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Erscheint Dienstag, Donnerstag, SamStag «nd Sonntag »it der GratiL-Beilage Der SonntagS- Gaß."
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Ar. 76
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Samstag, 19. Wlai
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1900.
Deutscher Reichstes.
* Berlin, 16. Mai. Der Reichstag genehmigte die Etat-Überschreitung im Etat des Auswärtigen Amtes, di« anläßlich der Reise des Kaisers nach Palästina entstanden ist, erledigt« die ErgänzungSetatS für die Schutzgebiete und nahm da- UufallverstcherungSgesetz für Gefangene ohne wesentliche Aenderung an.
* Berlin, 17. Mai. Der Reichstag war heut« ungewöhnlich stark besetzt. Namentlich da« Zentrum und di« Rechte ließen kaum Lücken erkennen. Die Fortsetzung der Beratung der Hx Heinz« begann mit der namentlichen Abstimmung über den Antrag, daß der grobe Unfugparagraph auf Erzeugnisse der bildenden Kunst und Litteratur keine Anwendung finden soll. Dieser Antrag wurde mit 210 gegen 80 Stimmen abgelehnt. Dann beschäftigt« sich da- HauS mit einem sozialdemokratischen Antrag zu § 361, Ziffer 6 , der Prostituiert« mit Haft bedroht, wenn sie gegen die von der Polizei erlassenen Vorschriften verstoßen. Die Sozialdemokraten wollen diesen Paragraphen streichen und haben für den Fall der Ablehnung ihres Antrages mehrere Eventulantiäge gestellt, die sich mit dem Verbot der Kasernierung der Prostitution, mit der körperlichen Untersuchung weiblicher Personen und ähnlichen Dingen beschäftigen. Das Wort erhält zunächst Abg. Bebel, dann Abg. Stadthagen, dann der freisinnige Abg. Beckh. Recht- und Zentrum sind während dieser Zeit bis auf vereinzelte Ausnahmen außerhalb des Saales. Nach der Rede des Abg. Beckh wird ein Antrag auf Schluß der Debatte mit 213 gegen 92 Stimmen angenommen und der Antrag auf Verbot der Kasernierung der Prostitution mit 221 gegen 73 Stimmen abgelehnt.
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Kammer der Abgeordnete u.
* Stuttgart, 16. Mai. (117. Sitzung.) Die zweite Kammer fuhr heute in der Beratung der Eingabe de-Müller- verbande- fort. Bezüglich der Aufhebung der Zollkreditr beantragte die Kommission Ueberweisung zur Erwägung, die Abgg. S ch mid-Besigheim und Genossen Berücksichtigung. Der Finanzminister erklärte, di« Regierung werde sich dem Preußischen Standpunkt (Abschaffung der Zollkredite) an- schlirßen. Hierauf wird der Antrag auf Berücksichtigung mit allen gegen 5 Stimmen angenommen. Der dritte Punkt der Eingabe betrifft die Tarifierung von Getreide und Mehl. Dir Müller wünschen eine Herabsetzung des Tarifs sür Mehl und riur Erhöhung für Getreide. Die Kommission ist hinsichtlich des Mehl- für Berücksichtigung, hinsichtlich des Getreide- für Uebergang in die Tagesordnung. Der Ministerpräsident erklärt, die württembergtsch« Regierung sei wiederholt, allerdings vergeblich, sür die höhere Tarifierung de- Mehlr eingetreten und werde auch künftig dies« befürworten. In der Debatte sprechen verschiedene Redner entschieden gegen die Herabsetzung des Getreidetarifs, durch di« die Landwirtschaft geschädigt werde. Der KowmissionSantrag wird mit großer Mehrheit angenommen. Sodann begannen die Beratungen über die verschiedenen Eisenbahnwünsche. Zu der Verstaatlichung der ErmSthalbahn beantragte der Berichterstatter Vogler namens der Kommission, die Regierung um baldige Vornahme von Erhebungen zu ersuchen. Ministerpräsident v. Mittnacht stellte sich bezüglich diese- Antrag- auf einen entgegenkommenden Standpunkt. Der Abgeordnete de- Uracher Bezirks, Henning, trat warm für die Verstaatlichung der Bahn ein. Schließlich einigte man sich auf den KommissionSantrag.
* Stuttgart, 17. Mai. (118. Sitzung.) In der heutigen Sitzung wurden die Beratungen über verschiedene Eisenbahnpetitionen fortgesetzt. Ueber die Erbauung einer Elsenbahnlinie Sindelfingen-Böblingen-Weil i. Sch. berichtete der Abg. Stockmayer, der da- Gesuch der Petenten, soweit ^ sich um Erschließung de- Schönbuchs durch eine Bahn handelt, der Regierung zur Berücksichtigung zu überweisen beantragte. In längeren Ausführungen trat, nachdem der Ministerpräsident erklärt hatte, die Regierung könne ein Urteil nicht abgeben, da ihr kein Projekt vorgelegt worden
^9- Hartranft-Böblingen für die Petition ein. Die Abg. Haußmann-Äalingen, Weidl«, Gunßer und Krauß erschien um Wetterführung der Bahn nach Tübingen und Reutlingen und stellten einen die-bezüglichrn Zusatzantrag, «taatsrat von Balz machte zwar finanzielle Bedenken geltend, ebenso Abg. Schürer. Aber da- Hau- trat dem Kommissio»-- antrag und dem Zusatzantrag Haußmann-Krauß bei. Er folgte die Beratung der Petition um Erbauung einer Kanzach- Halban von Buchau nach Riedlingen. Berichterstatter Deutler beantragte Erwägung. Am Regierung-tisch war keine große Lust für diese- Projekt vorhanden wegen finanzieller Bedenken. Namen- der Riedliuger Abgeord
neten Gröber, der wegen wichtiger Reich-tag-arbeiten abwesend sein wußte, verteidigte Rrmbold mit großer Wärme und Beredsamkeit das Projekt und bat um Ueberweisung auf „Berücksichtigung". Auch die Abgg. Eggmann. Dr. Kiene und Krug, sowie Mayer treten für diese Bahn ein, wogegen Henning, v. Geß und Haußmann-Balingen sich nur zu dem Antrag auf „Erwägung" verstehen konnten. Nachdem Abg. Rembold dreimal seinen Antrag energisch befürwortet hatte, wurde derselbe mit 35 gegen 30 Stimmen abgelehnt und der Kommissionsantrag angenommen. In der morgigen Sitzung werden die Eisenbahnpetitionen fortgesetzt. Dieselhen dürften jedenfalls auch die Sam-tag-sitzung noch in Anspruch nehmen.
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Nltenst«ig. (Unlieb verspätet.) Am Sonntag den 6 . ds. MtS. fand im hiesigen RathauSsaal die ordentliche Generalversammlung der Bezirkskrankenkasse Altensteig zum Zweck der Abnahme der JahreSrechnung von 1899 und Vornahme von Neuwahlen statt. Aus den RechnungSer- grbniffen war zu entnehmen, daß die Einnahmen der Krankenversicherung sich auf 10190 Mark 72 Pfg. (worunter 948 Mk. 64 Pfg. Kassenbestand vom Vorjahr) und di« Ausgaben auf 9591 Mk. 80 Pfg. belaufen, außerdem wurden an Beiträgen zur Invalidität-- und Altersversicherung 4272 Mk. 48 Pfg. erhoben und wieder verwendet. Di« durchschnittliche Mitgltederzahl des Jahres 1899 beträgt 572. Erkrankungsfälle kamen im Laufe des Jahre- 214 (also über 37°/o Prozent der Mitgliederzahl) vor, mit 4687 KrankheitStagen. Zum Vorsitzenden de- Kassenvorstands wurde wieder Herr Oberförster Weith auf weitere 3 Jahre einstimmig gewählt.
* Altensteig, 18. Mai. Der „Staatsanzeiger" enthält eine amtliche Bekanntmachung, in welcher da- Publikum gewarnt wird vor der Beteiligung an dem sog. Gella- oder Hydra-Verkauf-system ausländischer Versandgeschäfte. Deren Modus besteht darin, daß sie Bezugsscheine (Coupon-) zu billigem Preis ausgeben, in denen di« Lieferung einer Ware von bedeutend höherem Wert (gewöhnlich einer Uhr, eines Schmuckgegenftands, eine- Fahrrads, einer Nähmaschine, aber auch eines Hute-, Schirme- oder Messer- und dergl.) unter der doppelten Bedingung zugesichert wird, daß 1) der Käufer der Bezugsscheins eine Anzahl beigegebener, vom Erwerber de- HauptbezugsscheinS dem Unternehmer gleichfalls zu bezahlender Nebrnbezugsscheine weiter verkauft und daß 2 ) der Erwerber der letzteren Bezugsscheine, welche dann in ihrer Hand zu HauptbrzugSscheinen werden, ihrer- seit- je eine gleiche Anzahl von abzusetzenden Nebenbezugsscheinen dem Unternehmer abkaufen und bezahlen. Da diese Bedingungen nur schwer zu erfüllen und von dem Käufer des Coupon- kaum zu kontrollieren sind und deshalb zahlreiche Coupon- nicht zur Einlösung gelangen, so birgt diese- Verkauf-system die Gefahr einer Ausbeutung de- PublikumS auch dann in sich, Wenn die von dem Unternehmer gelieferten Waren dem zugesicherten Wert entsprechen.
* In der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch brach morgen- 1/28 Uhr in Grünthal in dem von Bäcker Dieterle und noch zwei anderen Familien bewohnten Doppelhaus, wahrscheinlich durch einen Kamiudefekt, Feuer aus. Etwa um 5 Uhr wollten verschiedene Feuerwehrleute au» einer Hinteren Stube noch Mehl herau-schaffen. Auf einmal brach aber die brennende Decke herab und verschüttete den Wagner Haug. Beherzt sprang der Sohn de- Schultheißen von Aach zum Fenster hinein und zog den Haug unter eigener Lebensgefahr heraus. Lehrer B. leistete dem mit schwere» Brandwunden an Händen und Füßen bedeckten Mann bir zur Ankunft des Arztes die erst« Hilfe. Einige andere Männer, welche mit dem Verunglückten in der Stube waren, konnten sich durch «inen Sprung au- dem Fenster retten. Nur Ziegler Oesterle erhielt an den Händen schwere Brandwunden. Wieder eine Mahnung, sein Leben beim Retten von Mobiliar nicht aufs Spiel zu setzen.
* Calw, 14. Mai. Unser alter, idyllisch gelegener Luftkurort Hirsau ist neuerdings durch eine Heilanstalt für Nervenkranke und Erholungsbedürftige bereichert worden. Das frühere Zahnsche Anwesen wurde vergangenen Herbst durch Dr. Römer aus Cannstatt erworben, unter sachverständiger Bauleitung umgebaut und für seine neue Bestimmung zeitgemäß eingerichtet. Die Haupt- und Nebengebäude enthalten ca. 30 Kranken- und Fremdenzimmer mit elektrischer Beleuchtung und Dampfheizung, auf- beste eingerichtete Badezimmer, einen schönen Speisrsaal, einen Spielsaal und dergleichen mehr, während ein« Wandelbahn sowie eine Turnhalle Gelegenheit zur Bewegung im Freien bieten.
(Krieger-Verein Bergorte, O.-A. Calw.) Am 13. Mai machte der Kciegerverein Martin-moo- hier
einen frrundnachbarlichen Besuch und hielt seine Einkehr in der „Sonne." Nach der Begrüßung hielt der Vorstand de» hiesigen Kriegerverein-, Kamerad Forstwart Jlg, eine kurze Ansprache und feierte den Kciegerverein Martin-moo- mit einem stürmisch ausgenommen«» Hoch. Bald ging man zu gemeinsamen Gesängen über und es entwickelte sich eine recht gemütliche Unterhaltung. Herr Schultheiß Frey sprach über dir Bedeutung der Kriegerverein« und toastete am Schluß auf die Frauen und Jungfrauen der beiden Vereine. Der Vorstand de- Kciegerverein- Martin-moo-, Kamerad Schullehrer Schmerle dankte für den Empfang und die freundliche Aufmerksamkeit und faßte seine Wünsche für den Kriegerverein Vergärte zusammen in einem kräftigen Hurrah! Abends 6 Uhr traten die Kameraden begeistert und sichtlich befriedigt die Heimreise an.
-Stuttgart, 17. Mai. Die LandeSversammlung der konservativen Partei wurde gestern unter zahlreicher Beteiligung im „Herzog Christof" abgehalten. Der Vorstand, Recht-auwalt Kraut, begrüßte die Parteigenossen. Dir Partei stehe an einem Wendepunkt. ES Hab« manche Kämpf« mit anderen Parteien gekostet, bi- von diesen die konservative Partei als selbständige neben ihnen anerkannt wurde. Die Au-sichten für den kommenden Landtag-Wahlkampf seien günstig. Erfreuliche Beziehungen haben sich zum Bund der Landwirte herau-gebildet, der auf konservativem Boden stehe. Der Bund treibe wahrhaft konservative Arbeit, indem er verhindere, daß ganz« Brvölkerung-- klassen der Sozialdemokratie anheimfallen, und indem er insbesondere den Bauernstand aus den Fesseln der Demokratie befreie. Von einer Feindschaft gegen Industrie und Großbetrieb, wie den Konservativen oft vorgeworfen werde, könne keine Rede sein. Man erstrebe bloS gleiche Verteilung von Licht und Schatten zwischen Industrie und Landwirtschaft, zwischen Groß- und Kleinbetrieb. Die konservativen Bestrebungen, den Mittelstand zu schützen, haben ähnliche Kundgebungen auch in anderen Parteien wachgerufen. Die Parole bei den Wahlen müsse die Durchführung einer gerechten Steuergesetzgebung in Staat und Gemeinde sein. Bei der nachfolgenden Besprechung über di« bevorstehenden Landtagswahlen betonte derselbe Redner, daß die konservative Partei in einer Reihe von Wahlkreisen selbständig in den Wahlkampf eintrete» werde. An der Debatte beteiligten sich Oberlehrer Kienle-Eßlingen, Fabrikant Weitbrecht-Eßlingen. Abgeordneter Schrempf und Rektor Decker-Kornthal. Landtagsabgeordneter Berroth drückte dir Erwartung au-, daß die christlich-konservative Sache au- dem nächsten Wahlkampf wesentlich gestärkt hervorgehen werde. Reichs- und Landtag-abg. Schrempf erstattet« Bericht über die politische Lage in Land und Reich, insbesondere über die Verhandlungen de- Reich-tag-. Kommerzienrat Gundert sprach dem Parteivorstand den Dank der Versammlung au-.
* (Württ. Tierschutzverein.) Unter Vorsitz de- Grafen v. Zeppelin hielt der württ. Tierschutzverein seine Generalversammlung ab. Der Verein zählt 3000 Mitglieder. In den letzten 2 Jahren konnten an Prämien für Landjäger und Polizeimannschaften 1630 Mk. verteilt werden. Eine gleich große Summe wurde an Pferdeknechte gewährt, an Droschkenführer wurden im Ganzen 856 Mk. au-brzahlt. An Einnahmen hatte der Verein in der letzten Rechnungs- Periode 15858 Mk., an Ausgaben 15601 Mk.
* Die 43. Wanderversammlung württ. Landwirt« ist auf Montag den 28. Mai nach Urach einberufen worden, wo im goldenen Saal de- Schlosse- di« Verhandlungen stattfinden. Die Tagesordnung enthält folgende Referat«: 1. Haftpflicht nach dem neuen bürgerl. Gesetzbuch mit Bezugnahme auf die Landwirtschaft (Referent: RegierungS- affessor Binder, Hohenheim), 2 . Die Zucht de- Fleckvieh- in Württemberg (Oekonomierat Fecht, Stuttgart), 3. Landwirtschaftliche- Bauwesen (Direktor Strebel, Hohenheim), 4. Verwendung von Maschinen in bäuerlichen Betrieben (Domäuenpächter Wochinger, Ramberg), 5. Wahl der Vorstände und de- nächstjährigen Versammlungsort». An die Verhandlungen schließt sich ein gemeinsame» Mittagessen in der „Post" und eine gesellige Unterhaltung im „Gasthof Heinzrlmann."
sj Bescheidene Leute wohnen am Mettenberg bei Biberach. Der „Anz. v. Oberl." schreibt: „Wohl noch selten gab sich bei Aufstellung einer Straßenlaterne eine solche Freude kund, al» bei derjenigen, welch« auf eine Eingabe der um den Mettenberg wohnenden Nachbarschaft in unserer Vorstadt Birkendorf erstellt wurde. Kaum errichtet, wurde di« Laterne samt Träger mit Guirlanden bekränzt, beim Anzünden am Abend sammelte sich eine über hundert Teilnehmer zählende Menge. Musik ertönte, Feuerwerk wurde abgebrannt und schnell herbeigeschaffter Gersten-