Erscheint Dienstag, V-nnerStag, SamStag und Sonntag ,it der GratiS-Beilage Der SonntagS- Gak.'

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Samstag, 12. Mai

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1900.

Seine Königliche Majestät haben am 7. Mai d. I. dm Ober- mtmann BameS in Freudenstadt seinem Ansuchen gemäß unter Ver­leihung der Titels und Rangs eines Regierungsrats in den bleibenden Ruhestand allergnädigst zu versetzen geruht.

Dev deutsche Kaiser rrir- Indien.

Da- von unserem Kaisrr an den Bizekönig von Indien gerichtete Telegramm und dessen Beantwortung hatten allent- -alben daS größte Aufsehen bervorgrrusrn und wird viel besprochen. Die englische Presse spricht sich in ihrem hnab- lassenden Tone natürlich sehr befriedigt über diesen Sym- pathiebeweir de- Kaiser- für das englische Volk aus. Einige ähnliche Stimmen vernimmt man zwar auch in der deutschen Presse, aber sie vertreten nicht die Ansicht drS deutschen Volke- in seinen breiten Schichten, sondern nur die Meinung einiger weniger, sehr beschränkter Kreise. Mit dem Denken und Empfinden drS deutschen Volker steht die kaiserliche Kundgebung leider muß man das sagen, in direktem schroffsten Gegensatz. Arhnlich, wie wir in diesem Sinne uns bereits in einer kurzen Bemerkung zu der telegraphischen Nachricht ausgesprochen, äußert sich jetzt auch dieTgl. Rdsch." Dieses gewiß gut national gesinnte Blatt schreibt: .Der Telegrammwichskl bestätigt leider die tief bedauerliche Thatsache, an deren Möglichkeit wir ungern geglaubt haben, daß die Hilfeleistung für Indien vom Kaiser persönlich an­geregt würden ist. Die Veröffentlichung kann uns nicht von unserer mehrfach geäußerten Ansicht abbringen; die Pflicht der Ehrlichkeit fordert vielmehr den offenen Ausdruck der Ueberzeugung, daß das deutsche Volk in diesem Falle nicht hinter dem Kaiser steht. Wir wollen hoffen, daß eS nur beim Staunen bleibt, wenn man im Volk- hört, daß ein paar Berliner Millionäre, die aus geschäftlichen und politischen Gründen den Augenblick zum Oeffuen de- Geldbeutels ge­kommen sehen, einen Maßstab für die Sympathien drS deutschen Volker abzugrben im stände sind. Wir fürchten, daß man allgemein über diese Verhältnisse viel zu klar sieht, als daß aus dieser oktroyierten Sympathie für Indien gute Früchte erwachsen könnten. Das Blatt ist nicht mit Unrecht der Ansicht, daß die .Korr. d. Bundes d. Landw." die Stimmung der nationalgesinntrn Kreise Deutschlands im wesruilichen richtig wiedergiebt, wenn sie schreibt:Zunächst ist es doch befremdlich, daß die Herren sich zu einem gleichen Einschreiten nicht bewogen gefühlt haben, alz unsere eigenen Kolonien von ähnlichen Notständen beimgesucht wurden (z. B. durch die schwere Hungersnot in Ostafrika, oder durch ine Rinderpest in Deutsch-Südwestasrika), wo ihre Hilfe viel wirksamer gewesen wäre. Dann aber auch ist absolut kein Grund ersichtlich, warum gerade Deutschland den Eng­ländern ihre Lasten und Sorgen erleichtern sollte, zumal solch«, welche die englische Regierung zum großen Teile selbst verschuldet hat. Hat das so reiche England genügende Mittel, um Milliarden zur Vernichtung de- kleinen fried­lichen Burenvolkes zu verwenden, so ist er nicht erfindlich, weshalb Deutsch« für eine Pflichtvernachlässigung der briti­schen Regierung mit ihrem Gelbe eintreten sollen!"

DvrrtsHsv

* Berlin, 9. Mai. Der Reichstag erledigte heute di« Postdampfervorlage in dritter Lesung und setzte daun die zweite Lesung des GewerbrunfallgesetzeS fort. Das Hau- erledigte die W 6179 des Gesetzes.

* Berlin, 10. Mai. Der Reichstag hat heute das Militärstrafgesetz für Kiautschou in erster Lesung erledigt unv sodann die Beratung der Gewerbe-UnfallversicherungS- Novelle fortgesetzt.

Lairdtas.

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 8. Mai. (111. Sitzung.) Zunächst werden dl« noch rückständigen Artikel de- UmgeldgesetzeS fast ohne Debatte erledigt. Hierauf kommt der Antrag Rembold auf Einschränkung der Steuerfreiheit der Staatsbetriebe zur Verhandlung. Die Kommission beantragt, die Gemeinde- steuerfreiheit der Hütten- und Salinenwerke, durch die sich mehrere Gemeinden schwer geschädigt fühlen, auszuheben. Dl« Abgg. Geß und Schnaidt beantragen, di« Regierung möge einen Gesetzentwurf einbringen, der di« Steuerfreiheit der Staatsbetriebe aufhrbt mit Ausnahme derjenigen Be­trübe, die den Staats- und Verkehrsanstalten unmittelbar dienen. Von Seiten der Regierung wird dem Antrag widersprochen. Der Finanzministrr will die Erledigung der Frage nicht durch ein Spezialgesetz vollzogen wissen, sondern bis zur Steuerreform verschieben. Einstweilen will er den geschädigten Gemeinden die betreffenden Beträge durch eine Bewilligung im Etat zugute komme» lassen. Gegen di, Ausführungen de- Finanzminister- wird von verschiedenen Seiten Front gemacht, namentlich wird von mehreren Ab­

geordneten betont, daß die Steuerreform noch lange auf sich warten lassen könne. Hähnle und Rembold bean­tragen, die Kammer sollte zunächst den KommissionSantraz annehmen und dann einen Zusatzantrag im Sinne der Abgg. G-ß und Schnaidt. Haußmann-Balingen geht scharf mit der Verschleppungstaktik der Regierung iuS Gericht. Man solle sich über diese- kleine Gesetz nicht «chauffieren. Die Regierung werde es doch auf die lange Bank schieben, nachdem das Haus sie ihrer Verpflichtung entbunden habe, die Steuerreform wieoer einzubringen. Dieses Verfahren sei nicht mehr konstitutionell. Ec fordere das HauS auf, einstimmig für die KommissionSanträge «inzutreten. ES entspinnt sich noch eine lange Debatte, in der die Minister Pischek und Z:ysr die Regierung gegen die Angriffe HauS- mann's verteidigen. Auch die Privilegierten von Sandberger und von Gemmingen wenden sich gegen den Abg. Hauß- marM'Balingen. Schließlich wird nach Ablehnung des An- träges Geß und Schnaist der Kommissionsantrag mit allen gegen sieben Stimmen angenommen. Die dazu eingebrachten Zusatzanträge werden abgrlehnt.

9. Mai. (112. Sitzung.) Nachdem die Kammer noch einstimmig die Umgeldvorlage angenommen hatte, gelangte der Bericht der Kommission über den Antrag Drntler-Gröber auf Einführung einer staatlichen freiwillige» Viehversicherung zur Beratung. Der Berichterstatter Abg- Dentler gießt eine Geschichte der Vlehoecsichrrunz, die man schon in Palästina gekannt habe. Dann erörtert er die Act der Versicherung und legt die Bedenken dar, die gegen di« staatliche Zwang-Versicherung sprechen. Der beste Weg sei dir Einführung der freiwilligen Versicherung mit StaatS- unterstützung nach bayrischem Muster. Die Hebung der Viehzucht sei um so notwendiger im Interesse der Landwirt­schaft, als der Körnrrbau sich nicht mehr lohne. Di« Zahl des Rindviehs in Württemberg betrug 1897 im Ganzen 992 605 Stück im Werte von etwa 192 Millionen Mark und auf die Kleinbetriebe bis zu 10 Hektar fallen 64 Proz. des Rindviehftandes. Der Schaden, den dir Viehbesitzer erleiden, beträgt beim Rindviehbestand etwa 250000 Mk. Diese Verluste sollen durch eine freiwillige Versicherung mit Staatsunterstützung ausgeglichen werden. Den staatlichen Beitrag bezifferte der Redner auf 40 000 Mk. Ja der Debatte stellen sich die meisten Redner auf den Boden des Kommisstonsantrages, während Abg. Spieß (Oekonomierat) diesem widerspricht; dir Höhr der Beiträge werde die Landwirte abschrecken. Abg. Schock will, man solle den bestehenden OrtsversicherungS - Vereinen eine Staatsuntrr- stützung leisten. Dir Regierung spricht sich durch den Minister des Innern v. Pischek im Ganzen zustimmend zu dem An­trag aus, wenn es auch zweifelhaft sei, ob eine freiwillige Vlrhversicherung die erhoffte Wirkung erzielen werde. Der Minister hebt andererseits die Vorzüge der Zwangsversicherung hervor, allerdings sei in Württemberg keine Vorliebe dafür vorhanden. Wenn die freiwillige Versicherung zahlreich« Teilnehmer stade, werde auch der Staatsbeitrag weit höher als 40 000 Mk. bemessen werden müssen. Vielleicht empfehle es sich, den vom Abg. Schock vorgeschlagenen Weg zu gehen. Abg. Käß polemisiert gegen die Behauptung des Mitbertcht- erstatters Frhrn. v. Herman, wonach dir größeren Grund­besitzer bei der Viehverstcherung Opfer für die kleinen zu bringen hätten. Sonst spreche man doch immer von der Solidarität der Grundbesitzer. Frhr. von Herman erwiderte ziemlich gereizt. Bei der Abstimmung wurde der Kom- misstonSantrag mit 38 gegen 36 Stimmen abgelehnt und ein Antrag der Abgg. Schock, Spieß und Genossen, die Regierung möge die bestehenden Viehverstchrrungsvereins unterstützen, einstimmig angenommen.

Larrderira^hirietzterr.

* Altensteig, 10. Mai. Mittwoch abend gaben im gold. Stern die hier in gutem Andenken stehenden Geschwister Fcln.EcnestioeundElmireBoucher wieder einKonzrrt, daSzahl- reiche Zuhörer anlockte und dieselben auch, wie nicht ander- er­wartet werden konnte, aus'- höchste entzückte. Das Pro­gramm enthielt Stück« von Bach, Beethoven, Leonard, Liszt, Wieniawski, Kontski, Rossini und Paganini. Di« Violine­stücke waren mit Schwierigkeiten in der Solostimme reichlich versehen, aber mit einer bewunderung-werten Fertigkeit und Ausdauer zeigte sich Frln. Ernestine den hohen Anforderungen gewachsen. I« länger sie spielt«, je glanzvoller wurde der Ton der Violine. Die verblüffende Finger- und Bogen- technit, dabei das ausdrucksvolle Spiel, sind Eigenschaften, welche nur bei von Gott besonders begnadeten Künstlern an­getroffen werden. Frln. Elmire zeigte sich als Meisterin auf dem Klavier; sie wußte mit überraschender Kunstfertigkeit und Gelenkigkeit der Finger und Handgelenke dem Klavier die schönsten harmonischen Töne zu entlocken und erntete damit den größten Beifall. 2 Stücke wurden noch zum Besten

gegeben. Wenn uns die geschätzten Konzertgeberinnen später wieder mit einem Besuche beehren, werden sie sicher ein gleich dankbares Publikum finden. Ein neuer musikalischer Genuß steht für Montag abend in der hiesigen Stadtkirche in Aussicht, nämlich die Musikaufführuug des blinden Orgelvirtuosen Wiesche aus Mülheim und der Oratorien­sängerin Frln. Wente. Wir machen auch an dieser Stelle aus die Musikaufführung aufmerksam und bemerken, daß Pro­gramme, welche zum Eintritt berechtigen ä 40 Pfg in der Exp. d. Bl. zu haben sind.

* Alten steig, 10. Mai. Der Geschäfts- und Rechen­schaftsbericht des Württ. Kriegerbundes für 1899 kan» mit Genugthuung damuf Hinweisen, daß der Bund dauernd in aussteigend er Entwickelung verblieben ist. Die Zahl der aktiven Einzelmitglieder hat sich gegenüber dem Vorjahr um 12 vermehrt, die der Lokalvereine ist von 1400 auf 1462 gestiegen mit 71104 Vereinsangehöcigen (66 752 im Vorjahr). 1970 Unterstützungen wurden verwilligt, au- der Bundeskasse 1398 mit 25 121 Mk., aus der Witwen- und Waisenkassr 572 mit 10 753 Mk. Die Ausgaben für sämt­lich« Unterstützungen betrugen 36 340 Mk. und überstiegen die Jahresbeiträge der Vereine um 15 000 Mk. Hervor- zuheben ist, daß durch das Reichsgesetz vom 1. Juli 1899 weiter« Mittel an solche Teilnehmer am Krieg 1870/71 bereitgestellt wurden, welche bei dauernder Erwerbsunfähigkeit unterstützungsbedürftig sind. Hiervon sind auf Württemberg allein 32 400 Mk. für weiter« 270 Beihilfeanwärter ent­fallen. Wie zahlreich das gemeinsam« Besitztum der deutschen LandeSkrirgerverbände, das Kyffhäuserdenkmal im Berichtsjahr besucht worden ist, ergiebt schon der Umstand, daß an TurmbesteigungSgeldrrn über 16 000Mk. eingingrn. Die Auflage des Bundesorgans, die Württemb. Krieger­zeitung hat sich auf 26 400 Exemplare erhöht. Das Vermögen des Bundes belies sich am 31. Dezember 1899 auf rund 366 726 Mk. Davon betraf es dir Allgemein« Bundeskasse mit 216 983 Mk., die Witwen- und Waisenkaffe mit 121809 Mk. Gegen da- Vorjahr ergab sich eine Vrrmögen-zunahme von 9330 Mk.

* Vier Burschen ausWalddorf haben kürzlich durch

Ausreißen von Signalstöcken auf der Bahn NagoldAltensteig und Legen derselben auf den Bahnstrang eine Zuggefährd­ung verursacht, die jedoch noch rechtzeitig entdeckt wurde. Dir Thäter sind ermittelt und in Untersuchungshaft genommen worden. (N. T.)

* (Missions-Konferenz.) In Horb fand am 3. Mai zum ersten Mal eine neugrgründrte größere Missions- konfsrenz statt, zu der aus den Bezirken Sulz, Herrenberg, Balingen, Tuttlingen, Nagold, Calw und Freudenstadt sich eine stattliche Anzahl von Teilnehmern eingefunden hatte. Der Gedanke und die Einladung ist von Tuttlingen aus- gegangen, und Stadtpfarrer Haller von dort hielt nach einer Begrüßung durch Pfarrer Kübler-Schwenningen den 1. Hauptvortrag vormittags in der evang. Kirche. Er sprach über die Einführung der Mission in das kirchliche Leben. Den 2. Vortrag hielt nachmittags nach kurzer Mittagspause Missionsinsprktor Oehler von Basel überdie Verschieden­heit der Missionsgebiet« in ihrem Einfluß auf dir Missions- Praxis" ; was man von dem erfahrenen MlssionSmann hören durste, gab reiche Belehrung und Anregung. Auf beide Vorträge folgte eine lebhaft« Besprechung, die der Vor­sitzende, Dekan Römer von Nagold, leitete; dabei wurde eingehend auch über die Kamerunmisston gesprochen.

* Stuttgart, 9. Mai. Die Marrneausstellung bildet alltäglich da- Ziel für Tausende. Heut« war der Besuch besonders zahlreich, hauptsächlich auch aus allen Teilen de- Landes. Um 12 Uhr stellte sich der König ein und be­sichtigte während anderthalb Stunden einzelne Teile der Ausstellung. Wir bemerken, daß einfache Elsenbahnkarten zur Hin- und Rückfahrt nach Stuttgart berechtigen, wenn sie in der Marineausstellung abgrstempelt werden.

* Stuttgart, 9. Mai. Bei einer vor mehreren Wochen im Reichsamt des Innern zu Berlin stattgehabten Verhandlung von Sachverständigen aus allen Teilen Deutsch­lands wurde ein Zoll aus feines Tafel- oder Luxusobst in Höhe von 15 Mk. pro 100 Kilogramm befürwortet. Be­züglich des Mostobsts wurde von den meisten Rednern, auch solchen, die entschieden für einen Zoll auf Tafelobst einge­treten waren, die Ansicht vertreten, daß hier von einem Zoll abzusehen sei. Oekonomierat Stockmeyer, selbst ein bedeutender Obstzüchter, sprach sich entschieden gegen einen Zoll auf Wirtschaftsobst und Mostobst aus (eventuell will er einen geringen Zollsatz für feines Luxusobst gelten lassen). Er betonte, daß in Württemberg der Apfelmost zu den notwendigen Lebensbedürfnissen zu zählen sei und daß Württemberg schon seit 15 Jahren anhaltend geringe Obst­ernten habe und weitaus Len größten Teil seine- Bedarfs an Mostäpseln im Ausland zu decken gezwungen sei.