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1897.

Erscheint Dienstag Donners tag Samstag und Sonntag.

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Donnerstag, 30. Dezor.

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg reichste Verbreitung.

»Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei I den Postämtern und Postboten. I

Das alte Jahr

eilt mit Riesenschritten seinem Ende entgegen und so ist «S wohl an der Zelt, den etwa noch säumigen Abonnenten die Mahnung zukommen zu lassen, sich mit der Bestellung nunmehr zu beeilen.

Aus den Tannen" kostet im Oberamts' bezirk Nagold 90 Pf., auswärts 1 Mk. 10 Pf. pro Vierteljahr einschl. der Zustellungsgebühr.

Bei unseren Agenten kostetAus den Tannen" im Bezirk 90 Pf., auswärts Mk. 1..

Redaktion «nd Expedition

des BlattesAus den Tannen".

2 Der englisch-indische Grenzkrieg.

Die Engländer haben schlechte Weihnachten gehabt. Den Japanern, denen sie sich nähern wollten, um die englischen Interessen in Nordchina gegen Rußland und Deutschland besser zu vertreten, sind sie nicht zuverlässig genug; die Japaner möchten lieber intimere Fühlung mit Deutschland nehmen. Schlimmer aber noch steht rS mit den Meldungen aus Nordwest-Jndien. Der jetzt dort herrschende strenge Winter hat dem Feldzuge des General Lockhart gegen tue aufständischen Asridis ein Halt geboten und wenn man in London die Summe der militärischen Erfolge zieht, hat man Grund zur stärksten Unzufriedenheit.

Der völlige Mißerfolg um nicht zu sagen die Niederlage der größten Armee, welche England seit Wellingtons Zeiten jemals unter einheitlichem britischem Kommando aufgestellt und mit klar vorgezeichnetem Operalionsziel in Bewegung gesetzt hat, kann heute für den Sachverständigen nicht mehr zweifelhaft sein. Trotz aller Vertuschungsversuche der englischen Presse läßt es sich weder verschleiern, noch gar leugnen, daß 50000 Mannder besten Truppen der Welt", nach Britanniens eigener stolzen Meinung, vor etwa 15000 bis 20000 Mann aufrührerischer Bergstämme den Rückzug angetreten haben, daß dieser Rückzug in den letzten Tagen um Haaresbreite an eine schwere Katastrophe heranstreifte, das der Gegner Tag für Tag die abziehenden englische» Kolonnen energisch angriff, wo das Gelände hiefür zweckmäßig erschien, und daß hiedurch auf englischer Seite die schwersten Verluste hervorzernsen wurden. Es ist ebensowenig bestreitbar, daß diese stolzeste und mächtigste englische Operations- Armee des Jahrhunderts mit aller möglichen Ge­schwindigkeit auf ihre Grenzen zurückgeeilt ist, um hinter den dort errichteten permanenten Festungswerken Schutz und Aufnahme zu suchen. Und endlich ist es auch nach den Telegrammen englischer Berichterstatter, die mitunter ganz unbewußt recht schlimme Dinge aus­plaudern, überaus wahrscheinlich, daß in diesen letzten Tagen des Rückzugs die Bande der Ordnung in den britischen Marschkolonnen bedenklich gelockert waren und es für diese is der That als ein großes Glück angesehen werden muß, daß das Grenzfort Bara nach den letzten aufreibenden Nachhutgesechten in den Eng­nissen des Barafluffes nur mehr einen Tagmarsch entfernt gewesen war.

Hält man mit diesem, nur in den allgemeinsten Zügen, hier skizzierten ungünstigen Endergebnis der britischen Operationen zusammen, daß sie schon fast drei Monate dauern, daß ober in dieser langen Zeit die GesamtvorwSrtsbewegung der Armee in das feind­liche Gebiet hinein nur 30 englische Meilen, etwa 48 Kilometer, betrug, so kann man unbeschadet aller Sympathie und Anerkennung für die vielfach ausge­zeichnet brave Haltung der Offiziere und Mannschaften, vom Standyunä koutenentaler Fachkritik, diesen ganzen

Feldzug doch nur als einen geradezu kläglichen Miß- Erfolg der militärischen Leistungsfähigkeit bezeichnen.

Dieses herbe Urteil findet eins weitere Bestätigung darin, daß bei den Operationen im Afridiland mehr als 100 britische Offiziere getötet und verwundet wurden, daß der Mannschast-verlust weit über 1600 an englischen und eingeborenen Soldaten beträgt und daß alle diese schweren Menschenopfer ebenso wie der ungeheure finanzielle Aufwand gänzlich umsonst ge­macht worden sind! Das Ziel und der einzige Zweck des Feldzuges: die aufrührerischen Bergstämme zu demütigen und zu züchtigen, ihnen in ihrem Lande den Frieden zu diktieren und dort ihre Unterwerfung und die Bitte um Gnade entgegenzunehmen, ist nicht nur nicht erreicht worden, sondern geradezu in das Gegenteil umgeschlagen! Die Stämme sind heute kriegslustiger und kühner geworden als zum Beginn des Feldzuges, aus der Rolle der Verteidiger sind sie in jene der Angreifer und Verfolger übergegangen und die Vorteile, welche sie hierbei errangen, werden ihr eigenes Selbstgefühl nicht nur mächtig gehoben, sondern auch auf die Nachbarstämme übertragen haben.

Und dies alles geht an der empfindlichsten Stelle des britischen Riesenreiches in dem an Naturreich- tümern unübertrefflichen Indien vor sich.

Landesnachrichten.

Altensteig, 29. Dez. Der Gemeinde­schaden im Steuerjahr 1897/98 ist in den einzelnen Gemeinden des Oberamtsbezirks Nagold ein recht unterschiedlicher: während in den 38 Gemeinden des Bezirks 6 Gemeinden (Altensteig Dorf, Ettmanns- weiler, Gaugenwald, Schietingen, Simmersfeld und Ueberberg) gar keinen Gemeindeschaden umlegen, ja sogar mehr oder weniger Bürgergaben verteilen, be­läuft sich in anderen Gemeinden der Gemeindeschaden sehr hoch. So müssen pro 1897/98 auf IMk. Staats- fteuer umgelegt werden in der Gemeinde Bösingen 4 Mk. 75 Ps.. in Wenden 3 Mk. 97 Pf., in Enz- thal 3 Mk. 90 Pf., in Effringen und Schönnbronn je 3 Mk. 03 Pf. Der Gemeindeschaden in der Stadt Altensteig beträgt 34 Pf. und derjenige in der Ober­amtsstadt Nagold 39 Pf. pr. 1 Mark Staatssteuer. In der Stadt Wildberg beträgt der Gemeindeschaden 2 Mk. 18 Pf. pr. 1 Mk. Staatssteuer, letztere Ge­meinde ist die einzige Gemeinde des Oberamtsbezirks die auch noch einen Zuschlag von 50 Pf. auf 1 Mk. 20 Pf, staatliche Liegenschaftsaccise erhebt. Auch die Stadt Nagold erhebt einen Zuschlag zu einer staat­lichen Steuer, nämlich 4 Mk. auf 8 Mk. Hunde­steuer. In der Residenzstadt Stuttgart beträgt der umzulegende Stadtschaden unseres Wissens unter 2 Mk. (ca. 1 Mk. 80Pf.) auf IMk. Staatssteuer; daneben ist freilich nicht zu übersehen, daß Stuttgart auch noch bedeutende Zuschläge zur Liegenschaftsaccise und zur Hundesteuer sowie Verbrauchssteuern bei Gas, Fleisch und Bier erhebt. -t.

* Altensteig, 29. Dez. Zur Wasserleitungs­frage wurde gestern hier ein Flugblatt verbreitet, in welchem die Interessenten auf den öffentlichen Sprech- saal-Artikel in Nr. 199 d. Bl. erklären, daß nach An­sicht von Sachverständigen die Schwankungen in den höchstgelegenen Wohnungen trotz eingesetzter Wasser­uhren nach wie vor eintreten müssen, wenn verschiedene Abnehmer zu gleicher Zeit der Leitung Wasser ent­nehmen; deshalb möchten die Interessenten sich gegen eine weitere große Belastung, die doch kerne Abhilfe schaffe, verwahren. Die Einsender sind, sagt das Flugblatt weiter, weit entfernt, den 4 höchstgelegenen Häusern die Wohlthat der Wasserleitung zu schmälern, sind jedoch der Ansicht, daß anderweitig geholfen wer­den kann, ohne die Gewerbetreibenden, welche mit Wasserzins ohnehin hoch genug angelegt sind, noch in weitere Kosten zu bringen. Wir halten dafür, die Stadtväter sollten die Wasserleitungsfrage einer baldigen die beiderseitigen Interessenten befriedigenden Lösung entgegenführen.

lHei der Gemeinderatswahl in Berneck vereinigten die ryeisten Stimmen auf sich: Stiftungspfleger Wurster und Schuhmacher Joh. Gg. Frey.

* Monhardt, 28. Dez. Heute kam Jak. Kalm- bacher von hier im Ebhauser Gemeindewald unter ein Stück Langholz. Außer einem Rippenbruch erhielt er noch sonstige Verletzungen, so daß er schwerverletzt darniederliegt.

* Schöne Weihnachtsfreuden durften die Einwohner

von Oberkollbach in diesem Jahre erleben. Küfer Jakob Bohnenberger von dort, wollte am 24. d. M. in betrunkenem Zustande aus geringfügigem Anlaß in die Wohnung des im gleichen Hause wohnenden Joh. Gg. Rentschler eindringen, was aber von diesem durch Abwehr vereitelt wurde. B. feuerte nun, wahr­scheinlich um R. einzuschüchtern, im Hausöhrn mittelst einer alten Reiterpistole einen Schuß ab, was zu einem Handgemenge zwischen beiden führte. Dem herbei­geeilten Schwiegersohn des R. gelang es nun nach vieler Mühe, ihm die Pistole zu entreißen, er brachte sie dem Ortsvorsteher und erstattete Anzeige. Während dessen Abwesenheit holte B. aus seiner Wohnung ein mit Schroten geladenes Gewehr, stellte sich, nachdem er nochmals einen vergeblichen Versuch gemacht, in die Wohnung des R. einzudringen, in dem Hofraum vor einem Fenster auf und feuerte das Gewehr m die Wohnung des R. ab, wodurch er die mit Ver­binden ihres Vaters beschäftigte Tochter in den Unter­arm traf, so daß dieser nicht weniger als 27 Schrote im Arm stecken blieben. Bohnenberger wurde noch am Abend des 24. durch den Ortsvorsteher in Ver­wahrung genommen und am Christfest Abend durch den Stationskommandanten dem Amtsgericht nach Calw eingeliefert. (C. W.)

* Stuttgart, 27. Dezbr. Obwohl Heuer zur Bewältigung des Päckereiverkehrs über Weihnachten zwei Ausgleichstellcn Stuttgart und Ulm ein­gerichtet waren, zeigte sich doch der Stuttgarter Bahn- Hof dem Verkehre nicht mehr gewachsen. Dieser hat allerdings eine nie geahnte Höhe erreicht: es waren an den beiden Haupttagen 78 000 Gepäckstücke zu befördern. So kam es denn, daß noch am Christfeste ganze Berge von Paketen im Bahnhof aufgehäuft waren. An einem der Haupttage erschien der Minister­präsident Frhr. v. Mittnacht persönlich hier, um sich von der Kalamität zu überzeugen. Man hat sich in postalischen Kreisen darüber aufgehalten, daß die Stuttgarter Umgehungsbahn nicht für den Päckerei- verkehr herangezogen wurde. Nichts wäre doch ein- facber gewesen, als wenn an den beiden Endstationen derselben, Untertürkheim und Kornwestheim, größere Schuppen zur Auswechslung der Poststücke errichtet worden wären. Dann wären auch dieChristkindle" überall richtig eingetroffeu.

* Eßlingen, 27. Dezember. In einem unserer Filialorte tritt seit einiger Zeit unter der Kinderwelt die Diphtheritis stark aus und hat bereits auch ein Opfer (ein Mädchen von 7 Jahren) gefordert. In mancher Familie liegen zwei bis drei Kinder darnieder, in anderen wurden die Kinder teilweise in anderen Häusern untergebracht, ebenso sind einige Kinder ins hiesige Krankenhaus verbracht worden. Das Heilserum wird jetzt allenthalben mit gutem Erfolg angewendet.

* Eßlingen, 26. Dez. Mehrere Jahre hindurch war es in der hiesigen Herberge zur Heimat üblich, daß alle Handwerksburschen, die am heiligen Abend zugereist kamen, neben freier Bewirtung noch mit einer Weihnacbtsgabe, einem Kleidungsstück oder sonst einem nützlichen Gegenstand, bedacht wurjWr. Das hatte zur Folge, daß der Zuspruch sich mit"siedem Jahr mehrte, so stellten sich vor zwei Jahren am heiligen Abend über 400 Reisende ein, und das bewog den Verwaltungsrat, sich auf die freie Bewirtung zu be­schränken. Heuer kamen an diesem Tage etwa 120 Reisende an, für die bei eintretender Dunkelheit im Saal eine religiöse Feier gehalten wurde; der Posaunen- chor des Jünglingvereins begleitete bei derselben den

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