Erscheint DimStag, Donnerstag, Samstag und Sonntag »it dir GrattS-Beilage ,Der SonntagS- Gast.'

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Donnerstag, 10. Wat

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1900.

Nachdem die Wählerlisten zur Handelskammer Calw sür die Ab- ftimmungSbezirke Nagold, Altensteig-Stadt und Wildberg aufgestellt sind, wird hiedurch öffentlich bekannt gemacht, baß dieselben vom 9. bis 16. dS. MtS. auf den Rathäusern in Nagold, Altensteig und Wildberg zu jedermanns Ein­sicht öffentlich aufgelegt find, und daß Einsprachen gegen die Wählerlisten wegen Ausnahme unberechtigter oder wegen Uebergehung berechtigter Personen binnen der Ausschlußfrist von einer Woche nach Beginn der Auslegung unter Beifügung der erforderlichen Bescheinigung bei dem Okeramt anzubringen find. Angesügt wird, daß nur diejenigen zur Teilnahme an der Wahl zur Handelskammer berechtigt find, welche in die Listen ausgenommen find.

' DaS K. württ. Kriegsministerium erläßt folgende Bekanntmachung: ES wird hiemit zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß den Unter­offizieren und Mannschaften dienstlich verboten ist: 1) jede Beteiligung an Vereinigungen, Versammlungen. Festlichkeiten, Geldsammlungen, zu der nicht vorher besondere dienstliche Erlaubnis erteilt ist, 2) jede Dritten erkennbar gemachte Bethättgung revolutionärer oder sozial­demokratischer Gesinnung, insbesondere durch entsprechende Ausrufe, Ge­sänge oder ähnliche Kundgebungen, 3) das Halten und die Verbreitang revolutionärer oder sozialdemokratischer Schriften, sowie jede Einführung solcher Schriften in Kasernen oder sonstige Dienstlokale. Ferner ist sämt­lichen Angehörigen des aktiven Heeres dienstlich befohlen, von jedem zu ihrer Kenntnis gelangenden Vorhandensein revolutionärer oder sozial­demokratischer Schriften in Kasernen oder anderen Dienstlokalen sofort dienstliche Anzeige zu erstatten. Diese Verbote und Befehle gelten auch für die zu Uebungen eingezogenen und für die zu Kontrollversammlungen einberufenen Personen der Beurlaubtenstandes.

Uebertragen wurde die erledigte ForftamtSasfistentenstelle in

Freubenstadt dem Revieramtsassistenten Martins in Bruderhof. _

Derrts^herr Reichstes.

* Berlin, 7. Mai. Der Reichstag beriet heute in

zweiter Lesung die Postdampfervorlage, worüber zunächst der Abg. De witt ein fast einstündigeS Referat erstattete. Als­dann nahm als erster Redner aus dem Hause Abg. Klees das Wort zu der von der Kommission vorgrschlagenen Resolution, die die Einfuhr gewisser landwirtschaftlicher Produkte des Auslandes durch die Subventionsdampfer ver­bieten will. Di« Postdawpfervorlage mit den beiden Resolutionen wurde angenommen und hierauf die 88 7 bis 10 des Gew erbeunfallgesetzes erledigt. ^

* Altensteig, 9. Mai. Die Erhöhung der Kohlen­preise hat auch «in Steigen der Brennholz-Preise zur Folge gehabt; buchenes Brennholz hat um 1 Mk. 50 bis 2 Mk. pr. Rm. angrzogen und das tannene weist bei seinem Brenn­wert eine geradezu abnorme Höhe auf. Der Familienvater muß tief in den Beutel greifen, wenn er seinen Bedarf an Brennmaterial; Kohle und Holz, genügend decken will. Auch die gesamten Industrie-Erzeugnisse gehen in die Höhe, eine Fabrikations-Branche um die andere versendet an die Kundschaft Zirkuläre, in welchen mitgeteilt wird, daß wegen der hohen Kohlenpreise, den gestiegenen Arbeitslöhnen, den Kosten für die Kranken-, Invalidität-- und Alters­versicherung und den teurer gewordenen Rohmaterialien eine Preiserhöhung von 10 bis 15°/o zur unabweislichen Notwendigkeit geworden fei und di« Fabrikanten, welche sich vereinigt und durch Konventionalstrafen gesichert haben, dringen mit ihrer Preiserhöhung mit Leichtigkeit durch, anders ist eS leider bei den Gewerbetreibenden und den Detailisten, wo eine umfassend« Organisation fehlt und auch schwer zu erzielen ist. Die Einbuße an Verdienst im Verein mit erhöhten Ausgaben nicht nur im Geschäft, sondern auch für die meisten Bedürfnisse im Haushalt, lassen den Gewerbetreibenden den Ausblick in die Zukunft recht düster erscheinen, weshalb der Mahnruf auf Zusammenschluß der einzelnen Beruf« ein zeitgemäßer und wohlangrbrachter ist. Nur durch einmütige- Vorgehen kann eine Verbesserung der schwierig gewordenen Lage angestrebt werden und ist «in kräftiges Mittel die gemeinsame den bestehenden Ver­hältnissen sich anpassende Preisregulierung und Festsetzung. Einigkeit macht stark!

* Zum Steigen der Kohlenpreise schreibt'man uns: Seither gingen im Mai jeden Jahres die Preise der Kohlen zurück, aber Heuer ist dar nicht der Fall. Im Gegenteil, es wird Sommer und Winterpreise Hallen an und steigen sogar noch. Daran ist der gewaltig gestiegene Verbrauch an Jndustriekohlrn schuld, insbesondere aber an Kohlen für di« Eisenerzeugung. Solange hierin kein Wechsel eintritt, muß auch die Nachfrage eine bedeutende bleiben. Allmählich wird eine gewisse Mäßigung durch die Ver­ringerung im Hausverbrauch nach und nach zu gewärtigen fein. Vorläufig wird sich jedoch noch bei den meisten Ver­brauchern das Bedürfnis erhalten, ihre völlig geräumten Vorräte selbst zu den jetzigen teuren Preisen zu vermehren, um sich nicht im Herbst wieder der Gefahr auSgesetzt zu sehen, ihre Betriebe wegen KohlenmangelS zeitweilig zum Stillstand gebracht zu sehen.

* (Mai 1 ouren!) Jetzt, imwunderschönen Monat," sind ganz besonders Frühspaziergäng, zu empfehlen. Früh morgen- offenbart sich un- di« Natur am besten und die

frisch sprießenden und sprossenden Blätter der Bäume und Sträucher hauchen uns im Urbermaße den belebenden Sauer­stoff zu. Aller ist erfüllt von der paradisisch reinen, würzigen Frühlingsluft. Im Mai hinausschweifrndurch die Wälder, durch die Auen," das schafft gesunde Fröhlichkeit und frischen Arbeitsamt. Sicherlich kommt die heilkräftig« Wirkung der Brunnenkuren hauptsächlich auf Rechnung der Umstande-, daß man morgens ganz früh zur Heilquelle wandern und dann mehrere Stunden spazieren gehen muß. Wen aber Beruf-geschäfte an einem vormittägigen Spaziergang hindern, der suche sich wenigstens daheim morgen- ordentlich auszu­arbeiten durch Graben und Gießen im Tarten, durch Herumwirtschaften im Hofe, oder durch Handeln und Turn­übungen am offenen Fenster. Ein Gesundheitslehrer sagt: Wer daheim die vollen 52 Wochen sich morgens Bewegung macht,' verbindet da- Nützliche mit dem Gesunden in so vorteilhafter Weise, daß er nicht nötig bat, 6 Wochen lang gänzlich auszuspannen, um am fremden Orte unter brunnen­ärztlicher Polizei, serviettenschwingenden Kellnern und geld- sammelnden Musikanten, erst zu lernen, daß Frühaufstehen und Spazierengehen gesund macht.

Frisch auf drum, frisch auf im Hellen Sonnenstrahl,

Wohl über die Berge, wohl durch das tiefe Thal;

Die Quellen erklingen, die Bäume rauschen all',

Mein Herz ist wie 'ne Lerche und stimmet ein mit Schall.

* Liebelsberg, 6. Mai. Schon in den 50er Jahren waren bei den damaligen äußerst mißlichen Verhältnissen hier Sachverständige bemüht, einen großen Teil der Ge­meinde-Allmend wirtschaftlich zu bebauen und nutzbar zu wachen, welche Anstrengungen zu keinem Resultate führten. Unser energievoller OrtSvorsteher hat sich nun seit ca. 12 Jihren die Aufgabe gestellt, dirse Fläche durch mühe­volle Vorbereitung des Bodens zu einer Baumanlage anzu- lrgen, wie sie in unserer Gegend selten gesehen wird. Zur Zeit stehen auf einem Areal von ca. 3 Hekt. 450 Obst­bäume, streng nach den Regeln de§ Obstbaus gepflanzt und bei der notwendigen Bearbeitung der ganzen Fläch« be­nützte die Gemeinde den Platz zu einer Pflinzschule für Waldpflanzen, welche nach wenigen Jahren schon so schöne Ergebnisse lieferte, daß nicht nur die Gemeinde reichlich eigene sehr schöne Pflanzen hatte, sondern auch noch viel abgegeben werden konnten, wodurch di« nicht unbeträchtlichen Kosten der Anlage, welche übrigens sämtlich hiesige Orts- einwohner verdienen konnten, ihre Deckung fanden. Die zuerst gesetzten Bäume haben schon einig« Jahre ganz schön« Erträge geliefert und verspricht di« ganze Anlage für di« Gemeinde-Einkünfte recht lohnend zu werden und hiebei Jahr für Jahr Gelegenheit zu Verdienst zu geben. In An­erkennung der für den Obstbau hiedurch erfolgten Förder­ung wurde unserem Hrn. Schultheiß Hanselmann vom Württ. Obstbauverein dir große silberne Medaille verliehen, worüber die ganze Gemeinde sehr erfreut ist und hier zur weiteren Pflege des so segensreichen Obstbaus dienen wird. (C. W.)

* Stuttgart, 7. Mai. Aus Anlaß der am gestrigen Sonntag erfolgten GroßjährigkeitSerklärung des deutschen Kronprinzen stattete der König, der zuvor schon dem Kaiser und dem Kronprinzen in herzlichster Weise gratuliert hatte, mittags 12 Uhr dem Kgl. preuß. Gesandten v. Derenthall «inen Besuch ab, um nochmals seine besten Wünsche zum Ausdruck zu bringen. Dar Befinden des Königs, der sich in letzter Zeit etwas unwohl fühlte, ist erfreulicherweise in fortschreitender Besserung begriffen.

* AuS Frauken, 6. Mai. Beim AuSbessern des Wohnhaus«- de- Bauern Peter in Pflaumheim stürzte das­selbe zusammen. Von den 10 darin befindlichen Personen konnten sich nur 6 retten, während der 73 Jahre alte Vater der Besitzers, dessen Schwester, dann Zimmermann Hök und sein Sohn Joseph unter den Trümmern begraben wurden. Franz Hök erlitt «inen Beinbruch, die drei andern Verschütteten konnten ohne jede Verletzung aus den Trümmern gezogen werden.

* (Verschiedenes.) In Stuttgart wurde einem Werkmeister, der gegenwärtig einen Neubau erstellt, der Wochenlohn für seine Arbeiter im Betrag von etwa 600 Mk. gestohlen. Vom Dieb hat man keine Spur. Ein Kausmannslehrling von Ravensburg stahl letzter Tage seinem Prinzipal 1000 Mk. und ist damit spurlos verschwunden. Am letzten Samstag wurde unter großer Beteiligung von nah und fern der OrtSvorsteher vonNeuneck, Schultheiß Jakob Weisser, welcher erst kürzlich sein durch 40 Jahr« bekleidetes Amt niederlegte, zu Grabe getragen. JoKnittlingen fiel da- 3jährige Töchterchen de» Har- monikamacher» Louis Etter in eine schlecht zugedeckte Güllen­grube und ertrank.

* Mannheim, 6. Mai. Heute nachmittag ist der

große Lagerschuppen der Lanz'schen Maschinenfabrik nieder- gebrannt. Der Schaden ist bedeutend.

* Auf dem Bahnhofe in Triberg riß sich ein zum Holzschleifen benützte» Pferd los und rannte der Stadt zu. Nachdem das Pferd wieder ringefangen war und der Knecht Moser wieder da» Kummet auflrgen wollte, riß sich da» Pferd zum widerholten Male lo», drang auf Moser ein und biß ihm die Gurgel buchstäblich durch. Das Tier ließ erst von ihm ab, als es mit einem Knittel bearbeitet wurde.

* Ein seltener Fall ist von Dürrheim zu berichten. Ein dortiger Landwirt hatte vor etwa anderthalb Jahren etwa» mit dem Messer im Stalle zu schneiden. Nach be­endeter Arbeit legte er da- Messer bei Seite. Später ver­mißte er dasselbe und trotz allem Suchen konnte er e» nicht mehr finden. Ein« der Kühe bekam vor einiger Zeit eine große Geschwulst am Bauch« bei den Vorderfüßen. Ein Tierarzt wurde gerufen und die kranke Stelle eingesalbt und gerieben. Auf einmal öffnete sich die Geschwulst etwa» und zum Vorschein kam die Messerklinge. Die Oeffnung wurde größer gemacht, so daß da» Messer herausgezogen werden konnte. Di« Kuh ist ganz munter und giebt jeden Tag zwei Kübel Milch.

* Zwei international« Hochstapler, denen man in Köln und anderwärt- verübte Brillantendiebstähle zuschreibt, wurden in Leipzig verhaftet. Am Samstag nachmittag erschienen die beiden Gauner in der Goldwaren- und Juwelenhandlung von Gündel in der Petersstraße in Leipzig und ließen sich Schmucksachen vorlegen; nahe an dreiviertel Stunden weilten sie dort, ohne etwas zu kaufen, allerdings auch ohne etwas stehlen zu können, da man ihnen scharf auf die Finger sah. Hierauf begaben sie sich zan Jawelie: Hiltbuer am Markte und ließen sich gleichfalls Schmucksachen und Brillanten vorlegeu. Unmittelbar nachdem st« den Laden wieder verlassen hatten, bemerkte die Verkäuferin, daß ihr ein Kästchen mit Brillanten im Werte von 50006000 Mk. fehlte! Unverzüglich eilte der gleichfalls im Geschäft-lokal« anwesende Markthelfer den beiden Gaunern, von denen der ein« über 50, der andere etwa 30 Jahre alt sein mochte, nach und erwischte sie auch noch glücklich am Eingang zur Hainstraß«. Vergeblich drückte der ältere Gauner dem Markt- Helfer mehrere Hundertmarkscheine in die Hand, vergeblich gab der jüngere das gestohlene Kästchen wieder zurück, der Markthelser ließ nicht locker und überantwortete beide der Polizei. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind die Hochstapler, die außerordentlich vornehm auftraten, Amerikaner.

* Die Berliner haben vom Einzuge' des Kaisers Franz Josef außer den geschmückten Häusern, den Fahnen und der imposanten 25 Meter hohen Ehrenpforte am Brandenburger Thor nicht viel zu sehen bekommen. In der Bellevue-Straße und der Siegerhalle ging es an. Dort bildeten Gymnasiasten und Kriegrrvereine Spalier. Unter den Linden aber war alles versperrt. Zunächst bildeten dort vom Brandenburger Thor bis zum königlichen Schlosse die Garnisonen Berlin, Spandau, Charlottenburg im Parade­anzug« ein undurchdringliche- mehrgliedrige- Spalier. Trotz­dem erschien der Polizei diese starke Spalierbildung noch zu schwach und sie hielt die den Linden sich nähernden Leute schon weit vom Ziele entfernt in den Querstraßen auf. Der Unwille über diese Maßnahme war ein allgemeiner und berechtigter. Daher kam er auch, daß die Fahrt durch die Linden sehr still verlief. Vom Volksjubel war wenig zu spüren und der Kaiser Franz Josef wird einen sonder- baren Begriff von der Berliner Bevölkerung erhalten haben.

* Berlin, 6. Mai. Um 10 Uhr abend- reiste Kaiser Franz Joseph wieder ab. Auf dem Bahnhofe waren zum Abschied der Kaiser, der Kronprinz, Prinz Heinrich und die Fürstlichkeiten erschienen. Die Verabschiedung der Majestäten war eine sehr herzlich«, sie umarmten und küßten sich drei­mal. Als der Zug abfuhr ertönten brausende Hoch- und Eljenruf«.

* Berlin, 7. Mai. Der Kaiser begleitete gestern abend den König von Sachsen zum Bahnhof. Um 5.20 Uhr reiste das Kaiserpaar nach Urvill« ab.

* Der Kaiser wird am 2. Juli wieder eine NordlandS- fahrt antreten. Sein Bruder, Prinz Heinrich wird ihn begleiten.

* Kaiser Franz Josef hat vor seiner Abreise vonBerlin für 127000 Gulden Orden hinterlassen. Es befinden sich unter diesen Orden di« höchsten österreichischen Auszeich­nungen, die mit Brillanten und kostbaren Steinen aus- gestattet sind.

* Berlin, 7. Mai. Unterrichtete und maßgebende Persönlichkeiten machen durchaus kein Hehl daraus, daß der in seinem Verlauf so überaus gelungene Besuch Kaiser- Franz Joseph» in Berlin als «ine stark« Kundgebung für den Dreibund gegenüber verschiedenartigen, in letzter Zeit