wird sodann angenommen. Ebenso Art. 17, 18 und 19 nach kurzer Darlegung durch den Berichterstatter. Art. 20 des Regierungsentwurss (Verpflichmng des Erben zur Anmeldung und Nachzahlung der vom Erblasser hinterzogenen Steuer) veranlaßt eine längere Debatte. Der Entwurf bestimmt, daß der Erbe das dreifache der hinterzogenen Steuer zu bezahlen hat. Die Kommission schlägt dagegen als Art. 21s, vor, daß der Erbe nur den einfachen Betrag zu zahlen hat, wenn er innerhalb 6 Monaten vom Tode des Erblassers an, den vollen Steuerbetrag thatsächlich ersetzt. — Berichterstatter Sandberger befürwortet den Regierungsentwurf, ebenso Ministerialrat Schneider, dem tritt Rem bald (C.) unter Hinweis auf das Buch Sirach entgegen, er hält es für unmoralisch, den Erben zur Denunziation des Erblassers, der oft der Wohlthäter sein könne, zu veranlassen. Er empfehle den Kommissionsantrag. Im gleichen Sinne spricht Gröber (Ctr.). Sandberger verweist auf das Buch Moses, nach dem die Sünden der Väter an den Kindern bis ins 3. und 4. Glied heimgesucht werden sollen. Derartige Verfehlungen der Erblasser sollen gesühnt werden, und zwar als Verfehlungen. Er beantrage Wiederherstellung des Regierungsentwurfs. Gröber (Z.) will sich nicht auf das Gebiet der Bibel stellen; sein Gebiet, auf dem er sicherer sei, sei das juristische. Ministerialrat Schneider sucht dem wiederholt entgegenzutreten. Der Kommissions- Antrag wird mit großer Majorität angenommen. Art. 21, 22, 23 und 24 werden ohne Debatte genehmigt. Bei der Gesamtabstimmung wird das Gesetz mit 66 gegen 12 Stimmen angenommen. Mau geht über zur Beratung des Gesetzentwurfs betr. die Wandergewerbesteuer. Rembold (C.): Der Entwurf gebe ein Sondergesetz für eine einzelne Gattung von Gewerbetreibenden, für die an Stelle der allgemeinen Einkommen- und der sonstigen Gewerbesteuer ein besonderes ausschließliches Besteuerungssystem aufgestellt werde. Die Frage, ob ein solches Sondergesetz, das die Steuerpflichtigen schärfer und gründlicher heranziehen will, begründet erscheine, sei zu bejahen. — Mitberichterstatter Binz (V. P.) spricht sein Einverständnis mit dem Gesetzentwurf aus. Egger (C.), Lang (V. P.), Sachs (D. P.) undNußbaumer (C.), Ministerialrat Schneider betont, daß das Gesetz eine gerechte Verteilung bringe. Weidle (V. P.): Es müsse zwischen den einzelnen Hausierern unterschieden werden. Der Entwurf, wie ihn die Kommission vorlege, könne zur Annahme empfohlen werden. Schluß der Sitzung.
In der 178. Sitzung wurde der Gesetz-Entwurf über die Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer mit 71 gegen 10 Stimmen angenommen. Hierauf wurde der Landtag vertagt. Näherer Bericht folgt.
LandeSnachrichten.
* Alten steig, 23. Dez. Der hiesige Privat- spar-Verein, welcher im Jahr 1837 gegründet wurde, blickt nun auf eine 60jährige Thätigkeit zurück. Aus dem in gestriger Versammlung vorgetragenen Rechenschaftsbericht seien hiemit folgende Ziffern hervorgehoben. Es betragen im Rechnungsjahr 1896/97 die Einnahmen 308,516 Mark 62 Pf., die Ausgaben 297,077 Mk. 35 Pf., der Kassenvorrat am 1. Juli
des Lindenhofes ins Reine zu kommen; „ich führe die Bücher, du, Onkel, leitest das Aeußere, wir werden schon gut miteinander auskommen; ich habe weit- tragendere Pläne für die Zukunft als du glaubst."
„Die wären?" fragte Wellendorf gespannt.
„Man spricht davon, daß unser Gutsnachbar sein Hüttenwerk zu verkaufen gedenkt. Das wäre ein Feld für meine Thätigkeit. ich bin darin viel erfahrener als in der Landwirtschaft; wie du weißt, habe ich drei Jahre bei einem Vetter meiner Mutter zugebracht, dieser hatte großartige Eisenwerke, und ich habe mich dort mit Vorliebe, ich kann sagen, so ziemlich nützlich beschäftigt. Sobald du etwas Näheres über die Absichten unseres Nachbars erfährst, schreibe mir, nötigenfalls kürze ich meine Reise ab und komme früher zurück, um die Unterhandlungen selbst zu leiten."
Onkel Oskar ergriff die Hände des jungen Mannes und sah ihm fest ins Gesicht.
„Laß dich nicht von deinem Edelmute zu weit Hinreißen," sagte er mit bewegter Stimme; „der Lindenhof ist dein unbestrittenes Eigentum, du bist hier der Herr und ich bin bloß der Verwalter deines Gutes."
„Die Verwaltung könnte aber in keinen besseren Händen liegen, als in den deinigen," entgegnete Volkmann herzlich — „lassen wir es so wie es ist, es soll keine Veränderung in den Verhältnissen eintreten; so wie es ist, ist es am besten."
Für Melitta begann nun eine köstlichschöne Zeit. Von Tag zu Tag lernte sie ihren Gatten mehr schätzen und — lieben. Jetzt erst lernte sie die wahre Bedeutung des Wortes „Liebe" kennen. Was war die
1897 11,439 Mk. 27 Pf., das Aktiva-Guthaben des Vereins beträgt 1,050,775 Mark 90 Pf. und das Pasiva-Guthaben der Mitglieder 1,023,937 Mk. 47 Pf. und zwar der hiesigen Einleger 359,844 Mk. 57 Pf., der auswärtigen 664,092 Mk. 90 Pf. Das Reinvermögen betrug im Vorjahr 25,090 Mk. 33 Pf., Heuer 26838 Mk. 43 Pf., somit Zunahme 1748 Mk. 10 Pf. Neu eingelegt wurden von hiesigen Einlegern 33,652 Mk.. von auswärtigen 92,360 Mk., zus. 126,012 Mk. Einlagen wurden zurückgezogen (samt Zins) 106,797 Mk. 46 Pf. Die Zahl der hiesigen Einleger beziffert sich auf 787, der auswärtigen auf 1704, zus. 2491. Schuldposten sind 916 vorhanden. — Der Verwaltungsrat wurde wiedergewählt und in Ansehung des großen Geschäftsumfanges dem Kassier eine fixe jährliche Besoldung von Mk. 3000 ausgesetzt. Der Verein erfreut sich des steigenden Vertrauens und es kann nur gewünscht werden, daß der Verein, welcher aus kleinem Anfangsgebilde sich so kräftig entwickelt hat, was bei seinem nunmehrigen 60jährigen Bestehen mit Anerkennung verzeichnet werden muß, künftig einer gleich günstigen Entfaltung entgegengeht. Vieler Segen ist zweifelsohne in der langen Zeit von diesem Verein ausgegangen, denn er bot dem fleißigen Sparer Gelegenheit die redlich erworbenen Groschen nutzbringend anzulegen. Daß Sparsamkeit kein Unsinn ist, wie in Verkennung über das was Not thut vielfach gelehrt wird, wird uns derjenige bestätigen, welchem seine Ersparnis bei Gründung eines eigenen Heerds zur größten Wohlthat gereichte. Möge desw egen der Sparsamkeitssinn nie erlahmen.
In der gegenwärtigen Weihnachtszeit, wo jedermann mit Geschenken bedacht wird, dürfte es angezeigt sein, auch der Briefträger und Landpost boten zu gedenken. Tausende von Kistchen und Palleten machen in diesen Tagen die Reise von einem Ort zum andern, überall mit Sehnsucht erwartet und mit Freuden begrüßt. Tag für Tag, auch bei der schlechten Witterung, liegen die Briefträger und Postboten ihrem Berufe ob. Mögen daher unsere geehrten Leser dieser wackeren Leute an den bevorstehenden Festtagen in Liebe und Güte gedenken!
§. Erzgrube, 21. Dez. Bereits hat der diesjährige Winter ein Menschenleben gekostet. Am 1. Advent kamen 2 Lehrlinge von Röth (beide aus Pfalzgrafenweiler gebürtig- hieher. Auf dem Heimweg kam einer derselben auf der Höhe zwischen der Nagold und Murg nicht mehr weiter und blieb liegen. Sein Kamerad eilte heim und meldete dies seinem Lehrherrn. Allein trotz eifrigen Suchens in derselben Nacht konnte er nicht mehr aufgefunden werden. Er hatte sich scheints wieder erhoben und in dem Schneegestöber den Weg verfehlt. Gestern abend endlich fanden ihn einige Leute, welche in Besenseld bei einer Leiche waren, auf dem Hilpertsberg in der Nähe der Straße von Jgelsberg nach Besenseld. Auch dieser Fall ist wieder eine Mahnung, sich bei dieser Jahreszeit nicht zu spät auf den Heimweg zu begeben.
* Göttelfingen, 22. Dez. Am heutigen Tag fand die Gemeinderatswahl statt. Die Wahlbeteiligung seitens der Bürger war so schwach, daß auf den Nachmittag eine Neuwahl anberaumt werden mußte. Es stimmten im ganzen 50 Prozent ab. Als gewählt gingen die seitherigen Mitglieder des Gemeinderats
aus der Wahlurne hervor, nämlich Gemeindepfleger Stoll und Anwalt Theurer.
Z Besenfeld, 21. Dezember. Bei der heute stattgefundenen Gemeinderatswahl haben von 91 Wahlberechtigten 55 abgestimmt. Gewählt wurden Sonnenwirt Berger mit 26 Stimmen, Johs. Müller, Oberwiesenbauer mit 19 Stimmen. Weitere Stimmen erhielten: Mich. Fr. Sackmann, Bauer 16 Stimmen, Johs. Sackmann, Bauer 14 Stimmen, Fr. Klumpp, Weber 13 Stimmen. Bemerkt wird, daß Sonnenwirt Berger jetzt zum drittenmal in den Gemeinderat gewählt wurde.
* Reichenbach, 21. Dezember. Bei der am 17. ds. Mts. stattgefundenen Gemeinderatswahl wurden mit Stimmenmehrheit gewählt: Andreas Rentschler, Kaufmann, Johs. Heinzelmann, Schmied.
* Höfen, 20. Dez. Nachdem die hiesige Gemeinde seit 1894 eines eigenen Gotteshauses sich erfreut, ist am 15. d. M. nun auch der erste Pfarrer in das neugebaute, in schmuckem Schwarzwaldstil sich erhebende Pfarrhaus eingezogen. Die zahlreiche Beteiligung der Kirchengenossen an der gestrigen Jnvestiturfeier im Gotteshaus und beim Festmahl bewies, wie sehr die Gemeinde den Besitz eines eigenen Geistlichen zu schätzen weiß.
* Ludwigsburg, 21. Dez. Gestern sachmitag fand im K. Schlosse dahier die von der verstorbenen Prinzessin Marie eingeführte Christbescherung armer Familien aus Stadt und Amt Ludwigsburg statt, zu welcher etwa 30 Familien mit über 200 Köpfen gekommen waren. Erst wurden die Gäste mit Kaffee bewirtet, und alsdann in den großen Saal geführt, in welchem unter dem strahlenden Lichte zweier Christbäume und der Kronleuchter die Bescherung durch die Königin und Prinzessin Pauline vorgenommen wurde. Jede Familie erhielt Kleidungsstücke, Weißzeug, Schuhe, Strümpfe, Zucker, Kaffee und dazu ein Spielzeug und einen neuen Thaler.
* (Verschiedenes.) In Kirchheim a. N. wurde dem ledigen Metzger Beck beim Wursten der rechte Daumen vollständig von der Maschine abgeschnitten. — Nach den bis jetzt vorliegenden Zahlen wird der Liegenschaftsumsatz auf dem Stuttgarter Rathause in diesem Jahre eine Höhe erreichen, wie er sie seit dem „berühmten" Jahre 1872 nicht hatte. Er wird annähernd 52 Millionen erreichen, wenn nicht überschreiten. — In Ulm ist aus dem neuen Oberamtsgefängnis der zu 4 Jahren Zuchthaus verurteilte Eberhard Fischer von Gingen, OA. Geislingen ausgebrochen, indem er sich auf irgend eine Weise drei Stockwerke hoch herunterließ. — In Dettingen wurde die Leiche einer ca. 24 Jabre alten Frauensperson aus der Donau gezogen. Bei der Leiche fand man eine goldene Uhrkette, Uhr und Ohrringe.
* Berlin, 22. Dez. Das Kl. Journal meldet aus Madrid: Bei einem Stierkampf in Guadalara durchbrach ein Stier die Planke, drang in den Zuschauerraum ein und tötete acht Personen. Infolge der Panik wurden weitere 30 Personen verwundet.
* Berlin, 23. Dez. Aus Petersburg wird dem Berliner Lokalanzeiger berichtet: Sämtlichen Zeitungen und Journalen ging der Befehl der Regierung zu, in der deutsch-chinesischen Angelegenheit jegliche sarkastischen
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kindische Neigung, welche sie für Konrad empfunden, die leidenschaftliche Glut, welche sie Cornaro entgegengebracht, gegen die tiefe, innige Zärtlichkeit, welche sie für ihren Gatten zu fühlen begann?"
Wie rein, wie edel stand er in seiner Selbstverleugnung vor ihr, als er ihr sagte, daß er um Onkel Oskars willen darauf verzichte, so lange dieser lebte, Herr das Lindenhofes genannt zu werden. Wie gut, wie zartfühlend zeigte er sich gegen sie, die arme Waise, die ihm Glück und Wohlstand zu danken hatte! War es anders möglich, als daß sie ihn liebte? Nicht mit dem stürmischen Ungestüm eines heißen, jungen Herzens, sondern mit der ganzen Innigkeit eines Weibes, das mit seiner Liebe auch die höchste Achtung für den geliebten Mann empfindet.
Man reiste in die Residenz : Melitta wollte dort Frau Walther und ihren ehemaligen Musiklehrer besuchen ; auch Konrad sollte dorthin kommen, der Präsident war gestorben und Konrad nunmehr der Besitzer eines großen Vermögens.
Frau Walther freute sich herzlich, ihre einstige Schutzbefohlene wiederzusehen und konnte nicht müde werden, Melitta vorzusagen, wie sie sich seit einem Jahre zu ihrem Vorteil verändert hatte.
Melitta hörte ihr lächelnd zu ; wenn sie den Wunsch hegte, hübsch auszusehen, so geschah es nur um ihres Gatten willen, ihr lag jede persönliche Eitelkeit fern.
Volkmann wollte einige Geschäftsgänge besorgen und sie dann von Frau Walther abholen, um mit zu ihrem alten Professor zu gehen; in längstens zwei Stunden, hatte er gesagt, würde er da sein. Nun
waren genau zwei Stunden vergangen und Volkmann kam immer nicht.
„Ich möchte wissen, wo Hugo bleibt," unterbrach sie Frau Walther in ihrem Redestrom; „er ist sonst immer so pünktlich."
„Herr Volkmannwird gewiß bald kommen," tröstete Frau Walther, — „horch, da klingelt es — ich höre Männerstimmen, es klopft — herein!"
Melitta sprang auf.
„Hugo — Konrad!"
Vor ihr stand der Freund ihrer Kindheit, das einstige Ideal ihrer schwärmerischen Mädchenträume — Konrad Wellendorf.
„Konrad," wiederholte Melitta bestürzt und doch auch wieder freudig überrascht. Nicht wie sonst flog sie in seine Arme; mit warmem, festen Drucke hielt sie seine Rechte in ihren Händen, während sie mit bewegter Stimme sagte: „Willkommen, herzlich willkommen !"
„Meine liebe kleine Melitta," sagte Konrad gerührt, „wie freut es mich, dich so wiederzufinden, als die glückliche Gattin eines Mannes —"
Hugo Volkmann unterbrach ihn rasch; er wußte, was Konrad sagen wollte, und er wünschte jede Anspielung auf sein edelmütiges Opfer zu vermeiden.
(Fortsetzung folgt.)
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* (Zweierlei Wunsch.) Erster Schriftsteller: „Möchte mein neuestes Werk doch begriffen werden!"
Zweiter Schriftsteller:
tiernrilsAN werden!"
„Möchte das meinige doch