Erscheint Dienstag, Donnerstag, SamStag und Sonntag M der GratiS-Beilage Der SonntagS- G a 2.'

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Menstag, IS. Mai

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1900.

Bestätigt wurde die Wahl des Kaufmanns Wilh. Wiedmann in Unterjettingen, Oberamts Herrenberg, zum Schultheißen dieser Gemeinde.

L Die Derrteidisrrns

Das Ende deS so überaus verlustreichen südafrikanischen Krieges ist noch nicht abzuseheu. Die natürliche V;r- tei-igungSstärk«, die den Boeren ihr Gelände mit den zahl­reichen KopjeS giebt, erschwert der englischen Uebermacht dar Vordringen außerordentlich. Zu einer offenen F-ld- schlacht lassen sich die Boeren vernünftigerweise nicht bewegen und seit dem Fall von Blormfontein haben wir den Guerilla­krieg in seiner fürchterlichsten Form. Diesen Charakter wird der Krieg auch ferner beibehalten.

In den Meldungen der letzten Wochen ist der im N.rdosten von Transvaal belegen« Distrikt Lydenburg wieder­holt und mit großem Nachdruck genannt worden. E« hieß, wenn Pretoria trotz aller Anstrengung doch nicht zu halten sei, hätten dir Boeren die Absicht, sich «ach Lydenburg durch­zuschlagen und von diesem unnahbaren und uneinnehmbaren Platze aus den Guerillakrieg gegen die Engländer zu führen und zwar bis zum letzten Mann und bis zur letzten Patrone. Niemand weiß heute, so schreibt man derDeutsch. Zto." aus London, wie der Ausgang de- Kriege- sein wird, und er ist vielleicht nur Vermurung, daß die Boeren ihre Farmen aufgeben und zu einem jahrelangen VerzwriflungSkampf in die Berg- flüchten; jedenfalls aber ist es Thatsache, daß der Distr kt Lydenburg in der letzten Zeit verproviantiert worden ist, und da er sich wie kein anderer Platz in Trans­vaal zur letzten Zuflucht eignet, ist es interessant, nähere- über ihn zu erfahren.

Lydenburg liegt nordöstlich von Pretoria, unweit der Grenze von Portugiesisch-Ostafrika. Der ganze Distrikt ist rin Gewirr steiler, nackter Frlsen, wild zerrissener Schluchten und von unzähligen Höhlen und natürlichen Tunnels durch­setzt. Das Klima ist im Norden de- Distrikte- selbst für dir zähen Boeren unerträglich und vielleicht der gefährlichste Malariabezirk Afrikas; im Nordwester,, nach Portugiesisch- Ostafrika, sowie nach Süden auf Koowalipoort zu, schließen sich weite Thäler an das Hochplateau an, und nach Koo- matiport führt di« jetzt vielgenannte Srlattbahn. Beide Thalregionen sind aber für ein« aufmarschierende Truppe geradezu unpassierbar, da neben der Malaria die vielleicht noch schlimmere Tsetsefliege dort unumschränkt herrscht.

In diesem Distrikt wurde vor etwa 60 Jahren von den ersten Boerentrekk-, die nach Delagoa-Bai stoßen wMen, eine Stadt Ohrigstad gegründet, aber sie mußte sehr bald wieder aufgegeben werden, da Malaria und Tsetse­fliege die Gegend unbewohnbar machten. Im Jahre 1847 gründeten darauf die Boeren die Stadt Lydenburg südlich in erheblicher Entfernung von Ohrigstad. Lydenburg liegt 5000 Fuß über dem Meeresspiegel und ist eine durchaus gesunde Stadt. Mehrere Jahre war eS die Hauptstadt eine- eigenen Boerenstaates, der sich bis nach Utrecht hin erstreckte. Aber im Jahre 1860 vereinigte sich dies« Repu­blik mit den Potscheffstrom-Boeren zu der südafrikanischen Republik. Lydenburg selbst kann nicht verteidigt werden, da es von den es umgebenden Hügeln beherrscht wird, aber der Vormarsch einer Arme« ist wegen ihrer Unzugänglichkeit sehr erschwert und könnte von entfernter liegenden KopjeS, die die Straße beherrschen, lange Zeit aufgehalten werden.

Ist schon Lydenburg mit seiner Unzugänglichkeit und dem schwierigen Gelände im Norden und Osten eine vorzügliche Verteidigungsstellung, so ist indessen da- Gebiet, welcher sich in geringer Entfernung westlich von Lydenburg in Form eine- langen Oval- von Norden nach Süden er­streckt, geradezu uneinnehmbar. Da- Gebiet ist bergig und besteht fast ganz aus Feuerstein. Die Erhebungen fallen vollständig senkrecht ab, die Wände find glatt, wie poliert und dir Ränder messerscharf. Di« Gebirgskette besteht aus einer Reihe furchtbarer Spitzen und Schluchten, die wiederum von tiefen Klüften zerrissen sind und unzählig« Höhlen enthalten. Die meisten dieser Höhlen halten bequem mehrere Hundert Menschen und sind durch natürliche Tunnel oder durch unterirdische Gänge, die die Koffern, welche sich hier jahrelang gegen die Boern und später gegen die Engländer gelten, hergestellt haben. Die Kaffern haben auch die ganze Bergkette in eine vollständige Festung umgewandelt, Schieß­scharten und Schutzwehren gebaut und unzählige Beobachtungs­löcher gebohrt. So können die Besatzungsmannschaften der Berge den Feind bis auf wenige Fuß herankommen lassen und ihn au- sicherer Stellung beschießen, ohne daß er sie sieht und ihnen schaden kann. Die Bergkette hat «inen Umkreis von etwa 50 Kilometer und ist an der nord­westlichen Seite überhaupt unzugänglich, da sie ihrer ganzen Länge nach in einem 700 Meter tiefen steilen Abhang au- der Ebene aufragt. Artilleriefeuer ist dieser natürlichen Festung gegenüber so gut wie nutzlos, höchstens könnten die Gase

der Lydditbomben, wenn solche in die schmaleren Gänge

geworfen werden können, schädlich wirken. Die Wege inner­halb deS Gebirge- sind nur Fußpfade und meist so schmal und steil, daß Pferde auf ihnen nicht vorwärts kommen. Di« meisten der Höhlen und Hügel haben natürliche Quellen, so daß eine Reihe verzweifelter Scharfschützen auf diesem Gebiete sich geradezu unbegrenzt« Zeit halten könnte, voraus­gesetzt, daß e» ihnen nicht an Lebensmitteln fehlt; im inneren Kreise der Hügel befinden sich kleinere Ebenen, auf denen Getreide gebaut und Vieh gehalten werden kann. Da» ist di« letzt« Zuflucht der Boern!

WüirtteiirbevKisetzeir L^irdt«rs»

* Stuttgart, 12. Mai. (113. Sitzung.) Die

Kammer beriet heute den Rechenschaftsbericht de- ständigen Ausschusses. Die meisten Punkte werden ohne Debatte er­ledigt, an einige knüpften sich Auseinandersetzungen an. So wurde die Frage der Vergütung für den Organistendienst erörtert und beschlossen, daß sich die Volksschulkommission damit noch befassen soll. _ _

-u. Berneck, 14. Mai. Die gestern hier im Wald- Horn abgehaltene Hauptversammlung de-Fischerei-Verein» obere-Nagoldthal erfreute sich, trotzdem daß in Alten­steig eine Zusammenkunft der Schwarzwaldverein» statt­fand, eine- zahlreichen Besuchs. Der Vorstand de- Verein», Hr. Oberamtmann Ritter, begrüßte die Versammlung und betonte, daß in erfreulicher Weise durch die Thätigkeit de- BereinS schöne Erfolge zur Hebung der Fischzucht in den Gewässern unsere» Bezirk zu verzeichnen seien. Ueber die Ver­handlungen ist mitzuteilen: Beschluß, dar staatliche Fischwaffer abwärts von Nagold bis zur Markung Emmingen (ca. 1,6 kra) zu erwerben. Ferner soll in einer zwischen dem Schloßberg und der Stadt Nagold gelegene«, dem Staat gehörigen Wirsen ein Aufzucht-Weiher eingerichtet werden. Nach dem von Kassier und Schriftführer Hrn. Schullehrer Schwarzmaier mitgeteilten Rechnungsab­schluß ergab sich im letzten Jahr ein Ueberschuß, den Einnahmen und Ausgaben gegenüber, von 80 Mk. Die Zahl der Mitglieder ist erfreulicherweise gestiegen. Zur Vermehrung der Fische in der Nagold beschloß der Verein, Forellen- und Aschenbrut und Forellenjährlinge den Pächtern und Besitzern auf Kosten des Vereins zuzu­weisen. Bei der Versammlung wurde festgestellt, daß durch die vom Verein bewirkte Vermehrung der Fische die Aus­beutung de» Fischwassers eine wesentlich bessere geworden sei. Den Teilnehmern wurden zu dem gemeinschaftlichen Essen dir Fische vom Verein gratis geliefert.

* Alten steig, 14. Mai. Er muß rin waschächter Griesgram sein, der sich nicht von seiner Klaus« trennen kann, wenn draußen 's Mailüfterl säuselt und jeder Baum und Strauch, Wald und Flur FrühlingSherrlichkeit ver­kündet. Ein wonniger Frühlingstag war'- gestern und willfährig kamen denn auch die Mitglieder des Schwarz­waldvereins, Damen und Herren, dem Rufe nach zu einem Stelldichein im freundlicken ZinSbachthälchen. Zuvor fanden sich di« Mitglieder von Calw, Nagold, Wildberg rc., welche eine Fußwanderung durch die schattigen Wälder nach Psalzgrafenweiler unternommen, im Schwanen daselbst zu einem frugalen Mahle «in. Um Vs3 Uhr traf die Ge­sellschaft in Begleitung der Mitglieder de» BezirkSverein» Pfalzgrafenweiler in der ZinSbachwasserstube rin, wo der Altensteiger Zweigverein in großer Zahl schon «ingrtroffen war. Der Zweck de» Stelldichein» war ein« gemeinsame Floßpartie. Ein stattlicher 17 G'störe zählender mit Tänn­chen und flatternden Fähnchen geschmückter Floß harrte der Aufnahme der Passagiere. Wohl an 300 Personen ver­trauten sich dem altertümlichen Verkehr-Vehikel an, und kurz nach 3 Uhr ging'» lo» unter den Klängen der Musik: Da- Schiff streicht durch die Wellen." Und wirklich ging's durch die Wellen, bei jeder Wasserfalle durfte man die Füße gehörig heben, um nicht durchnäßt zu werdrn, dar erregte viel« Heiterkeit und ergötzlich war'- als man auch noch beim Passieren einer Stellfall« vor derselben sich unweigerlich zu einer respektvollen Verneigung bequemen wußte. DerTriumphzug" wurde auch noch mit Böller- salve« begrüßt. Die Fahrt gestaltete sich überall» genußreich durch da- enge, geschlängelte von Hochwald und duftigen Wiesen eingerahmte Thälchen und bewundernswert war, wie leicht da- Floß sich Bahn brach in dem engen Bachbett bei der großen Belastung. Nur einmal machte es kurzen Halt bet derStation Kohlmühle", man fand aber nicht Zeit zum AuSsteigen, denn Meister Broß ließ sein Vehikel rasch wieder Io»um kein Wasser zu verlieren." Nach einer glücklich verlaufenen Fahrt von Stunden langte man in der Altensteiger Wasserstube an. Di« Veranstaltung erregte

allgemeine Aufmerksamkeit, denn von allen Nachbarorten waren Zuschauer herbeigeströmt. Nach vollendeter Fahrt wurde dem schönen Aussicht-Punkt Schloßberg ein Besuch abge- stattet und nachher war «ine gesellige Bereinigung im grünen Baum mit musikalischer Unterhaltung. Hier griffen zum Wort Hr. Oberförster Nördlinger von Pfalzgrafen- Weiler, auf dessen Veranlassung folgende- Telegramm an den Vorstand der Hauptvereins, Hr. Gemeinderat Stock- mayer in Stuttgart abgesandt wurde:

»Bon fröhlicher Fahrt Durch blühende Auen Mit lieblichen Frauen Nach Schwarzwälder Art Aus den grünenden Tannen Die Bezirksvereins Mannen Rufen: Stockmayer Hoch l"

Hr. Stadtschultheiß Brodbeck von Nagold schildert« seine Eindrücke bei der gelungenen Floßparti« und Hr. Ober­förster Weith gab seiner Begeisterung für die viel ange- seindete Flößerei Ausdruck. Schließlich toastete Redner auf die Frauen und Jungfrauen. Die Unterhaltung verschönt« sodann Hr. Stadtwundarzt Vogel durch versckiedene Ge­sänge, namentlich fand das prächtig« Lied:O Schwarz­wald, o Heimat, wie bist du so schön" begeisterte Aufnahme. Daß die schöne Veranstaltung auch die poetische Ader in Thätigkeit versetzte, dafür giebt die nachstehend« Dichtung eine» Mitglieds des BezirkSverein- Pfalzgrafenweiler, vor- grtragen von Hrn. Oberförster Nördlinger, einen sprechen­den Beleg:

Wer zählt die Herren, nennt die Damen,

Die fernher heut' nach Weiler kamen?

Sie machten sich auf die Beine Geladen vom Schwarzwaldvereine.

Und bei solch' lust'gem Maientag

Wer mag zu Hause bleiben?

Heraus zum Haus! Wo nicht, zerschlag Man d'ran dis Fensterscheiben,

Daß linde, laue Frühlingsluft Herein zum Fenster dringe;

Doch besser noch in Waldesdust Ein Maienlied erklinge.

Sie ziehen durch Wälder, Feld und Flur,

Sie jubeln in Gottes freier Natur.

Dann aber kehrt man ein im Schwanen,

Der Magen thät daran mahnen.

Doch nicht länger dulbet's die Wanderer dort Sie streben weiter von Ort zu Ort,

Denn auf dem Programm:

Alten steig noch kam.

Weil die Eisenbahnverbindung Erst noch harret ihrer Gründung,

Gilt eS zunächst einen andern Weg in diese Stadt zu wandern;

Und die Lösung ganz famoS

Lautet: Wasserstraße Floß;

Giebt's kein Eisenbahn-Geleise,

Gondelt man auf and're Weise.

So sammeln sich denn zu kühnem Beginnen Die Weilemer und die Weilemerinnen.

Und zuletzt immer das Beste

Nicht zu vergessen die Gäste.

So steht man ihrer viele Ziehen zur ZinSbachmühle,

Wo mit seinem Floß Bereit steht Meister Broß.

Nur mutig hinein,

's braucht kein Zittern und Schreien.

O, daß ich das Schwimmen verstände!

Leb' wohl du heimisch Gelände!

Das Wasser rauschte, das Wasser schwoll Und plötzlich wurde der ZinSbach voll.

Die Balken beginnen zu schweben,

Meister Broß, Dir befehl ich mein Leben!

Doch bald kehrt in die Gemüter Die alte Heiterkeit wieder.

Wie herrlich ist's zwischen Tannengrün Auf kühler Flut dahinzuzieh'n,

Auf schwankenden Brettern gaukeln Und auf den Wellen zu schaukeln.

Am Ziel find wir eh' man's gedacht,

Euch Allen sei herzlich Willkomm' gebracht I Eine Floßfahrt im schönen Mai,

Ich denk', sie wird keinen gereu'n.

Da tönet in fröhlicher Maienluft Ein Flößerlied aus voller Brust:

Alles neu, macht der Mai Lustig ist die Flößerei;

WaldeSluft, Tannenduft Schwarzwal dverein uns rufr.

Mög' er blühen und gedeih'n,

Mögen wachsen seine Reih'n.

Darum frei Flößerei Stet» gepriesen sei.

Der Vortragende schloß mit einem Hoch auf da- Blühen und Gedeihen des Schwarzwaldverein». Da» freund­nachbarlich« Stelldichein mit seiner reizenden Floßpartie dürfte all« Teilnehmer wohlbefriedigt haben, Dank und Anerkennung aber gebührt den Veranstaltern der wohlgelungenen Excursiou.

* Altrnst«ig, 13. Mai. Von nicht zu unterschätzen­der Bedeutung für die kleineren Brauereien, wie auck für da» Bier selbst, ist da» Biersteuergesetz wie e» vom Land­tag angenommen wurde. Dir zwei wichtigsten Bestimmungen dürften wohl über da- Surrogatverbot und den Steuersatz