunktes nicht zutreffend. Die Montierung des Ballons ist in allen wichtigere» Teilen durchgrführt. Bereits sind 80 Mann von der hiesigen Feuerwehr zur Hilfeleistung beim Aufstieg engagiert, aber ein genauer Aufstiegstermin kann nicht angegeben werden, weil die Auffahrt sehr von den Witterung-Verhältnissen abhängen wird. An der Mitfahrt sollen sich beteiligen der Leiter und Erfinder. Graf Zeppelin, sein Oberingrnieur Kübler, Professor Gsrll aus Straßüurg, sowie die Monteure Moser und Groß. Auf der Luftschiffstätte Manzell herrscht reges Leben; Graf Zeppelin ist dort Tag für Tag selbst anwesend. Die Lenkbarkeit des Zeppelin'sche» Werkes wird hier allgemein als gelungen bezeichnet.
* (Verschiedenes.) In Untergröningen O.-A. Gaildorf fchlug der Blitz in die Scheuer des Gerber» Ruß. Das Wohnhaus und die Scheuer brannten vollständig nieder. Der in der Scheuer befindliche Knecht wurde vom Blitz erschlagen. — Der in Stuttgart geborene 24jährige Vikar Metzger von Adelmannsfelden ertrank beim Baden im Ursprungweiher der Bühler bei PommertSweiler. — Ja Heilbronn kam ein vielfach vorbestrafter Tag- kühner aus den Gedanken, um der immerwährenden Sorge um eine Wohnung los zu werden, von einem dortigen Bauunternehmer ein Haus zu kaufen, unter der Vorspiegelung, es stehe ihm ein bedeutende- Erbe au- Amerika in Aussicht. Als der neue Hausherr seine Wohnung bezogen hatte, entpuppte sich die Geschichte als Fälschung und der Hauskäufer wurde verhaftet. — Daselbst wurde einem Steindruckerlehrling von einem Arbeiter eine Taschenuhr übergeben mit der Weisung, dieselbe einem Uhrmacher zur Reparatur zu übergeben. Der Junge aber trug sie in ein Pfandhaus und verjubelte das Geld.
* Leipzig, 11. Juni. Ein Großstadtbild bietet der heutige Polizeibericht. In der Familie eines Arbeiters mietet sich ein Arbeiter ein, macht die Frau seines Wirtes zu seiner Geliebten und vergreift sich außerdem an der 12jährigen Tochter des Hauses. Als das Verbrechen ruchbar wird, flieht die Mutter des Kindes mit ihrem Verführer und stürzt sich mit ihm in Weichau bei Großheringen in die Saale! Zusammengebunden wurden die Beiden im Wasser aufgesunden.
Berlin, 14. Juni. Der „Reich-anzeigrr" veröffentlicht eine Bekanntmachung betreffend die Außerkurssetzung der ReichSgoldmünzen zu 5 Mk. ab 1. Oktober 1900.
IV. Berlin, 14. Juni. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Auf Befehl drs Kaiser- wird der deutsche Ab- lösungstransport in Tsintau zurückgehalten.
* Der deutsche Reichstag hat die Flottenovelle angenommen, durch die da» deutsche Reich in den Besitz einer seiner Großmachtstellung würdigen großen Kriegsflotte gesetzt wird. Die große Mehrheit, mit der die Vermehrung der deutschen Kriegsflotte im Reichstag bewilligt wurde, ist achtunggebietend genug, um dem Ausland klar zu machen, daß sich im deutschen Volke immer eine stattliche Mehrheit findet, wenn eS sich um die nationale Machtentsaltung handelt. Mit Recht wie- der Reichskanzler Fürst Hohenlohe den gistgeschwollenen Auslassungen des Sozialdemokraten Liebknecht gegenüber darauf hin, daß die Schaffung einer deutschen Seemacht von jeher ein Lieblingsgedanke der deutschen Volke- gewesen sei. Aus dem nationalen Empfinden des Volkes heraus geboren, hat er schon 1848 alle deutschen Patrioten begeistert. Und wenn Kaiser Wilhelm II. diesen im deutschen Volke mächtig wurzelnden Gedanken mit starker Hand aufgegriffen hat, um ihn mit der ganzen Intensität seiner für Deutschlands Macht und Größe erglühenden Begeisterung zu hegen und zu pflegen,