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Dienstag, 8. Mlai
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1900.
Uebertragen wurde die erledigte Stelle des Bahnhofverwalters und PosterpeditorS in Süssen dem Eisenbahnsekcetär Gailing in Ealw.
fl Dev DveU»irir-.
Angesicht- des schönen Verlaufes der Berliner Kaiserjage und deS herzlichen Einvernehmens der verbündeten Monarchen läßt sich unschwer über die Festigkeit de- Drei- turioeS und die Freundschaft seiner Fürsten rin begeisterter Arlükl schreiben, indessen bleibt doch sehr zu wünschen, daß die Stetigkeit der Anschauungen der Herrscher sich auf die politischen Parteien der beteiligten Nationen recht wirksam au-dehnen möge. Eine vollkommene Ueberzeugung von der unbedingten Notwendigkeit des großen FnedenSbundes haben wir nur bei allen politischen Parteien im deutschen Reiche, wi- in Ungarn. In Oesterreich besteht dies« Uebereinstiwm- mig nicht, di« Tschechen machen gar kein Hehl aus ihrer Deutschfeindlichkeit, und Angehörige anderer Nationalitäten intriguieren wenigstens im Stillen, in Italien neigen die radikalen Elemente, die allerdings nicht besonders gefährlich werden können zu Frankreich, während, was viel wichtiger, andere, sonst recht besonnene Politiker die Anschauung vertreten, beim Dreibund komme für Italien zu wenig praktischer Nutzen heraus, hier sei eine Aenderung anzustreben. Diese Erscheinungen, dle, was doch in der Freude der Kaisertaze nicht vergessen werde» darf, im Vorjahre zu recht lebhaften Bedenken Anlaß gaben, sind heute keineswegs verschwunden, sie werden auch durch die persönliche Freundschaft der Herrscher nicht unwirksam gemacht. Und die Monarchen können nicht immer der inneren Politik ihrer Staaten einen ganz entschieden deutschfreundlichen Charakter aufdrückrn, die Verhältnisse sind da mächtiger, als aller guter Wille. Wir erinnern nur an die österreichischen Ministerien der Grafen Thun und, früher, Badeni, die alles Andere eher gethan haben, als zur Kräftigung der habsburgischen Monarchie -der zur Achtung der Rechte der Deutsch-Oesterreicher beizu- tragen, obwohl die Letzteren doch gerade dar Rückgrat der Kaiserstaates an der Donau bilden. Von dem Kronprinzen Viktor Emanuel von Italien, der seinen königlichen Vater bei den Berliner Festlichkeiten vertrat, ist schon mehr als einmal behauptet, er sei nicht so gesinnt, wie König Humbert, der zu den nächsten Freunden Kaiser Friedrich'- gehörte. Man hat er nicht nötig, auf diesen Klatsch große Stücke zu geben, denn er ist eigentlich erst nach der Vermählung des Prinzen mit einer Tochter des Fürsten von Montenegro entstanden, der ja, wie bekannt, sich den Wünschen deS Zaren und der zarischen Politik zu fügen hat. Ein italienischer Kronprinz könnte sich übrigens wirklich getrost besondere Privat-Anschauungen gönnen, als König kann «S für ihn nur die Dceibnnd-Politik geben, weil ein Abweichen von derselben Italien zu einer Revolution führen würde. Die sozialen Verhältnisse auf der apennmischen Halbinsel sind nicht über die Maßen gefestigt.
Für den europäischen Frieden ist und bleibt der Dreibund eine Notwendigkeit, und eben darum ist vor allen Dingen die Gesundung der inneren österreichischen und italienischen Verhältnisse zu wünschen, deren Krankheit ander Donau vom Nationalitätrnhader, in Italien von wirtschaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten herrührt. Denn wenn auch von Petersburg und von Paris die friedliche Tendenz des sogenannten russtsch-französischen Bündnisses immer wieder betont wird, wenn auch der Zar es war, der die erste Anregung zur Friedens- und Abrüstungs-Konferenz gab, sobald der Dreibund in Scherben geht, wird weder der Zar, noch sonst Jemand eine ernste Zuspitzung der demsch- sianzösischen Beziehungen verhüten können. Und war dann alles in einen ausbrechenden Konflikt mit hereingezogen wird, « nicht abzusehen. Deutschland ist an der inneren Kräftigung der mit ihm verbündeten Staaten interessiert und hat es niemals an Wohlwollen, in heiklen Fragen nicht an Merstrengster Objectivität und Zurückhaltung fehlen lassen, ^mnert sei nur an die Sturmzeit vor dem Sturze des ^lmlsterpräsidenten Grasen Badeni, als es in Wien und in Prag zu bösen Krawallen kam. Wiederholt war da in den sEttern eine deutsche Intervention gefordert, fälschlich auch Mst angrkündigt, aber nie hat das Reich sich auS seiner Anschauung drängen lassen, daß die inner-österreichischen -Verhältnisse uns nichts angehen. Und die Handelsverträge, welche Deutschland mit Oesterreich-Ungarn und Italien ver- «indart hat, wurden wesentlich der politischen Freundschaft ^^ ^ geschehen, abgeschlossen. Namentlich gilt
dar für Italien. War kann Deutschland noch mehr thun, zumal «s auch in der Unterstützung des italienischen Geldmarktes bei uns nie gehapert hat? Er ist nicht wohl wogUch, Italien jedes Jahr ein« rund« Summe Millionen Subvention auSzuzahlen, dar würde man sich am Tiber selbst ganz energisch verbitten. So wollen wir denn hoffen, daß
der Helle Glanz der Berliner Kaisertage auch weiter wirken möge, damit die vielfachen Unerfreulichkeiten des Vorjahres nicht wieder kehren. Weit mehr als äußerer Unfrieden kann der innere die Kraft der Staaten verzehren.
rvüvttenrbevsrsehev
Kammer der Abgeordneten.
* Stuttgart, 4. Mai. (109. Sitzung.) Ministerpräsident v. Mittnacht erhält in seiner Eigenschaft als Abgeordneter einen zwölstägigen Urlaub. Die Beratung de- Umgeld- gesetzeS wirb bei Art. 10 fortgesetzt. ES giebt ein«'lange Debatte über die Regelung der Kontrolle durch den Orts- steuerbeamten oder seinen Stellvertreter; aus Antrag der Abgg. Sommer, Kiene und Haußmann werden noch einige Kontrollerleichterunzen geschaffen. Ebenfalls eine längere Auseinandersetzung sntspinnt sich bei Art. 14 über den „außerordentlichen Abgang." Bisher ist dieser sogenannte Schwand nicht fixiert worden, das ist jetzt im Regierungsentwurf geschehen. Die Kommission schlägt eine andere Fassung vor, und von verschiedenen Seiten werden ebenfalls Abänderungen beantragt. Die Debatte dreht sich im wesentlichen darum, wie hoch der Schwand zu bemessen sei, worüber die Ansichten sehr verschieden sind. Auch der sonstige Abgang des Weines (Verlust beim Umfüllen rc.) kommt in Betracht. Zuletzt wird die Debatte auch aus den Hausbrauch ausgedehnt. Um 12 Uhr traten beide Kammern zu einer gemeinschaftlichen Sitzung zusammen, in der die Pensionierung eines Buchhalter- für den Landtag und die Neuwahl eines Nachfolgers vorgenommea wurde. Ferner wurde der Vizepräsident Dr. Kiene, dessen Mandat erloschen war, und der in Ehingen neugewählt worden ist, auf's neue in den ständigen Ausschuß gewählt.
— 5. Mai. (109. Sitzung.) Die Kammer fährt in der Beratung der Artikel 14 und 15 des Weinumgeld- gesetzes (Schwand, Wrinabgang und Hausbrauch betreffend) fort. Die Debatte dehnt sich sehr lang« aus, da eine ganze Reihe von Anträgen vorliegen. Schließlich wird Artikel 14 mit folgender Skala angenommen: Für neue Weine mit Beeren 25°/o, sür andere neue Weine 7°/o, für sonstige Wein« und Obstmost 2"/o Abgang, als Getränkschwand bei neuem Wein?o/o, bei altem 4°/„. In Artikel 15 betr. den
Haurbrauch wird herausgeschlagen.
noch eine Vergünstigung für die Wirte
Tsrgsspslitik.
Die Deutschen — so schreibt ein englischer Journalist von der Pariser Weltausstellung — sind nach ihrer Gewohnheit wieder allen anderen weit voraus. „In der That, ich möchte die große Rolle, die sie auf dieser Ausstellung spielen, als da« vielsagendst« Zeichen der Zeit hin- stellen. Der Kaiser erntet endlich einige Früchte seiner Versöhnungspolitik gegen Frankreich. Man muß es hier eingestrhen, daß er bei all seinen Ideen, die uns oft überraschen und entrüsten, in diesem Falle mit Ausdauer und Erfolg seinen Zweck erreicht hat, mit dem Erfolg, daß die Deutschen die zahlreichste Besucherschar bilden und die deutschen Erzeugnisse mehr in- Auge fallen, als die irgend einer andern Nation. Ich will ein vielsagendes Beispiel ansühren. In der Schiffahrts-Abteilung sollte jedermann England am stärksten vertreten erwarten. Doch jeder könnt« die Ueberzeugung davontragen, daß die wirklich größte Seefahrer-Nation der Welt Deutschland ist. Zwei Gebäude stehen nebeneinander, das «ine groß, schön, imposant, das andere klein, niedrig, halb versteckt. Das erste gehört den Deutschen, das andere repräsentiert die Schiffahrt Englands, der Herrin der See . . . Anders Abteilungen gewähren dasselbe Bild. Unter den Maschinen hebt der große Krahn auS Berlin englische Güter. Deutsche Dynamomaschinen erzeugen zwei Drittel der elektrischen Beleuchtung der Ausstellung. -Wer gut essen will, geht am besten in dar ge- geräumige deutsche Restaurant Uuv äss Mtions. Und hier erlebte ich eines der merkwürdigsten und unglaublichsten Dinge dieser Zeit, wo alles durcheinander geht. In diesem Restaurant ist nicht nur alles deutsch, sondern alle Augenblicke hörte ich aus den vielen Speisesälen das „Hoch, hoch, hoch!" und Hellen Gläsecklang und alle anderen Ausdrücke ungetrübter, voller deutscher Festesfreude. Und die Seine floß wenige Meter von diesen deutschen — Siegern im Frieden wie im Kriege."
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Auf den Philippinen befinden sich die Amerikaner wieder in ernster Notlage, nachdem mit dem Eintritt der Regenzeit di« Feindseligkeiten seitens der Eingeborenen aus der ganzen Linie wieder ausgenommen worden sind. Mit den gegenwärtigen Einrichtungen und Persönlichkeiten, da- sehen die Amerikaner wohl endlich ein, kommen sie auf jenen Inseln ihrem Ziel« in absehbarer Zeit überhaupt nicht näher.
Präsident Mac Kinley hat sich daher, trotzdem ihm der Eklat sehr unangenehm ist, zur Abberufung des Generals OtiS entschlossen; an dessen Stelle ist General Mac Arthur zum Oberbefehlshaber der amerikanische» Truppen auf Luzon ernannt worden. Es muß sich nun allo bald zeigen, ob die bisherigen Mißerfolge lediglich der Unfähigkeit drS kommandierenden Generals zuzuschreiben waren, oder ob di« zur Verfügung gestellten Truppen überhaupt unzureichend sind zur Dämpfung des Widerstande- der PhilippinoS.
LsrndeKirsrHviHterr.
* Alten steig, 7. April. Als ein ungetreuer Diener hat sich der Polizeidirner Bauer von hier entpuppt. Derselbe begleitete seit mehreren Jahren eine hiesige Polizei- dienerstelle und man glaubte durch sein vertrauenerweckendes, bescheidenes Auftreten, daß man er mit einem soliden Mann zu thun habe. Dar Vertrauen, das man in ihn gesetzt hat, hat er aber schmählich mißbraucht, indem er von dem ihm zum Einzug übergebenen WasserzinS nahezu 1200 Mk. unterschlug. (Wir stellen diesen Betrag fest, weil unkontrolller- bare Gerüchte von über 2000 Mark wissen wollen.) Am letzten Montag hat sich Bauer von hier entfernt und ist seither nicht zurückgekehrt; für die vakante Stelle wurde bereits in ortsüblicher Weise zur Bewerbung ausgefordrrt. Wie wir hören, hat Bauer auch noch verschiedene Private vor seinem Weggang angepumpt. Sein Aufenthalt konnte noch nicht ermittelt werden. — Gestern abend sprang ein 18jähriger Gipsergeselle oberhalb der Lohmühle aus dem Zug und verletzte sich durch den gewagten leichtsinnigen Sprung so schwer, daß er bewußtlos in dar hiesige Spital überführt werden wußte.
* Altensteig,?. Mai. Unser diesmaliger Mai wahrt seinen alten Ruf als Wonnemonat. Den Tag über haben wir herrlichen Sonnenschein, dirNächtesindnichtzukalt, dabeigiogru schon einige Gewitterregen nieder, also «ine Witterung, wie man sie sich nicht besser wünschen kann. Die Baumblüte entwickelt sich rasch und in vielen Gegenden hat sie sich schon voll entfaltet. Eine wundervolle Blüteopracht ist im unteren Murgthal zu sehen, wo jede- Bäumchen und jeder Baum das Auge entzückt durch die herrliche Blütenfülle und die Luft mit balsamischen Düften geschwängert ist. So ein Frühling ist eine wahrhaftige Gottesgabe.
* Altensteig, 7. Mai. Ueber dar Recht der Presse öffentliche Mißstände zu besprechen und zum Gegenstand ihrer Kritik zu machen hat das Reichsgericht ein sür die gesamte Press« wichtiges Urteil gefällt, indem darin der Presse dar Recht zuerkaunt wird, die Uebelstäade zur Sprache zu bringen. Einerseits werden dadurch den Behörden solche bekannt ge- geben, andererseits wird ein moralischer Druck auf die Vorgesetzte Behörde ausgeübt, eine Untersuchung einzuleiten, evrnt. eine Abhilfe herbrizuführen. Rügen in der Presse über wahrzenommenr Mißstände handeln in Wahrnehmung der berechtigten Interesses, das jeder Staatsbürger daran hat, daß solche Handlungen nicht Vorkommen.
* Mittwoch abend kurz nach 9 Uhr schlug der Blitz in die Pappel unmittelbar hinter dem Wohnhause de-Schmied- meister- Brösaml« inSpielberg und zersplittert« dieselbe vom Gipfel bis zu den Wurzeln. Auch vom Wohnhaus« de- Maurers Schaible wurden hiebei au- dem Gebälk der Windung Splitter herauSgerissrn. Sonst ging der schwere Blitzschlag ohne Schaden vorüber.
* Die totale Sonnenfinsternis am 28. Mai nachmittag- von 3 Uhr 49. Min. bis 5 Uhr 51 Min. wird auch in unseren Gegenden sichtbar sein und der Mond die Sonnenscheibe fast zu Dreiviertel bedecken.
* Falb meldet sich wieder. Leider ist es wenig Erfreuliches, was er vom Wetter in der zweiten Hälfte diese- Jahres voraussagt. Hören wir: Der Charakter des Juli zeigt ein« auffallende Unbeständigkeit des Wetters, die Temperatur ist in der ersten Hälfte verhältnismäßig tief, in der zweiten Hälfte, die mit Gewittern verknüpft ist, normal. Der August soll ein« ausfallend niedrige Temperatur auf- weisen und namentlich in der zweiten Hälfte an landregen- artigen Ergüssen reich sein. In den letzten Tagen sind in höher gelegenen Orten Schneefälle wahrscheinlich. Der September bringt viel Niederschläge, namentlich Gewitter, kühl« Temperatur und in der letzten Woche, in der auch Hochwasser zu befürchten ist. stürmisches Wetter. Auch der Oktober soll dem September an Häufigkeit und Ergiebigkeit de-Regen-nicht nachstehen. November und Dezember sollen trotz einzelner Schnrefälle reich an schönen Tagen sein.
* JnGültlingen, OA. Nagold, ist da- Wohn- und Oekonomiegebäude de- Bauern Michael Proß vollständig abgebrannt und dadurch «in Schaden von mehreren tausend Mark entstanden. Die Bewohner waren in großer Gefahr und mußten sich teilweise durch die Fenster retten. Der