Erscheint Dienstag, Donnerstag, SamStag und Sonntag »itder GratiS-Beilage Der Sonntags- G a st.'
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Donnerstag, 14. Juni
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1900.
Die Aushebung der Militärpflichtigen vor der K. Oberersatzkommisflon findet statt in Nagold am 28. und SO. Juni, in Freudenstadt am 10. und 11. Juli und in Ealw am 2. und 3. Juli.
D-rrtfHeir Reichst«»-
* Brrlin, 11. Juni. Der Reichstag beschäftigte sich heute nach Erledigung einiger RcchuungSsachen mit der Interpellation der Sozialdemokraten über die in Anhalt, Neuß j. L. und Lübeck erlassenen Gesetze über di« Be* * käwpfung des Kontraktbruches ländlicher Arbeiter, welche im Widerspruch stehen soll mit dem Koalitionsrecht nach 8 152 der Gewerbeordnung, nach den Bestimmungen deS Strafgesetzbuches, der Reichsverfassung und der Civilprozeß- Ordnung. Abg. Stadthagen (Sozialdem.) begründet die Interpellation mit eingehender Inständiger Darlegung- über di« Grenzlinie von Reich-recht und L:ndr«cht. Nach entgehender Debatte wird der Gegenstand verlassen.
* Berlin, 12. Juni. Der Reichstag nahm in allen drei Lesungen die Novelle zum Gesetz über die Rechtsverhältnisse der Schutzgebiete an mit einem Antrag Gröber, der völlige Gleichberechtigung der Konfessionen sichert. Dann wurde m dritter Lesung die Verlängerung des Handels- ' Provisorium» mit England auf «in Jahr genehmigt. ES folgt die dritte Lesung des ReichSseuchengesetzeS. Dasselbe wird einstimmig ohne Veränderung angenommen. — Erfolgt die dritte Beratung des ReichSstempelgesetzr-, zu dem ein Ab- ändemngstttitrag Hilbeck angenommen wird, der die Stempel- gebühren für Nachzahlungen auf Kuxe auf 1 pCt. statt auf 2 pCt. festsetzt. Dar ganze Gesetz wird in namentlicher Gesamt-Abstimmung mit 208 gegen 87 Stimmen angenommen. Daraus wird die Abänderung der Zolltarifs gegen die Stimmen der Freisinnigen und Sozialdemokraten angenommen. Er folgt die dritte Beratung der Flotten-Borlage Mer die Gewinne bei der Fabrikation von Panzrrflotten entspiimt sich eine Auseinandersetzung zwischen den Ab- Mrdneten v. Stumm, v. Kürdorff, Müller-Fulda und Bebel. Äbg. Oertel (kons.) erklärt, daß seine Partei der Vorlage zustimme mit dem Bewußtsein von der weltgeschichtlichen Aufgabe der deutschen Volkes und ohne jede Rücksicht auf andere Vorlagen und Erklärungen zu Gunsten der Agrarier. Abg. Liebknecht ergeht sich in historischen Exkursen. Er bezeichnet die Flottenvorlage als einen Raubzug gegen das deutsche Volk und wirst den Mitgliedern des Parlaments vor, daß sie mit dem Kainszeichen der WortbrucheS behaftet seien. Er wird für diese Arußerung dreimal zur Ordnung gerufen. Auf eine Anregung deS Abg. Müller-Fulda erklärt Graf PosadowSky, daß die preußisch, Regierung in Bezug auf die Oeffnung der Grenze gegen polnische Arbeiter möglichst weit gehen werde, aber die Grenze vollständig unter keinen Umständen öffnen könne. Abg. Sattler (ntl.) betont namentlich dar Interesse der Arbeiter an der deutschen Flotte, was den Abg. Bebel zu einer Erwiderung veranlaßt. Die Bemerkung des Abg. Liebknecht, daß die Flottenbegeisterung erst iw Herbst vorigen Jahres entstanden sei, giebt dem Reichskanzler Fürst Hohenlohe Veranlassung zu einer längeren historischen Betrachtung über die Entwicklung des Flottengedankens im deutschen Volke. Auf eine Bemerkung des Abg v. Lieberwann, daß der Gegensatz, der sich anläßlich der bekannten Glückwunschtelegramme nach England zwischen Thron und Volk gelegt habe durch eine Krastbrise hinweggeweht werden möge, antwortete Staatssekretär Graf Bülow, daß die deutschen polit. Maßnahmen nicht durch Antipathien und Sympathien bestimmt werden, sondern abhängig seien von den realen Interessen des Volkes,- die der Kaiser in seiner Person vertrete. Nach weiteren Ausführungen der Abgg. Gräf (Antis.) und Hasse (ntl.) schließt die Debatte und § 1 wird in namentlicher Abstimmung mit 199 gegen 107 Stimmen angenommen. Der Rest der Vorlage wird ohne weitere Debatte ange-
die Flottenvorlage als solche in der Ge- ^ m . Mmnmirg «rit 201 gegen 103 Stimmen.
Präsident gibt einen Urberblick über die Thätigkeit der
.Abg. v. Levetzow dankt im Namen des Hauser oem Präsidenten, wofür der Präsident Graf Ball «st rem «> bewegten Worten seinen Dank ausspricht. DaS Hau- Mmmt beifällig zu. Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe verttest die kaiserliche Verordnung, durch welche die Session des Reichstags geschloffen wird. Mit einem Hoch auf den Kars« schließt die Sitzung.
R» Altensteig, 13. Juni. Der frühere Polizeidiener welcher sich vor etwa 7 Wochen von hier entfernte . ilntreue zu schulden kommen ließ, ist mittellos m und hat sich am Montag dem K. Amtsgericht
^ ^stellt, welches ihn in Haft behielt. Andere Ge- welche dieser Tage kolportiert wurden, bestätigen iwz nicht. — An Stelle Bauers wurde in letzter Grmeinde-
ratSsitzung Fuhrmann Waidrlich zum Polizeidirner gewählt.
* Laut Bekanntmachung der Kgl. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betr. die Organisation des landwirtschaftlichen RsaikreditS in Württemberg sind als Vertrauensmänner des württembergischen KreditvereinS für dir Jahre 1900/1902 im Bezirk Nagold ausgestellt worden: 1. Amtspfleger Rapp in Nagold, 2. Stadtschultheiß Krauß in Haiterbach, 3. Oeko- nom Rueff in Spielberg, 4. Schultheiß Rapp in Ueberberg,
5. Schultheiß und Vrrwaltungsaktuar Dengler in Ebhausen,
6. Gutsbesitzer Link in Tröllenshof, 7. Stadtschultheiß Mutschler in Wildberg, 8. Kaufmann Karl Hummel in Gültlingen.
* Freudenstadt, 10. Juni. Der württ. Landes- fischereiverein hielt heute unter zahlreicher Beteiligung hier seine diesjährige Hauptversammlung ab. Dieselbe war mit einer FischereiauSstellung verbunden, die in der städtischen Turnhalle untergebracht war und heute vormittag durch den Vorstand des Landesvereins, Excellenz von Plato, eröffnet wurde. Die Ausstellung war reizend dekoriert mit Jagdtrophäen aller Art aus den prächtigen Sammlungen der Herren Böcking, Schernbach, Apotheker Strichele, Freuden- stadt und verschiedenen Herren Förstern der Umgebung. Um 12 Uhr fand ein gemeinsames Mahl im Schwarzwaldhotel statt, um 2 Uhr begannen die Verhandlungen. Der Verein-Vorstand sprach in seiner Begrüßungsrede u. a. auch den Wunsch aus, daß die Staatsbehörden, insbesondere die Beamten an den Kreisregierungen und Oberämtern, in engere Fühlung treten möchten. Der Verein zählt z. Zt. 69 Mitglieder, nämlich 52 Vereine und 17 andere Korporationen. Die Zahl der persönlichen Mitglieder beträgt 301, gegen 336 im Vorjahr. An Einnahmen und Ausgaben hatte der Verein im letzten Jahre rund 5000 Mk. zu verzeichnen. An Prämien für 483 zur Anzeige gebrachte Fälle von Frschereifrevrl wurden 835 Mk. ausbezahlt. Als äußere- Zeichen der Anerkennung und ersprießlichen Mühewaltung übergab das Präsidium im Name« des LandeS- fischereivereins dem Vorstand Apotheker Strichele ein Ehrendiplom. Im Anschluß an die Worte des verehrten Präsidenten wurden die Preise für die einzelnen Aussteller kundgegeben. Ein Diplom 1. Klasse erhielt Gutsbesitzer Böcking, Schernbach und Girrbach, Jgelsberg. Ein Diplom 2. Kl. erhielt Apotheker Strichele und Petersbauer Kübler von Bösfinaen. Einen Geldpreis 3. Klasse erhielt Ferdinand Graf, Christophsthal (30 Mk.), Schullehrer Haas und Oekonom Müller, UntsrmuSbach (20 Mk) Einen Geldpreis 4. Klaffe erhielt Müller- Gaffer von Hallwangen (10 Mk.), Oberförster Majer, Dornstetten (10 Mk.) Für ausgestellt« Angelgerätschasten erhielten ein Diplom 1. Klaffe Hildebrand, München, und Staudenmayer, Ulm, und ein Diplom 2. Klaffe E. Sturm in Forchtenberg. Geldpreise 3. Klaffe erhielten Reinhold Spreng, Rotiweil, für Brutapparate (20 Mk.) und Heinrich Köbele. Alpirrbach, für Netze; desgleichen einen Geldpreis 4. Klasse Fischer Betz von Lützenhardt. Im nächsten Jahr soll dar 10jährige Bestehen de- Vereins gefriert und aus diesem Anlaß eine größere Ausstellung in Verbindung mit dem Cannstatter Volksfest veranstaltet werden. Zur selbigen Zeit wird auch der deutsche Fischerei- rat in Stuttgart tagen. Der Jahresbericht deS Schriftführer- Armbruster-Tübingen konstatierte eine rege und eifrige Thätigkeit auf allen Gebieten der Fischzucht. Wie im letzten Jahr, sollen auch im laufenden und nächsten Jahr wieder mehrere Tausende von Fischereien und Brut zur Verteilung kommen. Nach Maßgabe der verfügbaren Mittel soll von jetzt an auch die Zucht von Regenbogenforellen immer mehr unterstützt werden. Mitgeteilt wurde, daß am letzten Pfingstmontag in Heilbronn durch das Abwasser der dortigen chemischen Fabrik ca. 30 Zentner Fische iw Werte von 1800 Mark zugrundegegangen seien. Der Vorsitzende empfahl, derartige Fälle direkt dem Ministerium der Innern zur Kenntnis zu bringen. In einem Referat über Versendung von Fischen wurde von verschiedenen Seiten konstatiert, daß sich als Packwattrial Torfmull am besten bewährt habe, Pergament und Brennnessel seien in zweiter Linie zu empfehlen. Referate wurden erstattet von Professor Lampert-Stuttgart über die Nahrung der Bachsachlinge und der Bachforelle und von Schultheiß Willauer-Zwiefaltendorf über den gegenwärtigen Stand der Donaufischerei, der infolge der Durchführung der Donaukorrektion fast auf Null zurückgegangen sei. Abends fand im Hotel Waldeck rin Bankett statt.
* Wie bekannt, wurde in der Nacht vom 1. zum 2. Oktober 1893 der Bäcker und Löwenwirt Karl FaaS in Liebenzell ermordet. Seine Ehefrau, die jetzt 33 Jahre alte Eva Marie FaaS geborene Hoffman«, nunmehr gerichtlich geschiedene Buchmann aus Glriszellru bei Bergzabern in der Pfalz, wurde des Mordes beschuldigt, aber st« wurde auf Grund der Hauptverhandlung vor dem K. Schwurgericht Tübingen am 7. März 1894 freigesprochen. Im Dezember 1899 wurde Marie Faas abermals in Unter-
suchungshaft genommen, und mit ihr ihr Vater, der Oekonom Johannes Hoffmann von Gleiszellen als Teilnehmer an dem Morde. Während letzterer in der Karfreitagnacht durch Erhängen im Tübinger Untersuchungsgefängnis sich dem irdische« Richter entzogen hat, wird gegen seine Tochter, die Mari« verwitwete Faas, nunmehr im Wiederaufnahmeverfahren wegen Gattenmordr vor dem Tübinger Schwurgericht verhandelt werden. Die Verhandlung beginnt am Mittwoch, den 20. Juni, vormittags 9 Uhr. Sie wird voraussichtlich 4 Tage dauern. Es ist «ine große Anzahl Zeugen und Sachverständiger geladen. Der Angeklagten wird der Rechtsanwalt Bohnenberger in Tübingen als Verteidiger zur Seit« stehen.
* Stuttgart, 11. Juni. Der Verband landwirtschaftlicher Genossenschaften in Württemberg hielt heut« iw Konzertsaal der Liedrrhalle seine diesjährige Verbands- Versammlung ab. D-r Vorstand, Prof. Leemann-Tübingen, «öffnete die Versammlung mit der Mitteilung, daß 261 Darlehenskassen, 11 Molkereien und 2 Weingärtnergenosien- schaften vertreten seien. Nach dem Bericht über die Thätigkeit de« Verbands im Jahre 1899 bezifferten sich die Einnahmen auf 22 764 Mk., die Ausgaben auf 20895 Mk., so daß ein Ueberschuß von 1869 Mk. verbleibt. Das Verbandsvermögen beläuft sich aus 25046 Mk. Der Verband hat auch im letzten Jahr wieder eine erhebliche Zunahme an Mitgliedern aufzuweisen, derselbe umfaßt 896 Genossenschaften mit rund 100000 Mitgliedern, 68 Genossenschaften wehr als im letzten Jahr. Darlehenskassen gehören dem Verein zu 855, Molkereigenossenschaften 35, Weingärtnergenoffenschaften 4, und außerdem noch eine Dampfpreffegenoffenschaft mit 50 Mitgliedern. Der Umsatz belief sich im Berichtsjahr auf gegen 90 Millionen Mk. Auch di« Verkaufsstelle der Verbandes hatte einen regeren Geschäftsverkehr als in den letzten Jahren, immerhin aber ist, wie der Vorsitzende bemerkte, unter den Genossenschaften vielfach noch eine ungerechtfertigte und bedauerliche Zurückhaltung der Vereine gegenüber der Kaufstelle zu konstatieren. Die Berbands- revisiou erstreckte sich auf über 800 Vereine. Das Ergebnis derselben war, zufriedenstellend bei 61,5°/» derselben, verbesserungsbedürftig aber unbedenklich bei 39°/o, zu Bedenken Anlaß gebend nur bei 5, meist jüngeren Vereinen oder 0,5°/o. Die Verwaltungskosten beliefen sich auf 21 895 Mk., zu deren Bestreitung ein Staatsbeitrag von 14000Mk. gewährt wurde. Die Vorstandfchaft der Vereins, die seither aus 9 Mitgliedern bestand, soll künftighin au- 11 bestehen. Die auSschridenden Mitglieder und auch der Verbandsvorstand, Prof. Leemann-Tübingen, wurden wieder- gewählt.
* Anläßlich deS bevorstehenden 500jährig«n Geburtstage- GutenbergS wird daran erinnert, daß von den beiden letzten männlichen Nachkommen aus Gutenberg- Geschlecht der eine, Freiherr Heinrich v. Molsberg, früherer General- adjutant de- Königs von Württemberg, in Stuttgart lebt. Der zweite ist sein Bruder Paul v. MolSberg, der bekannte Obstzüchter auf Langenau bei Mainz. Das Brüderpaar Molsberg stammt nämlich von dem Oheim GutenbergS, Ortlirb GenSfleisch, ab.
* LudwigSburg, 10. Juni. Heute mittag wurde der Mörder Birnbaum von Bietigheim, welcher seine Geliebte Katharine Rauh von Großingersheim am Freitag abend aus dem Wege nach ihrer Heimat überfiel und tötlich verletzte, hier verhaftet und dem Gericht übergeben.
* Lauffen a. N, 9. Juni, Die Heuernte hat hier mit dem Einheimsen von Klee (Luzerne) ihren Anfang genommen. Daran schließt sich in wenigen Tagen das allgem. „Heuen." In den Weinbergen ist der Traubenansatz reich- lich und berechtigt den Winzer zu den besten Hoffnungen.
* (Verschiedenes.) In Feuerbach st«! der verheiratete Gipser Chr. Kärcher von Neuhausen. OA. Eßlingen, von einem Gerüst und war bald darauf eine Leiche. — In Untertürkheim wurde der Bahnwärter Firnhaber beim Begehen der Bahnlinie von zwei in der Richtung nach Stuttgart durchfahrenden Lokomotiven erfaßt und auf der Stell« getötet. — Der Schwindler, welcher auf dem Weil- derstädter Markt bei einem Kauf einem Bauern eine Geldrolle gab, die statt 100 Mk. rin Eisenstück enthielt, ist ein Einwohner von Weiffach (Vaihingen). Derselbe ließ das Eisenstück von einem dortigen Schmied anfertigen, wird aber den Schwindel schwer büßen müssen. — In Ehingen wurde in einem benachbarten Wald eine Frau von einem Jagdpächter aus Versehen angrschossen, so daß sie hoffnungslos darniederliegt. — Ein Radfahrer aus Ulm rannte in Friedrichshofen mit seinem Rade einen 80jährigen Mann um, so daß derselbe gleich darauf verschied. — In Bietigheim feierte Wagner Gall mit seiner Frau das Fest der goldenen Hochzeit. — In Heil- bronn erschwindelte sich eia Frieseurgehilfe in einem