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Erscheint Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag »Über Kratis-Beilage Der Sonntags- Gaß.'
BeüellpreiS pro Quartal M Bezirk Nagold SO Pfg.
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Samstag, 2. Juni
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1900.
Leb ertragen wurde die erledigte evangelische Pf irre! in Schwarzenberg dem Pfarrer Krauß in Grimmelfingen.
Bei der ersten höheren Finanzdienstprüfung ist u. a. für befähigt erklärt worden: Johannes Talmon-Groß von Effringen und Gustav Hornberger von BaierSbronn.
Die Sitzungen des Schwurgerichts Tübingen pro II. Quartal 1900 beginnen am Montag den 18. Juni, vormittags d Uhr.
^ Was sein lärmte und was sein muß.
Er kann schon heute keinem Zweifel mehr unterliegen, daß für die neuen Handelsverträge die verbündeten Regierungen Zollsätze in Vorschlag dringen werden, die mehr, als die heutigen, den Wünschen der Landwirtschaft entsprechen. ES kann weiter keinem Zweifel unterliegen, daß im Reichstage eine sehr beträchtliche Mehrheit vorhanden ist, welche alle Handelsverträge, die nicht diese Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Interessen aufwrisen, ab- lehnen wird. Die Reden de« bayerischen T-ronfolgerS, der Prinzen Ludwig, haben jedem bewiesen, daß dir Überzeugung von einer größeren Rücksichtnahme' aus die Landwirtschaft alle Kreise ergriffen hat, welche Thatsachen und Erfahrungen sprechen lassen. Eine Lihmlegung unserer so außerordentlich hoch entwickelten Industrie wird ganz gewiß Niemand wollen, das wäre rin nationale- Unglück, aber auch einsichtsvolle Industrielle geben sich der Zuversicht hin, daß «S sehr wohl gelingen wird, einen Weg zu finden, aus dem landwirtschastllche und industrielle Interessen zusammen marschieren können. Denn wir dürfen nicht vergessen, daß die internationale industrielle Hochflut schwerlich noch allzulange andauern wird, und daß voraussichtlich eine Zeit kommen wird, m welcher «S unserer heimischen deutschen Industrie von Wert ist, ihren Markt innerhalv der RnchS- grenzen gegenüber fremder Schmutzkonkurrenz gesichert zu seh,n. Was in Jahren einer starken Ucberproduktion an Preisunterbietungen geleistet werden kann, ist im großen Publikum vielleicht vergessen, von dev erfahrenen Industriellen gewiß nicht. Auch für diese gilt das Wort, daß man sich nicht vom Gaste die Mahlzeit vor der Nase wegeffen lassen darf.
Aengstliche Gemüter befürchten, eS könnte ein wirtschaftlicher Krach über Deutschland Hereinbrechen, wenn wir nicht sehr bereitwillig auf alle fremden Wünsche eingrhen. Daß dabei statt des erwarteten fetten G-wicht- ein abge- naster Knochen herauskommen kann, zeigt die markant« Thatsache, daß w'r zum Dank für alle unsere Liebenswürdigkeit gegenüber der englichen Regierung von John VE gar nichts erhalten haben; man braucht sich also in Liebenswürdigkeiten gar nicht so zu übertreiben, den mageren Knochen ergattert man immer schon. Wer will denn aber auch, daß dar deutsche Reich die fremden Staaten brüskiert? Nür der Grundsatz soll ausgestellt und frstgehaltrn werden: Wl^Du wie, so ich Dir! Wir sind für alle Znten unten durch, wenn wir im Ausland den schon hinreichend vor- handenep Verdacht, daß das gutmütige Deutschland sich ja doch schließlich Alles bieten lasse, zur tief eingewurzelten Ueberzeugung werden lassen. Die Herren Diplomaten von heute gehen wie eine Katze lange um den heißen Brei herum; die alte BiSmarck'jch« L-Hre: Sofort gesagt, Waich denke, war die bessere, weil die wirksamere. ES ist immer b'sser, wir bringen J-mand in eine Lage, sich uns anbequemrn zu müssen, als daß wir uns selbst auf den Nachgttbigkeitrschemel scheu. Im Auslände muß man wissen: Bon einem höflich gebotenen Deutschland könnt Ihr Mancher haben, von einem brüskierten Deutschen Reiche gar nichts!
Die Arbeit, bei der Abfassung der neuen Handels- Erträge Zollsätze zu finden und zu erhalten, di« für Industrie und Landwirtschaft vorteilhaft sind, ist nicht leicht. War aber heute im ArbeitSlebrn leicht? Nichts! Aber da- Schwrrr ist fast immer möglich, wenn »S nur richtig an- Aefoßt wird. Seit über drei Jahren warten wir auf den rngnschen Handelsvertrag, der nicht kommt. Warum hat , v"^regierung nicht ruhig gesagt: Antichambrieren giebt s.. v« uns nicht, entweder — oder! Die Briten hätten sicher nachgegrbrn, ihre Interessen waren mindestens ebenso Engagiert, wie die unseren. Wenn eS allerdings bei der Erneuerung aller Handelsverträge so gehen sollte, wir beim Englischen, dann könnten wird lange warten, bis etwa- ii .we. Aber zum Glück ist das ja nicht anzunrhmen.
^ 's denn auch am besten, von vornherein ganze, Nicht blos halbe oder viertel Arbeit zu machen. Darin wird me ReichSregirrung die ganze Bevölkerung hinter sich haben, nicht ängstlich und zagend, sondern entschlossen. Jede- Mitglied de-Nährstande, bei uu, weiß heute: Ein Zollkrieg kommen, obwohl wir ihn nicht wünschen; aber Deutschland- Respektierung von Seiten de- Auslandes muß unter allen Umständen bestehen.
Tsrsespslitik.
Schweden und Norwegen stehen m schwerer StaatS- krisiS Beide Völker haben sich bekanntlich nie verstanden und so ist »S keine glückliche Ehe, die sie mit einander führen. Wenn der schwedische Reichstag eine militärische Forderung annimmt — wie etwa im April vorigen Jahre- die Vermehrung der schwedischen Flotte — geht durch die ganze norwegische Presse ein Sturm der Entrüstung und des Mißtrauen-; die Artikel aller Blätter klingen in dem Referam aus, daß solche Maßnahmen doch nur gegen di« Norweger gerichtet sein könnten: daher der Ausdruck „Unionsstaaten" ! Denn nach dem Grundlos (Grundgesetz) vom 17 Mai 1814 ist e- der gemeinsame König, der den Krieg beginnen und Frieden schließen kann und nun wird ihm zugetraut, daß er seine Armee und Flotte gegen Norwegen mobilisieren werde. Ganz besonderes Mißtrauen bringt man dem Kronprinzen entgegen, da er gelegentlich gesagt haben soll, er Hab« Lust, einmal „mit den Norwegern schwedisch zu reden." Derselbe fungiert wegen Erkrankung de- Königs momentan als Regent. Der Kronprinz-Regent hat nun im StaatSrat zu Stockholm die Sanktion des neuen Gesetzes, wonach die Consulatstruern in die Staatskasse fließen und nicht den Confuln bezahlt werden sollen, verweigert. Das Ministerium Steen wollte hieraus seine Demission einreichen. In der Sitzung der StorthingS wurde aber folgender Vorschlag von der ganzen Präsidentschaft ringebracht: Das Storthing er- sucht die Regierung nicht zu demissionieren und die Verweigerung der Sanktion nicht gegenzuzeichnen. Die Frage soll heute behandelt werden. Der Vorschlag wird wohl alle Stimmen der Linken, mehr als Zweidrittel-Mehrheik, auf sich vereinigen. Die Regierung bl-ibt also vielleicht gegen den Thron im Amte. Alle schwedischen Z-itunge» ohne Unterschied der Partei beklagen tief die SanktionSverweigerung seiten« der Kronprinz-Regenten, und bezeichnen sie als
ganz unnötig. . .
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Die Boxer-Bewegung in China hat einen so bedrohlichen Umfang erreicht, daß man sich wohl entschließen müssen wird, da- harmlose Wort Bewegung fallen zu lassen und da- ernsthaftere Wort R volution zu gebrauchen. Die Boxer haben den chinesischen RegierungStruppen bereit- mehrrre, sehr ernsthaft« Niederlage beigebracht, größere G-bietsteil« regelrecht erobert und, w'e eS heißt, sollen sie sich sogar im Anmarsch auf P king befi rden. Unter diesen Umständen ist schwerlich darauf zu rechnen, daß die chine- fische R-gierung aus eigener Kraft mit dem Aufstande fertig werden wird, und ein« Einmischung der an China interessierten Mächte dürfte unmittelbar bevorstehen, da die Fremden in China ernsthaft bedroht sind und demnähst i auch ein Schutz der Gesandtschaft in Peking erforderlich w-rden dürfte. Die Ursachen der jetzt so mächtig ange- schwollenen Bewegung, deren Führung in den Händen der Box r-Sekte liegt, lassen sich unschwer feststellen, denn sie lassen sich au- der neueren Entwickelung China» hinreichend erklären. Die chinesisch« Politik der letzten Jahrzehnte, welche die „chinesische Mauer", die Sitte und Grwohnh'it um da- Chinesenvolk errichtet hatte, von den „weißen Barbaren" niederreißen ließ und die «in Stück Land nach dem andern de» Europäern eröffnet« und zum Teil abtrat, hat den angeborenen Haß der Chinesen gegen dar Europäertum, gegen die Fremden zur stärk ten Entfaltung gebracht. Dieser Haß ist dadurch zur wilden Leidenschaft angewachsen, daß die Mandarinen gleichzeitig den religiösen Fanatismus der Chinesen zu erwecken verstanden, so daß sich der nationale Haß gegen die Fremden mit dem religiösen Haß vereinigte. Lies« Bewegung richtet sich aber nicht nur gegen die Fremden, sondern gleichzeitig gegen di« Zentralregierung in Peking, da sowohl das Volk wie die Mandarinen der Regierung vorwrrfen, daß sie das Land den Fremden auS- liefere und diese auf Kosten der Eingeborenen begünstige.
württeiirberrgif^hev ^«rirdt«r<K.
Kammer der Abgeordneten.
* Stuttgart, 29 Mai. (119. Sitzung.) Dir Kammer berät Petitionen, u. A die Bitte der pensionierten VolkS- schullehrer sowie des katholischen LrhrervereinS um Erhöhung der Pensionen. Der vorhandene Notstand wird allgemein anerkannt, gegen eine gesetzlich« Regelung erhebt sich aber da- Bedenken, daß die Zahl der P-tenten gering sei. Die Regierung stellt eine erhöhte Aufwendung in Aussicht. Der KommissionSantrag, die Petition in Erwägung zu ziehen, wurde angenommen. Der württemb. Gymnasiallehrerverein petitioniert um Einsetzung einer Anzahl von Professoren in Rang und Gehalt des KollegialrateS, dergleichen der Real- lehrerverein. Die Kammer erklärt die Rangfrage für erledigt und überweist di« Bitte zur Kenntnisnahme, nachdem der Chef de- Kultusministeriums sich entgegenkommend ausge
sprochen hatte. Et wird noch eine Anzahl weiterer Petitionen erledigt.
— 39 Mai. (120 Sitzung.) Auf der Tagesordnung steht der Entwurf über die Ablösung der Rralgemeinderechte Berichterstatier: Abz. Nieder. Es giebt 3 Gruppen von solchen Rechten: 1) Eigentumsrechte an ungeteilten Gr- meindegütern; 2) Ansprüche auf besondere oder erhöhte Nutzungen der GemeindevermögenS; 3) Fälle, in denen die privatrechtlich« Verbindlichkeit zu besonderen Leistungen an den Besitz oder dar Nutzungsrecht von Liegenschaften geknüpft ist. Realgrmeinderechte bestehen namentlich im Jagst- kreis, aber auch zahlreich im DonaukreiS. Die ungeteilten Gemeindegüter umfassen 4124,54 Hektar Ländereien und 4436,58 Hektar Waldungen. In einzelnen Fällen bestehen sie in Kapitalien (Gesamtbetrag Mk. 94 086); in einer Reihe von Orten kommen auch Passivkapitalien vor (Mk. 150,140). Der JahreSw .'rt der Erträgnisse wird auf Mk. 258,035 ge- schätzt, der Wert der den Berechtigten obliegenden Leistungen auf Mk. 241,324. Im größeren Tul der Fälle übersteigen die Leistungen den Ertrag. Der Jahreswert der zweiten Gruppe ist dagegen auf Mk. 146,167 der der besonderen Lüftungen auf nur Mk. 22 655 berechnet. Endlich ist der Ertrag der dritten Gruppe auf Mk. 31 241 angesrtzt, denen Mk. 7799 Leistungen gegeuüberstehe«. Gegen den Fortbestand der R algemeinderechte wird «ine Reihe von Bedenken erhoben. 1) In der ersten Grupp: sind die Fälle überwiegend, in denen die Erträgnisse durch die Leistungen überstiegen werden. 2) Die Grmeindelasten werden vielfach nach d-n Gemeinderechteu veranlagt, war zu Ungerechtigkeiten führt. 3) Die rat onelle Benutzung von Grund und Boden wird erschwert. Vom Standpunkte der Gemeinden, Kirchen und Schulen läßt sich außerdem geltend machen, daß die Erfüllung wichtiger öffentlicher Zwecke in die Hände von Privatgesellschaften gelegt wird, sow'e daß die richtige Verwaltung der GemeindevermögenS erschwert ist. Er haben sich infolge dessen Mißstände herauSgebildet, deren Beseitigung nur auf gesetzlichem Wege möglich ist. Das Gesetz will indeß die Ablösung der fraglichen Rechte nur, wenn sie von den Beteil gten beantragt wird. Nack kurzer Generaldebatte tritt dar Hau? in die Sprzialdebatte. Der Berichterstatter bemerkt bei Artikel 1, die Kommission habe sich folgend« Fragen vorgel gt : 1. ob nicht eine Zwangsablösung notwendig sei; 2. ob nicht durch G.-setz die Teilung der betreff nden an öffentlich« Leistungen geknüpften Gemeingüter und N itzungSrechte zu erleichtern seien; 3 ob nicht durch Gesetz die Teilung der nicht belasteten Gemeingüter (namentlich WÜbungen) zu erleichtern sei. Die Kommission hat alle diese Fragen verneint. Au» der nachfolgenden Debatte ist hervorzuheben, daß der Abgeordnete Haußmann-G.rabronn im Gegensatz zur Kommission die Ansicht vertritt, es solle die Teilung der Gemeingüter erleichtert werden; jetzt sei das G:genteil der Fall, obgleich die Ablösung vielfach gewünscht werde. An d-r Debatte über die Frage, ob man in die privatrechtlichen Verhältnisse eingreifen dürfe, beteiligt sich «ine Anzahl von R-dnern. Der von R th zum Artikel 1 gestellt« Zusahantrag, der die Teilung nicht belasteter Gemeindewaldungen bezweckt, wird abgelehnt, dagegen wird die Resolution Haußmann ange- nommen, dahingehend, die Regierung wöge später, nachdem genügend Erfahrungen gesammelt worden sind, einen Entwurf vorlegsn. der dir T ilung der GemeinschaftSgüter unter Wahrung der Interessen der Allgemeinheit erleichtert.
L«rir-erir<r<chiri^hteir.
* Altensteig, 31. Mai. Nach dem neuesten von der Württ. Post- und Telegraphenverwaltung herau-gegebenen Verzeichnis kann nunmehr — einschließlich derjenigen Orte, in welchen der Telephonbetrieb demnächst eröffnet wird — mit 715 württembergischen Orten telephonisch verkehrt werden. Unter den demnächst zur Eröffnung gelangenden Telephonstellen befinden sich u. a. auch Egenhausen und Spielberg sowie JselShausen und Oberthalheim im Oöeramt Nagold, ferner Agenbach und Hornberg im Oöeramt Cüw. Die hiesige Bahnstation wird nunmehr, wie wir hören, ebenfalls an den Umschalter des K. Postamt- dahier angeschloss n werden. Damit geht ein längst bestehender Wunsch der hiesigen Firmen, welche um Telephonanschluß de- Bahnhof- wiederholt Petitionierten, in Erfüllung.
* Freuden st adt, 28 Mai. Gestern hat der Be- sttzrr des Schwarzwaldholrl«, Ernst Luz, sein nruerbautes, in der Nähe de-Kurhaus«» Palmenwald gelegene» Kurhotel „Waldlust" dem Verkehr übergeben.
* Stuttgart, 29. Mai. In Urach fand gestern die 43 Wanderversammlung der Württembergischen Land- wirte statt, an der auch der Minister de- Innern v. Pischek teilnahm, der bei der B grüßung die Hoffnung auSsprach, daß bald bessere Z-iten für die Landwirtschaft hrreinbrechrn