erscheint Dienstag, V-nnerStag, SamStag und Sonntag »itder SrattS-Bettage Der SonntagS- Gafi?
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oberhalb desselben Wk. 1.10.
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Mittwoch, 6. Juni
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1900.
Uebertragen wurde die erledigte Pfarrei Warth dem Pfarrer Riedinger in Wildenstein.
L<ritde»ir<rH*rehteir.
* Altensteig, 5. Juni. In de« Worte« schönster Bedeutung war e« un« dieSwal vergönnt Pfingsten zu feiern. Muh und unfreundlich, mit Regenschauer und Unbilden verschiedener Art hat der Mai sich bis zuletzt aufgeführt, aber «S kam Pfingsten und die Glocken ließen ihre erhebenden Töne schon am PfingstsamStag abend beim Einläuten deS Festet zu einem klarblauen Himmel hinaus erschallen gerade als wollten fi« der Menschheit in einer nur ihnen eigenen wohllautenden kräftigen Klangfülle zurufen: „Menschenkinder freuet Euch!" Der Sang hinaus in Gotte- freie Natur war am Pfingst- fest recht lohnend, im Wald junggrüneS Sprossen allerwärtS, io Feld und Flur üppige- Wachstum und auf den Bäumen eme Blütenfüll« und Pracht, daß das Herz lachen und die Augen dankbar zum allgütigrn Vater aufblicken mußten für all' den Segen, de» uns der gütige Schöpfer in Aussicht gestellt. Der alt« gute Gott lebt noch, durfte man sich unwillkürlich vergewissern. Wer eS nur wachen konnte, war auch auf den Beinen und Ausflüge per Wagen oder Schuster- Rappen in die nähere oder fernere Umgebung waren wohl selten so zahlreich wie diesmal. Unser« Gegend wimmelte von Pfingsttouristen, ein Zeichen, daß man endlich auch iw weiteren Vaterland ringesrhen hat. daß der früher für uuwuUlch gehaltene Schwarzwald durch seine reizenden Naturschönheiten eben doch ein vollwertiges Ausflugsziel bietet.
* Ebhausen, 4, Juni. Wenig aussicht-voll ließ sich letzt« Woche die Witterung an und man begann für die Fahnenweihe deSMilitärvereiuS, welche heute vor sich ging, zu bangen, aber zu allgemeiner Freude hatte der Himmel ein Einsehen und spendete das schönste Festwetter, da- man sich denken kann. Der Zustrom von Fest- teilnehmern aut naher und weiterer Umgebung war denn auch ein enormer, di« erschienenen Bereise wiesen ebenfalls eine zahlreiche Beteiligung ihrer Mitglieder auf. Um 2 Uhr zog der Festzug durch den prächtig geschmückten Ort; wir zählten in demselben 17 Fahnen. Den Zug «öffnete ein Borrriter, je 2 uniformierte Husaren, Ulanen und Dragoner zu Pferde, dann schritt die Cannstatter Militärmusik dem Zug vorauf, eine ansehnliche Zahl weißgekleideter Festdamen mit drr zu enthüllenden Fahne, der Militärverein, Veteranrn- verein und Turnverein von Ebhausen; schließlich die auswärtigen Vereine in alphabetischer Ordnung: Altensteig, Drihmgen, Berneck. Eber-Hardt, Effringen, Egenhausen, Emmingen, Gechingen, Haiterbach, Mindersbach, Nagold, Oberschwandors, Pfrondorf, Rohrdorf, Nothfelden, Simmerl- feld, Spielberg, Sulz, Schönbronn, Walddorf, Warth und Wildberg. Es war ein recht ansehnlicher Festzug, der sich,
von Böllrrsalven begrüßt, durch di« Ort-straße bewegte. Viel bewundert und vielen Beifall fand ein vor dem Hause de- Hrn. Mechaniker« Deugler ausgebauter Tanuenhain mit künstlicher au- Tuffsteinen aufgebauten Felsengrotle, au- der ein kräftiger Quell hervorfprudelte und dabei thronte ein« Wassernixe sinnreich mit Seerosen geschmückt, im Hintergrund harrte rin edler Prinz in ritterlichem Kostüm aus dir Erlösung drr minuiglichen Prinzessin, die ein leblose- Bild zu sein schien, aber plötzlich Leben bekam. Aus dem Festplatz angekommen, nahm der Zug vor der Festtribüne Aufstellung. Nachdem die Sänger de- Militärverein- da- Lied gesungen: „Seid gegrüßt in Jubeltöven", hieß der Vorstand de» M. B., Hr. Braun, die Festteilnehmer willkommen, sprach für das zahlreiche Erscheinen den herzlichsten Dank au», wünschte allen Teilnehmern frohe Stunden und erteilte Hrn. Pfarrer Eberbach zur Festrede dar Wort. Redner brachte einleitend dem frohen Feste der Fahnenweihe de- Militärverein- seine Sympathie in herzlichen Worten dar und ging dann darauf üb r, die neue Fahne selbst zu schildern. Die erste Seite zeige das Bild der Germania mit dem Wappen der Gemeinde Ebhausen, di« zweite Seite da- württembergische Wappen; eine solche Zusammenstellung wäre vor 30 Jahren nicht möglich gewesen, aber im Jahre 1870 wurden di« deutschen Gau« zusammen- geschmiedet, nun seien wir ein einig Volk von Brüdern. Jetzt müsse für die Krieger die Losung sein, in Freud und Leid beizusteheu, um die teuer erkauften Errungenschaften zu erhalten. Der Stolz der Reservistn werde eS sein, Blut und Leben hinzugeben für da- Vaterland, auch ferner soll« eS heißen: „Fest steht und treu di« Wacht am Rhein." Und speziell der Militärverein, der heute sein Banner weihe, habe die Ausgabe, echte Kameradschaft, die Vaterland-- lieb« und dir Liebe zu Thron und Altar zu pflegen. Redner schloß seine mit großer Begeisterung ausgenommen« Rede mit einem 3maligen Hoch auf Seine Majestät unseren König. Nun überreicht« Fräulein Emilie Kempf in gebundenen sinnigen Worten die prächtige Fahne an den Verein und Fräulein Friederike Pfeisle das von den Festdamen gestiftete Fahnenband. Die Sänger stimmten hieraus an: „Wie könnt' ich Dein vergessen!" Der BezirkSobmaun der Krieger- vereine, Hr. Fabrikant Schaible von Nagold, ergriff das Wort um den kameradschaftlichen Gefühlen für den Verein Ausdruck zu geben und die Glückwünsche des BundrSpräsidiumS zu Überbringer,. 67 000 s'.ieger zähle jetzt der Krirgerbund und eine schöne Aufgabe habe derselbe bis jetzt erfüllt, indem er schon Tausende au-ge- geben habe an kranke, notleidend« und bedürftige Kameraden. Schließlich dankte Hr. Schaible der Gemeinde Ebhausen für di« wohlwollende Unterstützung de- Feste-, namentlich habe eS die Gemeinde bei der Ausschmückung au nicht- fehlen lassen. Sein Hoch galt drr Gemeinde Eb-
hauseu und den Kameraden. — Aus dem Festplatz entwickelte sich nun Fin bunte» Leben, und bei drr Hitze war da- Bedürfnis nach leiblicher Erfrischung, wofür gut gesorgt war, ein erhöhter. Aber leider zu bald verstrichen die paar der ungezwungene« Unterhaltung geweihten Stunden, die von den Klängen der Militärmusik wirksam unterstützt wurde; schon um */,6 Uhr verließe« die ersten Vereine den Fest- platz und zogen mit sichtlicher Befriedigung der Heimat zu, binnen einer Stunde kam auch der letzt« au di« Reihe. Noch sei bemerkt, daß mittag- im Gasthaus zum Hirsch ein Festmahl mit annähernd 100 Gedecken stattfand. Hiebei fielen Toast« auf den festgebeuden Verein, di« Festdamen und die Gemeinde. Da« Fest beschloß abend- «in schön ver- lausener Ball im Gasthaus zur Sonn«. — Der Verein darf mit Stolz auf seine Fahnenweihe zurückblicken, die so sehr unter der Gunst de« Himmels stand und alle Teilnehmer werden die Feierlichkeit in treuem Andenken bewahren.
* Ebhausen, 4. Juni. Auf dem Rückwege von hier geriet heute abend der Spinner Karl Reichert von Rohrdorf, beschäftigt bei der Firma Gebrüder Seeger in Rohrdorf, über die Böschung der Nagold und fiel in- Wasser. Trotz des starken Verkehr- auf der Straße wurde der Vorgang nicht bemerkt und als der Mann schließlich im Wasser liegend beobachtet und herau-gezogen wurde, hatte mau schon den entseelten Körper vor sich.
* (Ernte-Urlaub.) Da- Generalkommando hat auch diese- Jahr wieder genehmigt, daß Mannschaften über die Erntezeit zur Unterstützung ihrer Angehörigen, „soweit r« das dienstlich« Interesse gestattet," beurlaubt werden. Diesbezügliche Gesuche sind seitens drr Angehörigen nicht dem Generalkommando, der Division oder Brigade direkt, sondern dem Regiment bezw. Bataillon vorzulegen, da nur diese über den Urlaub zu entscheiden haben und eine Vorlage solcher Gesuche au eine höhere Kommandobehörd« durch Rückgabe an die Bittsteller oder Weiterbeförderung an den Truppenteil nur unnötig« Verzögerung mit sich bringt.
* (Eröffnung der Neuffener Eisenbahn.) Aus Nürtingen, 1. Juni, wird geschrieben: Bei prächtigem Wetter fand gestern die Eröffnung der Bahn von hier nach Neuffen statt. Die Nürtinger Teilnehmer am Feste etwa 200 an der Zahl, sammelten sich um 12 Uhr auf dem Rathaus« und zogen unter Vorantritt der städtischen Musikkapelle durch einig« reichbeflaggte Straßen der Stadt zum Bahnhof, um die Stuttgarter Festgäste zu empfangen. Dies« erschienen um 12 Uhr 32 Min. Unter denselben bemerkten wir StaatS- rat v. Balz, Oberfinanzrat v. Knapp, sowie die Vertreter der Württ. Eisenbahngesellschaft. Der dichtbesetzt« und reichbekräuzte Frstzug fuhr um 12 Uhr 40 Min. hier ab. Aus den Bahnhöfen von Frickenhausen und Linsenhofen hatten sich die Ortsseuerwehr sowie die Schuljugend im Festgewand zum Empfang aufgestellt. Im Städtchen Neuffen, das in
M L-f.frucht. S»
WM du glücklich sein iw Leben,
Trage bei zu anderer Glück,
Denn die Freude, die wir geben,
Kehrt ins eigne Herz zurück.
KrrkeL und Meffe.
Humoristische Erzählung von Arthur Roehl.
(Fortsetzung.)
Max Schindler wacht« eine sogenannte gute Partie, aber dar Leben kostete ja auch so noch genug Geduld! Eine Weil« hatte er alle Hände voll zu thun, daß er sich um seinen Freund und seine Kalamität gar nicht wehr zu kümmern vermochte.
Im übrigen mußte er auch wohl all« Schwierigkeiten überwunden haben. Der Termin, zu dem in Militsch der neue Syndikus eiugesührt werden sollt«, war vorüber und Adalbert Henkel hatte noch von keinem seiner Kollegen Abschied genommen. Er wohnte nach wie vor in der Karlstraße und auf die Einladung die ihm Max Schindler r" l'iner Hochzeit schicken ließ, hatte er sein Zusage «inge- saudt. Offenbar waren alle Differenzen zwischen ihm und seinem Onkel ausgeglichen.
«- — darüber hatte der junge, vielbeschäftigte
Bräutigam kein« Zeit sich zu erkundigen.
Ganz flüchtig rief er ihm nur einmal, wie er in dem bunten Durcheinander de- Balle«, der dem Hochzeit-diner folgte, dicht an ihm vorüberkam, zu:
„Holla, Henkel und du? Sonst alles in Ordnung — du weißt schon?"
„Aller in Ordnung," hatte Adalbert lustig erwidert.
Damit schien dir Sache erledigt.
... Henkel war und blieb in Berlin, und Schindler freute stch, den Kollege« nicht zu verlieren.
Adalbert war in Schindler- Han-Halt «in häufiger und immer gern gesehener Gast.
Wenn er kam, wußte er immer neuer aus drr Welt zu erzähle« und brachte Leben in die Eintönigkeit, di« sich mit der Zeit in jede« Familienleben einschleicht.
Frau Rosa, die eine kleine lebhafte Frau war, die gerne plauderte und lachte, fand den jungen lebenslustigen Freund ihre- Gatten amüsant. Adalbert Henkel aber stand fester als je mit beiden Füßen im Wirbel de- Berliner Leben- und dachte kaum noch, daß es eine Zeit gab, in der di« Furcht, aus seinem Element gerissen zu werden, all« sein« Lebentgeister lähmte.
Am ehesten dachte vielleicht noch Frau Rosa an diesen Zwischenfall. Frau Rosa war wie eine echte Frau neugierig und hätte gar zu gern gewußt, wie er «- ange- sangen, den Machtbefehl au- Militsch von sich abzulenken. Mehr al» einmal stand sie, als sie vertrauter mit ihm ward, im Begriff, die direkte Frage an ihn zu richten:
„Sagen Sie, liebster Assessor, Sie haben doch nicht etwa damal«, Sie wissen, kurz vor meiner Hochzeit — Max hat mir davon erzählt — den ungeheuerlichen Plan, den Sie im Sinne hatten, zur Ausführung gebracht?"
Sie hatte «in« Weile jede-mal, wenn er vor sie hintrat dies« Frage auf der Zunge. Nur der Gedanke, daß mit der Auskunft, die sie verlangte, Erörterungen pekuniärer Natur verknüpft sein könnten, die ihm peinlich sei» mußte», hatte stet« die Frag, auf ihren Lippen fest- gehalten.
Sie begriff, daß sie ihre Neugirr unterdrücken müsse oder sich einer argen Indiskretion schuldig machen würde und schwieg, so viel Ueberwindung eS st« kostete.
Nebligen« sollte mit der Zeit ihr« Neugier von selbst befriedigt werden.
Sie saß «ine- Nachmittags mit ihrem Gatten beia:
Nachmittag-kaffee, al- plötzlich lebhaft an der Klingel gerissen wurde.
„Nanu, nanu," meint«derAssossor. „Wer kann das sein."
„Auf alle Fälle ein ungeduldiger Gast," sagt« Frau Rosa.
Das Hau-mädchen eilte herbei und öffnete ine Thür. Im nächste« Augenblick meldet, sie in den Salon:
„Der Herr Assessor Henkel, gnädige Frau."
„Und der reißt wie ein Besessener an der Klingel," brummte der Hausherr.
„Bitten Sir ihn, näher zu treten," sagte Frau Rosa.
Da- Mädchen ging und gleich darauf stürmte in höchster Aufregung Adalbert Henkel über die Schwelle.
„Gottlob, daß ich dich antreffe, Max," rief er au«. „Verzeihung, gnädige Frau, wenn ich zu so ungewohnter Zeit bei Ihnen «indringe. Inder, denken Sie sich — denken Sie sich —"
„Hast du da» große Lot gewonnen, daß du so aufgeregt bist?" lachte Schindler. „Du bist ja ganz außer Atem. Also setz dich vor allem da auf einen Stuhl! Schenk« ihm eine Tasse Mokka ein, Rosa. Kaffee schlägt manchmal nieder — und nun, Kolleg«, schieß lo-, wa« ist dir so Freudiger widerfahren?"
„Freudige- ?" stieß der andere hervor. „Hab ich gesagt: Freudiger, Schindler?"
„Nun, ist e- vielleicht etwa« Schlimme- ?"
„Du lieber Gott, ja, etwa- Schreckliche«, Furcht- bare- ist er! Die Rache de- Himmel- — der bösen That Fluch —"
„Brrr," wacht« drr Hautherr, „das klingt ja ganz tragisch."
„Ob e- tragisch ist, Kolleg«, — denke dir nur — mein Onkel — du weißt, mein Onkel Gotthold au- Militsch, der ein Siebenziger geworden ist und noch nie einen Eisen- s bahnwagen bestiegen, scheint Gott weiß woher auf seine r alten Tage den Mut zu den halzbrecherischen Unternehmungen