Erscheint DieiMig, Donnerstag, Samstag und Sonntag «ii der GratiS-Beilage Der Sonnt ags- Gaß.'

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vcherhalb desselben M. 1.10.

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Amtsblatt für

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EincückungSpreiS ! Altensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Ein­rückung 8 Pfg. bei mehrmal.se 6 Pfg, auswärts je 8 Pfg. die Ispaltige Zeile oder deren Raum.

Verwendbare Beiträge werden dank­bar angenommen.

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Sonntag, 27. Wai

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1900.

Die Aufnahme-Prüfung in das Seminar Nagold haben u. a. mit Erfolg bestanden: Eugen Burkhardt von Nagold, Jakob Großhans von Beuren, Wilhelm Halst von Mitteltha!, Wilhelm Harr von Nagold, Friedrich Hayrr von Pfalzgrafenweiler, Christian Keppler von Schernbach, Gotthilf Schund von Freudenstadt, Rudolf llnger von Gechingen, Wilhelm Wiedmeyer von Pfalzgrafenweiler. Als Hospitant: Johannes Hansel- wann von Pfalzgrafenweiler. _

Als Gerichtsvollzieher für die Gemeinde Wenden wurde GeriLts-

M,jeher Ehinger in Altensteig gewählt.

Der Weiler Poppelthal, Gde. Besenfeld, Oberamts Freudenstadt,

wird vom Bestellbezirk der Telegraphenanstalt Besenfeld abgetrennt und demjenigen von Enzklösterle zugcteilt.

Befördert wurde der Vorstand der Eisenbahnbausektion Ernst in Schorndorf auf die Stelle des Eisenbahn-Bauinspektors in Ealw.

In Liebenzell ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen.

Der amerikanische Botschafter in Berlin über die deutsch-amerikanischen Beziehungen.

An die in Berlin weilende Deputation des dentsch- amrrikanischen Kriegerdunder ha! der amerikanische Bot­schafter nach demBert. Tagbl." eine Ansprache gehalten, in der er u. A. sagte: Zn den Vereinigten Staaten hat die große Majorität der Deutschen von Anfang bis zu Ende gegen jeden Vrrsuch zur Spaltung und Veruneinigung und ebensogegen jede Tendenz de? Verschlechterung der Währung und des Kr-d ts des Landes zusammengestanden. Sie sehen Deutschland seine Hand dem fremden Handel entgegenstrecke». Ich freue mich üb:r di- Blüte diese« Landes, weil ich glaube, daß sie auch unserem eigenen Lande eher nützt wie schadet. Es gibt widerstreitende Pnvatinteressen in Industrie und Handel, aber das Gesamtresultat wird sicher nicht nur für Deutschland, sondern auch für dir Vereinigten Staaten ein wohlthätigeS sein. Ich vertraue, daß Sie den festen Ent­schluß mit sich zurücknehmrn werden, allen Demagogen und - Hetzern zu widerstehen, welche versuchen, ein Urbelwollen zwischen den beiden Ländern anzustacheln. Ihre Pflicht jetzt hier und Ihre Pflicht drüben in Amerika nach Ihrer Rückkehr ist, die Kenntnis des einen Landes in dem anderen befördern zu helfen, zu zeigen, wie absurd viele Ding« sind, welche in dem einen Land« von dem anderen gesagt werden und wie viel reale Interessen und Gefühle es giebt, welche die beiden Länder fest aneinander binden sollten. Ich habe gehört, daß in Amerika von Leuten, deren Eifer größer war als ihre Kenntnis, behauptet worden ist, daß ein Mann von deutscher Geburt wenn er einmal in den Vereinigten Staaten naturalisiert ist, einzig und allrin an sein neues Land denken und das alte so schnell als möglich vergessen sollte. Das ist ganz falsch, Liebe zum alten Lande und ein strenges Pflichtgefühl ebenso wie Liebe zum neuen passen gut zusammen und Ihre Liebe zu beiden Ländern wird am besten dadurch gezeigt, daß Sie alles thun, was in Ihren Kräften steht, um in jedem Lande die Kenntnis von dem anderen zu vermehren, und indem sie allen denen ent­

gegentreten, welche Unfrieden zwischen den beiden Nationen stiften wolle«. Ebenso habe ich in Amerika von einigen übereifrigen Leuten sagen gehört, daß jeder Mann von deuischer Geburt, sobald er naturalisiert sei, seinen Kindern befehlen müßte, die deutsche Sprache zu vergessen. Nichts könnte kurzsichtiger sein. Allerdings wird es Ihre erste Pflicht gegenüber Ihre» Kindern in den neuen Verhältnissen sein, sie sobald wie möglich in der Sprache Ihres Adoptiv- landes und der Kenntnis seiner Einrichtungen zu erziehen, aber ich halte dafür, daß Sie, wenn Sie weise-sind, auch alles was Sie können, thun werden, um Ihren Kindern die deutsche Sprache zu erhalten. Dieses Verhalten erscheint mir patriotisch, weil es dahin führt, dir beiden Länder besser miteinander bekannt zu wachen. Ein junger Amerikaner, welcher die Sprache des großen deutschen Volkes zu sprechen und zu schreiben versteht, ist zweifellos umsomehr wert für sein Land und für sich selbst. Ec ist ebenso dazu berufen, deutsche Ideen in Wissenschaft, Literatur und Kunst nach Amerika zu bringen, wie eine Stütze in geschäftlichen Unternehmungen zu sein, selche schon einen so gewaltigen Umfang haben und noch immer zwischen den beiden Ländern im Wachsen begriffen sind. Nun, bevor ich mich von Ihnen verabschiede, gestatten Sie mir die Behauptung, daß die Geschichten, di« in Deutschland erzählt werden, vom ameri­kanischen Haß gegen dis Deutschen und in Amerika vom Deutschenhaß gegen die Amerikaner, grundlos sind. Möglich, daß hier und da in einem dieser Länder Jemand herab- würdigrndr Bemerkungen gegen das andere Land macht und sich damit amüsiert, Abneigung gegen dasselbe auszudrückrn. Doch ich kann Sie versichern, daß die Beziehungen zwischen beiden Ländern niemals besser waren als gegenwärtig. Die Zeitungen bringen uns die Meldung, daß jüngst zwei her­vorragende Senatoren der Vereinigten Staaten die That- sachr in dem S:natSsaal konstatierten. Sie waren durchaus im Recht. Gab es in der Vergangenheit ein paar Wolken am Himmel, so sind sie längst verschwunden.

Zweifellos werden auch in Zukunft Differenzen zwischen Privatinteressen im Ackerbau, Industrie und Handel auf­tauchen, aber das deutsche Herz wie das amerikanische Herz wünschen Frieden und die Regierungen teilen diesen Wunsch vollständig. Da ich in diesem Hause, wo wir tatsächlich aus amerikanischem Boden stehen, zu Ihnen als zu einem Landsmann spreche, will ich die Thatsache erwähnen, daß einige unserer amerikanischen Freunde durch die Besorgnis beunruhigt waren, ich möge Friedens halber Deutschland gegenüber zu nachgiebig gewesen sein. Mich hat dabei ge­tröstet, daß zu gleicher Zeit einige deutsche Blätter ganz die gleichen Beschuldigungen gegen Graf v. Bülow, den Staatssekretär des Auswärtigen, erhoben, indem sie be­haupteten, daß er Friedens halber gegen die Vereinigten Staaten zu nachgiebig sei. Dir Wahrheit ist, daß während

wir beide, er und ich, jeder sein Vaterland liebt, gerade diese Vaterlandsliebe uns zu dem aufrichtigen Wunsch ge- bracht hat, beide Länder in den bestmöglichen Beziehungen zu sehen. Ich bin erfreut, zu bemerken, daß ich in dem Verfolg dieser friedlichen Richtung der Aufrechterhaltung der Würde unseres Landes und seiner Interessen, und indem ich gleichzeitig alles Mögliche für den Frieden thue, ich in Uebereinstimmung mit den Instruktionen meiner Regierung gehandelt habe, die glaubt, wie ich es thue, daß ohne jedes Opfer an der Ehre und den Interessen beider Länder der Friede zwischen ihnen aufrecht erhalten werden kann und aufrecht erhalten werden wird. Und jetzt, meine Herren, ehe ich Ihnen Lebewohl sage, gestatten Sie mir, wiederholt die Hoffnung auszusprechen, daß der Besuch in dem alten Land Ihnen in jeder Richtung befriedigend sein wird, und daß Sie hier und zu Hause alles thun werden, um die Bande zu befestigen, welche Ihr Geburtsland mit Ihrem Adoptivvaterland verbinden. Wie sollten wir die Bande nicht stärken? Zwischen welchen Nationen existiert schon ein solcher Zusammenhang Millionen auf Millionen, die in den Grenzen des einen Landes und den Grenzen des anderen Landes geboren sind! Wenn Sie alle- thun, um die gegenwärtigen guten Beziehungen ausrecht zu erhalten, werden Sie gleichzeitig Ihre Pflicht thun gegenüber dem Lande, für da- Sir einst fochten, und dem Lande, dessen ge­ehrte Bürger Sie geworden sind.

Tsrsespolitik.

In München wie in Berlin sucht man nach dem An­laß, der den präsumtiven bayrischen Thronfolger, Prinzen Ludwig von Bayern hätte bestimmt haben können, folgende Ansprache zu halten:Es wird uns in Bayern vielfach vorgeworfen, daß wir die Vorteile, die wir vom deutschen Reiche haben, nicht genug zu würdigen wissen. Meine Herren! Vor allem verwahre ich Bayern vor dem Vorwurf, daß es eine Gnade sei, daß wir zum Reiche ge­hören ! Denn das deutsche Reich ist ebensogut mit bayrischem Blute zusammrngeschweißt worden, wie mit dem Blute irgend eines andern deutschen Stammes, und infolgedessen wollen wir nicht als mindere Brüder, sondern als volle Brüder angesehen werden. Uid wie wir für das ganze deutsche Reich einstehrn und eingestandrn sind, so verlangen wir auch, daß da- deutsche Reich unsere speziell bayrischen Interessen ebenso wahre, wie die Interessen an den großen Strömen, die in die Nord- und Ostsee sich er­gießen, gewahrt werden. Wenn das ist, so werden wir nicht nur im speziell bayrischen Interesse, wir werden im Interesse des ganzen deutschen Reiches handeln." Einige Blätter mutmaßen, es müsse etwas vorgefallen sein, wovon die Oeffentlichkeit nichts wisse.

W L-s«frucht.H

Nur nicht dies und das verlangen,

Sollst du, wenn die Stunde kommt,

Was sie bringt, das lern empfangen,

Und sie bringt gewiß, was frommt,

Der Jäger von Kohen-Hötz.

Von W. Zehlendorf.

(Schluß.)

Regina. Ach, sie ist ein so gutes Mädchen, die Freude und der Segen meines Alters. Und wenn ich denke, daß es hier wilde Tier« und schlechte Menschen giebt, so graust es mich."

Ja, es giebt beides hier. Aber Ihr wögt unbesorgt sein. Eure Tochter ist wohlauf. Kommt!"

Allbarmherziger Gott! Ihr wißt, wo Regina ist?"

Ja! Ich führe Euch zu ihr. Kommt!"

Fragend blickte sie ihn an, der finster und stumm neben ihr schritt. Dann blieb sie stehen.

Mann, wenn Ihr falsch seid, so sage ich euch gleich: Was ich an Geldeswert bei mir trage, ist wenig, und ich gebe «s Euch ohne Gewalt. Ihr würdet Euch aber doppelt 7?*'Adigen, wenn Ihr dazu einer verzweifelten Mutter, die ihr Kind sucht, falsche Hoffnung erweckt."

Er biß die Zähne zusammen und sagt« nur:Kommt!"

Wiederholt mußte er sie stützen, bis sie da- alte Schloß erreichten. Hantel bat die Frau, in einem Vorgemach zu warten. Dann ging ,r festen Schrittes zu Reginas Zimmer, pochte cm und stand der schönen Maid gegenüber, die ihn h-lter anschaute. Aber bald erschrak sie, als sie sein« ver- Schweratmend sagte der Jäger:Ich yab kein Wild getroffen, wohl aber einen Menschen, der dir nahe steht."

Angstvoll fragend sah sie ihn an.

Er fuhr fort:Ich

sehe, daß du wieder wohlauf bist. Nun gehe ich wieder fort, um um Wild zu holen, und kehre vielleicht erst in der Nacht zurück. Ich weiß, daß du doppelten Schutz hast, denn auch Rolf bleibt bei dir. Willst du mir die Hand zum Abschied geben?"

Fast scheute er vor dem ernsten, traurigen Blick, als sie ihm langsam die Rechte gab.

Du hast als Freund an mir gehandelt, und als solchem geb ich Dir gern die Hand. Aber ich glaubte doch, daß daß wir uns »och sehen würden und du mir den Weg zur Landstraße zeigen würdest. Und des Wildes wegen brauchst' doch nicht wieder fort."

Er sah Thränen in ihren Augen und wendete sich er- schütert ab.

Hör' mich," sprach er langsam.Du kennst den Hügel mit dem Kreuz, wo wir damals Rast wachten. Der Pfad dorthin ist nicht zu fehlen."

Ja, aber . . ."

In zwei Stunden bin ich dort oben und du triffst mich dort, wenn du mir noch etwas zu sagen hast. Kannst du es mir dann aber nicht als einem Freunde sagen, so so komm nicht, oder erst später. Den Pfad von dort zur Landstraße, zeigt Euch Rolf. Und nun Gott segne dich!"

Hastig preßte er ihre Hand und festen Schrittes ver­ließ er das Zimmer, ohne sich nach der erschrockenen Dirne umzuwenden. Draußen sprach er zu der angstvollen alten Frau:Geht dort hinein und begrüßt Eure Tochter."

Und dann schritt er hastig dem Walde zu.

Neben einem erlegten Hirsch saß er auf der Bank vor dem Kreuz und starrte daraus hin. Eiend fühlte er sich. Fast vergessene Gebete entrangen sich seinem Munde, aber es war ihm, als ob er sündigte, indem er sie aussprach.

Er wischt« sich die feuchte Stirn. Es trieb ihn au den Rand der Klippe, die den jähen Abgrund überragte.

Heute früh glaubte ich nicht, daß ein Sprung hier herunter mir begehrenswert erscheinen könnt«. Jetzt aber ist's besser so. Wozu länger warten?"

Hinter den gespenstischen Wachholderbüschen trat Regina strahlenden Auges hervor. Und noch weit mehr verklärten sich ihre lieblichen Züge, als sie den knieenden Mann erblickte.

Er hatte sie nicht bemerkt. Aber als er sich erhob, sprach sie leise:Du kannst nimmer schlecht sein, wenn du so betest."

Wie entsetzt fuhr er zurück. Sie sah, wie der starke Mann schwankte.

Bist du krank?" fragt« sie besorgt, und es schimmerten Thränen in ihren Augen.

So fragst du mich?"

Sollt' ich mich nicht doppelt sorgen um dich? Jetzt, wo du die Mutter mir zugeführt, ja, sie gestützt und über die Klippe« getragen hast?"

Er starrte sie an wie geistesabwesend.

So sprichst du zu mir?"

Wie sollt' ich denn anders zu dir sprechen, du wunderlicher Mann. Dankbar bin ich dir! Dankbar von ganzem Herzen! Magst du wild sein, das ist wohl vieler Männer Art. Magst du gesündigt haben, wer so beten kann wie du, der findet Vergebung. Ach! wie angstvoll trat mein Mütter!« zu mir, als sie mich in deinem Gemach traf. Wie war sie besorgt um mich! Und als ich ihr er­zählte, wie gut und brav du gewesen bist, da staunte sie, als wenn'- ihr schier unbegreiflich schien. Glaubte ich doch, daß sie ohnmächtig vor Freude würde. Dann aber umarmt« sie mich wieder und immer wieder und segnete dich al­meinen Lebensretter und Schützer."

Der Jäger wendete sich erschüttert ab.